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Mineralien => Mineralien/Steine allgemein => Geschiebe => Thema gestartet von: Plagioklas am Mai 29, 2013, 15:43:31 Nachmittag

Titel: Sandstein
Beitrag von: Plagioklas am Mai 29, 2013, 15:43:31 Nachmittag
Hier ein Beispiel eines sehr schönen Sandsteines (Jotnischer?), den ich vor Jahren mal in Ostdeutschland fand.

Auffällig sind die zwei Streifungsrichtungen. Die Waagerechten Streifen zeigen die eigentliche Ablagerungsebene an, während die quer verlaufenden schwach erkennbaren Streifen durch Ablagerungen von absinkenden Grundwasser entstanden (Zu diesem Zeitpunkt war das Gestein so verdreht, dass das die Waagerechte Ebene war).
Titel: Re: Sandstein
Beitrag von: JFJ am Mai 29, 2013, 16:33:49 Nachmittag
Hallo Plagioklas,

der Bezeichung des Sandsteins als Jotnischer-Sandstein, würde ich mich spontan anschließen wollen.
Unter Vorbehalt könnte dieser aus Dalarna stammen, doch das nur als Vermutung aufgrund der Schichtung.
In den meisten Fällen wird sich eine Bestimmung auf Jotnisch beschränken müssen, da es eine Vielzahl vergleichbarer Gesteine in weiten Teilen Skandinaviens gibt.
Jotnisch jedoch mit Sicherheit.

Ein so ausgefallenes Exemplar ist mir bislang allerdings noch nicht unter gekommen  :wow:
Danke für´s Zeigen.

Besten Gruß
Jörg
Titel: Re: Sandstein
Beitrag von: JFJ am Mai 29, 2013, 17:01:24 Nachmittag
Passend zum Thema Sandstein, möchte ich eine weitere Variante des Jotnischen-Sandsteins zeigen.
In dieser finden sich in einer roten Grundmasse helle Entfärbungsflecken.
Diese Variante ist als Geschiebe recht häufig zu finden, und ebenfalls kein Leitgeschiebe.
Titel: Re: Sandstein
Beitrag von: JFJ am Mai 29, 2013, 17:17:55 Nachmittag
Kalmarsund-Sandstein Leitgeschiebe

Kalmarsund-Sandstein stammt vom Grund des Kalmarsunds zwischen der Insel Öland und dem schwedischen Festland, dessen Untergrund aus diesem Gestein besteht. Auffällig sind die sich teils kreuzenden Schichten, die keine sedimentären Ablagerungen darstellen, sondern Ausfällungen von Mangan oder Eisen sind. Varianten mit sich kreuzenden Schichten werden in mancher nicht wissenschaftlicher Literatur auch als Chiasma-Sandstein bezeichnet.
Die Entstehung des Kalmarsund-Sandsteins lag im Eokambrium.
Titel: Re: Sandstein
Beitrag von: JFJ am Mai 29, 2013, 18:04:17 Nachmittag
Grünsandstein Kein Leitgeschiebe

In geographischer Nähe zum Kalmarsund-Sandstein, im südlichen Kalmarsund, steht Grünsandstein an.
Die Grünfärbung wird in grünen Sandsteinen immer und ausschließlich durch Glaukonit verursacht.

Glaukonit ist in Grünsandsteinen nicht immer gleichmäßig verteilt. Oft findet sich dieses Schichtsilikat im Gestein in Form von Pellets, welche in einem frischen Bruch (nicht auf verwitterten Oberflächen) intensiver grün gefärbt sichtbar sind. Ein Schlag mit dem Hammer lohnt sich  :smile:
Das Alter des Gründsandsteins, welchen wir als Geschiebe, mit o. g. Herkunft finden können, liegt bei 540 mio. Jahren (Unterkambrium).
Grünsandstein ist somit ca. 10 mio. Jahre jünger als der weiter N anstehende Kalmarsund-Sandstein.

Auf beiden aus dem Kalmarsund stammenden Sandstein-Geschieben, findet sich relativ häufig eine "poorige" Oberflächenstruktur.
Titel: Re: Sandstein
Beitrag von: lithoraptor am Mai 30, 2013, 10:09:06 Vormittag
Moin!

Ein kleiner Einwurf von mir zu dem ersten Fundstück in diesem Thread:

Die Waagerechten Streifen zeigen die eigentliche Ablagerungsebene an, während die quer verlaufenden schwach erkennbaren Streifen durch Ablagerungen von absinkenden Grundwasser entstanden (Zu diesem Zeitpunkt war das Gestein so verdreht, dass das die Waagerechte Ebene war).

Das ist so nicht korrekt! Was man hier sieht ist Schrägschichtung. Diese bildet sich etwa bei Dünen oder Rippeln also bei wandernden/ mobilen Sedimentkörpern - es wird also tatsächlich schräg geschichtet. Das Gestein war also niemals verdreht bzw. gekippt. Wikipedia erklärt es im Grunde wieder ganz gut:
http://de.wikipedia.org/wiki/Schr%C3%A4gschichtung

Ist daher ein besonders schönes Stück!!!

Gruß

Ingo
Titel: Re: Sandstein
Beitrag von: Plagioklas am Mai 30, 2013, 12:22:00 Nachmittag
Das währe echt toll und sieht auch tatsächlich fast so aus, jedoch halte ich es dennoch für unwahrscheinlich.

Die Körner sehen von der Größe her waagerecht abgelagert aus. Einige signifikante waagerechte Ablagerungen sind in den breiten Streifen erkennbar. Darunter mehrere sehr dünne waagerechte Lagen in jedem Band mit einigen deutlich größeren Körnern.

Die kreuzende Streifung durchquert 3 Bänder mit unterschiedlicher Zusammensetzung (weiß, grau mit dunkelrot, grau mit wenig rot). Dicke Streifen sind in allen drei Lagen dick (darunter ein signifikanter Streifen, der 4-5 mal so dick ist, wie alle anderen).

http://www.kristallin.de/s1/f_chias.htm

Jetzt, wo ich das seit Jahren zum ersten mal wieder lese, weiß ich (wieder), dass es ein Chiasmasandstein aus Karlmasund ist. Das ich das vergessen habe :bid:.
Titel: Re: Sandstein
Beitrag von: JFJ am Mai 30, 2013, 14:08:00 Nachmittag
Hallo,

aufgrund der rötlichen Färbung im oberen Teil des Gesteins, halte ich einen Kalmarsund-Sandstein für eher nicht wahrscheinlich.
Bzw. lässt sich als ein solcher nicht bestimmt ansprechen.
Beweisend für Kalmarund-Sandsteine ist eine dunkelbraune Liniierung in brauner Matrix.
Ausfällungen von Eisen kann auch im Jotnischen-Sandstein vorkommen., so dass diese ebenfalls das Bild eines "Chiasma-Sandsteins" zeigen können.
Die Ausfällungen (Linien) im Kalmarsund-Sandstein sind sets dunkler (Eisen + Mangan).
 

