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Meteoriten => Meteorite => Thema gestartet von: Stefan am September 29, 2013, 09:24:43 Vormittag

Titel: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Stefan am September 29, 2013, 09:24:43 Vormittag
Hallo zusammen,

ich besuche dieses Forum bereits seit einiger Zeit und habe mich schlussendlich dazu entschlossen, einen Account hier zu registrieren und aktiv in die Materie und das Sammeln von Meteoriten einzusteigen. Vorweg ein paar kurze Infos zu meiner Person: Ich studiere Betriebswirtschaftslehre, wohne in Hessen und bin 24 Jahre alt. Für das Universum interessiere ich mich schon länger, Meteoriten üben hierbei einen besonderen Reiz auf mich aus.

Die Grundlagen (bspw. die verschiedenen Meteoritenklassen) habe ich mir inzwischen angelesen - dennoch plane ich den Kauf weiterer Literatur.

Zudem möchte ich mir in naher Zukunft ein erstes Meteoritenstück zulegen, noch ist meine Vitrine nämlich leer.

Anbei direkt meine erste Frage: Sind Online-Shops wie impact-shop.de / meteorite-shop.de / gi-po.de für meinen ersten Kauf empfehlenswert?

Ich freue mich auf eure Antworten und wünsche allseits einen schönen Sonntag,

Stefan
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Murchison´s friend am September 29, 2013, 09:41:42 Vormittag
Guten Morgen Stefan,

schön, Dich in unserer illustren Runde begrüßen zu können !
Die von Dir erwähnten Händler sind alle ok, hab schon einiges bei denen gekauft !

Mögest Du nie mehr von diesem Virus - genannt meteoriticus affectatio - geheilt werden !

LG,
Michael
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: MetGold am September 29, 2013, 11:36:18 Vormittag
Hallo Stefan,

ein herzliches Willkommen hier im Forum!


 :winken:   MetGold
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Stefan am September 29, 2013, 11:57:47 Vormittag
Vielen Dank für die lieben Grüße und den Hinweis auf die Seriosität der o.g. Shops. :super:

Die Website meteorites-for-sale.com bietet auch eine Menge interessanter Stücke zum Verkauf an. Liegen hier bereits Erfahrungen vor?
Tipps bzgl. weiteren Online-Shops / Adressen zum Erwerb von Meteoriten nehme ich natürlich sehr gerne an.

Mir ist es wichtig informiert an die Sache heranzugehen, um Fehlkäufe zu vermeiden.

Gerne poste ich vor dem Kauf eines bestimmten Objektes den Link zu diesem hier in den Thread.
Zu Beginn möchte ich halt sichergehen, qualitatives Material zu einem anständigen Preis zu erwerben.

Ich habe schon einige interessante Steine gesichtet, die Auswahl wird mir sicher nicht leicht fallen.
Neben einem schönen optischen Erscheinungsbild, achte ich vor allem auch auf vorhandene Hintergrundinformationen zu dem entsprechenden Stück.

Grüße,
Stefan
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Thin Section am September 29, 2013, 13:18:41 Nachmittag
Hallo Stefan,

Herzlich Willkommen im Kreis der Meteoriten-Süchtlinge! Am oberen Ende der Forumseiten findest Du auch sg. Banner. Dies sind Mitglieder unseres Forums, bei denen Du ebenfalls in besten Händen bist!

Bernd  :winke:
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Contadino am September 30, 2013, 07:02:16 Vormittag
Hallo Stefan,
Auch von mir ein herzliches Willkommen in unserer "Familie" aus Wiesbaden!
Falls ich Dir irgendwie behilflich sein kann beim Aufbau Deiner Sammlung, lass es mich wissen :smile:
Ciao, Heiner
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: MarcAndree am September 30, 2013, 20:48:33 Nachmittag
Hallo Stefan, ebenfalls WILLKOMMEN  :winke:
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Stefan am Oktober 01, 2013, 09:29:10 Vormittag
Vielen Dank euch! :super:

Fragen zur Aufbewahrung und Präsentation der Meteoriten habe ich soweit schon geklärt. Ich habe mir Silicagel bestellt und kaufe passend zu den jeweiligen Meteoriten unterschiedlich große durchsichtige Präsentationsboxen. Eine Vitrine mit Beleuchtung ist bereits vorhanden.

Der Gebel Kamil wird meine Sammlung eröffnen, ich denke mit einem Stück dieses Meteoriten kann man sicher nicht viel falsch machen.

Was hat es eigentlich mit den kleinen Würfeln, die mit chemischen Elementen beschriftet sind, auf sich und macht es Sinn diese neben den entsprechenden Meteoritenstücken in der Vitrine zu platzieren?

Dass Meteoriten kein Freund von feuchten Räumen sind, habe ich inzwischen mitbekommen. Ist es dennoch in Ordnung den Raum, in welchem sich die Vitrine befindet, ein- bis zweimal am Tag für 10 Minuten durchzulüften? Die restliche Zeit werde ich darauf achten, dass das Fenster geschlossen bleibt.

Grüße,
Stefan
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Murchison´s friend am Oktober 01, 2013, 09:36:50 Vormittag
Lieber Stefan,

den Gebel Kamil als ersten Himmelsboten für Deinen Start als Meteoritensammler zu kaufen ist super !

Der kleine Würfel (1cm) dient auf Fotos lediglich als Maßstab, damit Interessenten eine Vorstellung über die Größe des Objekts ihrer Begierde bekommen !

Suche Dir in unserem Forum die Beiträge "Roster - Level" - da kannst viel lernen über die Aufbewahrung Deiner zukünftigen Lieblinge !!!

LG,
Michael
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Stefan am Oktober 01, 2013, 09:48:25 Vormittag
Danke für die rasche Antwort.

Bzgl. den Sammelboxen muss ich mich jedoch nochmal umsehen, da ich soeben erst bemerkt habe, dass die Dosen hier (http://www.mineralbox.biz/epages/15501820.sf/de_DE/?ObjectPath=/Shops/15501820/Products/D324) einen erhöhten Rand untenherum besitzen, der Teile des Meteoriten verdecken würde.

Hat hierzu jemand Alternativen anzubieten?

Oder wäre es sinnvoll, die Sammelboxen bis zur Höhe des unteren Randes mit Silicagel-Kügelchen aufzufüllen und den Meteoriten hierauf zu platzieren?
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Greg am Oktober 01, 2013, 12:14:35 Nachmittag
Hallo Stefan,

willkommen im Forum. :prostbier:

Gebel Kamil ist super. Den musst du aber nicht in eine Dose zwängen. Der kann offen stehen.
Die meisten Eisenindividuals und Steine können einfach offen stehen.

Bei ganz frischen Stücken mit Bruchfläche mag es Sinn machen, sie z.B. in einen trockenen Glasdom zu lagern, aber bei den meisten Individuals oder Steinfragmenten ist eine Lagerung im Regal kein Problem.
Zudem haben viele Stücke auch bereits eine schützende Wüstenpatina drauf.

Ein kleines Fragment im Einzelfall überhaupt in eine Dose zu packen (auch ohne Silikagel, nur mit Schaumstoffschicht oder Watte), ist bei mir eher eine Frage des sicheren Handlings als des Rostschutzes.

Für normale Steinscheiben benutze ich Silikagel mittlerweile gar nicht mehr, sondern nur noch für einige Eisenscheiben, wo es von der Größe passt.
Bei wenigen Dosen ist das nämlich alles kein Problem, aber wenn man mehrere bis viele hat, artet es in regelmäßige Arbeit aus… :weissefahne: Die Dosen müssen regelmäßig „gewartet“ und das Silikagel ausgetauscht werden (wenn sich der Farbindikator entsprechend verändert).

Generell dürfen die Meteorite nicht in direkten Kontakt mit Silikagel kommen. Immer eine Schaumstoffschicht etc. dazwischen.

Zur Lüftungsfrage:
Nachvollziehbar. Man will die Feuchtigkeit natürlich nicht reinlassen. Gerade bei schwülem Wetter ist das ein Problem. Vielleicht da lieber einzelne Problemstücke (falls überhaupt vorhanden) temporär sicher verstauen und/oder einen einfachen Entfeuchter aus dem Baumarkt in den Raum stellen. Aber vernünftig Lüften sollte man schon und das ist auch überhaupt kein Problem. Die Gesundheit sollte nicht leiden. (Es gab bei uns zu Hause auch schon Diskussionen, ob wir im Winter etwas Wasser auf die Heizung machen, was den Nasenschleimhäuten gut bekommt oder die trockene Heizungsluft zugunsten der Meteorite im Raum lassen… :ehefrau:).
Man sollte Meteoriten aber lieber nicht im Schlafzimmer lagern oder in dem Raum die Wäsche aufhängen…

Ach ja, die Maßstabswürfel: Praktisch und ganz hübsch. Hat ursprünglich die NASA entwickelt. Die Buchstaben sind Himmelsrichtungen plus "Top" und "Bottom". Für die Dokumentation eines in situ Fundes. Auch praktisch, um auf Fotos verschiedene Seiten eines Stückes deutlich zu machen, was aber je nach Form nicht immer passt und beim Drehen auch zu Fehlern und einem Knoten im Hirn führen kann... :laughing:

Viele Grüße
Greg  :prostbier:
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Stefan am Oktober 01, 2013, 13:07:25 Nachmittag
Vielen Dank für Deine ausführliche Antwort Greg! :super: Umso besser, wenn ich die Meteoritenstücke nicht unbedingt in Sammelboxen aufbewahren muss.

