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Mineralien => Mineralien/Steine allgemein => Geschiebe => Thema gestartet von: JFJ am August 14, 2012, 13:09:35 Nachmittag

Titel: Vulkanische Bombe
Beitrag von: JFJ am August 14, 2012, 13:09:35 Nachmittag
Hallo zusammen  :hut:

Unten abgebildetes Gestein stammt aus Vigsö (südliche Jammerbucht in Dänemark).
Wasserfern, unter einer Steilküste ausgegraben.
M.E. stellt es eine vulkanische Bombe dar: Flugorientierte Form; helles Netzwerk aus feinen Rissen welche fließend genau der Gesteinsform folgen, am Einschlagpunkt deutlich vermehrt (was für eine Abkühlung während des Flugs spricht).
Worauf ich mir keinen Reim machen kann ist die Tatsache, dass die abgesplitterten Ränder am Einschlagpunkt noch schön scharfkantig sind.
Dieses würde gegen einen langen Transportweg (glaziale Verlagerung und/oder Abrollung durch See) sprechen.
Da vulkanische Bomben allerdings keinen weiten Flugweg aufweisen, macht mich dieses Gestein ein wenig stutzig, da in der Nähe des Fundortes keine Vulkane bekannt sind.
Die Bombe besteht aus einem hellen Basalt mit kleinen Augit-Einsprenglingen.
Aufgrund der Beschaffenheit könnte das Gestein durchaus aus dem Oslo-Rift stammen.
Allerdings steht die Beschaffenheit (scharfe Bruchkanten) dagegen.

Wer hat eine Idee - bin etwas  :gruebel:

Beste Grüsse und Glück Auf!
Jörg
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: JFJ am August 14, 2012, 13:13:39 Nachmittag
2 Detailfotos:
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: JFJ am August 14, 2012, 13:14:26 Nachmittag
Der Aufschlagpunkt:
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: ironmet am August 14, 2012, 14:23:11 Nachmittag
Hallo Jörg, :winke:

was immer es nun wirklich ist... :gruebel:
Das Detailfoto "Bombe 1" sieht sehr interessant und vielversprechend aus. :super:

Ein wirklich einzigartig toller Fund. :hut:

Viele Grüße Mirko :prostbier:
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: Peter5 am August 14, 2012, 15:04:02 Nachmittag
Hallo Jörg,

Also für eine vulkanische Bombe hätte ich das Stück nie gehalten; nicht mal für einen Vulkanit - eher für ein Sedimentit, für ein quarzhaltiges Gestein o.ä. 

Gruß Peter  :smile:
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: MetGold am August 14, 2012, 15:10:16 Nachmittag
Hallo,

wenn ihr hier sowas zeigt, frage ich mich immer an wieviel interessanten Steinen ich wohl schon vorbeigegangen bin und sie einfach als Geröll, abgerolltes Gestein usw. abgetan habe!  :nixweiss:

Vielleicht auch gut so, da meine Wohnung nicht allzu groß ist!  :einaugeblinzel:


 :winken:   MetGold
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: JFJ am August 14, 2012, 16:00:31 Nachmittag
Hallo  :hut:

Danke für Eure Antworten.
Ist aber definitiv ein heller Basalt, und die "Abkühlungs"-Risse gehen vom Aufschlagpunkt (ich bezeichne das mal als "vorne") aus.
Was mir aber immer noch nicht klar ist - wie kam das Ding dort hin  :nixweiss:
Vom Oslo-Graben her kann ein so weiter Flug ausgeschlosen werden.
Und aus Dänemark sind mir keine Vulkane bekannt.
Sehr suspekt

 :winke: Jörg
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: JFJ am August 14, 2012, 16:27:32 Nachmittag
Auch wenn ich jetzt für Lacher sorge, eine vergleichbare Form gab es doch schon mal:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/odyssee-eines-brockens-meteorit-erzaehlt-vom-grossen-mondcrash-a-310976.html (http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/odyssee-eines-brockens-meteorit-erzaehlt-vom-grossen-mondcrash-a-310976.html)
 
Na ja, heller Basalt würde auch in die Richtung passen.
Und die Schmelzkruste kann ja mittlerweile abgeschmirgelt worden sein.
Auf jeden Fall ist es geflogen.


@Mirko:
Was meinst Du, mal mit der Säge ran? Dafür wird brüderlich geteilt?

 :prostbier: Jörg

Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: Plagioklas am August 14, 2012, 17:00:48 Nachmittag
Eine vulkanische Bombe ist das wohl nicht. Es ist ziemlich sicher "was anderes". Was es ist, kann ich aus den Bildern aber nicht erkennen.
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: JFJ am August 14, 2012, 17:12:38 Nachmittag
Habe noch mal 2 Gesamtansichten beigefügt.
Hoffe, dass man vom Gesamteindruck her vielleicht mehr erkennt.
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: pallasit am August 14, 2012, 18:45:16 Nachmittag
Hallo Jörg,

Auf jeden Fall ist es geflogen.

Bei diesem Stück erkenne ich nichts was an einen "vulkanischen Auswürfling" erinnert. Solange du kein Flugticket vorlegen kannst, ist das Ding höchstens mal aus der Hand gerutscht!

Grüsse Willi  :prostbier:

Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: JFJ am August 14, 2012, 19:26:16 Nachmittag
Hallo,

habe das gute Stück mal kurzerhand mit der Flex zerlegt und geschliffen.
Das Gestein ist sehr bröckelig. Brach im Verlauf der hellen Linien.
Es sieht im Inneren weitaus dunkler und matter aus, als auf der (glasig wirkenden) Oberfläche, welche das Gestein umhüllt.

Beste Grüsse
Jörg
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: Buchit am August 15, 2012, 14:16:26 Nachmittag
Hallo an alle,

zunächst mal - ich bitte herzlich um Entschuldigung - muss ich hier einen Kalauer loswerden:

"BOMBE! Gib mir einen Beweis Deiner Existenz!" - "Moment... Ich denke - also bin ich!" :bid: (Grüße von der DARK STAR...)

Jetzt wieder ernsthaft: Der Anschliff lässt mich doch etwas ratlos zurück, da die zahlreichen schwarzen Einschlüsse, die noch in "Bombe1" zu sehen sind, plötzlich verschwunden zu sein scheinen. Jörg, könntest Du von diesem Anschliff nochmal eine stärker vergrößerte Aufnahme machen?

Generell habe ich bei der Ansprache dieses Gesteins als "vulkanische Bombe" auch meine Zweifel. Die meisten Bomben, die ich gesehen habe (und ich komme gerade vom Islandurlaub zurück, wo man den Geologieinteressierten mit vulkanischen Bomben "zuschmeißen" könnte :einaugeblinzel:), waren doch eher ein schlackiges Zeug mit zahlreichen Hohlräumen. Zudem kann ich an diesem Stück hier keine Merkmale erkennen, die anzeigen, dass es beim Flug noch in flüssigem Zustand war - keine aerodynamisch geformten Oberflächen oder dergleichen.

Fazit: Nichts Genaues weiß man nicht. Aber die Gesteinsart sollte sich ggf. doch noch bestimmen lassen...

Gruß,
Holger
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: JFJ am August 15, 2012, 17:08:15 Nachmittag
Hallo  :hut:

@Holger
Zitat
(Grüße von der DARK STAR...)
Los, lass uns alle "instabilen Planeten" vernichten - Einer meiner absoluten Lieblingsfilme  :prostbier:

Habe noch mal das Letzte aus meiner Kamera rausgeholt:

Viele Grüsse
Jörg
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: JFJ am August 15, 2012, 17:10:03 Nachmittag
Und nochmal 2:
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: speul am August 15, 2012, 17:48:06 Nachmittag
Hallo Holger,
na endlich kann ich bei den Fotos wenigstens den Basalt nachvollziehen.
Okay, bei Dir war ich mir sicher, dass es einer ist, aber gesehen habe ich ihn nicht wirklich.
Denke das Stück ist einfach tektonisch beansprucht und dann so brekziniert.
Grüße
speul
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: Buchit am August 15, 2012, 19:21:42 Nachmittag
Hallo Jörg, Hallo Speul,

nun, ich muss gestehen: Mich haben die neuen Bilder noch mehr verunsichert.  :nixweiss: Ein Basalt ist möglich, aber mit Sicherheit könnte ich das nicht sagen. Die Brekziierung würde ich aber auch als tektonisch ansprechen.

Kann nicht mal jemand eine tragbare Gesteinsbestimmungsmaschine erfinden? :laughing:

Gruß,
Holger
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: speul am August 15, 2012, 21:01:54 Nachmittag
Zitat
Kann nicht mal jemand eine tragbare Gesteinsbestimmungsmaschine erfinden?

gibts doch schon, ist gerade auf dem Mars unterwegs, aber mein Budget gibts grade nicht her, aber "Manchmal möchte ich schon mit ..."
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: JFJ am August 15, 2012, 21:09:50 Nachmittag
Hallo,

erstmal vielen Dank für die vielen bisherigen Antworten  :super:
Also, einen Basalt sehe ich als ziemlich gesichert an, habe auch etwas Olivin entdeckt (kann ich mit meinem bescheidenem Fotoapparat jedoch leider nicht darstellen).
Nun, da so viele von Brekziierung schreiben, mehme ich das mal an (obwohl mir Schocklinien in einem Mare-Basalt vieeeel lieber gewesen wären)
:weissefahne: Nee, war nur Quatsch.
Dann habe ich die weißen Linien wohl falsch interpretiert. Ich davon ausgegangen, dass sie Abkühlungsrisse darstellen.
Aber mit einer Brekzie, und sekundärer Mineralfüllung der Klüfte, welche die Linien darstellen, kann ich mich gut anfreunden (obwohl, gab es helle Linien nicht auch mal in einem LUN ...).
Bin ja schon ruhig  :imsorry:
Ich hatte eine Brekzie auch mit ausgeschlossen, da die hellen Linien den Rundungen des Gesteins folgen, und deshalb auf eine Bombe getippt.
Lasse mich aber gerne eines besseren belehren.
Vielleicht stellen diese ja die "Sollbruchstellen" im Gestein dar, an welchen es doch abgerollt ist, deshalb die Linien im Gesteinsverlauf.

Also, erst mal vielen Dank, vielleicht fällt wem ja noch mehr dazu ein.

 :prostbier: Jörg
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: JFJ am August 22, 2012, 20:29:55 Nachmittag
Hallo,

mir ist an dem merkwürdigen Gestein noch etwas anderes aufgefallen, was ich bisher noch nicht erwähnt hatte, sorry:
Auf der Oberfläche sind Strukturen vorhanden, welche wie fest verbackener Sand aussehen.
Aber nur an der Gesteinsoberfläche.
Im basaltischen Gestein (s. Sägefläche) sind sie nicht vorhanden - nur außen.

Wie bringe ich dieses jetzt mit einer Genese als Brekzie in Verbindung?
Bin immer noch ein wenig ratlos.

Viele Grüsse und Glück Auf!
Jörg
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: speul am August 22, 2012, 20:51:46 Nachmittag
Zitat
Wie bringe ich dieses jetzt mit einer Genese als Brekzie in Verbindung?


gar nicht, halte ich für eine deutlich jüngere Bildung, evtl. erst am Fundort, nicht am Entstehungsort
Grüße
speul
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: JFJ am August 22, 2012, 21:25:32 Nachmittag
Hallo Speul,

danke für die Antwort.
Es kommt Licht ins Dunkel  :super:

Beste Grüsse
Jörg
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: ironmet am September 01, 2012, 00:02:54 Vormittag
Hallo Jörg, :winke:

leider konnte ich das Thema ne Weile nicht weiter verfolgen und habe mir eben alles durchgelesen.
So richtig Licht im Dunkel ist ja noch nicht....
Wenn Du vielleicht ne Probe davon abgeben kannst...ich glaube ich habe etwas Lust auf nen Dünnschliff bekommen.....vielleicht auch zwei.. :fluester:

Viele Grüße Mirko :prostbier:
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: JFJ am September 01, 2012, 13:26:52 Nachmittag
Hallo Mirko  :hut:

Zitat
ich glaube ich habe etwas Lust auf nen Dünnschliff bekommen.....
  :pro:

Super, geht gleich Montag früh auf die Reise.

Beste Grüsse
 :winke: Jörg
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: ironmet am September 02, 2012, 00:19:20 Vormittag
Super, geht gleich Montag früh auf die Reise.

Beste Grüsse
 :winke: Jörg

Hallo Jörg,

 :super: :super:  das klingt Spitze!!

Viele Grüße Mirko
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: ironmet am September 25, 2012, 14:26:41 Nachmittag
Hallo Leute,

Jörg hatte mir ja vor geraumer Zeit eine Probe von dem Material zukommen lassen.
Daraus wollte ich ja ein oder auch zwei Dünnschliffe herstellen.
Man man man, es ist garnicht so einfach von dem Material eine brauchbare Probe zuzuschneiden.
Trotz guter Imprägnierung zerfällt einem das Material beim schneiden nur so in den Händen.
Die Risse sind auch nicht wirklich gut saugfähig.
Aber was will man von einem Gestein auch verlangen bzw. erwarten, welches quasi nur aus Rissen besteht. :dizzy:

Auf jeden Fall habe ich es nach einigen Tagen und sich ständig wiederholenden Abläufen geschafft, zwei Proben für Dünnschliffe vorzubereiten.
Jetzt, wo die Proben poliert und auf Glas geklebt sind, kann man schon besser ins innere schauen.
Habe daher mal die Probe unters Mikroskop gelegt.
Hm.....also irgendwie ist das für mich kein Basalt.
Da würde ich eher Peter5 zustimmen, die Idee mit dem Sedimentit.
Es sieht nach einer feinkörnigen Matrix aus...ähnlich einem Sandstein vielleicht... :nixweiss: ??
Aber da reichen meine Erfahrungen ja auch noch nicht aus, eine klare Aussage zu treffen.
Jedenfalls, bis der Dünnschliff dann fertig ist, können die Spezis hier gern nochmal schauen, ob sie was
erkennen, was zur Einschätzung beiträgt.

Hier erstmal der Glasträger mit der dicken Probe und einem Detail-Foto.

Viele Grüße Mirko
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: ironmet am September 25, 2012, 14:30:59 Nachmittag
Und hier nun die Mikroskopaufnahmen in den Vergrößerungen 25x und 63x
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: ironmet am September 25, 2012, 14:32:47 Nachmittag
Und hier noch eine Aufnahme mit 100x Vergrößerung
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: Plagioklas am September 25, 2012, 14:44:59 Nachmittag
Könnte eine Art Tuff sein. Bin mal gespannt, wie es unter dem Mikroskop im TS kommt.
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: schwarzwaldmineraloge am September 25, 2012, 16:26:32 Nachmittag
Hallo,

Schwierig zu sagen, was es ist. In jedem Fall keine Bombe. Neben dem blasigen lockeren Aufbau hast du meist eine Rötung durch Hochtemperaturoxidation (Magnetit zu Hämatit) während des Fluges.

Mit Vorbehalt entweder ein intermediärer Vulkanit (Richtung Phonolit oder Andesit oder Tinguait) oder eine Grauwacke. Gerade Andesit und Grauwacke sehen sich oft sehr ähnlich.

Da hilft meines Erachtens nur ein Dünnschliff. In einer Grauwacke sollten die einzelnen Körner gerundet sein und ein höherer Anteil an Tonfetzen bzw. Ton- und Kieselschieferfragmenten vorhanden sein, in einem intermediären Vulkanit frische sollten Feldspäte zu sehen sein, die in der Grauwacke häufig bereits in Tonminerale zersetzt sind. Daneben treten in den Vulkaniten für gewöhnlich Kristalle von Augit und/oder Hornblende auf.

Glück Auf!
Sebastian
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: JFJ am September 25, 2012, 19:47:55 Nachmittag
Hallo,

zuerst einmal einen dicken Dank an Mirko, der ja eine Menge Arbeit mit dem Gestein hatte   :danke:
Von den bisherigen Mikroskopieaufnahmen würde ich ebenfalls am ehesten an Grauwacke oder tendentiell eine andesitische Lava denken.
Bin mal sehr gespannt, was die Dünnschliffe zeigen.

Morgen kann ich die Isotopenauswertung zu dem Gestein abholen.
Vielleicht bekommt man ja auch sein Alter damit raus.

Glück Auf!
Jörg

Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: speul am September 25, 2012, 21:45:39 Nachmittag
Hallo,

Morgen kann ich die Isotopenauswertung zu dem Gestein abholen.
Vielleicht bekommt man ja auch sein Alter damit raus.

Glück Auf!
Jörg



Was Du nicht alles machen kannst, Halleluja
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: JFJ am September 26, 2012, 22:04:35 Nachmittag
Hallo  :hut:

@ Speul
Zitat
Was Du nicht alles machen kannst, Halleluja
Falsch. Es muss heißen: Was Du nicht alles machen lassen kannst  :einaugeblinzel:

So, jetzt aber zu den Isotopen.
Kalium 40 ist, wie in einem Gestein zu erwarten, hoch. Es besteht ja aus dem Zerfall von Kalium.
Was mich stutzig macht ist der, sollte das Oslo-Rift als Herkunft in Frage kommen, relativ hohe Gehalt an Bismut-Isotopen. In der Auswertung mit BI kodiert.
Allerdings wurde kein natürliches Bismut (BI 209) gefunden, sondern ab BI 210, was für ein Umwandlungsprodukt spricht. Der hohe Amteil an Thorium würde allerdings ganz gut zum Oslo-Rift passen. Da meine Fähigkeiten diesbezüglich nicht sehr hoch angesiedelt sind, könnte evtl. auch ein Zerfallschritt vorliegen  :nixweiss:

Ich hatte ja auf eine Uran-Blei-Datierung gehofft.
Aufgrund der identifizierten Isotopen käme m. E. zur Altersbestimmung die Uran-Radium-Reihe wohl am ehesten in Betracht.
Bin da jedoch weitgehend wissenfrei.
Wer kann anhand der Bilder helfen?

Glück Auf!
Jörg
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: JFJ am September 26, 2012, 22:06:15 Nachmittag
Die Auswertungen Seite 3 - 4
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: JFJ am September 26, 2012, 22:07:34 Nachmittag
Die Seiten 5 - 6
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: JFJ am September 26, 2012, 22:09:01 Nachmittag
Und weil es so schön bunt ist, die Spikes

Wer hat schon mal eine Altersbestimung durchgeführt?

 :winke: Jörg

Nachtrag
Die Werte sind absolut (Hintergrundstrahlung wurde im Nuklidinventar berücksichtigt und ausgeschlossen)
Die jeweiligen Halbwertzeiten sind den Ausdrucken beigefügt.
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: Plagioklas am September 27, 2012, 00:11:41 Vormittag
Die Spikes sind nicht relevant für das Alter. Es sind die Spikes der Thorium und Uranzerfallsreihen.

Ich habe sie mal mit meinem mühevoll selbst gezimmerten Spektrumsimulator für meine Thorium und Uranmineralien überlagert und konnte alle deine Spikes eindeutig dessen Zerfallsprodukten zuordnen. Die Kurven bei meinem Simulator sind keine scharfen Spikes, da die zahlreichen Strahlungsstärken zur Besserung der Übersicht in einstellbaren Intervallen zusammenaddiert werden. Zudem zeigt er nur die reine Ausgangsstrahlung. Abschirmung, Comptoneffekt und Photoeffekt werden nicht berücksichtigt.

Da diese Elemente allgegenwärtig sind, ist eine Altersanalyse mit Spektrum nur in einer sehr, sehr dicken Bleikammer möglich und das auch nur, wenn der Stein sehr, sehr jung ist (Weit jünger als 1.000.000 Jahre). Eine solche Analyse anhand der Strahlung könnte nämlich nur anhand des Verhältnisses zwischen Uran und seinen Zerfallsprodukten gemacht werden. Und das weicht nur in den ersten paar 100.000 Jahren vom Standard ab, danach ist das Alter so nicht mehr messbar. Und diese Analyse ist auch nicht sehr einfach und wird deshalb vermutlich nicht wirklich praktiziert.

Eine Analyse anhand des Uran und Thoriumgehaltes wird dadurch gemacht, indem das Verhältnis zu Uran und Blei gemessen wird. Dies ist jedoch sehr aufwändig.
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: schwarzwaldmineraloge am September 27, 2012, 11:45:55 Vormittag
Hallo,

Du brauchst die Gehalte an 2 Uranisotopen (235, RA und 238, RA, RA=radioaktiv) und 2 Bleiisotopen (207, stabil und 208, stabil). Die Gammaspektren nützen dir bei dem Alter des Gesteins absolut nichts. Alternativ könntest du noch die Gehalte an 2 bestimmten Samarium- und Neodym- Isotopen (beim Nd ist es 143, meine ich) oder Rb (RA)/Sr (stabil)verwenden. Dazu brauchst du Gehalte, keine Strahlendosis. Und eines der beiden Isotope ist dabei stabil, wird also im Gammaspektrum nicht auftauchen.




Glück Auf!
Sebastian

Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: ironmet am September 27, 2012, 23:03:48 Nachmittag
Hallo Leute,

spät ist es geworden, der Dünnschliff fertig und ich einigermaßen ratlos. :nixweiss:

Im kreuzpolarisierten Licht ist der ganze Schliff schwarz bis dunkelgrau.
Bis auf ein paar eingestreute Quarze, die in einem leuchtenden hellgrau erscheinen, kann ich nichts ausmachen,
was uns hier weiterbringen könnte.
Ein paar Fotos habe ich mal gemacht und hoffe, dass der ein oder andere sowas schonmal unterm Mikroskop hatte.

Hier das Foto vom Schliff selbst.

 
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: ironmet am September 27, 2012, 23:05:26 Nachmittag
Hier jetzt ein Foto im Durchlicht in 25x Vergrößerung und ein weiteres im kreuzpolarisierten Licht in der selben Vergrößerung.
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: ironmet am September 27, 2012, 23:09:03 Nachmittag
Auf dem vorherigen Foto hatten wir ja ganz mittig im Bild ein relativ großes Quarzkorn.
Hier der selbe Bereich im Schliff, nur mit 100x Vergrößerung.
Wieder im Durchlicht und im kreuzpolarisierten Licht.
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: ironmet am September 27, 2012, 23:11:23 Nachmittag
Und hier noch ein paar Aufnahmen von den typischen Einschlüssen, die in dem Material zu finden sind.
Beide Fotos hier im normalen Durchlicht.
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: ironmet am September 27, 2012, 23:12:26 Nachmittag
und das letzte.....
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: JFJ am September 28, 2012, 09:15:11 Vormittag
Hallo,

Mirko ... klasse, dass Du aus dem Zeug einen Dünnschliff gezaubert hast  :super:
 :hut: ab!

Reihe mich bei den Ratlosen mit ein (ganz hinten).
Sieht jetzt fast nach einem akkretionären Lapilli aus (Wassertropfen in Vulkanasche gefallen = runde Formen), doch die sind immer größer.
Vom Aussehen würde ich fast sagen "kommt hin", aber nicht von der Größe. Kann eigentlich nicht sein   :nixweiss:
Auf jeden Fall was rundes in was rundem ...
Grauwacke fällt glaube ich dann wohl aus (nichts eckiges) ...
Warte mal die Postings von den Profis ab.

 :winke: Jörg
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: Buchit am September 28, 2012, 09:34:30 Vormittag
Hallo,

auch von mir Kompliment an Mirko für die Schliffe. Eine vulkanische Bombe ist dies zumindest nicht, das erscheint klar - aber was ist es dann? Auf den ersten Blick würde ich sagen, irgendwas Sedimentäres, aber was :confused: :confused: :confused:

Gruß,
Holger
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: schwarzwaldmineraloge am September 28, 2012, 11:27:13 Vormittag
Hallo,

Schwer zu sagen. Die Matrix scheint nur Quarz zu sein, mit evtl. kleinen Anteilen sehr feiner Tonminerale. Das würde eher für ein Sediment sprechen, in einem Vulkanit wären höhere Feldspatanteile zu erwarten. Aber das ist leider rein vom Foto kaum zu sagen.

Merkwürdig sind diese kugeligen Strukturen. Lapili, Orcelli oder Fossilien? Diese Strukturen erscheinen monomineralisch und aus einem Korn zu sein, jedenfalls sind keine Korngrenzen erkennbar. Das spricht eher gegen Lapili, die ja aus kleinen (Gesteins-)körnern bestehen. Das hier sieht eher nach einer Art Blasen aus, die mit amorpher Substanz gefüllt sind (Opal?), jedenfalls erscheinen sie im Bild mit gekreuzten Polarisatoren schwarz. Da ist leider ein Bild nicht aussagekräftig, könnte auch ein Kristall sein, der sich gerade zufällig in Auslöschungsstellung befindet. Erst wenn man das Korn dreht und es in jeder Stellung dunkel bleibt, ist es halt in den meisten Fällen isotrop (kubisch oder amorph). Habe auch schonmal an kieselige Fossilien (Radiolarien, Kieselschwämme oder Diatomeen) gedacht, nur ist da die Erhaltung des Opals das Problem. In der Diagenese (Verfestigung) des Gesteins sollte der zumindest tw. in Chalcedon umgewandelt werden.

Thorium ist kein Problem, das kann man in einem Sediment, z.B. Grauwacke oder Sandstein über die detritischen (eingeschwemmten) Schwerminerale Zirkon und Monazit erklären. In Grauwacken, die eher andesitischen Charakter haben, ist erwartungsgemäß eher Zirkon als Monazit drin, anders in Sandsteinen, die aus kontinentalen Gesteinen eher sauren Charakters wie Paragneise und Granite bestehen, hier kommt gern auch Monazit vor.

Wen man das Gestein wirklich einordnen wollte, braucht man vermutlich eine Massenspektrometrische Bestimmung der Spurenelemente, die man dann mit geochemischen Plots vergleichen kann. Grauwacken sollten Trends folgen, die eher einem Subduktionszonenvulkanismus als etwa einem Intraplattenvulkanismus entsprechen.

Glück Auf!
Sebastian
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: JFJ am September 29, 2012, 10:04:35 Vormittag
Hallo,

ich danke Euch für Eure Stellungnahmen  :hut:

Dann ist es von der Tendenz her doch wohl ein sedimentäres Gestein.
Lag ich mit meinem Vulkanit daneben.

Danke nochmal in die :st:

Viele Grüsse und Glück Auf!
Jörg
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: Plagioklas am September 29, 2012, 10:34:32 Vormittag
Zitat
Dann ist es von der Tendenz her doch wohl ein sedimentäres Gestein.
Lag ich mit meinem Vulkanit daneben.

Ich würde mich da noch nicht festlegen. Es hat zudem keiner gesagt, dass es ein Sediment ist.
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: ironmet am September 29, 2012, 11:01:37 Vormittag
Hallo Leute,

da ich gestern mit einem anderen Forum-Mitglied telefonierte und wir kurz auch über dieses kuriose Fundstück sprachen....
Nur mal so in den Raum geworfen....
Wäre es möglich, dass es sich hier vielleicht doch um ausgehärteten Zement..oder Farbe oder sonstiges Menschen gemachte handelt???
Sebastian hat ja schon viel dazu geschrieben und versucht zu analysieren....
Keine Ahnung ob man das gleiche auch in ausgehärtetem Zement finden kann.
Habe ja bis auf die Terrazzo-Platte keine Erfahrung mit Baustoffen, wie die im Dünnschliff aussehen müssen.
Weiterhin habe ich auch keine Ahnung, ob solch Ergebnisse, die Jörg aus dem Labor erhalten hat auch mit Zement übereinstimmen könnten.....
Hat überhaupt jemand Dünnschliffe von Baustoffen....wohl eher nicht,oder?

Viele Grüße Mirko
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: Plagioklas am September 29, 2012, 11:34:08 Vormittag
Ich glaube schon, dass es natürlich ist. Wenn du mir einen 1 cm großen dünnen Splitter mit Bruchflächen per Brief schicken könntest, könnte ichs unters Mikroskop packen und vielleicht mehr darüber sagen.
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: ironmet am September 29, 2012, 11:41:53 Vormittag
Hallo Plagioklas,

klar, gerne doch. :super:
Dann schicke ich Montag gleich Ein Stück an Dich ab.
Will noch wer ne Probe ??

Viele Grüße Mirko
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: JFJ am September 29, 2012, 14:24:12 Nachmittag
Oh oh ...

das wäre dann mein 2. "Bunkergeschiebe" der Saison  :applaus:
Ich glaube ich werde dann ein Bestimmungsbuch schreiben: Bunkerbeton - sammeln und bestimmen
 :lacher: :lacher: :lacher:

Au Mann - warten wir´s mal ab.

 :winke: Jörg
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: JFJ am September 29, 2012, 15:00:01 Nachmittag
Mann bin ich blöd  :neenee:

Warum habe ich da nicht gleich dran gedacht:
Habe eben 24% Salzsäure drüber gegeben - schäumt deutlich gelb.
Gelb = Kalk.
Zement hätte weiß schäumen müssen.

Kalk mit in den Bunkerbeton rühren, hätte wohl keinen Sinn gemacht.
Vielleicht ist den Bunkerbauern ja auch nur der Zement knapp geworden  :gruebel:


 :winke: Jörg

Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: Plagioklas am Oktober 02, 2012, 15:21:55 Nachmittag
Die Probe ist angekommen. Es ist tatsächlich sehr ungewöhnliches Material. Sie enthält neben dem Karbonatischen Hauptmineral auch Magnetit als Körnchen und schwarzes Glas! Die Körnchenform und die runden Kugeln lassen darauf schließen, dass die Masse, die das Gestein bildete zumindest teilweise geschmolzen war und dass sie in der Luft fein zerstäubt war und dann als Pulver zu Boden rieselte.

Das Material hat sich teilweise zersetzt oder umgewandelt. Die Risse sind Folgen dieses Prozesses, der wohl eine Volumenänderung bewirkt hat. Die Probe war bei der Ankunft in zwei Teile zerbrochen. Der im Verhältnis zu den anderen Rissen besonders breite Riß ist mit feinsten nadeligen Karbonatkristallen gefüllt. Die Außenseite des Gesteines zeigt teilweise Umlagerungen durch Lösung der Karbonate. Eine Verwitterungsrinde in dem Sinne besteht nicht. Somit ist das Stück teil eines sehr großen Objektes bzw. Gesteins gewesen. Aufgrund der Beschaffenheit der Rissfühllungen und der Oberfläche gehe ich davon aus, dass dieses Stück natürlich ist.

Allem Anschein nach handelt es sich dabei um karbonatische Vulkanasche, die zu Gestein verfestigt ist und als Geschiebe oder Geröll zum Fundort gelangte. Da Karbonatvulkanismus relativ selten ist, ist dieses Gestein schon was besonderes.
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: JFJ am Oktober 03, 2012, 10:24:44 Vormittag
Hallo Plagioklas  :hut:

einen recht herzlichen Dank auch für Deine Hilfe!

Demnach würde für das Geschiebe eine Herkunft aus dem Fen-Gebiet (nahe Ulefoss) in Frage kommen, da dort im Perm Karbonat-Vulkanismus auftrat und einige Karbonatite in dieser Gegend ihre Typlokalität haben.
Doch ohne Anstehendes sind Überlegungen zur Herkunft halt nur Vermutungen.

Beste Grüsse und Glück Auf!
 :winke: Jörg
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: Plagioklas am Oktober 03, 2012, 11:56:46 Vormittag
Zitat
Demnach würde für das Geschiebe eine Herkunft aus dem Fen-Gebiet (nahe Ulefoss) in Frage kommen, da dort im Perm Karbonat-Vulkanismus auftrat und einige Karbonatite in dieser Gegend ihre Typlokalität haben.
Doch ohne Anstehendes sind Überlegungen zur Herkunft halt nur Vermutungen.

Der Fundort liegt dafür jedenfalls genau richtig und sehr nah dran. Man kann daher schon sagen, dass die Wahrscheinlichkeit recht hoch ist.
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: speul am Oktober 03, 2012, 15:28:43 Nachmittag

Demnach würde für das Geschiebe eine Herkunft aus dem Fen-Gebiet (nahe Ulefoss) in Frage kommen, da dort im Perm Karbonat-Vulkanismus auftrat und einige Karbonatite in dieser Gegend ihre Typlokalität haben.
Doch ohne Anstehendes sind Überlegungen zur Herkunft halt nur Vermutungen.


Der letzte Satz bringt es auf den Punkt. Ein derartiges Gestein steht dort nämlich nicht an. An Karbonatiten gibt es drei, den Sövit, der ist weiß und marzipanähnlich, dukle Einschlüsse von Magnetit und Phlogopit, dazu Pyrochlor.
weiterhin Rauhaugit, rosa - rötlichbraun, Dolomit und Ankerit, Fe-haltig
und Rödbergit, "Roter Stein", Dolomit und Ankerit mit Hämatit,

weitere Vorkommende Gesteine sind dann Silcokarbonatite, wo silikatische und Karbontitische Magmen gemicht wurden, die sind aber grobkristalliner bis hin zu pegmatitisch.
Alles in allem eine schöne Theorie, die aber auch nicht so richtig paßt.

Ich biete mal eine andere Variante an.
Wie wäre es mit einem kontaktmetamorph überprägten Kalkstein?
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: Plagioklas am Oktober 03, 2012, 16:17:49 Nachmittag
Zitat
Wie wäre es mit einem kontaktmetamorph überprägten Kalkstein?

Dazu passen die runden Glaskügelchen absolut nicht. Auch die anderen schwarzen Minifetzen und die einzelnen im Verhältnis zu den feinen Kalk recht großen Magnetite währen zu merkwürdig.
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: speul am Oktober 03, 2012, 16:48:11 Nachmittag
Dazu passen die runden Glaskügelchen absolut nicht. Auch die anderen schwarzen Minifetzen und die einzelnen im Verhältnis zu den feinen Kalk recht großen Magnetite währen zu merkwürdig.

stimmt!
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: schwarzwaldmineraloge am Oktober 04, 2012, 11:47:17 Vormittag
Hallo,

Es gibt durchaus Karbonatite in der angegebenen Form, allerdings wohl nicht im Fen-Gebiet.

Im Kaiserstuhl habe ich schon solche betonähnlichen Karbonatite gefunden. Dort gibt es auch effusive Karbonatite, also Karbonatittuffe und -Lapilituffe. Ein paar Fotos gibts u.a. bei Dr. Weisenberger (http://www.tobias-weisenberger.de/7Kaiserstuhl-RocksandMinerals.html), einem ausgezeichneten Kenner der Region.

Leider fehlt mir die Dissertiation von Frau Katz-Lehnert über die gangförmigen Karbonatite des Kaiserstuhls, da sind weitere Untersuchungen drin. Es gibt dort u.a. sog. porphyrische Alvikite, die in derTat Beton nicht unähnlich sind. Außer der Tatsache, dass sie cm-große Calcit-Einsprenglinge haben. Ansonsten passen sie vom Typus zu diesem Gestein hier. Da waren auch solche zerbrochenen Erzklasten (Magnetit) drin, daneben auch Augit und Apatit. Leider habe ich im Moment keine Stücke mehr, die zur Herstellung von Dünnschliffen geeignet wären. Ocelli (kleine runde "Tröpchen") sind aus solchen Gesteinen beschrieben, das könnte hier hinkommen.

Glück Auf!
Sebastian
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: speul am Oktober 04, 2012, 16:10:25 Nachmittag
Moin,
es gibt ja weitere Cabonatitkomplexe in Scandinavien.
Das bekannteste dürfte Alnö sein in Schweden
dazu noch Stjernöy-Söröy (Norwegen)
Silinjärvi (Finnland)
Sokli (Finnland)
und weitere in Rußland , speziell Kola Halbinsel, Kovdor könnte da noch interessant sein, der Rest ist definitiv zu weit im Osten.

Grüße
speul
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: JFJ am Oktober 04, 2012, 17:09:46 Nachmittag
Hallo,

mal eine ganz andere Idee dazu:
Könnte es sich nicht auch um Moler handeln, ein tertiäres Gestein aus vulkanischen Ascheablagerungen?
Aufschlüsse sind z. B. von der Limfjordinsel Mors bekannt.
Was mir als glaziales Geschiebe ein wenig Kopfzerbrechen bereitet ist, dass das Gestein sehr brüchig ist.
Vermutlich hätte es den weiten Transport in Verbindung mit Gesteinsdruck nicht stand halten können.
Im Moler gibt es auch grau-schwarze Schichten, die umgangssprachlich als "Zementstein" beschrieben werden.
Das Gestein könnte ja auch ein Nahgeschiebe sein.
Habe allerdings noch keine Probe davon in der Hand gehalten, so dass ich dieses nur als Theorie anführen kann.

Beste Grüsse und Glück Auf!
Jörg
 
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: Sprotte am Oktober 04, 2012, 21:11:05 Nachmittag
Hallo Jörg,

Moler besteht überwiegend aus fossilen Skeletten von Kieselalgen (Diatomeen) und Zementstein bildet kalkangereicherte Konkretionen oder Lagen darin, wobei letzterer immer noch einen erheblichen silikatischen Anteil aufweisen sollte. Der heutige fragile Zustand des Geschiebes muss nicht unbedingt auf ein Nahgeschiebe hinweisen, wurden ja bekannt im eingefrorenen Zustand auch andere leicht zerreibliche Objekte, wie Kreideschollen oder tertiäre Tonschollen durch die Gletscher transportiert. Außerdem möchte ich darauf hinweisen, dass durch das Eis ehemals vorhandene Gesteine vollständig erodiert sein können, so dass diese heute im Anstehenden nicht mehr nachweisbar sind.

Viele Grüße
Sprotte

Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: lithoraptor am Oktober 04, 2012, 21:11:37 Nachmittag
Moin!

Ich habe schon im Moler auf Mors (und Fur) gesammelt. Die Zementsteine (Konkretionen) sind mir auch bestens bekannt - gibt da fantastische Fossilien drinnen. Kleine runde Gläser kommen im Moler - meist in den sog. Asche-Schichten (die auch stratigraphisch genutzt werden) auch vor - gibt sie auch vereinzelt im Moler, Farbe und Form passen auch sehr gut (Warum bin ich bloß vorher noch nicht draufgekommen?). ABER: Zementstein sollte Geschichtet sein und davon sehe ich hier nichts.

Ein paar Bilder: http://www.steinkern.de/fundorte/daenemark/234-fossilien-vom-limfjord-teil-11-molermuseum-mors.html

Gruß

Ingo

P.S. @ Mirko: Wenn von deiner Seite aus Interesse besteht, dann könnte ich ja mal schauen, ob ich hier noch irgendwo eine kleine Zementsteinprobe habe, die man zu einem Dünnschliff wandeln könnte. Dann hätten wir etwas zum Vergleichen...
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: JFJ am Oktober 22, 2012, 19:01:36 Nachmittag
Hallo,

wir sind seit gestern von unserer Norwegen-Exkursion zurück. Den letzten Tag hatten wir Zeit, so dass wir uns im Fen-Gebiet etwas umschauen konnten.
Von etwas vergleichbarem keine Spur zu finden.
Aber ...
Auf dem Rückweg sind wir noch ein paar Tage in Dänemark geblieben und haben u. a. den Moler unsicher gemacht.
Speziell die alte Grube, gegenüber dem Museum. Und siehe da, es gibt ungeschichteten Zementstein, der vom Habitus diesem Fund durchaus entspricht
(im Aufschluss der Grube, wenn man den Weg runter geht, ganz nach links durch). Es finden sich dort aktuell Stücke von ca. 35 cm. Würde somit passen.
Auch das Verhalten bei Salzsäure gleicht dem oben vorgestellten Fund.

Es wird wohl ein Lokalgeschiebe sein, entweder durch die Kaltzeiten nach NW verfrachtet und dort abgerollt, oder es gibt im lokalen Küstenbereich des Fundortes auch einen entsprechenden Zementstein.

Die Probe aus Mors, auf dem Foto, misst etwa 8 cm.

Viele Grüsse in die Runde  :hut:
Jörg



Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: speul am Oktober 22, 2012, 21:57:14 Nachmittag
na prima,
da haben wir dann auch diesen Fall gelöst.
 :hut:
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: JFJ am Oktober 23, 2012, 09:49:54 Vormittag
Hallo,

Zitat
na prima,
da haben wir dann auch diesen Fall gelöst.

Ja - dank vieler helfenden Hände, bei denen ich mich noch einmal recht herzlich bedanken möchte  :super:

War schon interessant bei dem Stück, dass im Prinzip viele vorgeschlagene Theorien gleichzeitig zutreffen:
- Ist doch geflogen, zwar nicht im Ganzen, aber zumindest in Teilbereichen  :laughing:
- Geschiebe passt auch, wenn auch nur im Nahbereich,
- irgendwo geht es auch in Richtung Lapili-Tuff, wg. der Ascheablagerung,
- ein Sediment trifft auch zu ...

 :winke: Jörg
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: JFJ am März 01, 2013, 12:39:13 Nachmittag
Hallo zusammen  :hut:

Wir waren noch mal im Moler auf Mors unterwegs.
Dabei haben wir ein Gestein gefunden, mit einem sichtbaren und relativ hohen Anteil von Glas-"Flädle".
Mir war nicht bekannt, dass es im Moler Schichten gibt, die bis 5 mm große Glas-Einschlüsse beinhalten.
Wen es interessiert, ich habe mal 2 Fotos angehängt.
Das vulkanische Glas weist einen schwarzbraunen Farbton auf.

Beste Grüße
 :winke: Jörg

Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: lithoraptor am März 01, 2013, 16:12:05 Nachmittag
Moin Jörg!

Bist Du sicher, dass das nicht fossile Reste sind?

Gruß

Ingo
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: JFJ am März 01, 2013, 20:45:15 Nachmittag
Hallo Ingo  :hut:

Ziemlich.
Hatte es zuerst auch für kleine Feuertein-Bildungen oder Verkieselungen gehalten.

Beste Grüße
Jörg
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: lithoraptor am März 01, 2013, 22:00:57 Nachmittag
Moin!

Ich sehe da eher typischen Zementstein mit diversen schwer definierbaren Fossilresten (das Gros dürften Fischreste sein, aber auch Chitin-Reste von Insekten kommen vor). Ist aber unterm Bino sicher sehr schnell zu erkennen. Vulkanische Produkte sind eher rundliche Gebilde, da hier eine aerodynamische Formgebung vorliegt.

Gruß

Ingo
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: JFJ am März 02, 2013, 10:52:05 Vormittag
Hallo Ingo,

danke für Deine Einschätzung.
Du scheinst mit Deiner Vermutung richtig zu liegen.
Mein altes Bino ist zwar nicht der Bringer, man kann aber trotzdem Einschlüsse in der glasigen, dunklen Masse erkennen.
Also doch was verkieseltes.

Beste Grüße
Jörg
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: lithoraptor am März 02, 2013, 22:57:40 Nachmittag
Moin Jörg!

Wenn Du mal wieder im Moler unterwegs bist, dann solltest Du dir unbedingt mal eine Probe von einer der dickeren Ascheschichten mitnehmen und dann daheim aufschlämmen. In dem Material sind viele vulkanische Gläser zu finden. :fluester:

Gruß

Ingo
Titel: Re: Vulkanische Bombe
Beitrag von: JFJ am März 03, 2013, 09:54:09 Vormittag
Hallo Ingo  :hut:

Danke für den Tipp.
In 6 Wochen sind wir wieder da oben.
Einen Tag wollten wir dann sowieso noch mal in den Moler.
Werde ich mal machen.

 :prostbier: Jörg