Die Bilder von der eben genannten Home-Page:
Das 1. ist definitv Kalmarsund.
Beim 2. bin ich mir nicht sicher, denke das ist eher ein Dalasandstein.

http://www.skan-kristallin.de/schweden/gesteine/gesteinsdarstellung/sedimentgesteine/dalasandstein/sandsteintext.html (http://www.skan-kristallin.de/schweden/gesteine/gesteinsdarstellung/sedimentgesteine/dalasandstein/sandsteintext.html)

Besten Gruß
Jörg
Titel: Re: Sandstein
Beitrag von: lithoraptor am Mai 30, 2013, 16:56:56 Nachmittag
Moin Plagi!

Wenn Du sagst, dass die schräge Streifung eindeutig gegen die Sedimentation steht, dann glaube ich Dir das und dann spricht das klar gegen Schrägschichtung und es ist, so wie Du sagtest ein Fällungsphänomen.

Gruß

Ingo
Titel: Re: Sandstein
Beitrag von: Pinchacus am Juni 25, 2013, 15:52:03 Nachmittag
Hallo Jörg,

ich finde es immer wieder interessant, wenn Leute die altpaläozoischen und proterozoischen Rotsandsteine im Geschiebe so sicher zuordnen können. :gruebel:
Letztendlich sind viele der Gesteinsbegriffe (z.Bsp. "Chiasmasandstein") von Altgeschiebesammlern festgesetzt worden, die wenig Detail-Ahnung vom geologischen Bau Skandinaviens haben (alleine schon weil das Reisen nie so möglich war wie heute. Ein neuer "Pionier", der Sachen zumindest im Kristallinbereich auch mal wieder nachprüft ist mein Freund M. Bräunlich, den Du ja sicher auch kennst). Daraus resultieren 2 Hauptprobleme:

1. Die Farbmerkmale sind alle diagenetisch bedingt. Ein "mehr lila" und ein "mehr Feldspäte" oder auch die Korngröße sagt garnichts aus, da diese Merkmale bei allen diesen Sandsteinen auftreten können. Ein Besuch in den Nexösandsteinbrüchen auf Bornholm und das Sichten diverser Bohrkerne aus Südskandinavien hat mich da auch schnell auf den Boden der Tatsachen geholt. Nur beim Nexösandstein könnte man aufgrund einer Schwermineralanalyse etwas machen, ist dessen Liefergebiet der Komponenten doch eher regional geprägt. Oder man holt die Acritarchen raus. Eine makroskopische Bestimmung im Geschiebe ist m.E. nach sogut wie unmöglich.

2. Die ganzen Lokal- und Wald-und-Wiesennamen für die ganzen Sandsteine sollte man meiden, die sind lediglich Synonyme und verwirren nur. Für die Lithostratigraphie sollte man sich an <<Nielsen, A.T. & Schovsbo, N.H. 2007: Cambrian to basal Ordovician lithostratigraphy in southern Scandinavia. >> halten und nebenbei ab und an die Hadding-Bände zu Rate ziehen.

Und letztendlich zum gezeigten Stück: die Farbstrukturen die die Schichtung kreuzen, haben weder etwas mit Schrägschichtung zu tun, noch mit der Grundwasserdruckfläche sondern entstehen durch Ausfällungen migrierender Wässer innerhalb eines Gesteinskörpers (unabhängig von dessen tektonischer Lage), ähnlich den Liesegangschen Ringen.
Titel: Re: Sandstein
Beitrag von: Plagioklas am Juni 25, 2013, 16:12:48 Nachmittag
Zitat von: Pinchacus
ich finde es immer wieder interessant, wenn Leute die altpaläozoischen und proterozoischen Rotsandsteine im Geschiebe so sicher zuordnen können. gruebel

Deine Art, auf Fehler von Anderen hinzuweisen kommt bei mir nicht unbedingt sympatisch rüber. Irgendwie hat deine Ausdrucksweise so einen herablassenden Unterton, so als wenn jemand "von oben herab" spricht. Das ist mir schon bei deiner leicht sarkastischen Umschreibung für die Lokalität "Deutschland" als reichhaltiges Karstvorkommen aufgefallen ( http://www.jgr-apolda.eu/index.php?topic=9213.0 ).

Zitat von: Pinchacus
Zitat von: plagioklas
Andere Gesteine eher selten und dann fast nie so rund.
Außer den meisten Karbonaten und Sulfaten unter Karstverwitterung. Und die haben wir von Rügen bis in die Alpen.
Titel: Re: Sandstein
Beitrag von: Pinchacus am Juni 25, 2013, 16:44:32 Nachmittag
Hallo Plagioklas,

ich finde es aber wirklich interessant (und ich kann es nicht nachvollziehen). Das hat auch nichts mit "herablassend" zu tun. Ich würde mich freuen wenn in das was ich schreibe nichts hineininterpretiert wird, was so nicht dasteht.  :user: (ich versuche das auch)

Ich habe zugegebenermaßen eine Abneigung gegen Überbestimmungen und schlichtweg falsche Informationen (um auf den von Dir erwähnten Beitrag Bezug zu nehmen). Wahrscheinlich, weil ich zu oft erleben darf, wie solche Fehler begeistert aufgegriffen und weiter gegeben werden (und ich dann (von Berufs wegen) versuchen muß, das ganze  aus den Köpfen junger Leute wieder raus zu bekommen.)
Und ja, ich habe eine leichte Neigung zu Sarkasmus, die dann zum Tragen kommt.  :winke: (Immer noch besser als zu sagen: "Du erzählst da aber jetzt wirklich Quatsch" um jemanden auf evtl. Fehler oder Ungenauigkeiten hinzuweisen) Ich kann aber gerne auch so offen sein, nur ahne ich, dass Du das auch nur bedingt symatisch finden würdest.  :hut:

Also:

Glück Auf!


edit: Übrigens: Schöner Fund!
Titel: Re: Sandstein
Beitrag von: JFJ am Juni 26, 2013, 00:40:39 Vormittag
Hallo Pinchacus,

da Du mich persönlich angesprochen hast, möchte ich Dir auch persönlich antworten.

Hallo Jörg,

ich finde es immer wieder interessant, wenn Leute die altpaläozoischen und proterozoischen Rotsandsteine im Geschiebe so sicher zuordnen können. :gruebel:

Eben. Darum habe ich 1. ein Beispiel des Kalmarsund-Sandsteins gezeigt, bei welchem die Ausfällungen durch Eisen und Mangan entstanden sind, was zu einer anderen Färbung des Gesteins führt, und sich von den übrigen Jotnischen Sandsteinen abhebt. Sandsteine, welche sich in der unterkambrischen Transgression in SW Schweden abgelagert haben, so auch Kalmarsund-Sandsteine, weisen oft eine mehr rötliche Färbung auf, was eine sichere Bestimmung unmöglich macht. da gehe ich mit Dir durchaus konform. In der Bestimmung von Geschieben stehen dem Laien nur makroskopische Mittel bis hin zur Lupe zur Verfügung. M. E. bietet der dunkle Typ wie auf dem Foto, genug Merkmale zur Bestimmung, was auch die Färbung mit einbezieht.