Solche Plexiglassockel (https://www.mikon-online.com/shop/index.php/mikon_de/dosen-faltschachteln/mineralien-stander-und-sockel/acrylic-squares-7-6x7-6x0-6-cm-1-piece-miner00475.html), die in verschiedenen Größen vorhanden und günstig zu erwerben sind, eignen sich für die kleineren Stücke sicher gut, oder?
Finde ich optisch schöner als die Stücke einfach so auf das Glas zu setzen.

Was ist zur direkten Sonneneinstrahlung auf die Vitrine zu sagen?
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: speul am Oktober 01, 2013, 13:40:58 Nachmittag
Solche Plexiglassockel (https://www.mikon-online.com/shop/index.php/mikon_de/dosen-faltschachteln/mineralien-stander-und-sockel/acrylic-squares-7-6x7-6x0-6-cm-1-piece-miner00475.html), die in verschiedenen Größen vorhanden und günstig zu erwerben sind, eignen sich für die kleineren Stücke sicher gut, oder?
Finde ich optisch schöner als die Stücke einfach so auf das Glas zu setzen.

das ist Geschmackssache, mir gefällt es auch, anderen eher nicht. Wichtig: NIE mit Kitt befestigen, auch nicht dem im Mineralienbereich üblichen. Damit vers...st Du Dir die Stücke mit absoluter Sicherheit!

Grüße
speul
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Stefan am Oktober 03, 2013, 11:07:30 Vormittag
Danke für den Hinweis speul.

Da ich zeitlich derzeit etwas eingeschränkt bin, wird es sicher noch 1-2 Wochen dauern, bis ich euch meinen ersten Meteoriten hier präsentieren kann. Um ein besonders großes Stück wird es sich jedoch nicht handeln, aber ich denke die meisten haben klein begonnen. :smile:

Einen schönen Feiertag wünsche ich euch,

Stefan
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Suevit am Oktober 03, 2013, 11:29:39 Vormittag
Hallo,

darf ich hier mal nachhaken:
Wichtig: NIE mit Kitt befestigen, auch nicht dem im Mineralienbereich üblichen. Damit vers...st Du Dir die Stücke mit absoluter Sicherheit!
Im Mineralienbereich setzt sich aus dem Grund so langsam das Befestigen mittels Heißkleber durch. Richtig gemacht, verbindet sich der Kunststoff nämlich nicht mit dem Exponat, sondern verzahnt sich nur damit (Bildung einer oberflächlichen Haut vor dem Aufpressen des Exponats); das "aufgeklebte" Stück kann später ohne Anhaftungen und mit sehr geringem Kraftaufwand wieder abgelöst werden.

Mich würde sehr interessieren, wie die Meteoritengemeinde zu dieser Methode steht? Gibt es da Erfahrungen?

Gruß,
Rainer
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: MetGold am Oktober 03, 2013, 11:37:30 Vormittag
Hallo Rainer,

meine persönliche Meinung ist,
dass man Meteoriten, die nicht in Döschen u.ä. untergebracht sind und für die Vitrine bestimmt, überhaupt nicht fixieren, sondern einfach auf einer passenden Unterlage platzieren/ablegen bzw. Meteoritenscheiben und ggfls. Endstücke auf Schiebeständern usw. lose platzieren sollte!

Anders womöglich bei Händlern, die von Börse zu Börse ziehen und ihre Schätze, die nicht eingedost sind, transportieren müssen.


 :winken:   MetGold
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: lithoraptor am Oktober 03, 2013, 12:15:56 Nachmittag
Moin!

Ich wage die Behauptung, dass es bei den Meteoriten kaum einen Grund für eine, wie auch immer geartete, Fixierung gibt. Bei den Mineralien ist das völlig anders. Hier dient eine Fixierung in einer Dose dazu zerbrechliche bzw. freistehende Kristalle vor Beschädigung zu schützen (da selbst eine Einbettung in Watte dies nicht erfüllen würde bleibt nur die Fixierung). Solche Kristalle bzw. Strukturen gibt es bei Meteoriten jedoch nicht oder zumindest kaum. Mir würden lediglich besondere erscheinungsformen im Krustenbereich wie etwa Schmelzlocken oder feine Blasenbildungen einfallen, die eine Fixierung erforderlich machen würden.
Das Gros der Meteorite kommt aber (eben wie jeder andere Stein auch) als sehr kompaktes Mineralaggregat daher, welches dann in Gänze, fragmentiert oder in Scheiben geschnitten gesammelt wird. Individuals und Fragmente lassen sich so ins Regal stellen oder in kleinen Döschen/Schächtelchen sammeln - für Scheiben haben sich kleine Plastikdöschen bewährt (oder etwas neuer aufm Markt Schwebe-Rahmen), mit denen man ihre Schnittflächen optimal präsentieren kann. Für sehr fragiles und krümeliges Material (z.B. CI/CM-Typen) sind die Membran-Döschen da.

Gruß

Ingo
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Suevit am Oktober 03, 2013, 12:27:56 Nachmittag
Hallo ihr beiden,

ich bin da völlig bei euch, was die Feststellung angeht, dass man Exponate (egal ob nun Mets, Mins oder Fossis) nur beim Vorliegen zwingender Gründe fixieren sollte.
Neben dem von Dir, Ingo, angesprochenen Schutz vor Beschädigungen fällt mir aber noch ein, dass es mitunter wünschenswert sein kann, eine ganz spezielle Seite eines Stücks ins Rampenlicht zu setzen. Nicht immer lässt sich das in optisch befriedigender Weise mit Ständern oder ggf. selbst angepassten Haltern bewerkstelligen. Darauf wollte ich eigentlich hinaus: Ob Heißkleber geeignet wäre, wenn man den Einsatz einer Befestigungsmasse bei einem Exponat für unumgänglich hielte.

Die Kernaussage habe ich aber verstanden: Man soll so etwas nicht tun.  :prostbier:

Gruß,
Rainer
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Stefan am Oktober 04, 2013, 19:36:50 Nachmittag
Ist dieses (http://www.aaw-darmstadt.de/websystem/lehrmittel/meteoriten/MeteoritenKlassifikationsSchema.pdf) Klassifikationsschema zum Erlernen der verschiedenen Gruppen von Meteoriten geeignet?

Was haben die Buchstaben p und g (sog. Untertyp-Ergänzungen) hinter dem jeweiligen Typ zu bedeuten? :confused:

Grüße
Stefan
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Stefan am Oktober 05, 2013, 09:32:46 Vormittag
Schade, dass man einen älteren Beitrag nicht editieren kann.

Ich beschäftige mich gerade mit den verschiedenen Meteoritentypen und habe die Gewöhnlichen Chondriten bereits abgeschlossen. Bei den Kohligen Chondriten, speziell beim CM-Chondriten, habe ich jedoch zwei widersprüchliche Aussagen vorliegen:

Wikipedia sagt zu den in den CM-Chondriten vorkommenden CAIs folgendes:

"Mittels Uran-Blei-Datierung konnte für sie ein Alter von 4.567,2 ± 0,6 Millionen Jahren ermittelt werden, das als Entstehungsbeginn unseres Planetensystems gedeutet werden kann. Andere, auf Mangan-Chrom- und Magnesium-Aluminium-Datierung basierende Methoden, ergaben mit einem Wert von 4.571 Millionen Jahren ein leicht höheres Alter."

Auf der Website haberer-meteorite.de liest man bzgl. der CAIs:

"Diese CAIs enthalten mikroskopisch kleine Diamanten mit isotopischen Signaturen, die nicht nur auf ein wesentlich höheres Alter als das unseres Sonnensystems hinweisen, sondern sie bestehen offenbar aus interstellarem Material - Material aus anderen Sternensystemen, das bei der Entstehung unseres Sonnensystems in den CAIs eingeschlossen und konserviert wurde."

Ist die letztere Behauptung überhaupt wissenschaftlich belegt?
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: karmaka am Oktober 05, 2013, 09:38:39 Vormittag
Hallo Stefan,

unter anderem in diesen beiden threads findest du mehr Informationen und Links über die presolar grains:

LINK (http://www.jgr-apolda.eu/index.php?topic=7229.0)

LINK (http://www.jgr-apolda.eu/index.php?topic=8013.0)

Diese (http://www4.nau.edu/meteorite/Meteorite/Images/NWA-2364-CAI.jpg) älteste bisher genau datierte CAI wurde in NWA 2364 gefunden und ist 4,5682 Milliarden Jahre alt.

Siehe auch hier:

LINK (http://www.jgr-apolda.eu/index.php?topic=5640.msg71322#msg71322)
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: speul am Oktober 05, 2013, 09:39:37 Vormittag
Was haben die Buchstaben p und g (sog. Untertyp-Ergänzungen) hinter dem jeweiligen Typ zu bedeuten? :confused:

Grüße
Stefan

Moin moin,
da schaust mal auf die zweite Seite des von Dir gezeigten Dokuments, das steht:
Zitat
Petrologische Typen »p« der undifferenzierten Familien:
also 1,2,3,4,5,6
bzw.
Zitat
Chemische Gruppen »g« der Eisen-Meteoriten:
also IAB, IIAB etc.
ist ein etwas eigenwilliges Schema,
Grüße
speul
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Murchison´s friend am Oktober 05, 2013, 09:48:45 Vormittag
hallo Stefan,

wann verrätst Du uns denn Deine Einteilung der gewöhnlichen Chondrite ?

