Meteorite-Mineralien-Gold-Forum.de

Meteoriten => Tektite ... => Thema gestartet von: boborit am Mai 23, 2012, 16:36:20 Nachmittag

Titel: Brekzie aus dem Geschiebe von Rügen
Beitrag von: boborit am Mai 23, 2012, 16:36:20 Nachmittag
Hallo Brekzienfreunde,

ich war am Wochenende auf der Insel Rügen und pflügte mich durch das "Geschiebe". Neben vielen klassischen Plutoniten, Vulkaniten, Metamorphiten und Sedimentiten erweckte auch dieser Stein mein Interesse. Auf dem ersten Blick nur ein Granit/Metamorphit... aber mit durchgängigen schwarzen Schmelzadern. Nun können solche ja durch Druck und Hitze auf unterschiedliche Art und Weise entstehen. Da im hohen Norden aber auch eine Reihe von Impaktkratern vorkommen hoffe ich auf eine Impakt-Brekzie!

Was meint ihr, besteht da eine Chance?

Danke für`s Schauen und Helfen!

Viele Grüße - Michael
Titel: Re: Brekzie aus dem Geschiebe von Rügen
Beitrag von: JFJ am Mai 23, 2012, 19:11:02 Nachmittag
Hallo Michael,

sieht eher nach einer vulkanischen Brekzie aus, mit Kluftfüllung aus fluider Magma in die Injektionsgänge.
Wohl ein Granit als Edukt.
Zu einem winzig kleinen Prozent könnte auch ein Pseudotachylit in Frage kommen. Nur den nachzuweisen bedarf eines (leider nicht immer aussagekräftigen Dünnschliffs); so richtig nachweisend wäre für Pseudotachylte eine Begutachtung unter dem Elektronenrastermikroskop. Dein Gestein zeigt zwar diesbezügliche Merkmale (schmale Risse unter 1 mm in den Klasten), aber sieht halt nicht 1005ig typisch aus.
Gegen ein Impaktgestein würden m.E. die geraden Risse sprechen - Aber warte dazu erst mal die Postings von den Impact-Profis ab.
Tendiere aber zum Ersten.

Glück Auf!
Jörg
Titel: Re: Brekzie aus dem Geschiebe von Rügen
Beitrag von: JFJ am Mai 23, 2012, 21:10:03 Nachmittag
Zitat
aber sieht halt nicht 1005ig typisch aus.

Ich meinte natürlich "100%ig". % und 5 teilen sich einen Knopf auf der Tastatur, bin wohl ein wenig schwach heute abend.

 :winke: Jörg
Titel: Re: Brekzie aus dem Geschiebe von Rügen
Beitrag von: boborit am Mai 23, 2012, 21:28:21 Nachmittag
Der Verdacht kam mir schon :smile: (mit der 5 und %)
Danke für deine Meinung zu dem Stein, Jörg!

Viele Grüße - Michael :winke:
Titel: Re: Brekzie aus dem Geschiebe von Rügen
Beitrag von: Plagioklas am Mai 23, 2012, 22:20:54 Nachmittag
Sieht mir nach Siliangranit aus, so einen habe ich auch (mit schwarzen dünnen Adern und einen Granat führenden Pegmatit, der durch die Adern auch geteilt ist, was Magmareste ausschließt).
Titel: Re: Brekzie aus dem Geschiebe von Rügen
Beitrag von: speul am Mai 27, 2012, 20:34:57 Nachmittag
Moin moin,
da ich nun die Bilder fertig habe, will ich mich auch dazu äußern.
1. interessantes Material
2. Siljan bestimmt nicht, dafür sind die Adern viel zu grün, vorausgesetzt der Weißabgleich ist nicht total daneben, wovon ich nicht ausgehe.