Und letztendlich zum gezeigten Stück: die Farbstrukturen die die Schichtung kreuzen, haben weder etwas mit Schrägschichtung zu tun, noch mit der Grundwasserdruckfläche sondern entstehen durch Ausfällungen migrierender Wässer innerhalb eines Gesteinskörpers (unabhängig von dessen tektonischer Lage), ähnlich den Liesegangschen Ringen.

Genau darauf habe ich doch hingewiesen (Ausfällungen von Fe u/o Mg). Da kann ich Deine Kritik jetzt nicht nachvollziehen.

Letztendlich sind viele der Gesteinsbegriffe (z.Bsp. "Chiasmasandstein") von Altgeschiebesammlern festgesetzt worden, die wenig Detail-Ahnung vom geologischen Bau Skandinaviens haben (alleine schon weil das Reisen nie so möglich war wie heute. Ein neuer "Pionier", der Sachen zumindest im Kristallinbereich auch mal wieder nachprüft ist mein Freund M. Bräunlich, den Du ja sicher auch kennst). Daraus resultieren 2 Hauptprobleme:
2. Die ganzen Lokal- und Wald-und-Wiesennamen für die ganzen Sandsteine sollte man meiden, die sind lediglich Synonyme und verwirren nur. Für die Lithostratigraphie sollte man sich an <<Nielsen, A.T. & Schovsbo, N.H. 2007: Cambrian to basal Ordovician lithostratigraphy in southern Scandinavia. >> halten und nebenbei ab und an die Hadding-Bände zu Rate ziehen.

Sehe ich genau so, weshalb ich "Chiasma-Sandstein" in "" gesetzt hatte.
Es ist mit durchaus bewusst, dass Kalmarsund-Sandsteine rein wissenschaftlich betrachtet zur File-Haidar-Formation gezählt und eigentlich auch so benannt werden müssten. Doch das schließt den glaukonitischen ungeschichteten Grünsandstein aus dem südlichen Kalmarsund ebenfalls mit ein. Ein wenig Ahnung vom geologischen Aufbau Skandinaviens möchte ich mir schon zugestehen.
Auch ich bin kein Freund davon, jedem Kind einen Namen zu geben. Doch Grünsandsteine mit Glaukonit-Pellets innerhalb der Saale-Vereisung sind nun einmal Grünsandsteine aus dem Kalmarsund. Und wenn ein Sandstein diese typische dunkelbraune Färbung mit sich kreuzenden, dunkleren Schichten aufweist, stammt er aus dem Kalmarsund und ist ein Kalmarsund-Sandstein. Für die "alltägliche" Geschiebebestimmung reicht das m. E. aus. Man könnte jetzt noch hingehen und die diesbezüglichen Gesteine der File-Haidar-Formation stratigraphisch auseinander pflücken (Grünsandstein = Unterkambrium < När-Shale-Member; gestreifter Kalmarsund-Sandstein = Viklau-Member I + III). Die Einordnung wäre politisch gesehen zwar korrekt, könnte jedoch für sich weniger intensiv mit der Materie beschäftigten Personen, durchaus zur Verwirrung führen, wobei dann wissenschaftlich korrekte Begriffe gegen sich eingebürgerte Begrifflichkeiten ausgetauscht würden.

1. Die Farbmerkmale sind alle diagenetisch bedingt. Ein "mehr lila" und ein "mehr Feldspäte" oder auch die Korngröße sagt garnichts aus, da diese Merkmale bei allen diesen Sandsteinen auftreten können. Ein Besuch in den Nexösandsteinbrüchen auf Bornholm und das Sichten diverser Bohrkerne aus Südskandinavien hat mich da auch schnell auf den Boden der Tatsachen geholt. Nur beim Nexösandstein könnte man aufgrund einer Schwermineralanalyse etwas machen, ist dessen Liefergebiet der Komponenten doch eher regional geprägt. Oder man holt die Acritarchen raus. Eine makroskopische Bestimmung im Geschiebe ist m.E. nach sogut wie unmöglich.

Den ersten Satz sehe ich genau so. Doch bei den Farben sehe ich das etwas anders. Was würde bei dem ersten Bild aus diesem Tread gegen einen Jotnischen Sandstein sprechen? Die Schichtungen beim Nexö-Sandstein sind (soweit ich weiß) nie so linear wie bei z. B. den Dala-Sandsteinen. Ich denke dass der Oberbegriff Jotnischer Sandstein von mir eher vorsichtig gewählt wurde. Eine 100%ige Sicherheit wird es mit rein makroskopischen Mitteln in den seltensten Fällen geben, gerade was die Sedimentite betrifft. Mein Mentor, ein bekannter Professor aus der Geschiebeszene, hat mal zu mir gesagt, dass man sich manchmal auch einen "Ruck" in der Bestimmung geben soll, sonst zweifelt man schließlich die mikroskopische Untersuchung an und führt weitergehende Untersuchungen an, die man schließlich auch wieder anzweifelt. Ich will damit nicht sagen, dass man Geschiebe nur auf bloßen Verdacht bestimmen sollte. Doch wenn genügend prägnante Merkmale vorhanden sind, und nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt wurde, man sich auf eine Bestimmung verlassen sollte. Da werden mir jetzt die200%igen Wissenschaftler womöglich widersprechen, doch mit einem gewissen "Restrisiko" werden wir mit der Lupe leben müssen, selbst wenn heute Bestimmungsmerkmale postuliert werden, die bis dato Gültigkeit haben.
In meinen Lehrjahren kannte ich bei einer bestimmten Erkrankung das Hepatits-Virus A, B und C. Heute sind weitere Subtypen hinzu gekommen. Doch ich glaube nicht, dass die Patienten früher schlechter behandelt wurden, da die Medikamente gegen den C-Typ wie auch die neuen Subtypen halfen.

Ein jeder von uns hat seine eigene Intention und seine eigenen Möglichkeiten zur Gesteinsbestimmung. Worauf sich die Bestimmung in 99% aufbaut, ist und bleibt nun einmal die Lupe. Und mit dieser lassen sich nicht alle relevanten Merkmale erfassen. Was bleibt, ist wie gesagt hauptsächlich die Morphologie. Überbestimmungen sind da eher selten als weiter gefasste Subsummierungen mit einem winzigen Fragezeichen dahinter, was im Prinzip für jeden der nicht das Equipment einer universitären Institution im Hintergrund hat, wohl zutrifft und womit wir leben müssen. Ich wurde vor Jahren einmal von einem geschätzten Kollegen aus der GfG kritisiert (s. Horn-Quarzporpyr, Pub. in der Ga), dass ich zu viel komplizierte wissenschaftliche Untersuchungen anstelle (zwecks sicherer Bestimmung alle Nuklide/Isotopen im Gestein bestimmt, was dem "Ottonormal-Bestimmer" nicht zur Verfügung steht. Doch ohne dieses Mittel wird bei dem genannten Gesteinstyp auch eine Fehlbestimmung in Richtung Drammen-QP bestehen. Wir können mit unseren Mitteln (Lupe) nur nach bestem Wissen und Gewissen handeln, was auch für die Sandsteine gilt. Würden wir bei den Sedimentiten, bes. den Sandsteinen auf eine 100%ige Bestimmungssicherheit bestehen, wäre dieses nur (falls überhaupt) mit einem technischen Riesenaufwand zu verbinden. Und dann müssten diesen, da uns nur die Lupe zur Verfügung steht, ihr Status als Leitgeschiebe aberkannt werden.
Wie ist es nun richtig?