LG,
Michael
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Stefan am Oktober 05, 2013, 09:58:52 Vormittag
@ karmaka

Vielen Dank für die Links.

Ich habe für das Alter des Sonnensystems folgenden Wert herausfinden können: 4,45682 Mrd. Jahre (http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/neue-datierung-sonnensystem-ist-aelter-als-angenommen-a-713250.html)

Demnach ist die von Dir angesprochene CAI des NWA 2364 älter. Sehe ich dies soweit erstmal richtig?
Nun stellt sich mir als Laie jedoch die Frage, ob man hierbei von einem "wesentlich höheren Alter als das des Sonnensystems" und von "interstellarem Material" sprechen kann.

@ speul

Ich finde das Schema etwas unübersichtlich, aber sofern alle Angaben korrekt sind, stört mich dies nicht.
Ich plane sowieso eine eigene Excel-Tabelle zu erstellen und die verschiedenen Typen übersichtlicher darzustellen.

@ Michael

Ich stehe bei Deiner Frage etwas auf dem Schlauch. Was meinst Du mit meiner Einteilung der Gewöhnlichen Chondrite?
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Murchison´s friend am Oktober 05, 2013, 10:07:09 Vormittag
Lieber Stefan,

ich hatte den Eindruck, daß Du eine Arbeit, eine Zusammenfassung der wissenschaftlichen Erkenntnisse über Chondrite machst, über Alter, Einteilung....

Hab ich mißverstanden.

LG,
Michael
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Stefan am Oktober 05, 2013, 10:09:58 Vormittag
Da muss ich Dich leider enttäuschen. Ich steige neu in das Sammelgebiet der Meteoriten ein und da ich mir nicht bloß ein paar Gesteine in die Vitrine stellen möchte, sondern vertieftes Wissen für unabdingbar halte, lese ich mich derzeit in die Grundlagen der Meteoritenklassifikation ein. :smile:

Grüße
Stefan
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: karmaka am Oktober 05, 2013, 10:45:40 Vormittag
@ karmaka
Ich habe für das Alter des Sonnensystems folgenden Wert herausfinden können: 4,45682 Mrd. Jahre (http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/neue-datierung-sonnensystem-ist-aelter-als-angenommen-a-713250.html)

Demnach ist die von Dir angesprochene CAI des NWA 2364 älter. Sehe ich dies soweit erstmal richtig?
Nun stellt sich mir als Laie jedoch die Frage, ob man hierbei von einem "wesentlich höheren Alter als das des Sonnensystems" und von "interstellarem Material" sprechen kann.

Der Spiegel Online Artikel bezieht sich auf diesen Fachartikel (http://www.nature.com/ngeo/journal/v3/n9/full/ngeo941.html) aus Nature Geoscience, hat aber das Alter durch die Verdopplung der Zahl 4 falsch angegeben. Der richtige Wert ist der von mir genannte.

Mit "interstellares Material" sind die presolar grains gemeint, die tatsächlich deutlich älter sind als die Sonne... deshalb auch presolar  :einaugeblinzel:

Sie waren schon in der molekularen Staubwolke, aus der die Sonne dann entstand.

Sollten Sterne mit niedriger Masse, die bis zu 9 Milliarden Jahre alt werden können, einige der Oxidkörnchen
zur Molekularwolke des Sonnensystems beigetragen haben, könnten die Körnchen theoretisch sogar bis zu 13,57 Milliarden Jahre alt sein.
Viele der Siliciumcarbid-Körnchen stammen aber von sogenannten AGB Sternen, die nur bis ca. 1,5 Milliarden Jahre alt werden.

Hier noch einmal zum Nachlesen:

http://en.wikipedia.org/wiki/Presolar_grains
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Stefan am Oktober 05, 2013, 11:16:29 Vormittag
Sorry, dass ich an dieser Stelle noch einmal nachhaken muss.

Das Alter unseres Sonnensystems beträgt 4,5682 Mrd. Jahre. Nun gilt es entsprechend der Aussage, dass einige CAIs älter als das unsrige Sonnensystem sind, dies nachzuweisen.

Nach Deinem Statement ist die ältere bisher genau datierte CAI ebenfalls 4,5682 Mrd. Jahre alt. Somit erschließt sich mir die Aussage, dass jene Inklusionen älter als das Sonnensystem sind, nicht.

Oder sind mit dem älteren Material lediglich bestimmte Bestandteile dieser CAIs (nämlich die mikroskopisch kleinen Diamanten) gemeint? In diesem Falle handelt es sich jedoch bloß um Spekulationen, da das Alter nicht nachgewiesen wurde - oder sehe ich das falsch?
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: karmaka am Oktober 05, 2013, 11:23:54 Vormittag
Sorry, dass ich an dieser Stelle noch einmal nachhaken muss.

Das Alter unseres Sonnensystems beträgt 4,5682 Mrd. Jahre. Nun gilt es entsprechend der Aussage, dass einige CAIs älter als das unsrige Sonnensystem sind, dies nachzuweisen.

Nach Deinem Statement ist die ältere bisher genau datierte CAI ebenfalls 4,5682 Mrd. Jahre alt. Somit erschließt sich mir die Aussage, dass jene Inklusionen älter als das Sonnensystem sind, nicht.

Oder sind mit dem älteren Material lediglich bestimmte Bestandteile dieser CAIs (nämlich die mikroskopisch kleinen Diamanten) gemeint?

Das Alter des Sonnensystems ist nicht direkt messbar, sondern kann nur indirekt aus der Datierung der ältesten vorhandenen und datierbaren Materie (d.h. z.Z. NWA 2364 CAI mit 4,5682 Milliarden Jahre) geschlossen werden.

Ja, mit der älteren Materie sind ausschließlich die präsolaren Minerale, z.B. die Diamanten, gemeint.

Zitat
In diesem Falle handelt es sich jedoch bloß um Spekulationen, da das Alter nicht nachgewiesen wurde - oder sehe ich das falsch?

Da die präsolaren Körnchen nur durch Nukleosynthese oder Supernovae entstehen können, müssen sie zwangsläufig älter als unsere Sonne sein.
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Stefan am Oktober 05, 2013, 11:28:23 Vormittag
Danke vielmals für die ausführliche und verständliche Beantwortung meiner Fragen. :super:
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: karmaka am Oktober 05, 2013, 11:35:15 Vormittag
Danke vielmals für die ausführliche und verständliche Beantwortung meiner Fragen. :super:

Gern geschehen!

Es ist interessant, nicht wahr, Stefan?
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Stefan am Oktober 05, 2013, 11:41:10 Vormittag
Hochinteressant! Ich werde mir wohl noch, um bzgl. der Entstehung des Sonnensystems besser informiert zu sein, ein entsprechendes Buch zulegen müssen.

Abschließend noch eine Frage zu diesem Themenkomplex: Weshalb lässt sich das Alter der präsolaren Minerale nicht bestimmen? Versagen hier ganz einfach die Altersbestimmungsmethoden?
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: karmaka am Oktober 05, 2013, 12:56:24 Nachmittag
Die Datierung ist nicht einfach:

Zitat
a reliable determination of the period between formation of the grains and their incorporation into the early solar system is important.
Conventional radiometric dating is hindered by small grain size, as well as the anomalous isotopic composition of essentially every element (Meyer & Zinner 2006)

aus: He and Ne Ages of Large Presolar Silicon Carbide Grains: Solving the Recoil Problem (2009) PDF-LINK (http://arxiv.org/ftp/arxiv/papers/0909/0909.5532.pdf)

Eine Datierungsmethode ist die Messung des Einflusses der energetischen Partikel der kosmische Strahlung im interstellaren Medium, die Modifikationen an der Zusammensetzung der Körnchen zur Folge haben.

Hier sind noch zwei interessante Artikel zu dem Problemkomplex:

INTERSTELLAR RESIDENCE TIMES OF PRESOLAR SiC DUST GRAINS FROM THE MURCHISON
CARBONACEOUS METEORITE (2009)

PDF-LINK (http://iopscience.iop.org/0004-637X/698/2/1155/pdf/apj_698_2_1155.pdf)

Zitat
Here, we report interstellar residence times of ∼3–1100 Myr for large (∼ 5–50μm) presolar SiC grains, based on their content of He and Ne produced by Galactic cosmic rays. A majority of these grains have interstellar residence times on the order of a few tens up to less than 200 Myr, considerably shorter than theoretical estimates of interstellar dust lifetimes (∼500 Myr), but long enough to require formation of the majority of the grains before that of the presolar molecular cloud. The age distribution may be explained by starburst activity 1–2 billion years prior to the birth of the Sun.

NEW RECOIL MODEL FOR THE DETERMINATION OF INTERSTELLAR RESIDENT TIMES OF PRESOLAR GRAINS. (2011)

PDF-LINK (http://www.lpi.usra.edu/meetings/lpsc2011/pdf/2171.pdf)

Zitat
A small fraction (3 out of 12) of the grains have old presolar ages in the range of 400 – 800 Myr,
while all other grains are much younger (<200 Myr)
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Stefan am Oktober 05, 2013, 14:20:02 Nachmittag
Merci! :super:

Ich werde diesen Thread fortan für weitere Fragen nutzen, sofern dies in Ordnung geht.

Frage 1: Inzwischen bin ich beim letzten kohligen Chondrite angelangt: Bencubbinite
Hier lese ich sowohl die Abkürrzung B-Chondrit als auch CB-Chondrit. Welche ist korrekt?

Frage 2: H-Chondrite werden den petrologischen Klassen 3 - 7 zugeteilt. Ich konnte bisher jedoch nur Tabellen, die bis zur 6. Klasse gehen, finden.
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: speul am Oktober 05, 2013, 14:39:38 Nachmittag
Zitat
Frage 1: Inzwischen bin ich beim letzten kohligen Chondrite angelangt: Bencubbinite
Hier lese ich sowohl die Abkürrzung B-Chondrit als auch CB-Chondrit. Welche ist korrekt?
CB, C steht für die kohligen Chondrite, B für die Becubbinite
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Murchison´s friend am Oktober 05, 2013, 15:56:09 Nachmittag
hallo Stefan,

es gibt keine offizielle Bezeichnung für B - Chondrite, nur CB !

H7 - da gibt es laut Bulletin 9 NWA`s !

Übrigens solltest Du Dich mit dem Meteoritenbulletin befassen, da findest ALLE wissenschaftlich anerkannten Klassen, Gruppen und Untergruppen !

Viel Spaß,
Michael
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Stefan am Oktober 05, 2013, 16:17:34 Nachmittag
Das Meteoritical Bulletin wird mein nächstes Beschäftigungsfeld sein. :super:

Verwirrend finde ich die Tatsache, dass einige die CB-Chondriten den kohligen Chrondriten zuordnen, wohingegen andere diese unter den spezifischen / anderen Chondriten auflisten.
Ich gehe sicher recht in der Annahme, dass sie zu den kohligen Chondriten gezählt werden sollten, oder?
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Murchison´s friend am Oktober 05, 2013, 16:20:45 Nachmittag
hi Stefan,

es gibt 8 Benccubinite, alle zählen zu den Kohligen.

CY,
Michael
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Stefan am Oktober 05, 2013, 20:20:08 Nachmittag
Danke für die Info. Mit den undifferenzierten Meteoriten habe ich soeben abgeschlossen, wobei ich hier auf die Untergruppen der jeweiligen Gruppen (bspw. die von Dir erwähnten 8 Benccubinite) nicht eingegangen bin. Das würde zu Beginn zu weit führen.

Bei den Enstatit-Chondriten stellt sich mir die Frage, ob hier zwei Gruppen (EH = High Metall und EL = Low Metall) vorhanden sind oder die Gruppe E = Enstatit (ohne Metall) eine dritte Gruppe darstellt?
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Chondrit 83 am Oktober 05, 2013, 22:15:05 Nachmittag
Hallo Stefan,

es ist in der Tat so, dass die E-Chondrite in EH und EL eingeteilt werden  :einaugeblinzel:

Grüßle

Marco
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Thin Section am Oktober 05, 2013, 23:37:41 Nachmittag
... die Gruppe E = Enstatit (ohne Metall) eine dritte Gruppe darstellt?

Hallo Stefan,

Was meinst mit "E = Enstatit (ohne Metall)"? Metallfreie E-Chondrite, das sagt mir im Augenblick nichts! EH Chondrite haben einen hohen Gehalt an Gesamteisen, z.B. Qingzhen (EH3) = 31.65 %, EL Chondrite wie Blithfield (EL6) = 19.66% einen niedrigeren Gehalt an "total iron".

Dieses Kriterium reicht aber nicht für eine eindeutige Zuordnung zu EH oder EL. So hat z.B. Pillistfer (EL6) einen Gesamteisengehalt von 27.78 %, liegt also als EL ganz nahe bei Qingzhen als EH mit 31.65 %. Da spielen noch andere Parameter eine Rolle. "total iron" heißt freies Eisen + Eisen gebunden in den Silikaten, mit anderen Worten mag ein E-Chondrit wie z.B. NWA 305 visuell "ohne Metall" erscheinen, das aber heißt nicht, daß er "frei von Metall" ist!

Bernd  :winke:
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Stefan am Oktober 06, 2013, 01:16:25 Vormittag
Hier (http://www.aaw-darmstadt.de/websystem/lehrmittel/meteoriten/MeteoritenKlassifikationsSchema.pdf) werden drei Enstatit-Gruppen aufgeführt. EH, EL und E. Den Zusatz "ohne Metall" habe ich aus dieser Tabelle.

Auf anderen Seiten findet sich jedoch nur die Einteilung in EH und EL.

Die Zahl 6 bei "EL6" steht für die 6. petrologische Klasse - ist das richtig?

Danke für Deine Erklärung Bernd. :super:
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: ben.g am Oktober 06, 2013, 09:55:07 Vormittag
Hallo  :winke:

Möglicherweise ist dieses Differenzierungskriterium für die E-Chondrite gar nicht so signifikant, wie man mal dachte.
Zumindest, wenn man die Ergebnisse dieser Arbeit in Betracht zieht:
http://www.jgr-apolda.eu/index.php?topic=4184.0
Keine Ahnung, ob's da inzwischen weitere Erkenntnisse zu gibt.  :nixweiss: (Hab die MaPS nicht mehr abonniert)

Gruß
Ben
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Stefan am Oktober 06, 2013, 10:20:10 Vormittag
Interessant, vielen Dank. Doch trotz des womöglich unglücklich gewählten Differenzierungskriteriums, wirft die in der Tabelle aufgeführte dritte Gruppe "E" Fragen auf, oder?
Weshalb sind in anderen Quellen lediglich die beiden Gruppen "EH" und "EL" zu finden?
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: ben.g am Oktober 06, 2013, 10:50:36 Vormittag
Die Bezeichnung E für Enstatit-Chondrite ohne Eisengehalt, wie in deinem verlinkten Schema, habe ich so noch nirgendwo gelesen.
E = Enstatit, mit den Untergruppen EL und EH
Wenn nur E (ohne L oder H) angegeben wird, heißt das nur, das man diesen Meteorit (noch) nicht in eine der beiden Untergruppen einsortiert hat.
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: speul am Oktober 06, 2013, 12:53:31 Nachmittag
Die Bezeichnung E für Enstatit-Chondrite ohne Eisengehalt, wie in deinem verlinkten Schema, habe ich so noch nirgendwo gelesen.
E = Enstatit, mit den Untergruppen EL und EH
Wenn nur E (ohne L oder H) angegeben wird, heißt das nur, das man diesen Meteorit (noch) nicht in eine der beiden Untergruppen einsortiert hat.
Bingo, so sehe ich das auch
und
Zitat
Doch trotz des womöglich unglücklich gewählten Differenzierungskriteriums, wirft die in der Tabelle aufgeführte dritte Gruppe "E" Fragen auf, oder?
nicht alles glauben, was im Netz zu finden ist. Ich kann auch eine Website generieren und dort die U-Chondrite ins Schema einfügen (Ulis Chondrite) :einaugeblinzel:
nimmt zwar keine Wissenschaftler ernst, aber irgendwann kommt ein Neuer und verzweifelt dran  :laughing:
Grüße
speul
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: stollentroll am Oktober 06, 2013, 13:21:35 Nachmittag
Hallo Stefan,
da kann ich auch nur zustimmen, das E für Enstatit-Chondrite ohne Eisengehalt ist offenbar ein Fehler in der Tabelle.

Natürlich ist die aktuelle Klassifikation nicht der Weisheit letzter Schluss, es gibt hier schon Problem- und Grenzfälle. Ein Beispiel sind die Winonaite, von denen etliche reliktische Chondren enthalten. Hier wurde ja auch schon die Bezeichnung "W-Chondrite" in die Diskussion gebracht. Ein anderes Beispiel ist die Abgrenzung von Typ 7 Chondriten von den Metachondriten, die von verschiedenen Autoren auch unterschiedlich gehandhabt wird.

Eine Klassifikation kannst Du auch hier ansehen:
http://tw.strahlen.org/meteorite.html (http://tw.strahlen.org/meteorite.html)

Grüße,
Thomas
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Stefan am Oktober 06, 2013, 13:54:22 Nachmittag
Danke für die Aufklärung und den interessanten Link! :super:

Eine von mir zwischendurch gestellte Frage ging wohl etwas unter, ich werde sie einfach an dieser Stelle noch einmal stellen:

Die Zahl 6 bei der Bezeichnung "EL6" steht für die 6. petrologische Klasse - ist das richtig?
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Thin Section am Oktober 06, 2013, 13:54:54 Nachmittag
Hallo Zusammen,

Erwähnen sollte man in diesem Zusammenhang vielleicht noch E-Chondrite wie Zaklodzie oder Itqiy, da bei diesen die üblichen Klassifikationskriterien für E-Chondrite nicht greifen – Itqiy ist ein EH7-an, wobei "an" für "anomalous" steht. Itqiy enthät kein Taenit, nur Kamazit, kein Plagioklas – ferner fehlen einige der für E-Chondrite typischen Sulfide. Itqiy ist ein Chondrit mit einer achondritischen Textur (z.B. zahlreiche "triple junctions"). Obwohl Pyroxen im Itqiy chemisch dem Enstatit in EL-Chondriten gleicht, ähnelt die Zusammensetzung seines Metalls eher der von EH-Chondriten.

Bernd  :winke:
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Thin Section am Oktober 06, 2013, 13:55:55 Nachmittag
Die Zahl 6 bei der Bezeichnung "EL6" steht für die 6. petrologische Klasse - ist das richtig?

Ja, das ist richtig!

Bernd  :winke:
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: lithoraptor am Oktober 06, 2013, 19:08:07 Nachmittag
Moin!

Die Zahl 6 bei der Bezeichnung "EL6" steht für die 6. petrologische Klasse - ist das richtig?

Ja, das ist richtig!

Bernd  :winke:

Fast! Man sollte von chemischen Klassen (H, L, LL, E, R etc.) sprechen und vom petrologischen Typ.

Gruß

Ingo
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Thin Section am Oktober 06, 2013, 21:19:25 Nachmittag
Man sollte von chemischen Klassen (H, L, LL, E, R etc.) sprechen und vom petrologischen Typ.

Richtig, Ingo ! und @ Stefan: siehe z.B. auch NORTON O.R. (2008) Field Guide to Meteors and Meteorites, p. 223.

Bernd  :winke:
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Stefan am Oktober 07, 2013, 11:08:38 Vormittag
Danke für die kleine Korrektur. Hier kann man wirklich viel lernen! Schon nach wenigen Tagen merke ich, dass so einige im Internet auffindbare Tabellen zur Meteoritenklassifikation fehlerbehaftet sind.
Sobald meine Übersicht und Beschreibung aller Meteoritenklassen abgeschlossen ist, werde ich sie hier veröffentlichen und freue mich natürlich über eure Anmerkungen und Verbesserungen.

Grüße
Stefan
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Mettmann am Oktober 07, 2013, 12:30:03 Nachmittag
Hallo Stefan,

bei allem, was die Systematik der Meteorite anbetrifft, ist jener Situs vom David Weir die zuverlässigste und aktuellste Informationsquelle;
seine berühmten: "Meteorite Studies":
http://meteoritestudies.com/

Dort bekommst nicht nur den besten Überblick, sondern auch alle Bezeichnungen und Unterbezeichnungen und deren Abkürzungen sind genau erklärt,
zudem geht er auch sehr ins Detail und neueste Forschungsergebnisse werden immer sofort verwurstet.
Solche Bücher, wie Nortons Enzyklopädie sind naturgegebenermaßen immer etwas veraltet, was die Systematik der besonders seltenen und exotischen Klassen anbelangt, da damals einfach noch nicht soviele Steine derselben bekannt waren, aber just durch den Wüstenboom sehr viele neue derselben hinzugekommen sind, was zu neuen Ergebnissen über deren Verwandschaften untereinander geführt hat.

Nach David Weir systematisieren die meisten Sammler ihre Sammlung.

(Da geht anfangs oft ein kleines Fensterlein auf, das ist der Kopierschutz. Einfach auf "Nein" klicken. Keine Bange, das tut nix, der Site ist sicher).

Viel Spaß!
(Und laß Dir gesagt sein, der Einstieg in die Welt der Meteoriten ist sehr leicht, der Ausstieg aber umso schwerer  :eek:)

Mettmann
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Stefan am Oktober 09, 2013, 17:17:05 Nachmittag
Vielen Dank auch Dir, Mettmann! :super:

Welche Meteorite eignen sich, neben dem Gebel Kamil, welcher in Kürze bei mir eintreffen wird, für einen Anfänger? Wie sieht es mit einer Gibeon Scheibe aus?
Über weitere Empfehlungen freue ich mich natürlich.

Grüße
Stefan
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Andyr am Oktober 09, 2013, 19:07:09 Nachmittag
Hallo Stefan,

mit Gibeon kannst Du als Anfänger nichts falsch machen. Sikhote-Alin bestimmt auch.  Es gibt noch viele zu nennen. Willst Du nur die Eisenmets wissen, oder auch andere?

Gruß

AndyR
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: ironsforever am Oktober 09, 2013, 20:22:35 Nachmittag
Vielen Dank auch Dir, Mettmann! :super:

Welche Meteorite eignen sich, neben dem Gebel Kamil, welcher in Kürze bei mir eintreffen wird, für einen Anfänger? Wie sieht es mit einer Gibeon Scheibe aus?
Über weitere Empfehlungen freue ich mich natürlich.

Grüße
Stefan

Hallo Stefan,

die Antwort auf Deine Frage hängt ein bisserl davon ab, was Du schwerpunktmäßig sammeln willst. Nur als Hinweis: Man kann systematisch sammeln (ein Belegstück von jeder Klasse), schwerpunktmäßig bestimmte Arten (z.B. HEDs, Planetare, Eisen) und auch die Größe kann eine Rolle spielen (eher Individuale, Scheiben, Micros).

Aber vielleicht fängst Du auch noch ohne Konzept an, was nicht die schlechteste Wahl ist, denn dann steht Dir der Markt erst mal offen  :einaugeblinzel:.

Da Du ja nun schon ein Eisen hast, würde ich Dir die Scheibe eines schönen Steinmeteoriten nahe legen: NWA 869 http://www.lpi.usra.edu/meteor/metbull.php?sea=869&sfor=names&ants=&falls=&valids=&stype=contains&lrec=50&map=ge&browse=&country=All&srt=name&categ=All&mblist=All&rect=&phot=&snew=0&pnt=Normal table&code=31890 (http://www.lpi.usra.edu/meteor/metbull.php?sea=869&sfor=names&ants=&falls=&valids=&stype=contains&lrec=50&map=ge&browse=&country=All&srt=name&categ=All&mblist=All&rect=&phot=&snew=0&pnt=Normal table&code=31890)

Der ist recht frisch und günstig und man hat viel interessante Ansichtsfläche (Chondren) für relativ wenig Geld. Ist halt das klassische Belegstück für einen Steinmeteoriten, außerdem stabil und unkompliziert.

Gruß,
Andi :prostbier:
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Stefan am Oktober 09, 2013, 20:49:29 Nachmittag
Ich bin auch gegenüber Stein- und Stein-Eisen-Meteoriten offen. :smile:

Danke für den Tipp Andi. Ein genaues Konzept habe ich noch nicht, das stimmt.
Ich denke es ist zu Beginn sicher sinnvoll, verschiedene Stücke unterschiedlicher Klassen zu erwerben, um die ganze Bandbreite an Typen kennen zu lernen.
NWA 869 werde ich mir in den nächsten Tagen genauer ansehen.

Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: gsac am Oktober 09, 2013, 21:00:14 Nachmittag
Moin Stefan,

ich bin derzeit heftigst in unsere Umzugs-/Renovierungs-/Sanierungsangelegenheiten
eingespannt, so daß ich hier bis auf weiteres nur noch sehr sporadisch mitlesen kann,
aber möchte genau das bestätigen, was Dir Andi "ironsforever" vorhin als guten Weg
beschrieben hat, den Du getrost so beschreiten solltest.

Viele Grüsse
Alex

PS: David Weir´s Website ist auch ein exzellenter Tip, der von Mettmann kam
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: gsac am Oktober 09, 2013, 21:26:59 Nachmittag
.....plus VIEL LESEN!!! Es gibt einen großen Strauß Literatur zum Thema, auch
sehr gute Bücher für Einsteiger. Und zu den großen Börsen hinreisen, München
zum Beispiel demnächst (Meteorite sind dort allerdings kein Hauptthema) oder
als eine Art Pflichtprogramm Ensisheim im Elsaß, jedes Jahr im Juni eine Woche
vor der großen Mineralienbörse in Ste-Marie-aux-Mines. In Ensisheim dreht sich
alles um Meteorite und man trifft eine Menge Leute (Händler, Sammler), mit
denen man sich austauschen kann und die Katalysatoren für die weitere
Entwicklung einer beginnenden Sammlungsleidenschaft sein können und werden...

Alex
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: ironsforever am Oktober 10, 2013, 00:29:56 Vormittag
.....plus VIEL LESEN!!! Es gibt einen großen Strauß Literatur zum Thema, auch
sehr gute Bücher für Einsteiger. Und zu den großen Börsen hinreisen, München
zum Beispiel demnächst (Meteorite sind dort allerdings kein Hauptthema) oder
als eine Art Pflichtprogramm Ensisheim im Elsaß, jedes Jahr im Juni eine Woche
vor der großen Mineralienbörse in Ste-Marie-aux-Mines. In Ensisheim dreht sich
alles um Meteorite und man trifft eine Menge Leute (Händler, Sammler), mit
denen man sich austauschen kann und die Katalysatoren für die weitere
Entwicklung einer beginnenden Sammlungsleidenschaft sein können und werden...

Alex

Jep, Ensisheim ist angesagt! Diese Messe ist gemütlich, überschaubar, dennoch am Puls der Zeit.

Gruß,
Andi :prostbier:
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Stefan am Oktober 10, 2013, 10:30:54 Vormittag
Super, so viel Feedback und interessante Antworten. Gerne schaue ich nächstes Jahr in Ensisheim vorbei. :smile:

Eine weitere Frage zur Klassifikation: Lodranite werden nach dieser Tabelle (http://www.aaw-darmstadt.de/websystem/lehrmittel/meteoriten/MeteoritenKlassifikationsSchema.pdf) sowohl den Stein-Eisen-Mets als auch den primitiven Achondriten zugeordnet.

Ich möchte sie in meiner selbst erstellten Klassifikation jedoch nur einer Gruppe zuordnen. Wo gehören sie nach heutiger Auffassung am ehesten hin?
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Thin Section am Oktober 10, 2013, 12:05:28 Nachmittag
Hallo Stefan und Forum,

Lodranite sind primitive Achondrite - siehe auch hier:

PATZER A. et al. (2004) Evolution and classification of acapulcoites and lodranites from chemical point of view (MAPS  39-1, 2004, pp. 61–85).

Bernd  :winke:
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Stefan am Oktober 10, 2013, 12:48:42 Nachmittag
Demnach existieren in der Gruppe der Stein-Eisen-Mets lediglich Pallasite, Mesosiderite und die Siderophyre, korrekt?

Dieser (http://de.wikipedia.org/wiki/Stein-Eisen-Meteorit) Wikipedia-Eintrag ist demnach falsch, da weder Bencubbinite noch Lodranite zu den Stein-Eisen-Meteoriten gehören.
Bencubbinite sind kohlige Chondrite und Lodranite gehören zu den primitiven Achondriten.
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Murchison´s friend am Oktober 10, 2013, 13:19:53 Nachmittag
hoi Stefan,

stimmt, wobei Du die Bezeichnung Siderophyre weglassen kannst, diese ist veraltet !


LG,
Michael
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Stefan am Oktober 10, 2013, 13:24:29 Nachmittag
Also nur zwei Untergruppen bei den Stein-Eisen-Mets? Welcher Gruppe werden die Siderophyr-Meteorite dann heutzutage zugeordnet?
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Murchison´s friend am Oktober 10, 2013, 13:37:38 Nachmittag
hi Stefan,

der bekannteste ehemalige Siderophyre ist der Steinbach, ist aber ein IVa Eisen.
Es ist nach wie vor sehr schwierig, die genau Trennung zwischen Steineisen Meteorit und Eisenmeteorit zu finden, deshalb sind einige Mets in 2 Gruppen angeführt, wie z.B. der Steinbach, Lodranite und Bencubbinite !
Ich an Deiner Stelle würde mich da an das Meteoritenbulletin halten, kannst ja bei den oben genannten Mets einen Verweis zur 2. Gruppe einfügen.

Schau Dir mal den prachtvollen Gujba an - der schaut sicher wie ein Steineisen Meteorit aus, niemals wie ein kohliger Chondrit !

LG,
Michael
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Stefan am Oktober 10, 2013, 13:49:49 Nachmittag
Ich verstehe. :super:

Die vier Untergruppen Acapulcoite, Lodranite, Brachinite und Winonaite der primitiven Achondrite sind soweit aber korrekt angegeben, oder?

Am Wochenende bin ich endlich fertig mit meiner zusammengetragenen Klassifikation. :user:
Dann habt ihr einiges zu lesen. :laughing:
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Greg am Oktober 10, 2013, 13:52:05 Nachmittag
Hallo,

der folgende Link wurde zwar schon genannt, ist aber wirklich wärmstens zu empfehlen, weil er eine gute Übersicht und viele fachliche Beschreibungen bietet.

http://tw.strahlen.org/meteorite.html (http://tw.strahlen.org/meteorite.html)

Greg  :hut:

P.S.
Und, dein erster Meteorit schon angekommen? Bin ja mal gespannt, was du dann sagst. Bisher gehst du die Sache sehr rational an. Wenn es jetzt noch "pling" macht und da Herzblut mit reinkommt, dann bist du auch hoffnungslos infiziert... :baetsch: :einaugeblinzel:
Aber vielleicht passiert ja auch gar nichts und es ist "nur" irgendein Eisen oder Stein. Wer weiß? Auf Fotos erscheint auch alles immer größer und detaillierter.
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Murchison´s friend am Oktober 10, 2013, 13:54:35 Nachmittag
Stefan,

"Am Wochenende bin ich endlich fertig mit der Auflistung"

Du bist ein Optimist !

Da wirst Du lange noch nicht fertig sein, Du wirst wie alle von uns immer wieder eine Verbesserung finden...

LG,
Michael
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Stefan am Oktober 10, 2013, 14:01:26 Nachmittag
Das möchte ich auch gar nicht anzweifeln. Ich meinte lediglich, dass ich die Liste am Wochenende hier veröffentlichen werde.
Sinn dieser selbst zusammengetragenen Klassifikation ist, die verschiedenen Gruppen- und Typenbezeichnungen zu verinnerlichen und einen Gesamtüberblick zu bekommen. Im Vorfeld dieser Zusammentragung konnte ich mit den verschiedenen Bezeichnungen rein gar nichts anfangen.
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Murchison´s friend am Oktober 10, 2013, 14:48:14 Nachmittag
ok
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Stefan am Oktober 10, 2013, 15:14:07 Nachmittag
Und, dein erster Meteorit schon angekommen? Bin ja mal gespannt, was du dann sagst. Bisher gehst du die Sache sehr rational an. Wenn es jetzt noch "pling" macht und da Herzblut mit reinkommt, dann bist du auch hoffnungslos infiziert... :baetsch: :einaugeblinzel:
Aber vielleicht passiert ja auch gar nichts und es ist "nur" irgendein Eisen oder Stein. Wer weiß? Auf Fotos erscheint auch alles immer größer und detaillierter.

Ich habe inzwischen meine erste Bestellung erhalten, bin zeitlich aber leider sehr eingeschränkt.
Nächste Woche folgen dann jedoch sämtliche Infos zu dem Kauf und natürlich auch diverse Fotos! :wow:

Ich möchte erst die (trockene) Arbeit der Klassifikation hinter mich bringen, bevor ich mich in der Schönheit der einzelnen Gesteine verliere. :laughing:

Ich bin auf jeden Fall schwer von der gesamten Materie der Meteoriten begeistert und werde meine Leidenschaft hier im Forum sicher gut ausleben können! :super:
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Stefan am Oktober 13, 2013, 09:42:24 Vormittag
Anbei meine aus mehreren Quellen (AAW Darmstadt, haberer-meteorite.de, Wikipedia) zusammengetragene und durch hilfreiche Antworten aus dem Forum optimierte und korrigierte Klassifikation:

Über Ergänzungen, Fehlerkorrekturen oder allgemeine Hinweise würde ich mich natürlich sehr freuen! :super:

Die Klassifikation wird in drei Beiträge aufgesplittet, da die maximale Zeichenlänge (20.000) pro Post überschritten wurde.  :user:


Klassifikation der Meteorite


Undifferenzierte Meteorite

Gewöhnliche Chondrite

•   H         High Iron
•   L         Low  Iron
•   LL         Low  Iron / Low Metal

Kohlige Chondrite

•   CI         Ivuna-Gruppe
•   CM         Mighei-Gruppe
•   CV         Vigarano-Gruppe
•   CO         Ornans-Gruppe
•   CR         Renazzo-Gruppe
•   CK         Karoonda-Gruppe
•   CH         High Iron
•   CB         Bencubbinit

Spezifische Chondrite

•   EH         Enstatit-H
•   EL         Enstatit-L
•   R         Rumuruti
•   K         Kakangari
•   F         Forsterit


Differenzierte Meteorite

Eisenmeteorite

•   Oktaedrite
•   Hexaedrite
•   Ataxite

Stein-Eisen-Meteorite

•   Pallasite
•   Mesosiderite

Primitive Achondrite (PAC)

•   Acapulcoite
•   Brachinite
•   Lodranite
•   Winonaite

•   Primitive Enstatit Achondrite

Asteroiden - Achondrite

•   Angrite
•   Aubrite
•   Ureilite

Vesta - Achondrite (HED)

•   Diogenite
•   Eukrite
•   Howardite

Mond - Achondrite (LUN)

•   Regolith Hochlandbrekzien
•   Fragmentale Hochlandbrekzien
•   Impakt Schmelzbrekzien (KREEP)
•   Marebasalte
•   Maregabbros

Mars - Achondrite (SNC)

•   Shergottite
•   Nakhlite
•   Chassignite
•   Orthopyroxenite


-----------------------------------

 
Undifferenzierte Meteorite

Die undifferenzierten Meteoriten stammen entweder von Asteroiden, die nie genügend groß waren, um sich so stark aufzuheizen, wie es für eine völlige Trennung von Kern und Mantel nötig gewesen wäre, oder aber sie stammen von Asteroiden, die sich erst spät bildeten, als die kurzlebigen radioaktiven Isotope Aluminium-26 und Eisen-60 bereits vollständig zerfallen waren, sodass nicht mehr genügend Wärme zur Verfügung stand, um den Asteroiden zu differenzieren. Die undifferenzierten Meteoriten machen etwa 70% aller fallenden Meteoriten aus. Diese Beobachtung deckt sich mit der Beobachtung der Asteroiden im Asteroidengürtel: rund 70% aller Asteroiden haben mehr oder weniger die gleiche chemische Oberflächen-zusammensetzung wie die undifferenzierten Meteoriten. Die meisten Chondriten wurden jedoch in ihren Mutterkörpern geringfügig thermisch oder wässerig verändert - aufgrund dessen wird ihnen eine Zahl zugeordnet, wobei 3 für praktisch unverändert steht, 1 und 2 für eine wässerige, 4 bis 6 für eine thermische Alteration stehen. Diese Zahl wird der Klassifikation hintenangestellt.


Gewöhnliche Chondrite

Die Chondrite dieser Klasse werden nur deshalb als „gewöhnlich“ bezeichnet, weil sie mit über 85% aller Chondritenfälle den Großteil dieser Meteorite repräsentieren. Als kosmische Urmaterie sind sie allerdings alles andere als gewöhnlich. Mineralogisch betrachtet, bestehen sie zum Großteil aus Olivin und Orthopyroxenen sowie einem charakteristisch hohen Anteil an mehr oder weniger oxidiertem Nickeleisen. Aufgrund dieses Anteils an Eisen und anderer mineralogischer Charakteristika werden sie in drei Gruppen unterteilt.


H-Chondrite

•   H = High Iron (hoher Anteil an Nickel-Eisen)
•   Gesamteisen-Gewichtsanteil von 25 – 31 % am Gesamtgewicht
•   davon 15 – 19 % im ungebundenen, metallischen Zustand
•   starker Magnetismus
•   petrologischer Typ: 3 bis 7
•   mineralogische Hauptbestandteile: Olivin und Orthopyroxen Bronzit
•   veraltete Bezeichnung: Olivin-Bronzit-Chondrite
•   Abstammung: womöglich vom Asteroiden Hebe oder einem Abkömmling desselben


L-Chondrite

•   L = Low Iron
•   Gesamteisen-Gewichtsanteil von 20 – 25 % am Gesamtgewicht
•   davon 4 – 9 % im ungebundenen, metallischen Zustand
•   weniger stark magnetisch als H-Chondrite
•   petrologischer Typ: 3 bis 7 (am häufigsten 6)
•   mineralogische Hauptbestandteile: Olivin und Orthopyroxen Hypersthen
•   veraltete Bezeichnung: Olivin-Hypersthen-Chondrite
•   Abstammung: womöglich vom erdnahen Asteroiden Eros


LL-Chondrite

•   LL = Low Iron & Low Metal
•   Gesamteisen-Gewichtsanteil von 19 – 22 % am Gesamtgewicht
•   davon 1 – 3 % im ungebundenen, metallischen Zustand
•   schwach magnetisch
•   petrologischer Typ: 3 bis 7 (am häufigsten 3)
•   veraltete Bezeichnung: Amphoterite
•   Abstammung: womöglich vom erdnahen Asteroiden Eros
(Sie repräsentieren einen anderen Ursprungsort auf dem Asteroiden als L-Chondrite.)



Kohlige Chondrite

Die kohligen Chondrite, auch C-Chondrite genannt, repräsentieren wohl die ursprünglichste und älteste bekannte Materie und ähneln in ihrem Chemismus der Sonne mehr als alle anderen Chondrite. Typisch ist ihr Gehalt von Wasser und durch Wasser veränderter Mineralien, ihr Gehalt von Kohlenstoff und organischen Verbindungen sowie die Tatsache, dass die meisten von ihnen im Laufe ihres Daseins kaum durch thermische Prozesse verändert wurden. Die primitivsten kohligen Chondrite wurden im Laufe der Geschichte nie über eine Temperatur von 50 Grad Celsius erhitzt. Trotz all dieser Gemeinsamkeiten sind die kohligen Chondrite doch je nach Entstehungsort im präsolaren Urnebel recht verschieden und werden in mehrere Gruppen unterteilt. Die wichtigsten sollen im Folgenden erwähnt werden.


CI-Chondrite

•   Benennung nach dem Fall von Ivuna (Tansania)
•   nur eine Handvoll dieser Meteorite ist bekannt
•   primitivsten und unansehnlichsten Meteorite überhaupt
•   petrologischer Typ: 1 (nur ein CI2-Chondrit ist bekannt)
•   so gut wie keine sichtbaren Chondren, da diese durch Wasser zerstört wurden
•   hoher Wassergehalt von bis zu 20 %
•   enthalten zahlreiche organische Verbindungen wie Aminosäuren und andere Bausteine des Lebens
•   Abstammung: womöglich von einem Kometen, gewiss jedoch aus den äußeren Bereichen unseres Sonnensystems, da sie im Laufe ihrer Entwicklung nie über 50 Grad Celsius erhitzt wurden


CM-Chondrite

•   Benennung nach dem Fall von Mighei (Ukraine)
•   zahlenmäßig stärker vertreten als die CI-Gruppe
•   petrologischer Typ: 2
•   enthalten weniger Wasser als CI-Chondrite, sind ihnen aber sonst von der mineralogischen Zusammensetzung her recht ähnlich
•   enthalten organische Substanzen wie Aminosäuren
•   deutlich sichtbare Chondren
•   häufig Einschlüsse von sog. CAIs (Calcium-Aluminium-Inklusionen), welche mikroskopisch kleine Diamanten mit isotopischen Signaturen enthalten
Diese Signaturen weisen nicht nur auf ein deutlich höheres Alter als das des unseren Sonnensystems hin, sondern bestehen offenbar aus interstellarem Material –
Material aus anderen Sternensystemen, das bei der Entstehung unseres Sonnensystems in den CAIs eingeschlossen und konserviert wurde.
Präsolaren Minerale (z.B. die o.g. Diamanten) können nur durch Nukleosynthese oder Supernovae entstanden sein und müssen somit zwangsläufig älter als unsere Sonne sein.


CV-Chondrite

•   Benennung nach dem Fall von Vigarano (Italien)
•   petrologischer Typ: 3 und 4
•   in ihrer Struktur und Zusammensetzung ähneln sie eher den gewöhnlichen Chondriten, enthalten aber im Gegensatz zu diesen auch Spuren von Wasser, organische Substanzen und besonders viele und große Chondren (ein typisches Merkmal der CV-Gruppe)
•   besonders bekannter CV-Meteorit: Fall von Allende (Mexiko)


CO-Chondrite

•   Benennung nach dem Fall von Ornans (Frankreich)
•   petrologischer Typ: 3
•   ähneln chemisch den CV-Chondriten, mit denen sie einen Clan bilden, aber sie unterscheiden sich bereits auf den ersten Blick durch ihr schwarzes Erscheinungsbild, ihre sehr kleinen Chondren und durch wesentlich spärlichere Einschlüsse von CAIs
•   deutlich sichtbare Einschlüsse von Nickel-Eisen, die in polierten Scheiben wie winzige schillernde Flocken wirken


CR-Chondrite

•   Benennung nach dem Fall von Renazzo (Italien)
•   sehr selten
•   petrologischer Typ: 2 und 3
•   wurden ursprünglich den CM-Chondriten zugeordnet, inzwischen ist aber klar, dass sie eine eigene Gruppe repräsentieren
•   große, klar abgegrenzte Chondren
•   im Gegensatz zu CM-Chondriten besitzen sie relativ viel Nicke-Eisen und Eisensulfid
•   Abstammung: womöglich vom Asteroiden (2) Pallas


CK-Chondrite

•   Benennung nach dem Fall von Karoonda (Australien)
•   sehr selten
•   petrologischer Typ: 3 bis 6
•   wurden ursprünglich für Vertreter der CV-Gruppe gehalten
•   geschnittene Scheiben erscheinen aufgrund eines hohen Anteils von Magnetit meist matt und schwarz, durchsetzt von verschieden großen Chondren und gelegentlichen Einschlüssen von CAIs
•   viele CK-Chondrite weisen Schockvenen auf, Adern aus durch Druck geschmolzenem Gestein, was auf eine bewegte Vergangenheit des CK-Mutterkörpers bzw. auf ein Impaktereignis hinweist


CH-Chondrite

•   Benennung nicht nach einem Fall, sondern nach einer besonderen Eigenschaft:
H = High Iron (Anteil von Nickel-Eisen an der Gesamtmasse liegt oft bei über 50 %)
•   sehr kleine Gruppe
•   petrologischer Typ: 3
•   die alleinige Tatsache des hohen Nickel-Eisen-Anteils könnte genügen, die CH-Gruppe als eine Form der Stein-Eisen-Meteorite zu bezeichnen, aber die Verwandtschaft des kohligen Gesteinsanteil mit den Meteoriten der CR-Gruppe hat dazu geführt, dass man sie in die Klasse der kohligen Chondrite einordnete
•   enge Verbindung zu den CB-Chondriten


CB-Chondrite

•   Benennung nach dem Fall von Bencubbin (Australien)
•   Bezeichnung eines CB-Chondriten: Bencubbinit
•   nur eine Handvoll von Mitgliedern in dieser Gruppe
•   enthalten neben kohligem Material sehr viel Eisen, was machen Forscher bewogen hat, sie in die Kategorie der Stein-Eisen-Meteorite einzuordnen
•   chemisch stehen sie allerdings den kohligen Chondriten des CR-Clans und den CH-Chondriten recht nahe, weshalb anzunehmen ist, dass sie zumindest in einem ähnlichen Bereich des präsolaren Urnebels auskristallisierten – möglich ist jedoch auch, dass sie Muster verschiedener Regionen ein und desselben Mutterkörpers repräsentieren



Spezifische Chondrite


Enstatit-Chondrite

•   auch E-Chondrite genannt
•   Einteilung in zwei Gruppen:
EH     High Metal    ca. 29 % Eisen
EL     Low Metal    ca. 22 % Eisen
•   seltene Gruppe von Chondriten, die sich in mancher Hinsicht von den gewöhnlichen und kohligen Chondriten unterscheiden
•   sie sind in einer sehr sauerstoffarmen Umgebung entstanden, da nahezu alles Eisen in diesen Meteoriten in reduzierter, metallischer Form auftritt; auch ihr Pyroxenanteil
enthält kein Eisen und tritt nur in der magnesiumreichen Form Enstatit (Namensgeber für diese Gruppe) auf
•   petrologischer Typ: 3 bis 7 (am häufigsten 3 und 6)
•   alle Enstatit-Chondrite stammen wahrscheinlich von ein und demselben Mutterkörper, welcher wohl eine große Nähe zur Sonne hatte, da die Entstehung der E-Chondrite eine besonders sauerstoffarme, reduzierte Umgebung voraussetzt (womöglich im Bereich der Umlaufbahn des Merkurs oder aber im inneren Bereich des Asteroidengürtels) – erst zukünftige Forschungen werden Aufschluss über die tatsächliche Herkunft der E-Chondrite geben


