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Fundstücke => unbekannte Gesteine, auch meteoritenverdächtige => Thema gestartet von: lithoraptor am September 21, 2010, 18:25:35 Nachmittag

Titel: Ideen zur Genese dieses Stückes
Beitrag von: lithoraptor am September 21, 2010, 18:25:35 Nachmittag
Moin!

Ich möchte Euch im Folgenden ein paar Bilder eines ockergelben Hornsteins präsentieren. Das Stück soll von Böllstein im Odenwald stammen und hat mich über ein weiteres paar Hände erreicht. Ich darf an dem Stück nichts verändern, also frisch anschlagen oder sägen ist nicht erlaubt - wohl auch nicht nötig, da das Material selbst ja schon identifiziert ist.

Das Problem bei dem Stück ist seine merkwürdige Oberflächenstruktur. Ich bin mir nicht sicher, ob es sich hier um ein rein sedimentäres bzw. chemosedimentäres Phänomen handelt oder ob nicht doch ein biogener Einfluss (etwa eine fossilisierte Algenmatte etc.) vorhanden ist.

Das Stück zeigt keinerlei Mikrostrukturen, die etwa auf einen Schwamm oder ähnliches hinweisen würden. Ich habe auch schon an eine Art von Spurenfossil (abstruser Gang) oder einen Koprolithen gedacht (inzwischen jedoch wieder verworfen). Wie auch immer, bisher konnte ich keine befriedigende Antwort finden und wäre für jeden weiteren Hinweis dankbar.

Hier mal ein paar Bilder von dem Stück. Der Maßstabswürfel hat 1 cm Kantenlänge...

Hier das Stück in der Aufsicht...
Titel: Re: Ideen zur Genese dieses Stückes
Beitrag von: lithoraptor am September 21, 2010, 18:26:42 Nachmittag
So sieht das Stück von unten aus...
Titel: Re: Ideen zur Genese dieses Stückes
Beitrag von: lithoraptor am September 21, 2010, 18:28:41 Nachmittag
Hier eine Seitenansicht des Stückes...
Titel: Re: Ideen zur Genese dieses Stückes
Beitrag von: lithoraptor am September 21, 2010, 18:30:04 Nachmittag
Hier die Ansicht der anderen Seite mit einer recht frischen Bruchstelle...
Titel: Re: Ideen zur Genese dieses Stückes
Beitrag von: lithoraptor am September 21, 2010, 18:31:30 Nachmittag
Hier schließlich die frischere Bruchstelle mal im Detail...
Titel: Re: Ideen zur Genese dieses Stückes
Beitrag von: Buchit am September 21, 2010, 18:53:45 Nachmittag
Hallo,

auf dem letzten Bild meine ich, im Bereich der Bruchstelle so etwas wie regelmäßig wiederkehrende Strukturen (fast wie eine Schichtung) zu erkennen - insbesondere dort, wo die Bruchfläche die Unterkante des Gesteins schneidet. Täuscht dieser Eindruck, oder ist da wirklich so eine Struktur? :gruebel:

Faszinierend!  :wow: würde ein bekannter Außerirdischer angesichts dieser Form wohl sagen...

Gruß,
Buchit
Titel: Re: Ideen zur Genese dieses Stückes
Beitrag von: lithoraptor am September 21, 2010, 19:22:07 Nachmittag
Moin Buchit!

Ich kann eine Schichtung des Materials nicht gänzlich ausschließen, jedoch auch nicht voll bestätigen, da es keine einheitlichen (oder sagen wir gleichgerichteten) durchgängigen Merkmale dafür gibt (an einigen Bruchflächen zwängt sich dieser Eindruck jedoch auf. Warum auch nicht, ist ja auf alle Fälle ein sedimentäres Gestein.). Wenn dann ist so etwas, wie eine Schichtung jedoch nur im unteren Bereich des Stückes vorhanden (das könnte auch die dortige Bruchfläche erklären (von einer Kluft etc. mal abgesehen). Evtl. ist eine Schichtung, so es sie denn gibt bzw. gab durch den Prozess, welcher die Oberfläche gestaltet hat beeinträchtig (verfältelt oder zerstört) worden.