Noch kurz zum Ende:
Ich schätze Deine Kompetenz, gerade was die Skandinavischen Gesteine und nordischen Geschiebe angeht, sehr. Diese steht außer Zweifel.
Doch wir sollten versuchen, einen höflichen und angenehmen Umgangston walten zu lassen, was die meisten hier im Forum besonders schätzen.
Da muss ich Plagioklas zustimmen.
Neben den Fakten ist es auch die Präsentation des Geschriebenen.
Oft besteht eine Diskrepanz zwischen der gewollten (und fachlich korrekten) Aussage und der Art und Weise wie sie transportiert wird.
Daher bitte ich Dich, Plagioklas Worte kurz sacken zu lassen.

Sollte ich mit der Bezeichnung Jotnischer Sandstein daneben liegen, ich bin für jede konstruktive Kritik offen.

Ansonsten hoffe ich auf viele bereichernde Beiträge von Dir, gerade in diesem Board.

Beste Grüße
Jörg

Titel: Re: Sandstein
Beitrag von: Pinchacus am Juni 26, 2013, 08:55:51 Vormittag
Hallo Jörg

da Du mich persönlich angesprochen hast, möchte ich Dir auch persönlich antworten.

Nicht mit allem, aber schon mal vielen Dank für Deine umfangreiche Antwort! Ich hoffe es stört Dich nicht, wenn ich ebenso Punkt für Punkt darauf eingehe wo ich Widersprüche sehe? Die Punkte wo wir konform gehen, lasse ich aus?


Eben. Darum habe ich 1. ein Beispiel des Kalmarsund-Sandsteins gezeigt, bei welchem die  Ausfällungen durch Eisen und Mangan entstanden sind, was zu einer anderen Färbung des Gesteins führt, und sich von den übrigen Jotnischen Sandsteinen abhebt.

Also, erstmal interessemäßig: Eisen und Mangan? Hämatit kann auch so dunkle Färbung hervorrufen, soweit ich weiß. Ich schaue heute Abend aber nochmal in die Literatur. Oder hast Du getestet? Die dunkle Färbung (bis hin zu Schwarz) hast Du aber auch beim Nexösandstein (der auch rein Weiß, farblich fein laminiert oder auch als Konglomerat ausgebildet sein kann).

In der Bestimmung von Geschieben stehen dem Laien nur makroskopische Mittel bis hin zur Lupe zur Verfügung. M. E. bietet der dunkle Typ wie auf dem Foto, genug Merkmale zur Bestimmung, was auch die Färbung mit einbezieht.
Das einzige Unterscheidungsmerkmal das mir bisher aufgefallen ist, ist das Fehlen (?) von Liesegangschen Ringen im Nexösandstein und farbige Skolithos im "Kalmarsundsandstein".

Genau darauf habe ich doch hingewiesen (Ausfällungen von Fe u/o Mg). Da kann ich Deine Kritik jetzt nicht nachvollziehen.

Das war auch keine Kritik an dem von Dir geschriebenen, damit bin ich eher auf die Beiträge von Plagioklas und Lithoraptor eingegangen.


Ein wenig Ahnung vom geologischen Aufbau Skandinaviens möchte ich mir schon zugestehen.
Den gestehe ich Dir auch zu. Ich meinte damit eher die Generationen von Hucke und Schulz, die die Geschiebekunde maßgeblich, verdienstvoll, aber auch nicht immer richtig bereichert und geprägt haben.
 
Doch Grünsandsteine mit Glaukonit-Pellets innerhalb der Saale-Vereisung sind nun einmal Grünsandsteine aus dem Kalmarsund.

Da möchte ich doch widersprechen. Es gibt sie sehr oft auch in anderen Erdzeitaltern, am reichhaltigsten aus der Kreide. Und echte Pellets sind gerade in diesen nichtkambrischen Sandsteinen makroskopisch häufiger. Sind sie fossilarm/frei, ist es am Bild schwer, sie zu unterscheiden. Wenn Du möchtest, stelle ich Dir mal eine Liste zusammen.


Und wenn ein Sandstein diese typische dunkelbraune Färbung mit sich kreuzenden, dunkleren Schichten aufweist, stammt er aus dem Kalmarsund und ist ein Kalmarsund-Sandstein.

Das sehe ich nicht ganz so. Wie gesagt, die Färbung ist abhängig von Fazies und Diagenese, und da hatte man ähnlich Bedingungen auch an anderen Orten/zu anderen Erdzeitaltern.

Für die "alltägliche" Geschiebebestimmung reicht das m. E. aus.

Das tut es auch. Aber oft kommt es zu einer Überbestimmung und damit einer falschen Bestimmung. Dann lieber die eigenen Bestimmungsgrenzen zugeben. Damit erntet man zwar unzufriedene Gesichter bei denen die einem stolz ihren Fund präsentieren, aber wenn sie dabei bleiben haben sie es irgendwann verstanden. So von der rein pädagogischen Seite. ;)


Die Einordnung wäre politisch gesehen zwar korrekt, könnte jedoch für sich weniger intensiv mit der Materie beschäftigten Personen, durchaus zur Verwirrung führen, wobei dann wissenschaftlich korrekte Begriffe gegen sich eingebürgerte Begrifflichkeiten ausgetauscht würden.
Richtig. Wir stimmen also in der Aussage überein, aber nicht im Schluss daraus?


Doch bei den Farben sehe ich das etwas anders.

Nun ja, da hilft bloß: viel ansehen hilft viel. Dein Fokus ist ja eindeutig auf andere Gesteine gesteckt, bei denen ich Dir diese Aussage (alleine schon aufgrund Deiner Geländeerfahrung) erstmal widerspruchslos glauben würde. Aber bei den kambrischen Sachen eher nicht. Zumal ich mich mit denen gerade über zwei Jahre noch etwas intensiver auseinander gesetzt habe (siehe die beiden AfG-Artikel, gerade der kleine 50-Seiter in der letzten Ausgabe).

Was würde bei dem ersten Bild aus diesem Tread gegen einen Jotnischen Sandstein sprechen?

Nichts. Aber auch nichts dafür.

Die Schichtungen beim Nexö-Sandstein sind (soweit ich weiß) nie so linear wie bei z. B. den Dala-Sandsteinen.

Was meinst Du mit „linear“? Nexö-sdst. ist durchaus feinkörnig und farblich parallel feinlaminiert, und kommt auch in den unterschiedlichsten Farbstufen von weiß über gelb, orange und Rot bis hin zu braunschwarz vor. Ich weiß nicht ob Du es zum Tag der offenen Tür nach Sternberg schaffst, aber wenn, ich glaube da mal Proben von Nexö hinterlegt zu haben, da könnten wir dann mal schauen. Es dürften auch GfG-Leute aus Greifswald und Schwerin da sein, evtl. auch aus Rostock. K. Obst auf alle Fälle, so dass Du dich nicht nur mit „Softrockern“ rumschlagen müsstest. ;) Vielleicht bekommst Du ja auch Dirk aus Schwerin dazu, vorbeizuschauen. Wird dann fast ein kleines GfG-Treffen.

Eine 100%ige Sicherheit wird es mit rein makroskopischen Mitteln in den seltensten Fällen geben, gerade was die Sedimentite betrifft.

Och doch, sobald Du Leichen drin hast klappt das vorzüglich. :einaugeblinzel:

Mein Mentor, ein bekannter Professor aus der Geschiebeszene,

Der bei dem keiner eine Prüfung machen will und der das schon in mehreren Ausgaben erschienene Bestimmungsbuch geschrieben hat?

Doch wenn genügend prägnante Merkmale vorhanden sind, und nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt wurde, man sich auf eine Bestimmung verlassen sollte.

Ich widerspreche nicht der Aussage, sondern in diesem Fall hier der Prägnanz der von Dir aufgeführten Merkmale.

Ein jeder von uns hat seine eigene Intention und seine eigenen Möglichkeiten zur Gesteinsbestimmung. Worauf sich die Bestimmung in 99% aufbaut, ist und bleibt nun einmal die Lupe. Und mit dieser lassen sich nicht alle relevanten Merkmale erfassen.

Und damit kommt man an den Punkt: hier kann man evtl. nicht genauer bestimmen. Das heißt dass man im schlimmsten Fall halt keinen genauen (regionalen) Namen drunter schreiben kann (aber trotzdem alles das aufzählen kann, was einem lithologisch aufgefallen ist und damit letztendlich doch einen Gesteinsnamen).

Würden wir bei den Sedimentiten, bes. den Sandsteinen auf eine 100%ige Bestimmungssicherheit bestehen, wäre dieses nur (falls überhaupt) mit einem technischen Riesenaufwand zu verbinden. Und dann müssten diesen, da uns nur die Lupe zur Verfügung steht, ihr Status als Leitgeschiebe aberkannt werden.
Wie ist es nun richtig?

Sedimentgesteine sind per se als Leitgeschiebe ungeeignet, lediglich die gesamte Zusammensetzung eines Sedimentärgeschiebeinventars kann da etwas aussagen. Und: sobald man Fossilien enthalten hat, klappt das mit der Bestimmungssicherheit hervorragend, für den Kalmarsundstein sind das z.Bsp. farblich abgesetzte Skolithos, siehe auch Hoffmann et al im jüngsten Archivheft (da wird auch „ein wenig“ auf die Färbung eingegangen. ;)
Ich sehe hier übrigens (völlig laienhaft) Parallelen zur Met-Klassifikation. Man kommt, nur über makroskopische und evtl. Dünnschliffmerkmale, auf eine Bezeichnung, aber für eine Klassifikaion und ein Pairing braucht's schon etwas mehr. Merkwürdigerweise reiben sich Metfreunde daran weniger auf, scheint mir.

Doch wir sollten versuchen, einen höflichen und angenehmen Umgangston walten zu lassen, was die meisten hier im Forum besonders schätzen.[…].
Oft besteht eine Diskrepanz zwischen der gewollten (und fachlich korrekten) Aussage und der Art und Weise wie sie transportiert wird.

Da stimme ich mit Dir vollkommen überein. Ich bemühe mich stets zu vermeiden unhöflich zu sein. Sollte ich mit einer Textpassage jemandem gegenüber etwas  Unhöfliches oder gar Beleidigendes geschrieben haben, würde ich bitten mir das (mit Zitat) zu schreiben. Sollte aber jemand in irgendetwas hineininterpretieren, das ich so nicht geschrieben habe, liegt das immer im Bereich des „Lesers“ und nicht des „Schreibers“, denn eigentlich habe ich es wahrscheinlich völlig anders gemeint.  :winke:

Glück Auf!

J.
Titel: Re: Sandstein
Beitrag von: Plagioklas am Juni 26, 2013, 10:13:12 Vormittag
Zitat
Also, erstmal interessemäßig: Eisen und Mangan? Hämatit kann auch so dunkle Färbung hervorrufen, soweit ich weiß.

Hämatit hat immer einen soliden fast nur von der Körnung und Kornmenge abhängigen Rotton varriierender Intensität und nur bei grober Konsistenz einen schwarz(roten) Farbton. Die häufige Beimischung von (oft später aus anderen Quellen hinzugefügtem) Limonit und anderen Gedöns verzerrt den Gesamteindruck von hämatitreichen Gesteinen oft mit der Bräunlichkeit. 

Bei schwarzen Hämatit sieht man die einzelnen Körner fast schon unter der Lupe. An Kratzern auf mit solchen schwarzen Hämatit angereicherten Proben taucht unter der Lupe hin und wieder oder durchgehend auch die rote Farbe auf. Nur bei hoher Probentransparenz und entsprechend geringem Hämatitkornanteil kann man manchmal auch bei langer Suche kein Rot vorfinden.
Titel: Re: Sandstein
Beitrag von: Pinchacus am Juni 26, 2013, 10:14:42 Vormittag
Hallo nochmal,

ich wußte doch ich hatte irgendwo ein Bild gesehen. Das zeigt diverse und fast gleich aussehende Jotnische Sandsteine als Lokalgeschiebe, deren Bestimmung über den lokalgeologischen Zusammenhang erfolgte:

http://www.kristallin.de/s2/sandsteinev.jpg (http://www.kristallin.de/s2/sandsteinev.jpg)
Titel: Re: Sandstein
Beitrag von: Pinchacus am Juni 26, 2013, 10:25:56 Vormittag
Hallo Plagioklas
Zitat
Also, erstmal interessemäßig: Eisen und Mangan? Hämatit kann auch so dunkle Färbung hervorrufen, soweit ich weiß.

Hämatit hat immer einen soliden fast nur von der Körnung und Kornmenge abhängigen Rotton varriierender Intensität und nur bei grober Konsistenz einen schwarz(roten) Farbton. [...]
Bei schwarzen Hämatit sieht man die einzelnen Körner fast schon unter der Lupe. An Kratzern auf mit solchen schwarzen Hämatit angereicherten Proben taucht unter der Lupe hin und wieder oder durchgehend auch die rote Farbe auf. Nur bei hoher Probentransparenz und entsprechend geringem Hämatitkornanteil kann man manchmal auch bei langer Suche kein Rot vorfinden.
Das stimmt weitestgehend, Du erwähnst ja selber den schwarzen Farbton (ist das so besser formuliert?  :einaugeblinzel:). Bei den skandinavischen Alt- und Präkambischen Sandsteinen liegt der Hämatit (und evtl. auch Mn-Oxide) als Coating auf den Komponenten vor (mitunter recht transparente Quarze). Da oft auch das Bindemittel quarzhaltig ist, wird es mit einem einfachen Kratzen (am frischen Bruch) schwierig, und außen wurde durch den Transport der Geschiebe das Coating oft wegerodiert. Ich werde mal unsere XRD bemühen...
Titel: Re: Sandstein
Beitrag von: Plagioklas am Juni 26, 2013, 10:54:08 Vormittag
Egal, wie der Hämatit aufgebaut ist. Wenn er schwarz ist, dann sind seine Körner ziemlich groß. Das ist unabhängig von der Struktur. Wenn dieser Hämatit die Körner umhüllt, dann ist das resultierende Gestein schon sehr eisenhaltig und ein Rotstich in Kratzern ist unumgänglich. Wenn der Hämatit wegerodiert ist, kann er nicht mehr schwarz sein. Zudem muss das Gestein an sich schon extrem eisenhaltig oder stark metamorph überprägt worden sein, damit die Hämatite sich zu so großen Partikeln sammeln, dass er schwarz ist.
Titel: Re: Sandstein
Beitrag von: JFJ am Juni 26, 2013, 10:57:42 Vormittag
Hallo Pinchacus,

