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Meteoriten => Tektite ... => Thema gestartet von: Buchit am Oktober 21, 2011, 22:07:09 Nachmittag

Titel: Kleines Rätsel
Beitrag von: Buchit am Oktober 21, 2011, 22:07:09 Nachmittag
Hallo Freunde, :hut:

ich hoffe, ihr verzeiht mir, wenn ich an dieser Stelle mal wieder ein kleines Rätsel einstelle. :weissefahne:

Als ich den Gesteinsbrocken, von dem das kleine, unten abgebildete Stück stammt, am Strand von Fehmarn in den Händen hatte, dachte ich zuerst, ich hätte evtl. ein Geschiebe von einem Dellenit oder Mienit gefunden - aber rasch war klar, dass es das nicht war (es handelt sich also sozusagen um einen "Impaktit-Wrong" :laughing:). Nach gründlicher Anschauung des Stücks war die Diagnose dann aber ganz einfach. Um es hier etwas schwerer zu machen, habe ich hier das typischste Merkmal dieses Gesteins bewußt nicht abgebildet; ein entsprechendes Bild wird aber mit der Lösung nachgeliefert.

Was könnte das für ein Gestein sein? (Das Plättchen mißt etwa 2 mal 2,5 cm).

Frohes Raten, :gruebel:
Holger
Titel: Re: Kleines Rätsel
Beitrag von: lithoraptor am Oktober 21, 2011, 22:22:11 Nachmittag
Moin!

Ich tippe auf ein Stück Beton mit Ziegel-Stücken darin ggf. noch durch Bombenabwurf im 2. WK teilweise geschmolzen - typ. Trümmerteil oder entspr. recycelt.

Gruß

Ingo
Titel: Re: Kleines Rätsel
Beitrag von: Sprotte am Oktober 22, 2011, 00:24:46 Vormittag
Hallo,

vielleicht ein Ingnimbrit-Geschiebe oder doch nur Beton.

Viele Grüße
Sprotte
Titel: Re: Kleines Rätsel
Beitrag von: Buchit am Oktober 22, 2011, 11:30:51 Vormittag
Hallo,

es ist ein Naturstein...und wenn ihr auf dem unteren Bild Eure Aufmerksamkeit auf die gelben Kristalle richtet, sollte die Lösung nicht mehr schwerfallen.

Gruß,
Holger
Titel: Re: Kleines Rätsel
Beitrag von: Sprotte am Oktober 23, 2011, 01:01:47 Vormittag
Hallo Holger,

ich glaube, beim zweiten Bild in der linken unteren Ecke einen halben rhombenförmigen Feldspatkristall erkennen zu können. Falls das der Fall sein sollte, wäre das ein Hinweis darauf, dass die Herkunft des Geschiebes der Oslograben ist. In diesem Fall könnte es sich um eine vulkanische Brekzie im Sinne des Oslo-Agglomerats handeln (mal sehen, ob's stimmt).

Viele Grüße
Sprotte

Titel: Re: Kleines Rätsel
Beitrag von: Buchit am Oktober 23, 2011, 07:18:57 Vormittag
Hallo Sprotte,

bingo! :super: In dem Stück sind zahlreiche Feldspatkristalle mit der typischen "Bootform" zu sehen (nur in dem zuerst gezeigten Abschnitt nicht, denn wie gesagt, das wäre zu einfach gewesen :laughing:) Ich habe das daher Stück vorläufig als "Rhombenporphyr-Ignimbrit" klassifiziert.

Gruß,
Holger
Titel: Re: Kleines Rätsel
Beitrag von: Sprotte am Oktober 25, 2011, 17:57:02 Nachmittag
Hallo Holger,

mit der Klassifizierung als "Rhombenporphyr-Ignimbrit" kann ich gut mitgehen. Vor kurzem habe in dieses Forum ein grundsätzlich vergleichbare Geschiebe (siehe: http://www.jgr-apolda.eu/index.php?topic=6978.msg88982#msg88982) reingestellt, das etwa je zu einem Drittel aus Grundmasse, glasartiger Gesteinsschmelze und angeschmolzenen Gesteinsbruchstücken besteht. Die Herkunft des Geschiebes ist jedoch unklar (obwohl ich das Oslogebiet persönlich für wahrscheinlich halte).

Viele Grüße
Sprotte
Titel: Re: Kleines Rätsel
Beitrag von: Buchit am Oktober 25, 2011, 21:52:19 Nachmittag
Hallo Sprotte,

nach der Beschreibung Deines Fundstückes (und auch den Bildern) dürfte der Stein allerdings eher nicht mit den Rhombenporphyr-Ignimbriten in Verbindung zu bringen sein: Zumindest ist das mir vorliegende Stück entglast und auch nicht sehr hart (die Steinsäge ging ohne größere Widerstände durch). Das entspricht nicht dem, was Du bei Deinem Fund geschildert hast. Vielleicht ist es ein Stück aus dem Zusammenhang mit den jüngeren Oslobasalten? Eine Schlotbrekzie? Oder gar ein Buchit (den Gesteinsnamen gibt es ja tatsächlich :laughing:), also ein kontaktmetamorphes Gestein? Ich kann da auch nur spekulieren :gruebel:, direkt Vergleichbares habe ich bei meinen (nicht sehr häufigen) Aufenthalten an Nord- oder Ostsee jedenfalls noch nicht gefunden.

Gruß,
Holger
Titel: Re: Kleines Rätsel
Beitrag von: Buchit am November 23, 2011, 18:42:05 Nachmittag
Hallo,

so sieht der Ignimbrit übrigens im Dünnschliff (LPL) aus:
Titel: Re: Kleines Rätsel
Beitrag von: Buchit am November 23, 2011, 18:43:14 Nachmittag
...und so im XPL:
Titel: Re: Kleines Rätsel
Beitrag von: Buchit am November 23, 2011, 18:45:09 Nachmittag
...und, weil aller guten Dinge drei sind: noch ein Detail aus dem XPL mit einem der typischen rhombenförmigen Feldspäte.

Gruß,
Holger
Titel: Re: Kleines Rätsel
Beitrag von: ironmet am November 23, 2011, 19:20:54 Nachmittag
Hallo Holger, :winke:

wow, das sieht ja wirklich Klasse aus. :wow:
Das scheint ja wirklich fast pur Quarz zu sein.
Selbst so ein Dünnschliff in den verschiedenen Grau-Tönen kann wirklich interessant sein.
Danke für die Fotos und die Gesamtansicht des Schliffs. :super:

Viele Grüße Mirko
Titel: Re: Kleines Rätsel
Beitrag von: JFJ am November 24, 2011, 17:48:40 Nachmittag
Hallo,

sehr interessantes Geschiebe!
Einem Ignimbrit würde ich mich spontan anschließen wollen. Untypisch sind halt die rel. großen, rhombentragenden Bruchstücke, die m. E. Klasten darstellen. Klasten deshalb, weil "scharfkantig" gebrochen. Ich tippe auf eine Genese als Ignimbrit, in der ablingenden Phase des explosiven Vulkanausbruchs, kurz bevor die Lava zu fließen begann.
Was mich persönlich daran fasziniert, ist die für Oslo sehr ungewöhnliche graue Farbe; Agglomeratlaven aus dem Oslo-Rift sind typischerweise deutlich braun-rot. Schließe mich Sprottes Verdacht an, dass das Gestein aus der Oslo-Region stammt. Wenn man das Anstehende dazu finden könnte, hätten wir vermutlich ein neues Leitgeschiebe  :wow:

Glück Auf!
Jörg
Titel: Re: Kleines Rätsel
Beitrag von: ironmet am Dezember 08, 2011, 00:21:05 Vormittag
Hallo Holger,

hatte mir ja auch die Tage Dein Gestein mal vorgenommen.
Grundlegend ist es optisch im Dünnschliff recht unspektakulär.
Aber, weil ich sah, das diese Ziegelroten Einschlüsse in Deinem Dünnschliff nicht vorhanden sind,
noch ein paar Fotos von mir.
Was ich da allerdings sehe... :nixweiss:

Hier erstmal der Schliff im Überblick.
Dann ein Foto mit 3 farbigen Kreisen.
Diese Farben der Kreise beziehen sich auf die Farben der Einschlüsse im XPL.

Viele Grüße Mirko
Titel: Re: Kleines Rätsel
Beitrag von: ironmet am Dezember 08, 2011, 00:23:15 Vormittag
Lila Kreis ist lila Einschluss

Gelber Kreis ist gelber Einschluss.

Titel: Re: Kleines Rätsel
Beitrag von: ironmet am Dezember 08, 2011, 00:26:04 Vormittag
Und ganz interessant finde ich auch diese länglichen Einschlüsse.
Erst dachte ich, es handelt sich wirklich um Risse oder Löcher.
Aber unterm Mikroskop sieht man dann doch die Füllung.

Titel: Re: Kleines Rätsel
Beitrag von: Buchit am Dezember 08, 2011, 07:05:20 Vormittag
Hallo Mirko,

wow, das ging ja flott mit dem Schliff! Zur Interpretation der von Dir gezeigten Einschlüsse fällt mir folgendes ein:

1. Der "Gelbe" dürfte ein kleines Exemplar der typischen "Feldspat-Rhomben" sein. Wie Dir bei den großen Exemplaren bestimmt schon aufgefallen ist, sind diese Feldspäte stark alteriert, bestehen also nicht mehr aus der ursprünglichen Mineralsubstanz, sondern aus etwas anderem (meist Schichtsilikaten; vgl. Vinx, S. 36). Dabei ist die ursprüngliche Kristallform erhalten geblieben.

2. Der "Violette": Der ist interessant, denn der gehört da nicht hin. Wenn Du Dir die Kanten anschaust, erkennst Du - insbesondere links unten - Einbuchtungen im Kornrand, die meiner Meinung nach auf Resorption zurückzuführen sind. Es könnte sich beispielsweise um ein Mineralkorn aus dem Nebengestein handeln, und zwar um so etwas wie Augit oder Olivin, der mit der stark "sauren" Schmelze des Rhombenprophyrs chemisch reagiert, wobei die Reaktion von der fortschreitenden Abkühlung unterbrochen wurde. (Aber das ist schon wieder reichlich spekulativ :gruebel:)

3. Die "Adern"...also im ersten Moment habe ich an Quarz gedacht, aber das würde nur passen, wenn der Schliff zu dick wäre...die lassen mich im Moment auch etwas ratlos zurück... :nixweiss:

Gruß, :prostbier:
Holger
Titel: Re: Kleines Rätsel
Beitrag von: ironmet am Dezember 08, 2011, 12:54:53 Nachmittag
Hallo Holger,

ja, möglich wäre, das der Schliff noch zu dick ist.
Man hat auch kaum eine Orientierung.
Quarz ist grau, der kleine ovale Einschluss zeigt ne gute Farbe und der "ziegelfarbene Einschluss" ist so opak, das dieser scheinbar nicht lichtdurchlässig wird.
Kann aber auch täuschen.
Den nächsten Schliff werde ich mal spaßenshalber extrem dünn gestalten.
Mal schauen was es bringt.
War ja mein erstes Gestein in dieser Richtung.
Man kann nur dazu lernen.

Viele Grüße Mirko

Titel: Re: Kleines Rätsel
Beitrag von: JFJ am Dezember 10, 2011, 22:30:17 Nachmittag
Hallo  x-02

ich tippe beim Bild 20111207 auf Augit.

Einen schönen dritten Advent
Jörg
Titel: Re: Kleines Rätsel
Beitrag von: ironmet am Dezember 11, 2011, 12:05:15 Nachmittag
Hallo Jörg,

danke für den Hinweis.
Sieht denn Augit im Dünnschliff genau so aus?

Viele Grüße Mirko
Titel: Re: Kleines Rätsel
Beitrag von: Thin Section am Dezember 11, 2011, 16:17:49 Nachmittag
Hallo Mirko, Jörg, Forum,

Ich kann mich nicht so recht damit anfreunden, daß es sich bei diesem länglichen Gebilde (# 20111207) um Augit handeln soll. Vermisse die für Pyroxene typischen Spaltrisse (cleavages) und falls Mirkos Aufnahme im x-pol. Licht gemacht ist und die DS-Dicke stimmt, dann würde auch die Interferenzfarbe nicht hinkommen. Habe nun folgende Info gefunden, die, was die Form des Gebildes angeht (länglich), zutreffen könnte:

"Ignimbrite sind stark verschweißte Tuffbrekzien mit typisch fladenförmig ausgelängten, etwa cm- bis dm-großen Gesteinsglasaggregaten ("fiammae").

Quelle: Markl Gregor (2008) Minerale und Gesteine, Mineralogie- Petrologie - Geochemie, p. 110:


Bernd  x-02
Titel: Re: Kleines Rätsel
Beitrag von: Buchit am Dezember 11, 2011, 16:36:47 Nachmittag
Hallo Bernd,

"Ignimbrite sind stark verschweißte Tuffbrekzien mit typisch fladenförmig ausgelängten, etwa cm- bis dm-großen Gesteinsglasaggregaten ("fiammae").

die "fiammae" sind in der Tat ein typisches Merkmal vieler Ignimbrite, aber nicht in allen Fällen vorhanden. Das hängt u.a. mit der Ablagerungstemperatur zusammen: Die "fiammae" sind Bimssteinfladen, die unter dem Gewicht der heißen Asche zusammengedrückt wurden. War die Asche nun bei der Ablagerung bereits soweit erkaltet, dass die Bimssteine schon fest waren (und sich auch kein hinreichender Wärmestau durch die Bedeckung mit weiterer heißer Asche ausbilden konnte), bildeten sich diese Strukturen nicht aus. Und auch der Rhombenporphyr-Ignimbrit, von dem der Schliff stammt, zeigt zumindest im Handstück keine derartigen Gebilde.

Und apropos Gesteinsglas: Bei diesen geologisch alten Ignimbriten aus Skandinavien sind die Fiammae meist als Quarz rekristallisiert. Ich muss bei Gelegenheit mal ein paar Vergleichsstücke ausgraben...

Gruß, :prostbier:
Holger