Gruß

Ingo
Titel: Re: Ideen zur Genese dieses Stückes
Beitrag von: speul am September 21, 2010, 20:48:03 Nachmittag
Hallo Ingo,
und wie wärs mit einer Kongretion, erinnert mich dehr an die Quarzitkongretionen in der Braunkohle von Helmstedt und Umgebung/Allertal
Habe ähnliches auch schon in der Kiesgrube gesehen, aber das ist es nicht, denn dann wäre es kalkig.
Leider ist mir die Geologie des Fundpunktes vollkommen unbekannt. Deswegen der Satz, den ich bei einem Kunden habe schätzen gelernt:
"Keinerlei Sachkenntnis trübte meine Wahrnehmung"  :super:
hat doch was, oder?
Grüße
speul
Titel: Re: Ideen zur Genese dieses Stückes
Beitrag von: Buchit am September 21, 2010, 20:57:23 Nachmittag
Hallo speul, hallo Ingo,

das mit der Geologie des Fundortes ist ja auch noch so eine Sache: Der Böllsteiner Odenwald ist noch Teil des kristallinen Odenwaldes; Sedimentgestein gibt es da meines Wissens nach in der Nähe nur in Form von Buntsandstein - und im Buntsandstein gibt es zwar hier und da Chalcedonkonkretionen, aber gelben Hornstein?  :gruebel: Eher nicht.  :fingerzeig: Den hätte ich spontan im Jura der schwäbischen Alb verortet; und dann wäre das Stück wahrscheinlich anthropogen verschleppt.

Aber das ist alles sehr theoretisch. Ich kann den Finder verstehen, dass er ein so exotisches Stück nicht beschädigen will; aber wenn sich nicht doch noch jemand findet, der das Ding spontan richtig einordnen kann, wird es wohl auf das Vitrinenschild "Problematikum" hinauslaufen... :nixweiss:

Gruß,
Buchit
Titel: Re: Ideen zur Genese dieses Stückes
Beitrag von: lithoraptor am September 22, 2010, 15:26:18 Nachmittag
Moin!

"Keinerlei Sachkenntnis trübte meine Wahrnehmung"  :super:
hat doch was, oder?

Ja, der ist wirklich gut! :laughing: Den muss ich mir unbedingt merken, denn brauchen wird man ihn sicher häufiger mal. :baetsch:

Gut, aber nun wieder zum Fundstück. Eine konkretionäre Bildung ist möglich, aber die Oberfläche ist sehr skurril und ich hätte etwas vergleichbares Silikatisches bisher noch nicht gesehen.

das mit der Geologie des Fundortes ist ja auch noch so eine Sache: Der Böllsteiner Odenwald ist noch Teil des kristallinen Odenwaldes; Sedimentgestein gibt es da meines Wissens nach in der Nähe nur in Form von Buntsandstein - und im Buntsandstein gibt es zwar hier und da Chalcedonkonkretionen, aber gelben Hornstein?  :gruebel: Eher nicht.  :fingerzeig: Den hätte ich spontan im Jura der schwäbischen Alb verortet; und dann wäre das Stück wahrscheinlich anthropogen verschleppt.

Ja, an eine anthropogene Verschleppung habe ich auch schon gedacht und halte diese auch für sehr wahrscheinlich. Aus diesem Grunde schrieb ich ja oben schon "soll von daher stammen". Dennoch löst auch dieser Gedanke mein Geneseproblem nicht...

Gruß

Ingo
Titel: Re: Ideen zur Genese dieses Stückes
Beitrag von: fossi47 am September 22, 2010, 16:33:48 Nachmittag
Hi Ingo,
nachdem die Sandsteinvariante gestorben ist,was haltet Ihr davon,Der Kieselsäuregel hatte im frühen Stadium eine wolkenähnliche Struktur wie Hyalit und hat sie im Prozeß der Entwässerung/Verfestigung beibehalten.Andere wolkige Strukturen (Glaskopf/Achat/Chalzedon/Sphalerit)sehen zwar oberflächlich ähnlich aus,haben aber von der Genese her immer deutliche Schichtungen.Was intelligenteres fällt mir nicht ein.
Gruß Günter :gruebel:
Titel: Re: Ideen zur Genese dieses Stückes
Beitrag von: speul am September 22, 2010, 16:57:31 Nachmittag
Ich bleibe bei meiner Deutung,
schauts z.B. hier: http://www.whymap.org/DE/Themen/GG__Palaeontol/Sammlung/Objekt__Monat/Bilder/0310__knollenquarzit__k,property=default.jpg (http://www.whymap.org/DE/Themen/GG__Palaeontol/Sammlung/Objekt__Monat/Bilder/0310__knollenquarzit__k,property=default.jpg)
grüße
speul
Titel: Re: Ideen zur Genese dieses Stückes
Beitrag von: Peter5 am September 22, 2010, 17:29:56 Nachmittag
Hallo Ingo,

also diese nierenartige Aggregation sieht meiner Pseudomorphose von Crandallit nach Wavellit aus Apricke, Sauerland schon sehr ähnlich (siehe angehängtes Foto)!  :laughing:

Es soll aber auch Sandstein-Pseudomorphosen geben. Weshalb sollte das nicht auch hier zutreffen?  :prostbier:

Zumindest könnte Dein Stück theoretisch auch eine pseudomorphe Gesteinsbildung aus dem Odw. darstellen (z.B. "Buntsandstein nach Hornstein oder nach Chalcedon"). Chemisch wäre das dann Sandstein, der den Hornstein oder Chalcedon (?) verdrängt hätte. Nur die Form des ursprüngl. Gesteins blieb dann erhalten. Ursächlich dafür könnten z.B. durch tektonische Ereignisse mobilisierte Lösungen gewesen sein (ggf. durch Veränderung des Nebengesteins). Oder es geht ggf. generell auch um einen diagenetischen Prozess. .. nur mal so jetzt "ins Unreine gesponnen". :hut:

http://de.wikipedia.org/wiki/Diagenese

--------------

Zu Koprolithen sag ich jetzt mal nein. Die sehen anders aus. Andere Fossilien - auch nein, meiner Ansicht nach.  :smile:

Gruß Peter5  :winke:
Titel: Re: Ideen zur Genese dieses Stückes
Beitrag von: Peter5 am September 22, 2010, 17:44:15 Nachmittag
Hallo speul,

eine Kongretion kenne ich leider nicht; finde dazu auch nichts im www; nur den Begriff Konkretion kenne ich, z.B. im Zusammenhang mit Limonit.  :smile:

Lt. Wikipedia ist
eine Konkretion eine unregelmäßige, häufig auch rundlich gestaltete Mineralmasse, die in einem anders gearteten feinkörnigen Sediment aus einer wässrigen, zirkulierenden Lösung (Porenwasser) ausgesintert ist (genaueres hierzu - siehe --> Mineralienatlas - Lexikon).

Diese Definition verstehe ich auch.  :laughing:

Sandstein-Konkretion könnte auch für das abgebildete Stück im Ausgangsbeitrag vom Ingo zutreffen!

Gruß Peter

Titel: Re: Ideen zur Genese dieses Stückes
Beitrag von: Buchit am September 22, 2010, 22:19:31 Nachmittag
Was die exotische Form angeht: Feuerstein-Sammler aus Norddeutschland haben mir mehrfach versichert, dass Feuersteine die verrücktesten Formen annehmen könne, von denen man schwören wollte, sie seien organischen Ursprungs (und nach dem bißchen Feuerstein, das ich an der Nordseeküste selbst gesammelt habe, neige ich dazu, ihnen zuzustimmen). Nun sind Feuersteine ja nichts anderes als Silikatkonkretionen einer bestimmten Schichtstufe (der Schreibkreide). Wenn das also eine verschleppte Hornsteinkonkretion aus dem Jura oder auch dem Buntsandstein (das glaube ich wegen der Farbe nicht) ist, dann ist die Form vielleicht tatsächlich reiner Zufall, oder ein organischer "Kern" wurde von SiO2 verdrängt und überwuchert, so dass die ursprüngliche Form nicht mehr zu erkennen ist. :gruebel:

Gruß,
Buchit
Titel: Re: Ideen zur Genese dieses Stückes
Beitrag von: lithoraptor am September 23, 2010, 09:22:49 Vormittag
Moin!

Nun sind Feuersteine ja nichts anderes als Silikatkonkretionen einer bestimmten Schichtstufe (der Schreibkreide).
Das kann man so nicht stehen lassen, denn es ist sachlich nicht korrekt. Flint/Feuerstein gibt es bei weitem nicht nur in der Schreibkreide sondern z.B. auch sehr häufig in den Kalken des Dans und ist somit nicht auf die Schreibkreide begrenzt.

Nun aber wieder zum Stück:
Was die exotische Form angeht: Feuerstein-Sammler aus Norddeutschland haben mir mehrfach versichert, dass Feuersteine die verrücktesten Formen annehmen könne, von denen man schwören wollte, sie seien organischen Ursprungs (und nach dem bißchen Feuerstein, das ich an der Nordseeküste selbst gesammelt habe, neige ich dazu, ihnen zuzustimmen).

