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Meteoriten => Tektite ... => Thema gestartet von: speul am Januar 08, 2011, 19:13:44 Nachmittag

Titel: Estlands Impaktkrater
Beitrag von: speul am Januar 08, 2011, 19:13:44 Nachmittag
Neugrund
Eine der weniger bekannten Impaktstrukturen ist der submarine Neugrund-Krater. Der Name stammt aus dem schwedischen. Nygrund bezeichnete einen Flachwasserbereich an der Südseite des Eingangsbereiches des Finnischen Meerbusens (59°20´N; 23°31´E) zwischen den Inseln Osmussaar (Odensholm) und Krass. Der Krater entstand vor 535 Mio. Jahren. Das früher angegebene Alter von 474 Mio. Jahren wurde durch Sedimentuntersuchungen im Krater präzisiert. Der Kraterdurchmesser beträgt ca. 5,5 km, umgeben von einem 50 - 100 m hohem 2,5 - 3 km breitem Wall, bis zu einer Entfernung von 10 km vom Krater ist das Grundgestein stark gestört. Krater, Kraterwall, Ejekta und Ringverwerfung können unterschieden werden. Die Tiefe beträgt etwa 500 m. Der Impaktors mit einem Durchmesser von etwa 400 m schlug in einen epikontinentalen Flachwasserbereich ein, der sich damals auf der Südhalbkugel befand. Nach dem Einschlag wurde der Krater innerhalb weniger Jahrmillionen mit karbonatischen und klastischen Sedimenten verfüllt (Cambrium/Ordovicium). Erst im Neogen wurden die Sedimente wieder abgetragen. 1998 wurde die Struktur als Impaktüberest erkannt. In dieser Zeit erfolgten in dem Gebiet Tauchgänge um Material zur Untersuchung zu bergen. Die Topografie wurde mit einem Sonar untersucht. Eine negative magnetische Anomalie im Kraterinneren und eine positive mit dem Wall korrespondierende, konnte festgestellt werden.
Die Impaktite werden unter der Bezeichnung Neugrundbrekzie subsummiert. Verschiedene Typen wie brekzinierte Amphibolite, Migmatite und Gneise sind beschrieben wurden. Sie sind in Form von über 1000 Großgeschieben (Durchmesser > 10 m) über einen Bereich von etwa 5000 km2 zu finden. 95% davon an den Stränden südlich der Neugrundbank und der Insel Osmussaar. Im 6 km langen und 300 m breiten Standbereich zwischen Cape Dirhami und Riguldi sind es 212 Blöcke über einem Meter Größe, etwas 10% aller Geschiebe. 45% davon sind amphibolitisch, 25% gneisisch, 18% granitoidisch und 12% migmatitisch. Im Kraterinneren beträgt die Dicke der Impaktbrekzie mehr als 200 m. Es handelt sich um eine clast-dominierte mono- oder polymikte Brekzie mit Effekten einer geringen Schockmetamorphose (Grad 0-1). So wurden Shatter cones gefunden, genauso wie PDFs in Quarz, diaplektisches Glas sowie dünne Schmelzveins.

Literatur:
Mattern UA, Bartholomäus WA: Neugrundbrekzie (Impaktit) als Lokalgeschiebe in NW-Estland, Geschiebekunde aktuell, 25, 2009, 4/111-126
Puura V, Ainsaar L, Erikson M: Known and unknown meteorite impact events, as recorded in the epicontinental lower palaeozoic sedimentary sequence of the baltic region, Catastrophic Event Conf. 2000, 83
Raukas A: Impact events in Estonia and their possible environmental consequences, Catastrophic Event Conf., 2000, 10
Suuroja K, Suuroja S: Neugrund structure- the newly disovered submarine early cambrian impact crater, LNES 91, 2000, 389-416
Suuroja S, All T, Plado J: Geology and magnetic signature of the Neugrund impact structure, Estonia, in: Plado J, Pesonen LJ: Impacts in Precambrian shields, Springer 2002, 277-294
Versh E, Kirsimäe K, Buchardt B: Mineralogical and stabile isotop study of impact-induced hydrothermal carbonate minerals, ESA 1st Int. Conf. Impact Cratering, Nordwijk
Suuroja S, Suuroja K: The Neugrund marine impact structure (Gulf of Finland), Estonia, in: Dypvik H, Burchell M, Claeys P (Eds.) Cratering in marine environments and on ice, 2004, 75-96

Titel: Re: Estlands Impaktkrater
Beitrag von: speul am Januar 08, 2011, 19:15:48 Nachmittag
Erratische Blöcke
Titel: Re: Estlands Impaktkrater
Beitrag von: speul am Januar 08, 2011, 19:18:00 Nachmittag
und von Nahen
Titel: Re: Estlands Impaktkrater
Beitrag von: speul am Januar 08, 2011, 19:21:12 Nachmittag
die Blöcke stehen übrigens unter Naturschutz, werden aber durch Möwen verschmutzt.
Dürfen die denn das?
Titel: Re: Estlands Impaktkrater
Beitrag von: boborit am Januar 09, 2011, 10:52:08 Vormittag
Hallo Speul,
danke für den Bericht und die Bilder - sehr interessant für einen Impaktfan.
Viele Grüße - Michael
Titel: Re: Estlands Impaktkrater
Beitrag von: gsac am Januar 09, 2011, 11:53:36 Vormittag
Besten Dank, Ulrich! Dank auch an Andi G - dieser Thread kam genau zur rechten Zeit...  :super:

Alex
Titel: Re: Estlands Impaktkrater
Beitrag von: speul am Januar 09, 2011, 16:02:07 Nachmittag
so, ist zwar denkbar schlechtes timing, da die FK von Mark alles in den Schatten stellt, trotzdem:
natürlich fehlen noch Bilder der geschnittenen Impaktite:
Titel: Re: Estlands Impaktkrater
Beitrag von: speul am Januar 09, 2011, 16:03:39 Nachmittag
und noch zwei, wohl Gneisbrekzien
Titel: Re: Estlands Impaktkrater
Beitrag von: speul am Januar 09, 2011, 16:34:16 Nachmittag
und als letztes noch eine granitoide Brekzie
Titel: Re: Estlands Impaktkrater
Beitrag von: Buchit am Januar 09, 2011, 16:41:17 Nachmittag
Hallo Speul :hut:,

auch ich sage Danke für einen interessanten Bericht. Sind in Deinen Fundstücken auch Impaktschmelzen zu sehen?

Gruß, Holger
Titel: Re: Estlands Impaktkrater
Beitrag von: speul am Januar 10, 2011, 21:46:53 Nachmittag
2. Simuna
Der Krater Simuna wird zwar in einigen Publikationen als Meteoritenkrater geführt, ist jedoch nicht in der offiziellen Liste der Impaktkrater verzeichnet. Das liegt daran, dass weder der verursachende Meteorit entdeckt wurde, noch Impaktite mit Anzeichen von Schock. Außerhalb Estlands ist er nahezu unbekannt. Trotzdem ist die damit verbundene Geschichte interessant.
Am 1. Juni 1937 trat ein kosmischer Körper in die Erdatmosphäre ein. Er bewegte sich von Ost-Nordost nach West-Südwest unter einem Winkel von 60°. In einer Höhe von 28 km explodierte er östlich der Siedlung Viru-Roela.
Im Jahre 1984 wurde die Kommission für Meteorite der Estnischen Akademie der Wissenschaften von einem Einwohner (H. Ross) auf eine eigenartige Vertiefung in der Nähe des Dorfes Orguse bei Simuna aufmerksam gemacht. Obwohl in der Umgebung von Simuna reichlich Karstformen zu beobachten sind, erklärte der Karstforscher Ü. Heinsalu, dass es sich dabei nicht um einen Karsttrichter handelt. Grabungen im Jahre 1986 kamen zu dem Ergebnis, dass es sich auch nicht um Hinterlassenschaften des letzten Krieges handelt, sondern um das Ergebnis eines Impakts.
Der Durchmesser des Kraters bezogen auf den oberen Rand des Walls beträgt 8,50 m, seine Tiefe 1,90 m. Die Höhe des "Walls" ist nur 20 - 25 cm, aber klar ringförmig und ringsherum reichend. Im Westen ist die größte Höhe zu beobachten, was einen Einschlag aus östlicher Richtung nahelegt. Die Depression bildete sich in zwei verschiedenen Schichten von Sedimenten, losem Sand in den oberen 1,10 m und darunter lehmiger Tillit. Im Krater ist die Lagerung umgekehrt. Der Wall sitzt auf ungestörtem Boden auf. Die Vertiefung wurde in der Vergangenheit als Mülldeponie genutzt, was die Nutzung von Metall-Detektoren zur Meteoritensuche de facto unmöglich macht.
Literatur:
Tiirmaa R (1997): Meteorite craters in: Raukas A, Teedumäe A (Edit.) Geology and Mineral Resources of Estland,
Tiirmaa R (2002): Meteoriidid ja meteoriidikraatrid, Tallin 2002
Czegka W, Tirrmaa R: Holocene meteor craters in central and northeast-central Europe, 61st Annual Meteoritical Soc. Meet., Abstr. #5005
Raukas A: Impact events in Estonia and their possible environmental consequences, Catastrophic Events Conf. Abstr. #3010
Raukas A(2002): Postglacial impact events in Estonia and their influence on people and the environment, Geol. Soc. Am., Spec. Paper 356, S. 563-569
Titel: Re: Estlands Impaktkrater
Beitrag von: speul am Januar 10, 2011, 21:49:14 Nachmittag
Material habe ich natürlich auch nicht, deshalb noch zwei weitere Bilder.
Der Weg dorthin ist übrigens sehr gut beschrieben und mir Wegweisern versehen.
Viel Spaß
speul
Titel: Re: Estlands Impaktkrater
Beitrag von: boborit am Januar 11, 2011, 18:11:22 Nachmittag
Sehr interessant,
von dem Krater habe ich auch noch nichts gehört.
Sollte er durch einen Meteoriten entstanden sein, muss es sich wohl um einen Steinmeteoriten gehandelt haben. Eisen hätte man sonst doch wohl heute noch finden müssen!?
Danke  :super:und Gruß - Michael :hut:
Titel: Re: Estlands Impaktkrater
Beitrag von: speul am Januar 11, 2011, 19:40:33 Nachmittag
Zitat
Die Vertiefung wurde in der Vergangenheit als Mülldeponie genutzt, was die Nutzung von Metall-Detektoren zur Meteoritensuche de facto unmöglich macht.
Titel: Re: Estlands Impaktkrater
Beitrag von: speul am Januar 11, 2011, 21:26:08 Nachmittag
So, damit Ihr Euch schon mal drauf einstellen könnt, was noch so in Planung ist, wenn es die Zeit zuläßt. Ich habe die Tour übrigens  im August 2008 gemacht.

Impaktkrater in Estland
1. Neugrund   1 Krater   8 km   submarin
2. Kärdla   1 Krater    7 km   unter Sedimenten
3. Kaali      9 Krater   110 m
4. Illumetsa   3 Krater   76 m, 47m
5. Tsõõrikmäe   1 Krater   40 m
6. Simuna   1 Krater   8,50 m
Titel: Re: Estlands Impaktkrater
Beitrag von: boborit am Januar 12, 2011, 17:20:08 Nachmittag
Zitat
Die Vertiefung wurde in der Vergangenheit als Mülldeponie genutzt, was die Nutzung von Metall-Detektoren zur Meteoritensuche de facto unmöglich macht.

OK, aber im weiteren Umfeld des Kraters sollten, wie im Falle Gebel Kamil, doch Reste des Meteoriten verstreut worde sein. Im Falle eines Eisenmeteoriten würde ich hier heute noch Funde erwarten, ein Steinmeteorit wäre dagegen sicher von den Umwelteinflüssen vernichtet!?
Titel: Re: Estlands Impaktkrater
Beitrag von: speul am Januar 23, 2011, 20:52:08 Nachmittag
3. Tsõõrikmäe
Der Krater Tsõõrikmäe wird zwar in einigen Publikationen als Meteoritenkrater geführt, ist jedoch nicht in der offiziellen Liste der Impaktkrater verzeichnet. Das liegt daran, dass weder der verursachende Meteorit entdeckt wurde, noch Impaktite mit Anzeichen von Schock. Außerhalb Estlands ist er nahezu unbekannt.
Tsõõrikmäe liegt im südöstlichen Teil Estlands in der Nähe von Repina und wurde 1984 von Ülo Kestlane entdeckt. Das Relief dort ist bestimmt durch die letzte Vereisung vor 13000 Jahren. Quartäre Sedimente von einigen bis wenige Zehnermeter bedecken Mitteldevonische Sandsteine.
Der Krater hat einen Durchmesser von 38-40 Metern, sein Wall ist abgeflacht, aber die Ringstruktur gut zu erkennen. Die Tiefe vom höchsten Punkt des Walls betrachtet beträgt 5,5 Meter. Das Torf im Kraterinneren ist 4,5 Meter dick und hat ein 14C-Alter von 9500 bis 10000 Jahren. Lumineszenz-Messungen erbrachten ein Alter des Kraters von ca. 3000 Jahren.
2008 existierten einige Wegweiser zum Waldgebiet, in dem sich der Krater befindet. Die genaue Stelle konnte aber nur mit Hilfe von Einheimischen gefunden werden. Diesen ist die Struktur aber geläufig. Vor Ort informiert eine Tafel über die geologischen Gegebenheiten.


Literatur:
Czegka W, Tirrmaa R: Holocene meteor craters in central and northeast-central Europe, 61st Annual Meteoritical Soc. Meet., Abstr. #5005
Raukas A: Impact events in Estonia and their possible environmental consequences, Catastrophic Events Conf. Abstr. #3010
Raukas A(2002): Postglacial impact events in Estonia and their influence on people and the environment, Geol. Soc. Am., Spec. Paper 356, S. 563-569
Stankowski WTL, Raukas A, Bluszcz A (2007): Luminiscence dating of the Morasko (Poland), Kaali, Ilumetsa and Tsoorikmäe (Estonia) meteorite craters, Geochronometria 28, 25-29
Tiirmaa R (1997): Meteorite craters in: Raukas A, Teedumäe A (Edit.) Geology and Mineral Resources of Estland,
Tiirmaa R (2002): Meteoriidid ja meteoriidikraatrid, Tallin 2002

Titel: Re: Estlands Impaktkrater
Beitrag von: speul am Januar 23, 2011, 20:54:33 Nachmittag
und noch zwei Bilder vom Krater und vom Wall.
Viele Spaß
Titel: Re: Estlands Impaktkrater
Beitrag von: speul am Februar 04, 2011, 21:21:08 Nachmittag
Moin moin, :winke:
wollt ihr noch was, oder langweilts Euch?  :traurig:
speul
Titel: Re: Estlands Impaktkrater
Beitrag von: boborit am Februar 04, 2011, 22:07:06 Nachmittag
Moin moin, :winke:
wollt ihr noch was, oder langweilts Euch?  :traurig:
speul

Nöö, langweilig ist das gar nicht!
Zeig doch mal was du noch hast, Impaktkrater sind immer gut!!

Grüße - Michael :winke:
Titel: Re: Estlands Impaktkrater
Beitrag von: Plagioklas am Februar 04, 2011, 22:36:41 Nachmittag
Ich les hier sehr gern mit.

Wobei ich gerne auch noch ein paar bilder vom Impaktgestein sehen würde.
Titel: Re: Estlands Impaktkrater
Beitrag von: lithoraptor am Februar 05, 2011, 14:08:18 Nachmittag
MEEEHHHRR! :pro:
Titel: Re: Estlands Impaktkrater
Beitrag von: speul am Februar 06, 2011, 18:26:49 Nachmittag
So, weiter gehts im Text.
Leider wieder kein Impaktitbilder dabei, nichts zu machen wenns keine gibt. :nixweiss:

4. Ilumetsa
Ilumetsa ist als Meteoritenkrater allgemein anerkannt. In der Literatur ist die Rede von drei bis fünf unterschiedlichen Kratern, die unterschiedlich, aber uneinheitlich und zum Teil irreführend bezeichnet werden. Nur für die zwei größten wird der meteoritische Ursprung als gesichert angesehen. Die Kratergruppe wurde 1938 bei Kartierungsarbeiten entdeckt. A. Luha ,der Chef des Estnischen Geologischen Komitees, ging 1956 erstmals von einem meteoritischen Ursprung aus. Das Gebiet steht seit 1964 unter Naturschutz.
Die Krater befinden sich südlich der Bahnstation Ilumetsa an der Strecke Tartu-Petseri in Südostestland.

Der größte Krater, genannt Põrguhaud (das heißt Höllengrab) ist morphologisch am deutlichsten erhalten. Sein Durchmesser beträgt 76 m und die Tiefe 9 m, der gut erhaltene Ringwall hat eine Höhe von maximal 4 m. 1957 erfolgten umfangreiche Untersuchungen, die es erlaubten ein Profil des Kraters zu rekonstruieren. Der Untergrund besteht aus mitteldevonischem Sandstein mit quartären Deckschichten. Der Krater wurde der Sandstein ausgeworfen und mit den Geschiebemergeln und Sanden vermischt als Wall abgelagert. Czegka 1997 berichtet, daß nach persönlicher Information durch R. Tiirmaa der Quarz im Sandstein planare Elemente aufweisen würde, die auf eine Schockgenese bei 50-150 kbar hindeuten. Diese Daten sind sonst nicht publiziert. Deutlich ist eine Überkippung und Schichtumkehr zu beobachten. Im Krater liegt heute eine bis zu 2,5 m mächtige Torfschicht. Geophysikalische Untersuchungen in den letzten Jahren zeigten positive magnetische Anomalien im Bereich des Walls und negative im Bereich der Vertiefung. Seismische Profile zeigen ein Absinken des Grundwasserspiegels unter den Kratern.

Der nächstkleinere Krater trägt die Bezeichnung Sügavhaud (das heißt tiefes Grab). Er hat einen Durchmesser von 47 m und eine Tiefe von 5,5 m. Im NNW und NE ist der Rest eines Ringwalls mit maximal 1,50 m Höhe erhalten. Dieser Krater ist mit mächtigen Bäumen bewaldet und so im Gelände schwierig zu erkennen. Reste einer ehemaligen Beschilderung waren 2008 noch vorhanden.

Der kleinste und erst 1957 entdeckte Krater Tondihaud, nach anderen Quellen Kuradihaud (Teufelsgrab) genannt, hat eine Durchmesser von 24 m und nur eine geringe Tiefe von 1,5 m, ein kleiner Wall von 20 cm Höhe ist angedeutet. Dieser Krater ist mit Torf gefüllt und ebenfalls im bewaldeten Gelände schwierig aufzufinden. Plado (2006) verneint seine Existenz.

Nachdem in der Umgebung anderer Krater Impaktspherulen gefunden wurde, erfolgte eine gezielte Suche auch in der Umgebung der Ilumetsakrater. Im Moorgebiet Meenikunno 6 km südwestlich davon wurde man fündig. In einer Tiefe von 5,70 m entdeckte man Spherulen mit einem Durchmesser von bis zu einigen Millimetern. Es handelt sich um porzellan-, marmor- und opalähnliche, kugel- bis tropfenförmige Gläser. Ihre Zusammensetzung wird von der des Targetgesteins bestimmt, also im wesentlichen Silizium und Kalzium, aber auch Eisen, Nickel und einige andere Elemente wurden gefunden.

Pollenanalysen und Radiokohlenstoffdatierungen ergaben ein Alter von 6000 Jahren für die tiefsten Torfschichten im Krater. Pollenanalysen der Schicht mit den Impaktspherulen ergeben ein Alter von 6600 Jahren.
Da bisher keine Reste von Meteoriten gefunden wurden, ist die Natur des Impaktors unbekannt.

Touristische Erschließung:
Strasse #90 von Põlva nach Värska, nach dem Dorf Veripramõisa vor der Bahnstation Ilumetsa nach Süden auf der Strasse #101, nach ca. 2 km rechts ein Parkplatz mit Informationshütte der Forstverwaltung. Von dort führt ein ausgeschilderter Weg, teilweise über Holzbohlen zum Krater Põrguhaud, der nach ca. 500 m erreicht wird.
Sügavhaud ist schwieriger zu finden. Vom Parkplatz ca. 500 m weiter auf der Strasse nach Süden. Am Forsthaus Sükävhavva den Waldweg vor dem Forsthaus, hinten um das Grundstück herum und am Feldrain genau nach Westen, nach ca. 300 m findet sich der Krater links im Wald.

Literatur:
Czegka W (1997): Die Kratergruppe von Ilumetsa (Südestland), Aufschluß 48, 200-210
Czegka W (1998): Nachbemerkung zur topographischen Lage der Kratergruppe von Ilumetsa (Südestland), Aufschluß 48, 195-196
Czegka W, Tirrmaa R: Holocene meteor craters in central and northeast-central Europe, 61st Annual Meteoritical Soc. Meet., Abstr. #5005
Plado J, ESIR Working group (2006): The Illumetsa meteorite crater field, SE Estonia - results of the geophysical campaign, Bull. Geol. Soc. Finland, Special Issue 1/2006, 125
Raukas A: Impact events in Estonia and their possible environmental consequences, Catastrophic Events Conf. Abstr. #3010
Raukas A (2000): Study of meteoric matter for precise regional stratigraphy, Geologos 5, 77-86
Raukas A (2002): Postglacial impact events in Estonia and their influence on people and the environment, Geol. Soc. Am., Spec. Paper 356, S. 563-569
Raukas A, Tiirmaa R, Kaup E, Kimmel K (2001): The age of the Ilumetsa meteorite craters in southeast Estonia, MAPS 36, 1507-1514
Stankowski WTJ, Raukas A, Bluszcz A, Fedorowicz S (2007): Luminiscence dating of the Morasko (Poland), Kaali, Ilumetsa and Tsoorikmäe (Estonia) meteorite craters, Geochronometria 28, 25-29
Tiirmaa R (1997): Meteorite craters in: Raukas A, Teedumäe A (Edit.) Geology and Mineral Resources of Estland,
Tiirmaa R (2002): Meteoriidid ja meteoriidikraatrid, Tallin 2002
Eesti Kaart 1:50000, Võru O-35-79, Eesti Kaardikeskus 1999

Titel: Re: Estlands Impaktkrater
Beitrag von: speul am Februar 06, 2011, 18:30:11 Nachmittag
nochmal der Krater Põrguhaud im Überblick und der Kraterwall von außen
Titel: Re: Estlands Impaktkrater
Beitrag von: speul am Februar 06, 2011, 18:32:05 Nachmittag
Informationsstelle der Forstverwaltung
Titel: Re: Estlands Impaktkrater
Beitrag von: speul am Februar 06, 2011, 18:36:49 Nachmittag
und als nächstes der Krater Sügavhaud
Titel: Re: Estlands Impaktkrater
Beitrag von: speul am Februar 06, 2011, 18:37:59 Nachmittag
und als letztes noch ein Bild um die Tiefe des Kraqters Sügavhaud zu verdeutlichen
Titel: Re: Estlands Impaktkrater
Beitrag von: dellenit am Februar 07, 2011, 08:31:33 Vormittag
Hallo Speul,

super thread !
hast Du in Ilumetsa auch gegraben?


Kommt Kaali auch noch? (Funde?)

vielen Dank
dellenit
Titel: Re: Estlands Impaktkrater
Beitrag von: Thin Section am Februar 07, 2011, 12:35:48 Nachmittag
Leider wieder kein Impaktitbilder dabei, nichts zu machen wenns keine gibt.

Habe nach Bildmaterial vom Ilumetsa gesucht aber bislang in meinen Unterlagen auch nichts gefunden  :traurig:

Gruß, Bernd  :hut:
Titel: Re: Estlands Impaktkrater
Beitrag von: speul am Februar 07, 2011, 16:54:11 Nachmittag
Zitat
hast Du in Ilumetsa auch gegraben?
nein weil
Zitat
Das Gebiet steht seit 1964 unter Naturschutz.
Zitat
Kommt Kaali auch noch? (Funde?)
ja, wenn ich wieder Zeit finde kommen die auch noch, und dann auch mit Impaktiten un Meteoriten, aber etwas Geduld
speul