zwei Bilder Siljan zum Vergleich, geschliffen und Bruchfläche
Titel: Re: Brekzie aus dem Geschiebe von Rügen
Beitrag von: speul am Mai 27, 2012, 20:37:13 Nachmittag
was dann?
erinnert mich etwas daran, stammt auch aus dem Geschiebe in der Nähe von Salzwedel. Der Ort hört auf den schönen Namen Quadendambeck.
Bringt uns aber auch nicht wirklich weiter.
Bildgröße etwa 4x6 cm
Titel: Re: Brekzie aus dem Geschiebe von Rügen
Beitrag von: speul am Mai 27, 2012, 20:42:49 Nachmittag
vielleich die Lösung:
ziemlich unbekanntes Material, vermutlich die Pseudotachylitbrekzie von Tvären. Habe ich letztens bekommen, stammt aus dem südlichen Bereich der Tvären-Bucht.
Leider konnten in 10 Dünnschliffen keine pdf´s nachgewiesen werden (freundliche Information Rainer B...)
wieder geschnitten (naß fotografiert) und Bruchfläche.
Was meint Ihr?
Grüße
speul
Titel: Re: Brekzie aus dem Geschiebe von Rügen
Beitrag von: speul am Mai 27, 2012, 20:46:19 Nachmittag
Zitat
sieht eher nach einer vulkanischen Brekzie aus, mit Kluftfüllung aus fluider Magma in die Injektionsgänge.
Wohl ein Granit als Edukt.

aber warscheinlich hat doch Jörg Recht  :super:
Titel: Re: Brekzie aus dem Geschiebe von Rügen
Beitrag von: Plagioklas am Mai 28, 2012, 00:00:19 Vormittag
Zitat
1. interessantes Material
2. Siljan bestimmt nicht, dafür sind die Adern viel zu grün, vorausgesetzt der Weißabgleich ist nicht total daneben, wovon ich nicht ausgehe.

Siljan ist nicht gerade klein. Und wie beim Ries wird es auch beim Silian Zonen verschiedener Zusammensetzungen und somit auch verschiedener Farben geben. Siljangranit ist jedenfalls ein häufiges Geschiebe.

http://www.kristallin.de/s2/f_siljan.htm
Titel: Re: Brekzie aus dem Geschiebe von Rügen
Beitrag von: speul am Mai 28, 2012, 09:29:51 Vormittag
Zitat
Siljan ist nicht gerade klein. Und wie beim Ries wird es auch beim Silian Zonen verschiedener Zusammensetzungen und somit auch verschiedener Farben geben. Siljangranit ist jedenfalls ein häufiges Geschiebe.

alles richtig
aber es gibt nur eine kleine Stelle wo der abgebildete Impaktit auftritt.
der Rest ist halt in den letzten 377 Millionen Jahren wegerodiert
Titel: Re: Brekzie aus dem Geschiebe von Rügen
Beitrag von: boborit am Mai 28, 2012, 10:03:18 Vormittag
Hallo Brekzienfreunde,

vielen Dank für die aufgeführten Möglichkeiten und Tipps.
Granit vom Siljan-Krater habe ich vorliegen... ich mache mal einige Bilder im direkten Vergleich und stelle die dann hier ein.
Mit den Details daraus können wir dann auch Übereinstimmungen mit Speul´s Pseudotachylitbrekzie von Tvären abwägen.

Speul@ du hast noch eine Brekzie bei mir gut!

Viele Grüße - Michael :winke:
Titel: Re: Brekzie aus dem Geschiebe von Rügen
Beitrag von: JFJ am Mai 28, 2012, 10:14:56 Vormittag
Hallo Speul,
hallo Allgemeinheit,

es gibt Neuigkeiten bei der Bestimmung von Pseudotachyliten: PDF´s lassen sich nicht immer in Dünnschliffen nachweisen  :crying:
Fehlende PDS schließen somit keinen Pseudotachylit aus.
Ich stehe diesbezüglich gerade mit der Uni Potsdam in Kontakt. Wenn keine PDF´s im Dünnschliff nachweisbar sind (was wohl gar nicht so selten bei Pseudotachyliten ist), hilft nur die Betrachtung im Elektronenrastermikroskop.
Ich warte gerade auf die Auswertung einer ziemlich sicheren Probe. Wenn ich die ERM-Bilder habe, stelle ich sie hier gleich mal ein.

Das Foto Img_5916 zeigt eindeutig ein eutaxitisches Gefüge und ist ein Ignimbrit.

Viele Grüsse und Glück Auf!  :hut:
Jörg
Titel: Re: Brekzie aus dem Geschiebe von Rügen
Beitrag von: speul am Mai 28, 2012, 10:35:11 Vormittag
Zitat
Das Foto Img_5916 zeigt eindeutig ein eutaxitisches Gefüge und ist ein Ignimbrit.

und das Stück sammt von besagtem Trollbergaufschluß im Kraterinneren, andere bezeichnen es auch als Suevit, wie auch immer, auf jeden Fall Impaktgenese

Zitat
Fehlende PDFs schließen somit keinen Pseudotachylit aus

aber umgekehrt hätten sie halt den Beweis erbracht. Zugang zum ERM hat man halt nicht so einfach. Bin gespannt was man bei Dir da rausbekommt.

Zitat
Speul@ du hast noch eine Brekzie bei mir gut!

Ja
Titel: Re: Brekzie aus dem Geschiebe von Rügen
Beitrag von: JFJ am Mai 28, 2012, 11:15:58 Vormittag
Hallo Speul,

sorry, da Du die Probe aus dem Anstehenden hast, ist es natürlich ein Impaktit -  :peinlich: - aber die Ähnlichkeit zu einem ignimbritischen roten Ostsee-Quarzporphyr ist so dermaßen hoch, da habe ich mich verleiten lassen ... Da stellt sich jetzt die Frage, ob alle als rote, ignimbritische Ostsee-Quarzporphyre bestimmten Geschiebe auch tatsächlich welche sind.

Mit der Bestimmung von durch Erdbeben generierten Pseudotachyliten ist die Bestimmung noch schwieriger, bei denen fehlen die PDF´s ja schon von Natur aus. Und Sphärolithe, bzw. Kristallisationskeime sind in Dünnschliffen wohl auch eher rar.
Ich habe mal ein Dünnschliff-Foto eins sehr sicheren "Erdbebentyps" angehängt - nochmals einen ganz lieben Dank an ein Mitglied für das Erstellen!
Bei der Bestimmung von Dünnschliffen bin ich nicht so der Held ... könnten das Kristallisationskeime (beginnende Entglasungen) auf dem Bild sein?
Was meint Ihr?
Danke schon mal im Voraus.

Viele Grüsse
Jörg
Titel: Re: Brekzie aus dem Geschiebe von Rügen
Beitrag von: JFJ am Mai 28, 2012, 11:23:59 Vormittag
Und den bitte auch mal anschauen  :danke:
Titel: Re: Brekzie aus dem Geschiebe von Rügen
Beitrag von: Plagioklas am Mai 28, 2012, 12:29:08 Nachmittag
Zitat
aber es gibt nur eine kleine Stelle wo der abgebildete Impaktit auftritt.
der Rest ist halt in den letzten 377 Millionen Jahren wegerodiert

...und liegt als Geschiebe über Nordeuropa verteilt rum. Die Eiszeiten haben eine nicht unerhebliche Schichtdicke abgetragen. Es gibt viele Geschiebe zu denen nur winzige oder keine Primärvorkommen mehr existieren.
Titel: Re: Brekzie aus dem Geschiebe von Rügen
Beitrag von: boborit am Mai 28, 2012, 13:29:34 Nachmittag
Hallo Zusammen,

... habe hier mal ein Bild angefertigt. Alle Gesteine sind nass.
Rechts ist ein Pseudotachylit von Söderfjärden, links vom Siljan...
Hilft das weiter?

Viele Grüße - Michael
Titel: Re: Brekzie aus dem Geschiebe von Rügen
Beitrag von: boborit am Mai 28, 2012, 15:01:17 Nachmittag
... ist wohl doch ein wenig klein.
Darum hier noch einmal in maximaler Größe und Schärfe!

Michael
Titel: Re: Brekzie aus dem Geschiebe von Rügen
Beitrag von: Plagioklas am Mai 28, 2012, 15:32:02 Nachmittag
Hier ist eine weitere Modifikation des Siljan-Granites:

http://www.strandsteine.de/Siljan-Granit.htm

Und im Anhang ist mein Exemplar:
Titel: Re: Brekzie aus dem Geschiebe von Rügen
Beitrag von: Plagioklas am Mai 28, 2012, 15:33:20 Nachmittag
Noch zwei Bilder
Titel: Re: Brekzie aus dem Geschiebe von Rügen
Beitrag von: Plagioklas am Mai 28, 2012, 15:35:50 Nachmittag
Und das letzte.

Auf den Bildern sieht man einzelne dünne Schockadern, die mit schwarzem feinen Material gefüllt sind. Das Stück ist ein Granatführender Pegmatit in einem Siljan-Granit. Pegmatite entstehen, wenn die Abkühlung schon fast abgeschlossen ist. Da ist dann kein Magma mehr im Spiel.
Titel: Re: Brekzie aus dem Geschiebe von Rügen
Beitrag von: boborit am Mai 28, 2012, 18:36:37 Nachmittag
Interessant,

die Granitklasten erscheinen mir in meiner Brekzie eher heller als die Vergleichsstücke von euch. Die Schockvene selbst setzt sich aus schwarzen und grünlichen Bereichen zusammen...

Obwohl in Plagioklas seinem Siljan ja auch helle Granitfragmente mit orangen Saum und Linien vorkommen.

Michael
Titel: Re: Brekzie aus dem Geschiebe von Rügen
Beitrag von: boborit am Mai 30, 2012, 18:03:39 Nachmittag
Hallo,

aus dem "Geschiebe" von Rügen brachte ich noch eine weitere Brekzie mit. Scheint aber keine IMPAKT-Brekzie zu sein - oder?

Danke für´s Schauen und Helfen :user:

Viele Grüße - Michael :winke:
Titel: Re: Brekzie aus dem Geschiebe von Rügen
Beitrag von: JFJ am Mai 30, 2012, 20:40:28 Nachmittag
Hallo Michael,

sieht für mich nicht nach einer Impakt-Genese aus.
Könnte eine Sandsteinbrekzie sein.

@ all: Fällt keinem was zu den Dünnschliffbildern, ein paar Beiträge weiter oben ein - bzw. ob das Kristallisationskeime, bzw. Entglasungen sein könnten?

Glück Auf!
Jörg

Titel: Re: Brekzie aus dem Geschiebe von Rügen
Beitrag von: speul am Mai 30, 2012, 20:57:19 Nachmittag
Zitat
@ all: Fällt keinem was zu den Dünnschliffbildern, ein paar Beiträge weiter oben ein - bzw. ob das Kristallisationskeime, bzw. Entglasungen sein könnten?

sorry, aber man sollte seine Grenzen einschätzen können und so kann ich halt nichts dazu sagen.

Zitat
Scheint aber keine IMPAKT-Brekzie zu sein - oder?

glaube ich auch nicht. Breckzien gibts halt viele und deswegen sollte auch die Idee "Impaktbrekzie" erst spät kommen und die gelegendlich vorgetragen "Bestimmung" als Impaktbrekzie mit unbekannten und/oder wegerrodierten Krater in Skandinavien, eher nie

Grüße
speul
Titel: Re: Brekzie aus dem Geschiebe von Rügen
Beitrag von: JFJ am Mai 30, 2012, 21:04:02 Nachmittag
Hallo,

Zitat
sorry, aber man seine Grenzen einschätzen können und so kann ich halt nichts dazu sagen.
Danke für die ehrliche Antwort, dachte schon, ich wäre wem auf die Füße getreten, weil gar nichts kam.

Glück Auf!
 :hut: Jörg
Titel: Re: Brekzie aus dem Geschiebe von Rügen
Beitrag von: JFJ am Juni 03, 2012, 11:39:47 Vormittag
Hallo zusammen  :hut:

ich möchte gerne ein Gestein zur Diskussion stellen, welches eine gewisse Ähnlichkeit mit Boborits und Plagioklas Bildern aufweist.
Bei diesem stellt sich mir die Frage ob es das von Plagioklas beschriebene pegmatitische Gestein ist, oder ob auch eine Impaktgenese aus der Siljan-Gegend in Frage kommen kann.
Fundort ist die südliche Jammerbucht in Dänemark. Gesteine aus Dalarna sind dort allgegenwärtig.
Die Größe des Gesteins ist 3,5 x 5 cm.

Ich bitte die Qualität der Bilder zu entschuldigen, schärfer ging es leider nicht, das gute Stück wurde getrommelt.

Viele Grüsse und Glück Auf!
Jörg
Titel: Re: Brekzie aus dem Geschiebe von Rügen
Beitrag von: boborit am Juni 03, 2012, 18:31:24 Nachmittag
Hallo Jörg,

was auch immer die Ursache für die Brekzierung gewesen sein mag, es handelt sich um ein herrliches Stück!
Anders als bei meiner Brekzie sind die Granitfragmente schön gegeneinander verschoben und die Schmelzvenen durchziehen den ganzen Stein (wie feine Blitze).
Auf dem ersten Blick hätte ich keine Einwände gegen eine IMPAKT-Brekzie.

Eine Frage noch: Was für eine Ausrüstung braucht man zum "Trommeln"? Eignen sich alle Geschiebesteine für diese Behandlung?

Grüße - Michael :winke:
Titel: Re: Brekzie aus dem Geschiebe von Rügen
Beitrag von: speul am Juni 03, 2012, 19:23:46 Nachmittag
Hallo Jürg,
wirklich eine schöne Brekzie,
dennoch bleibe ich sehr skeptisch, ich finde man sollte nur dann von einer Impaktbrekzie sprechen, wenn man entweder in der vorliegende Probe nachweisen kann, daß eine Impaktgenese vorliegt oder aber wenn man (wie bei den Leitgeschieben) halt das Anstehende Vorkommen hat und dann mit dem Analogieschluß dazu kommt. Alles andere ist Wunschdenken und diskreditiert die Geschiebesammler nur.
Grüße
speul
Titel: Re: Brekzie aus dem Geschiebe von Rügen
Beitrag von: boborit am Juni 03, 2012, 19:45:37 Nachmittag
Hallo Jürg,
wirklich eine schöne Brekzie,
dennoch bleibe ich sehr skeptisch, ich finde man sollte nur dann von einer Impaktbrekzie sprechen, wenn man entweder in der vorliegende Probe nachweisen kann, daß eine Impaktgenese vorliegt oder aber wenn man (wie bei den Leitgeschieben) halt das Anstehende Vorkommen hat und dann mit dem Analogieschluß dazu kommt. Alles andere ist Wunschdenken und diskreditiert die Geschiebesammler nur.
Grüße
speul

Hallo speul :hut:
das sehe ich auch so :einaugeblinzel: einen Beweis kann man dafür im Optischen nicht erbringen - leider. Vermutlich sind die wenigsten Brekzien aus dem Geschiebe aus einem Impakt heraus entstanden. Aber so wie Jörg seine sich im Erscheinungsbild darstellt würde ich mir eine Impaktbrekzie vorstellen (wenn das jetzt auch wenig professionell ist - Profi bin ich ja aber auch nicht)  :einaugeblinzel:
Meine Brekzien habe ich als "Brekzien unbestimmten Ursprungs" abgelegt (wenn der Wunsch auch bleibt).

Danke aber für eure Meinungen zu den Stücken!!

Viele Grüße - Michael :winke:
Titel: Re: Brekzie aus dem Geschiebe von Rügen
Beitrag von: JFJ am Juni 03, 2012, 21:18:43 Nachmittag
Hallo Michael  :hut:

zuerst vielen Dank für Deine Meinung. Es gibt viele Brekzien im Geschiebe, die zunächst eine Impaktgenese vermuten lassen. Die meisten sind dann allerdings doch vulkanischen Ursprungs oder zumindest tektonisch bedingt mit sekundärer Rißfüllung. Interessant sind sie allemal. Unsere beiden scheinen von der Optik her ja aus der gleichen Ecke zu kommen  :prostbier:
Meine bislang einzige Impaktbrekzie in der Sammlung ist ein Dellenit, welcher direkt vom Dellen-See stammt. Bei den Pseudotachyliten durch Erdbeben generiert, ist es mit der Betimmung und weiteren Möglichkeiten der Entstehung ähnlich. Wie Speul schon schrieb, erst der Nachweis bringt Gewissheit. Habt Ihr ja Recht mit ...

Zum Trommeln:
Wir trommeln mit bei Ebay ersteigerten Spiratoren (einer zum Schleifen, einer nur zum Polieren) für ca. 50,00 Euro das Stück. Das sind die blauen aus China, welche von mehreren Shops angeboten werden.
Das Trommeln ist kinderleicht:
- den Topf mit nassen Steinen füllen (ca.1/3 bis halb voll). Einige können bis Hühnereigröße haben, die meisten ca. gut Walnußgroß, aber auch 1 halbe Handvoll kleine mit eingeben, von denen einige ruhig Kirschkerngröße haben sollen. Kommt mehr Bewegung rein, und die kleinen kommen gut in alle Ecken.
Gerät anstellen und 1 guten Eßlöffel Schleifpulver darüber streuen (80er Körnung) Wir nehmen SIC-Pulver von Homberg und Brusius.
Nach einigen Stunden kontrollieren. Es muss sich ein grauer Film über allen Steinen gebildet haben. Wenn die Steine sich in der Trommel nicht mehr lebhaft bewegen, etwas anfeuchten (alte Sprühflasche). Nach 24 Std. die Steine abspülen und je nach Bedarf, noch einmal ein Gang mit 80er nachlegen (kommt immer darauf an, wie scharfkantig die Steine sind. Bei gut abgerollten Geschieben beginnen wir oft auch gleich mit 220er).
Nach 48 Std. alle Steine gut abspülen und die Trommel gut reinigen. Ein grobes Schleifkorn kann einem die nachfolgenden feineren Schleifgänge versauen.
Dann mit 220er weitermachen. Nach 24 Std. grob abspülen und erneut 220er drüber, nach 48 Std. dann wieder gründlich reinigen.
Das Gleiche mit 400er, und 800er wiederholen.
Dann die Steine sehr gründlich abwaschen und in die Poliertrommel geben. Am Anfang hatten wir auch nur eine. Wenn die immer äußerst akurat gesäubert wird, kann man auch ruhig darin polieren.
Das Polieren. Im Prinzip wie die Schleifgänge. Wir verwenden X-3 Polierpulver, ebenfalls von Homberg und Brusius (wir haben mit denen keine Verträge, die sind aber immer sehr geduldig für alle Fragen am Telefon da und auch nicht teurer als Mitbewerber). Den Poliergang etwas trockener als die Schleifgänge.
Beim Polieren wird nur die Hälfte der Steine in die Poliertrommel gegeben, dazu 1 kg Polierkörper aus Keramik (geht vom Preis, und ist eine einmalige Anschaffung. Unsere halten schon ewig).
24 Std. laufen lassen. Auch hier immer mal wieder nachsehen und ggf. anfeuchten. Nach 24 braucht nach unseren Erfahrungen nicht abgespült zu werden (wird ja kein Abrieb mehr erzeugt). Also, nach 24 Std. erneut einen Eßlöffel Polierpulver darüber, und ein wenig nachfeuchten.
Nach 48 Std. Gerät abstellen und die Mischung (Steine und Polierkörper) SOFORT in möglichst warmes Wasser geben. Das Polierpulver setzt sich gerne in feinen Löchern und Rissen fest, wenn es erst angetrocknet ist, hast Du keine Changse mehr, das rauszuwaschen.
Evtl. mit Schlauch und Finger drauf die Problemsteine abspritzen.

Zum Trommeln eignet sich fast alles. Wir trommeln fast ausschließlich auch nur Geschiebe. Was richtig gut wird sind Wallsteine, Unakite, Quarzit, ach, eigentlich alles.

Wenn Du Fragen hast, ruf mich ruhig an – beame Dir meine Tel. rüber.


Hallo Speul  :hut:

Zitat
Alles andere ist Wunschdenken und diskreditiert die Geschiebesammler nur.

Da hast Du wohl Recht mit.
Man sollte mit dem, was man in der Öffentlichkeit äußert, sehr selbstkritisch umgehen.
Da ich selber in der GfG aktiv bin, weiß ich, wie schnell sich einmal geäußerte Meinungen mit negativen Beigeschmack etablieren.
Darum hatte ich in meinem Vortrag auf der Jahreshauptversammlung auch nur einen Pseudotachyliten (Erdbebengenese) als Geschiebefund vorgestellt, der bestätigt ist. Bei anderen vorgestellten Bildern, die ein solches Gestein ebenfalls vermuten lassen, hatte ich gezielt  auf die Problematik einer sicheren Bestimmung hingewiesen, und auf andere Möglichkeiten ihrer Genese.
Tja, das sind die Pseudotachylite als „fossil Earthquakes“.
Mit den Pseudotachyliten als Impaktite kenne ich mich nicht so gut aus, deshalb hier im Forum meine Frage, ob für das gezeigte Gestein eine solche Entstehung überhaupt in Betracht kommen könnte.
Aber stimmt schon, was nützen einem gewisse vorhandene Merkmale, wenn die sichere Bestimmung nur über die Mikroskopie geht. War ich wohl etwas vorschnell. Schieben wir es auf meinen jugendlichen Enthusiasmus, oder eher Altersstarrsinn  :gruebel:

Vielen Dank für Eure Antworten

Glück Auf!
Jörg