Ja, das Flint die abstrusten Formen annehmen kann, ist korrekt. Wie oft wurden mir schon versteinerte Beine, Goldhamster oder Geschlechtsorgane gezeigt. :laughing: Es gibt da sogar eine Dame, welche steinzeitliche aus Flint geschnitzte Mammute ohne Ende findet. :lacher: Dennoch hätte ich ein ähnliches Gebilde (und ich sammle schon seit 25 Jahren im norddeutschen Geschiebe) noch nicht gesehen. Den Einwurf von speul finde ich interessant, obwohl ich noch immer denke, dass es etwas anderes ist. Darf dieser "Knollenquarzit" (wobei Quarzit an sich ja ein metamorphes Gestein beschreibt) denn Fossilien enthalten? Ein Detail hatte ich Euch bisher, absichtlich, unterschlagen: In dem Material finden sich Kleinstfossilien, die andere Betrachter und ich als Bryozoen identifiziert haben. Ich wollte damit einer überflüssigen Diskussion darüber, ob es sich nun um ockergelben Hornstein oder Flint handelt, vorbeugen.
Die Genesevorstellung von Günter, mit der wolkenartigen Struktur des Kieselgels finde ich recht passend. Ich werde mich wohl aber dennoch mal durch ein paar dicke Sedimentwälzer quälen müssen; evtl. findet sich dort ja noch eine genauere Erklärung für so ein Gebilde...

Aber das ist alles sehr theoretisch. Ich kann den Finder verstehen, dass er ein so exotisches Stück nicht beschädigen will; aber wenn sich nicht doch noch jemand findet, der das Ding spontan richtig einordnen kann, wird es wohl auf das Vitrinenschild "Problematikum" hinauslaufen...

Natürlich ist mir klar, dass wir hier ohne Anschliff bzw. Dünnschliff nicht viel weiter kommen werden. Aber wie gesagt, letztlich hat der Besitzer des Stückes das Sagen und ein richtiger Sammler ist er wohl auch nicht.

Ich bin Euch für eure Ideen und Vorschläge auf alle Fälle sehr dankbar. Also, wenn noch jemandem hier etwas einfällt, dann immer raus mit der Sprache...

Gruß

Ingo
Titel: Re: Ideen zur Genese dieses Stückes
Beitrag von: schwarzwaldmineraloge am September 23, 2010, 11:53:41 Vormittag
Hallo,

Es gibt Silikatkonkretionen im Bereich des obersten Rotliegenden (Perm), im sog. Karneoldolomit. Diese Schicht liegt zumindest im Schwarzwald oftmals unmittelbar den kristallinen Gesteinen auf, nur selten ist (in Senken und Trögen) noch Arkose als Verwitterungsprodukt des variszischen Grundgebirges anzutreffen. Darüber folgt dann der Buntsandstein. Im oberen Buntsandstein findet sich noch ein Karneolhorizont. Diese Karneole wurden als fossile Algenmatten gedeutet. Allerdings sind die mir bekannten Exemplare alle mehr oder minder deutlich rosa oder rot gefärbt und eher zellig-löchrig.

Gewisse Ähnlichkeiten bestehen hier eher zu Muschelkalkhornsteinen (aus dem mittleren Muschelkalk). Im Südschwarzwald habe ich bereits solche nierig-traubigen Konkretionen gefunden. Weiße und bläuliche Farben überwogen, aber die Farbe ist hier weniger charakteristisch. Auch im Bereich des Kraich- und Pfinzgaues (N Pforzheim) kommen im Muschelkalk solche Hornsteinknollen vor.

Glück Auf!
Smoeller
Titel: Re: Ideen zur Genese dieses Stückes
Beitrag von: Peter5 am September 23, 2010, 18:28:53 Nachmittag
Zitat
Ein Detail hatte ich Euch bisher, absichtlich, unterschlagen: In dem Material finden sich Kleinstfossilien, die andere Betrachter und ich als Bryozoen identifiziert haben. Ich wollte damit einer überflüssigen Diskussion darüber, ob es sich nun um ockergelben Hornstein oder Flint handelt, vorbeugen.

Das ist nicht gerade gerecht.  :traurig:

Gruß Peter
Titel: Re: Ideen zur Genese dieses Stückes
Beitrag von: Peter5 am September 24, 2010, 14:18:16 Nachmittag
Na ja..nix für ungut, Ingo..will mal nicht so sein..  :weissefahne: :smile: