Meteorite-Mineralien-Gold-Forum.de
Meteoriten => Meteorite => Thema gestartet von: gsac am Juli 10, 2011, 14:45:51 Nachmittag
-
Unser kleiner Polen-Sommerurlaub führte uns u. a. nach Frombork (ehemals Frauenburg). Frombork ist ein kleines historisches Städtchen östlich von Danzig am Frischen Haff mit einer interessanten und weit zurückreichenden Geschichte, die in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts beginnt, als die Kathedrale gebaut wurde, die der Sitz des Ermländischen Kapitels sein sollte. Der berühmte Wissenschaftler Nicolaus Kopernikus hat hier die wichtigsten schöpferischen Jahre seines Lebens verbracht. 1497-1543 war er Domherr des Ermländischen Kapitels, hier besaß er seine Sternwarte und arbeitete an der endgültigen Fassung seines Werkes „De revolutionibus“, welches dann große Geschichte geschrieben hat. Bild 805 zeigt die Kathedrale der Burganlage, Bild 806 unten den Kopernikusturm, in dem der grosse Meister gearbeitet hat. Im Hintergrund das frische Haffe mit der schmalen Landzunge, die im linken Teil noch zu Polen, im rechten Teil zur Russischen Föderation (Oblast Kaliningrad) gehört.
-
Kopernikus ist hier allgegenwärtig, auch natürlich als Denkmal und Strassenname.
-
Im Campanile, dem sowohl im gotischen als auch Barockstil gebauten Glockenturm der Burganlage, ist ein Foucault-Pendel aufgehängt - das einzige in Polen. Hier kann man mit etwas Geduld auf sehr anschauliche Weise unmittelbar erfahren, dass sich die Erde unter den Füssen dreht. Eine Wendeltreppe führt auf eine Aussichtsterasse in ca. 70 m Höhe und im untersten Geschoß befindet sich ein kleines Planetarium, welches von dem Astronomen Andrzej Pilski geleitet wird, der in der Meteoritenszene nicht nur Polens einen ganz hervorragenden Ruf als Kenner und insbesondere auch Präparator besitzt.
-
Ich hatte mich schon vor unserer Anreise mit Andrzej, der übrigens derzeit auch einer der Direktoren der IMCA ist, verabredet. Er hat mich und meine Frau Silvia zu einer Planetariumsvorführung eingeladen und anschliessend konnte ich noch ein gutes Stündchen mit ihm zusammen in seinem Büro verbringen, bei smalltalk über all die Dinge, die uns Bewunderer des kosmischen Gesteins so bewegen. Andrzej wirkt, trotz seiner Bekanntheit, sehr leise und bescheiden in seinem Auftreten und ist im persönlichen Kontakt ein ganz wunderbarer Gesprächspartner. Ich hoffe, ich treffe ihn mal wieder. Leider hat er nur wenig Zeit, gerade im Sommer, um auch mal nach Ensisheim zu reisen. Schade auch die Tatsache, dass er sich bisher noch kein Exemplar des neuen polnischen Falls für den Kopernikusturm oder die Ausstellung im Campanile sichern konnte. Auch er muss rechnen und er sagte mir, die Finanzen und der hohe Preis liessen einen Kauf derzeit nicht zu…
-
Abschliessend noch eine eindrucksvolle Impression aus Ermland und auch Masuren: es gibt dort in manchen Dörfern wohl tatsächlich mehr Störche als Menschen….
-
Hi Alex,
danke für die schönen Impressionen :wow:.
Gruß,
andi
-
danke für die schönen Impressionen :wow:.
Gern, Andi! Ich kann wirklich nur jedem empfehlen, wenn er sowieso vielleicht den
Gedanken hat, sich mal im alten Ostpreussen umzugucken, dort hinzufahren. OK,
auch wenn es angeblich einen Schnellbus von Frombork nach Danzig gibt, ist es
auf jeden Fall sinnvoll, mit eigenem Auto unterwegs zu sein, aber es ist eine nicht
nur geschichtlich, sondern auch landschaftlich sehr reizvolle Gegend. Mir sind z. B.
noch die alten Alleen aus DDR-Zeiten erinnerlich, aber was man hier an Alleen sieht,
ist einfach unübertrefflich. Es ist, wenn man über die Dörfer fährt, auch eine
Zeitreise, denn dort ticken die Uhren noch anders. Wir hatten viele interessante
Begegnungen, auch dort, wo wir wegen der Störche anhielten. Einmal standen wir
völlig unvermittelt auf einem Feldweg vor der russischen Grenze, auch das war
irgendwie spannend, weil der Hund sich nicht an die Grenze halten wollte, aber
dann trotzdem noch auf uns horchte. In der "Wolfsschanze", dem Quartier, in dem
Graf Stauffenberg sein Attentat verübte, ist die Geschichte sehr lebendig geblieben.
Man kann sich gut vorstellen, daß die alten Ostpreussen wie z. B. die Gräfin Dönhoff
dort ihre Identität beheimatet sehen, wenn man die Literatur liest, vom Günter Grass
mal ganz zu schweigen, der ja in Danzig fast schon Heiligenstatus hat.
Das Einzige, was man nicht machen darf: einen Strandurlaub an der Ostsee planen,
während in Polen die Sommerferien begonnen haben. Das ist ein absoluter Overkill,
von fünf Quadratmetern viereinhalb belegt, unerträglich für den eher Ruhesuchenden.
Aber es gibt ja auch Zeiten abseits der Ferien...
Alex
-
Danke Alex für den interessanten Bericht. Ich war vor einigen Jahren mal dort, im Herbst, da war der Strand Menschen leer.
Vieleicht sollte noch erwähnt werden, daß sich ganz nah bei Frombork ein möglicher, holozäner Meteoritenkrater befindet. Also ist nicht bestätigt, geistert aber immer wieder mal durch die Literatur.
Grüße
speul
-
...ganz nah bei Frombork ein möglicher, holozäner Meteoritenkrater
An oval crater, approximately 100 meters in diameter from around which magnetic fragments and spherules have been collected. Full description, H. Korpikiewica, Meteoritics, 1980, vol. 15, p. 63.
Bernd :hut:
-
Schöner Bericht, besten Dank, der Herr!
-
Danke Alex! Schöner Bericht und Ferien Tip. :super:
-
:super: Alex, schöner Bericht, tolle Fotos! :hut:, cu Uwe
-
Danke für den schönen Report und die damit verbundenen Mühen!