ich möchte auch Dir für Deine Antwort danken.
Die einzelnen Passagen für Antworten füge ich jetzt nicht ein, sonst wird es irgendwann zu lang.

1. Eisen und Mangan
Ich weiß leider nicht mehr in welcher Lit. das stand, war aber glaubwürdig.
Die für die sehr dunkle Färbung verantwortliche Ausfällung soll im Kalmarsund-Sandstein, bzw. in Teilen davon, durch Eisen + Mangan hervor gerufen sein, wodurch eine Unterscheidung zu Nexö und Jotnium möglich ist, und sich nur auf Kalmarsund beziehen.
Kann allerdings auch gut möglich sein, dass meine Informationen dazu antiquiert sind und keine Gültigkeit mehr besitzen.

2. Sehr dunkle Färbung im Nexösandstein.
Da muss ich gestehen, dass mir das bislang unbekannt war, und dieses als bestimmungsrelevantes Unterscheidungsmerkmal explizit für Kalmarsund herangezogen habe. Da sich der Kalmarsund-Sandstein als Leitgeschiebe etabliert hat, wäre es ganz interessant zu beobachten, in wieweit sich etwas über die Farbe zur Abgrenzung zum Nexösandstein heranziehen lässt (homogene Färbung der Matrix etc.). Ich meine ebenfalls, das die Körnigkeit der Matrix von Kalmarsund und Nexö abweicht, lasse mich da aber gerne eines Besseren belehren. Da in Geschieben das Coating in der Tat schnell weg ist, müsste eine homogene dunkelbraune Matrix dann doch eher für Mg sprechen.

3. Grünsandstein.
Wieder was gelernt. Mein Wissensstand ist (war), dass Grünsandsteine als Geschiebefunde aus dem S Kalmarsund stammen, zumal in den Geschiebegesellschaften an meinem bevorzugten Jagdgebiet gleichzeitig die dunklen Kalmarsund-Sandsteine vermehrt auftreten (innerhalb der Ablagerungen des baltischen Eisstroms, was für diese Herkunft mit spricht.
Habe mich bislang auf Vinx (Gesteinsbestimmung ... 2005) gestützt, da dieser das Herkunftsgebiet Kalmarsund isoliert aufführt.

Über eine Ergänzung von Dir dazu würde ich mich sehr freuen, da mir unbekannt.

4. Alte Bezeichnungen von Hucke und Schulz.
Sehe ich genau so, möchte auch Brögger mit einbeziehen.
Tendiere da gerne aus Ehrfurcht vor dem Schaffen der alten Pioniere, zu einer puritanischen Übernahme der alten Bezeichnung, die nach neuem Wissen nicht mehr so ganz konform damit gehen. Das darf ich, bin ja auch nicht mehr ganz jung  :laughing:

5. Kambrische Gesteine.
Dass bei den kambrischen Gesteinen noch ein großer Bedarf an Wissensverbreitung besteht, dem schließe ich mich vorbehaltlos an.
Es ist immer ein schmaler Grat zwischen "och sieh mal was da am Strand liegt, das ist ein ...-Geschiebe" und einer jahrelangen intensiver Beschäftigung mit einem Gestein bei hohem Analyseaufwand. Sedimentite als Geschiebe sind, wie von Dir geschrieben, sehr problematisch. Und je mehr man sich damit beschäftigt, je weniger weiß man ein solches zu deuten. Einzige Möglichkeit zur 100%igen Sicherheit ist die von Dir genannte Suche nach Leichen, aber:
Ein Kristallinfreund soll nach toten Tieren Ausschau halten?  :ehefrau:  :lacher:

 :prostbier: Jörg
Titel: Re: Sandstein
Beitrag von: JFJ am Juni 26, 2013, 11:56:01 Vormittag
Ich habe gerade gesehen, dass der Kalmarsund-Sandstein jetzt auch auf Wikipedia vertreten ist.

Dort steht u.a. dass die divergierenden Schrägschichtungen nur vom Kalmarsund-Sandstein bekannt seien.
Das impliziert ein eindeutiges Bestimmungsmerkmal und eine Abgrenzung zu anderen ähnlichen Sandsteinen, außerhalb der Farbgebung.

Lässt sich das als Faktum halten?

Siehe hierzu auch: http://www.skan-kristallin.de/schweden/gesteine/gesteinsdarstellung/sedimentgesteine/kalmarsund/kalmarsundtext.html (http://www.skan-kristallin.de/schweden/gesteine/gesteinsdarstellung/sedimentgesteine/kalmarsund/kalmarsundtext.html)

 :hut: Jörg
Titel: Re: Sandstein
Beitrag von: Pinchacus am Juni 26, 2013, 11:59:08 Vormittag
Hallo Plagioklas,

ich habe da mal was vorbereitet  :winke: (siehe Grafik)

Egal, wie der Hämatit aufgebaut ist. Wenn er schwarz ist, dann sind seine Körner ziemlich groß. Das ist unabhängig von der Struktur.
Wie schon erwähnt, diese Aussage ist vom Kern her suboptimal, da sie das hier diskutierte Phänomen nicht ganz trifft.  :winke:
Wir reden hier nicht über "Körner" eines wie auch immer gearteten Metalloxids (1), sondern über Coatings (2&3). In Fall 1 und 2 läuft das zwar optisch auf das selbe hinaus, jedoch liegt eine völlig andere "Struktur" und diagenetischer Vorgang zu Grunde.

Wenn dieser Hämatit die Körner umhüllt, dann ist das resultierende Gestein schon sehr eisenhaltig
Nein. Hämatit ist opak. Bereits ein dünnes Häutchen erzielt die selbe optische Wirkung. Allerdings ließe sich trefflich über "...haltig" streiten, ein Goldsucher würde bei solchen Gehalten jubeln, jemand der auf Eisen exploriert würde die Probe vermutlich nach Dir werfen.

und ein Rotstich in Kratzern ist unumgänglich. Wenn der Hämatit wegerodiert ist, kann er nicht mehr schwarz sein.
Siehe 3. Durch die transparenten Quarzkörner kann man sozusagen ins Innere des Gesteins sehen, und dort sind dann die dunklen Coatings erhalten. Das Gestein wirkt dunkel.

Zudem muss das Gestein an sich schon extrem eisenhaltig oder stark metamorph überprägt worden sein, damit die Hämatite sich zu so großen Partikeln sammeln, dass er schwarz ist.
Nein. Dünne Coatings reichen. Und metamorph muß da nichts überprägt worden sein, es reichen normale diagenetische Vorgänge, um zum Beispiel aus Eisenverbindungen wie dispers verteiltem Pyrit Hämatit zu machen oder den Hämatit aus wässriger Lösung aufgrund eines wechselnden pH-Wertes auszufällen. Ach ja, und wenn Du mit "Partikeln" Körner meinst: s.o..

@ Jörg: ich versuche mal heute Abend oder die nächsten Tage eine Liste zusammen zu stellen und dann ausführlicher zu antworten.
Titel: Re: Sandstein
Beitrag von: Pinchacus am Juni 26, 2013, 12:11:07 Nachmittag
Hallo Jörg,

Dort steht u.a. dass die divergierenden Schrägschichtungen nur vom Kalmarsund-Sandstein bekannt seien.
Das impliziert ein eindeutiges Bestimmungsmerkmal und eine Abgrenzung zu anderen ähnlichen Sandsteinen, außerhalb der Farbgebung.

Du meinst "heringbone-structures"? Die sind mir im Geschiebe noch nie aufgefallen. Von der Fazies her könnten sie aber auch in den Übergangsbreich zwischen fluviatil und randmarin des Nexösandsteines passen, bzw. zu erwarten sein. Ich zweifle also...  :gruebel:
Titel: Re: Sandstein
Beitrag von: JFJ am Juni 26, 2013, 12:43:44 Nachmittag
Hallo Pinchacus,

nein, war dusselig von mir formuliert.
Die Herringboune-structures sind echte Schichtungen, die meinte ich nicht, sondern die sich überkreuzende Bänderung als Fällungsphänomen, welche nur im Kalmarsund-Sandstein vorkommen soll, was auch auf anderen (bekannten) Pages als Bestimmungsmerkmal gehandelt wird.

Besten Gruß
Jörg
Titel: Re: Sandstein
Beitrag von: Plagioklas am Juni 26, 2013, 12:53:43 Nachmittag
Coatings und alle Arten von Hämatit sind rot, wenn der Hämatit nicht eine gewisse Korngröße (bzw. Kristallgröße!) überschreitet. Deshalb sind auch einige solide massive Hämatite rot. Die Ursache sind die Innenreflexe in den einzelnen Kristallkörnern.

Die Dicke zum absolut schwarz werden (So dass aller Rotschimmer verschwindet) ist schon sehr beachtlich, wie diese Bilder hier zeigen (neben der linken Ecke des Kristalls, geschätzte Dicke ist 2/500 Millimeter). Das wirkt zwar auch noch recht dünn, wächst aber nicht mehr so mal eben aus feinverteilten Eisen zusammen.

http://wannenkopfe.strahlen.org/hematite114.html

Wenn ein solides Coating aus solchen Hämatit etwa 0,3 mm große Sandkörner bedeckt, dann ist 1/38 von dessen Durchmesser reiner Hämatit. Das ist schon im Prozentbereich. Da fällt das Rot in Kratzern auch schon deutlich auf und noch mehr im Anstehenden (müsste schon für erste Rotschlammbildung reichen).

Ich sag hier nicht, dass es sowas nicht gibt, jedoch besonders häufig dürfte es nicht sein. Ich schätze Mangan ist weit mehr als 100 mal häufiger die Ursache für reines Schwarz als Hämatit.

Etliches von so genannten Hämatitschwarz dürfte auf verwechslungen mit Limonit und Manganoxiden zurückzuführen sein. Selbst heute noch seh ich die oft als Hämatit bezeichnet (Sowohl als massive Mineralstufen, als auch als Färbung von Gestein). Selbst die Googlebildsuche zeigt bei der suche nach "Hematite sandstone" deutlich mehr als 30 % Limonitgefärbtes Material.
Titel: Re: Sandstein
Beitrag von: Pinchacus am Juni 26, 2013, 12:56:44 Nachmittag
Hallo Jörg,

ich weiß nicht recht. Ich meine soetwas auch im Bereich der jotnischen Sandsteine gesehen zu haben, wenn auch nicht zu oft. In dem Bild von Matthias, das ich oben verlinkt habe, geht das Stück auf 3 Uhr schon in diese Richtung. Ich wäre jedenfalls vorsichtig (und nur weil eine Information von vielen weitergetragen wird (gerade im Bereich "Geschiebe") sagt das noch nichts über den Wahrheitsgehalt aus, gerade im Bereich der toten Tiere gibt es da einige prominent-unglückliche Beispiele).

Glück Auf!

J.
Titel: Re: Sandstein
Beitrag von: Pinchacus am Juni 26, 2013, 13:22:02 Nachmittag
Hallo Plagioklas (mir hat mal jemand gesagt so eine Anrede in einem Beitrag wäre höflich  :winke:),

Coatings und alle Arten von Hämatit sind rot, wenn der Hämatit nicht eine gewisse Korngröße (bzw. Kristallgröße!) überschreitet. Deshalb sind auch einige solide massive Hämatite rot. Die Ursache sind die Innenreflexe in den einzelnen Kristallkörnern.
Die Dicke zum absolut schwarz werden (So dass aller Rotschimmer verschwindet) ist schon sehr beachtlich, wie diese Bilder hier zeigen (neben der linken Ecke des Kristalls, geschätzte Dicke ist 2/500 Millimeter). Das wirkt zwar auch noch recht dünn, wächst aber nicht mehr so mal eben aus feinverteilten Eisen zusammen.

Das ist sehr interessant. Hast Du für das alles eine oder mehrere Quellen, bezogen auf aus wässriger Lösung gefällte Hämatitcoatings? Was das "so mal eben" betrifft: wieviele Millionen Jahre brauchst Du? 10? 20? 50?

Wenn ein solides Coating aus solchen Hämatit etwa 0,3 mm große Sandkörner bedeckt, dann ist 1/38 von dessen Durchmesser reiner Hämatit. Das ist schon im Prozentbereich. Da fällt das Rot in Kratzern auch schon deutlich auf und noch mehr im Anstehenden (müsste schon für erste Rotschlammbildung reichen).
Gut (vorrausgesetzt die Zahlen die Du oben genannt hast, sind durch Quellen belegte Minimalwerte): wie groß ist denn die mittlere Korngröße und die Varianz in den hier diskutierten Sandsteinen (so ungefähr)?

Ich sag hier nicht, dass es sowas nicht gibt, jedoch besonders häufig dürfte es nicht sein. Ich schätze Mangan ist weit mehr als 100 mal häufiger die Ursache für reines Schwarz als Hämatit.
Unbenommen, da sind wir uns einig (auch wenn ich solche absoluten Zahlen in einer Einschätzung vermeiden würde). Global hast Du da wahrscheinlich recht. Auch Mischungen schließe ich nicht aus. Auch für keinen der hier in Frage kommenden Sandsteine. Deshalb ist das ja auch (m.M. nach) kein ausschließliches Bestimmungsmerkmal. :winke:

Etliches von so genannten Hämatitschwarz dürfte auf verwechslungen mit Limonit und Manganoxiden zurückzuführen sein. Selbst heute noch seh ich die oft als Hämatit bezeichnet (Sowohl als massive Mineralstufen, als auch als Färbung von Gestein). Selbst die Googlebildsuche zeigt bei der suche nach "Hematite sandstone" deutlich mehr als 30 % Limonitgefärbtes Material.

Ich halte nicht viel von Google und Wikipedia als einzige Referenzquelle. Aber, um es mal auf den Punkt und von der Theorie in die Praxis zu bringen (und weil Du "reines Schwarz" erwähnst): ich wäre gespannt auf einen "rein schwarzen" präkambrischen Sandstein (bzw. rein schwarze Schichten in einem solchen) aus Skandinavien (als international gültige Referenz können wir ja die Munsell Color Chart verwenden). Kannst Du da mal einen zeigen?

Glück Auf!

J.
Titel: Re: Sandstein
Beitrag von: Plagioklas am Juni 26, 2013, 15:26:16 Nachmittag
Eine verlegung der Diskussion ins "Doktorische" mit Quellen und Belegen wird die Aussage nicht ändern. Schwarze Farbe durch Hämatit ist ungewöhnlich für einen Sandstein. Das ist die Kernaussage um die es geht. Die Nebenfäden jetzt alle einzeln bis zum bitteren Ende auszudiskutieren würde das Forum irgendwann sprengen.

Zitat
Hast Du für das alles eine oder mehrere Quellen
Zitat
sind durch Quellen belegte Minimalwerte)
Zitat
Ich halte nicht viel von Google und Wikipedia als einzige Referenzquelle.
Zitat
Kannst Du da mal einen zeigen?

Ich bin kein Doktor und eine Uni habe ich auch noch nicht von innen gesehen. Ich habe mein Wissen aus Erfahrung und Selberlesen gelernt. Die meisten Quellen liegen noch am Fundort oder im Museum bzw. Geschäft (Steine) oder deren Namen wurden schon längst vergessen (Literatur). Die einzigen Quellen, die ich im Kopf habe, sind die 15 eigenen Bücher über das Thema Mineralogie und Gelogie. Aber sie decken eben nur das Allgmeine Grundwissen ab. Auch wenn mich das im Kopf akkumulierte Wissen in so einer Diskussion jetzt wohl nicht weiter bringt, so hat es doch bislang in der Praxis ausreichend oft gestimmt. Mehr hab ich nicht und mehr will ich auch nicht. Zumal ich noch andere Naturwissenschaftliche Hobbys habe, die ebenso Zeitintensiv sind (Chemie, Physik, Kernphysik und ähnliches Zeugs).

Und um es auf dem Punkt zu bringen. Wenn Quellenpflicht und zusätzliche Kriterien zum Machen von jeder Art von Aussage eingeführt werden, bin ich weg. Denn ich rede über Dinge, die ich weiß und von anderen Gelernt hab, und nicht über Dinge, die andere geschrieben haben.
Titel: Re: Sandstein
Beitrag von: Pinchacus am Juni 26, 2013, 16:01:31 Nachmittag
Hallo Plagioklas,

Danke für Deine Antwort.

Glück Auf!

J.

Eine verlegung der Diskussion ins "Doktorische" mit Quellen und Belegen wird die Aussage nicht ändern. Schwarze Farbe durch Hämatit ist ungewöhnlich für einen Sandstein. Das ist die Kernaussage um die es geht. Die Nebenfäden jetzt alle einzeln bis zum bitteren Ende auszudiskutieren würde das Forum irgendwann sprengen.

Zitat
Hast Du für das alles eine oder mehrere Quellen
Zitat
sind durch Quellen belegte Minimalwerte)
Zitat
Ich halte nicht viel von Google und Wikipedia als einzige Referenzquelle.
Zitat
Kannst Du da mal einen zeigen?

Ich bin kein Doktor und eine Uni habe ich auch noch nicht von innen gesehen. Ich habe mein Wissen aus Erfahrung und Selberlesen gelernt. Die meisten Quellen liegen noch am Fundort oder im Museum bzw. Geschäft (Steine) oder deren Namen wurden schon längst vergessen (Literatur). Die einzigen Quellen, die ich im Kopf habe, sind die 15 eigenen Bücher über das Thema Mineralogie und Gelogie. Aber sie decken eben nur das Allgmeine Grundwissen ab. Auch wenn mich das im Kopf akkumulierte Wissen in so einer Diskussion jetzt wohl nicht weiter bringt, so hat es doch bislang in der Praxis ausreichend oft gestimmt. Mehr hab ich nicht und mehr will ich auch nicht. Zumal ich noch andere Naturwissenschaftliche Hobbys habe, die ebenso Zeitintensiv sind (Chemie, Physik, Kernphysik und ähnliches Zeugs).

Und um es auf dem Punkt zu bringen. Wenn Quellenpflicht und zusätzliche Kriterien zum Machen von jeder Art von Aussage eingeführt werden, bin ich weg. Denn ich rede über Dinge, die ich weiß und von anderen Gelernt hab, und nicht über Dinge, die andere geschrieben haben.
Titel: Re: Sandstein
Beitrag von: speul am Juni 27, 2013, 23:13:25 Nachmittag
passend zum Thema und heute gerade bei mir angekommen:
Rudolf F: Kalmarsund-Sandstein, Geschiebesammler 46, 3-10

Grüße
speul
Titel: Re: Sandstein
Beitrag von: Pinchacus am Juni 28, 2013, 17:57:47 Nachmittag
Ja, der ganze dortige Text ist eine wörtliche Kopie aus: Hoffmann, R., Grimmberger, G., Kalbe, J., Rudolph, F. & Schneider, St., 2013: Verschiedene Aspekte unterkambrischer Geschiebesandsteine mit Skolithos-Röhren. - Archiv für Geschiebekunde 6(7), 441-520.
Titel: Re: Sandstein
Beitrag von: JFJ am Juni 28, 2013, 19:46:13 Nachmittag
War´s also doch kein Déjà vu beim Lesen  :einaugeblinzel:

Gruß
Jörg
Titel: Re: Sandstein
Beitrag von: lithoraptor am Juli 01, 2013, 13:46:58 Nachmittag
Moin!

Rudolf F: Kalmarsund-Sandstein, Geschiebesammler 46, 3-10

Falls es hier einen Nicht-Abonnenten der Zeitschrift "Der Geschiebesammler" geben sollte, der sich brennend für Geschiebe interessiert, so hätte ich ein solches, von speul zitiertes, Heft kostenlos (nur Porto) als unverbindliches Probeexemplar abzugeben. Selbes gilt für das aktuelle Heft von "Geschiebekunde aktuell", das ich gerne an ein (NOCH NICHT-)GfG-Mitglied abgeben würde. Bitte tickert mir bei Interesse eine kurze PM.

Gruß

Ingo