Rumuruti-Chondrite

•   Benennung nach dem Fall von Rumuruti (Kenia)
•   auch R-Chondrite genannt
•   ähnlich selten wie E-Chondrite
•   in mancher Hinsicht das Gegenteil der E-Chondrite:
das in ihnen enthaltene Eisen ist nahezu gänzlich oxidiert oder liegt in Form verschiedener Eisensulfide vor
•   der in den R-Chondriten enthaltene Olivinanteil ist eisenreich und verleiht ihnen ihre dunkle, oft rötliche Erscheinung
•   im Vergleich zu den gewöhnlichen Chondriten nur wenige Chondren
•   petrologischer Typ: 3 bis 6
•   verhältnismäßig viele R-Chondrite sind sog. Brekzien (Gestein, das aus Gesteinstrümmern eckiger Form besteht, die in einer feinkörnigen Grundmasse liegen) verschiedener Grade, was auf eine bewegte Vergangenheit des Mutterkörpers mit zahlreichen Einschlägen schließen lässt
•   Einschlüsse von kohligem Material in einigen R-Chondriten, was ein weiterer Hinweis auf die impaktreiche Geschichte des Rumuruti-Mutterkörpers ist


Kakangari-Chondrite

•   Benennung nach dem Fall von Kakangari (Indien)
•   auch K-Chondrite genannt
•   petrologischer Typ: 3
•   ihr Oxidationsgrad liegt zwischen dem von gewöhnlichen und Enstatit-Chondriten
•   sie besitzen eine eigenartige isotopische Signatur, die darauf schließen lässt, dass sie von einem eigenen Mutterkörper stammen


(Forsterit-Chondrite)

•   auch F-Chondrite genannt
•   hypothetische Klasse: bislang wurden keine vollständigen Meteorite dieser Gruppe auf der Erde gefunden
•   sie sind nur als Einschlüsse in anderen Meteoriten bekannt
•   mineralogisch bestehen sie primär aus dem Olivinendglied Forsterit, was sie zu einer einzigartigen Gruppe macht
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Stefan am Oktober 13, 2013, 09:46:41 Vormittag
Differenzierte Meteorite

Differenzierte Meteorite stammen von Asteroiden mit mindestens 20 km (vielleicht auch etwas mehr) Durchmesser. Diese Objekte entwickelten in der Frühzeit des Sonnensystems durch den Zerfall von kurzlebigen radioaktiven Isotopen wie Aluminium-26 und Eisen-60 genügend Wärme, um innerlich aufzuschmelzen. Dabei sanken Eisen, Nickel und ein Teil des Schwefels ab und bildeten den "Kern". Das zurückgebliebene Material bildete dann den "Mantel" des Asteroiden. In wenigen Fällen kam es auf der Oberfläche des Asteroiden zu Vulkanausbrüchen und Lavaströmen, die wiederum eine leicht verschiedene Chemie aufweisen (z.B. die HED-Meteoriten). Ein anderer Differentiationsprozess findet bei Asteroidenkollisionen statt: auch hier kann es bei hohem Druck und hoher Temperatur zur chemischen Trennung der Komponenten kommen. Alle Meteoriten, die an diesen Prozessen beteiligt waren, werden als "differenzierte" Meteorite bezeichnet. Sie machen etwa 30% aller fallenden Meteoriten aus.


Eisenmeteorite

Eisenmeteorite setzen sich vor allem aus zwei verschiedenen Nickel-Eisen-Mineralen zusammen, dem dunklen „Balkeneisen“ Kamacit mit einem Nickelgehalt von bis zu 7,5 % und dem helleren „Bandeisen“ Taenit mit einem Nickelgehalt von 27 - 65 %. Je nach Anteil und Verteilung des ein oder anderen Minerals bilden Eisenmeteorite spezifische Strukturen aus, nach denen sie von der klassischen Meteoritenkunde in drei verschiedene strukturelle Klassen unterteilt werden.

Oktaedrite

•   bestehen aus einer feinen Verwachsung von Kamacit und Taenit, die der Struktur eines Oktaeders folgt
•   waren während ihrer Entstehung Temperaturen von über 800 Grad ausgesetzt
•   wird ein solcher Meteorit poliert und seine Oberfläche mit Salpetersäure geätzt, wird diese Verwachsung in Form von den sog. Widmanstätten-Figuren sichtbar, einem faszinierenden Spiel geometrisch angeordneter Bänder und Balken
•   entsprechend der Breite der Kamacitbänder unterscheidet man folgende Untergruppen:
Gröbste Oktaedrite     (Ogg)     Balkenbreite mehr als 3,3 mm   5 – 9 % Nickel
   Grobe Oktaedrite    (Og)     Balken 1,3 – 3,3 mm      6,5 – 8,5 % Nickel
   Mittlere Oktaedrite   (Om)     Balken 0,5 – 1,3 mm      7 – 13 % Nickel
   Feine Oktaedrite   (Of)     Balken 0,2 – 0,5 mm      7,5 – 13 % Nickel
   Feinste Oktaedrite   (Off)     Balken kleiner als 0,2 mm      17 – 18 % Nickel


Hexaedrite

•   bestehen nahezu ausschließlich aus dem nickelarmen Mineral Kamacit und zeigen keine Widmanstätten-Figuren wenn sie poliert und geätzt werden
•   wurden während ihrer Entstehung nicht über 800 Grad erhitzt
•   Nickelgehalt 4 – 7,5 %
•   bei manchen Hexaedriten werden nach dem Ätzen feine parallele Linien sichtbar, die sog. Neumannschen Linien, die strukturelle Verformungen im Kamacitgefüge darstellen und wohl die Folge eines Impaktereignisses sind, dem Zusammenstoß des Hexaedrit-Mutterkörpers mit einem anderen Asteroiden oder dem Aufprall des Meteoriten auf der Erde


Ataxite

•   Ataxit = ohne Struktur
•   zeigen nach dem Ätzen keinerlei Strukturen
•   bestehen im Gegensatz zu den Hexaedriten nahezu ausschließlich aus Taenit
•   besitzen nur mikroskopisch kleine Kamacit-Lamellen
•   sie zählen zu den nickelreichsten Meteoriten überhaupt (über 16 %)
•   sehr selten, wobei paradoxerweise der größte Meteorit der Erde (Hoba) ein Ataxit ist



Stein-Eisen-Meteorite

Die Klasse der Stein-Eisen-Meteorite ist eine lose Kategorie der klassischen Meteoritenkunde, in der alle Meteoriten zusammengefasst wurden, die ungefähr zu gleichen Teilen aus Metall bzw. Nickel-Eisen und Gestein zusammengesetzt sind. Heute zählen die meisten Forscher nur zwei Gruppen zu den Stein-Eisen-Meteoriten – Pallasite und Mesosiderite. Es gibt jedoch genug Gründe, diese Kategorie um einige Gruppen zu erweitern, die gewöhnlich in den Klassen der Stein- oder Eisenmeteorite geführt werden, obwohl sie alle Kriterien erfüllen, die sie zu echten Stein-Eisen-Meteoriten machen. Aus diesem Grund werden diese Gruppen weiter unten ebenfalls beschrieben.

Pallasite

•   bestehen aus Olivinkristallen, die in einer netzwerkartigen Nickel-Eisen-Matrix eingebettet sind
•   von der Entstehung her sind sie eng mit den Eisenmeteoriten verwandt
Eisenmeteorite entsprechen den Kernen differenzierter Asteroiden
Pallasite repräsentieren den inneren Mantel, eine Zone, in der sich der metallische Kern und die silikatreiche Kruste des Asteroiden treffen und miteinander mischen
Vermutlich gibt es auch auf der Erde ähnliche Minerale, jedoch in einer solchen Tiefe, dass wir sie wohl nie zu Gesicht bekommen werden
•   bei alten verwitterten Pallasiten, die schon lange auf der Erde liegen, sind die Olivinkristalle oft schwärzlich verfärbt oder aus der Matrix herausgewittert, was diesen Stücken ein unschönes, schwammartiges Äußeres verleiht
•   frische Pallasite mit oft zentimetergroßen, klaren Olivinkristallen und einer intakten Matrix gehören in Scheiben geschnitten und poliert zu den schönsten Meteoriten überhaupt
•   die olivgrünen, oft klaren Olivine entsprechen den irdischen Peridoten und können zurecht als die einzigen kosmischen Edelsteine bezeichnet werden
•   gelegentlich werden exquisite Juwelen aus diesem seltenen extraterrestrischen Material gefertigt
•   Pallasite werden in drei chemisch unterschiedliche Gruppen eingeteilt, wobei jede dieser Gruppen einen eigenen Mutterkörper repräsentiert

(1)   Hauptgruppe: zu ihr gehören die meisten bisher gefundenen Pallasite
Pallasite dieser Gruppe zeigen eine enge Verwandtschaft mit den Eisenmeteoriten der IIIAB-Gruppe  dies lässt auf eine gemeinsame Herkunft schließen
(2)   Eagle-Station-Gruppe: zahlenmäßig nur schwach vertreten
enge Verwandtschaft mit den Eisenmeteoriten der IIAF-Gruppe  gemeinsame Herkunft

(3)   Pyroxen-Pallasite: einzigartig, da sie neben den Olivinkristallen auch Pyroxenkristalle in einer Nickel-Eisen-Matrix enthalten
Sie stammen offenbar von einem Mutterkörper, von dem wir keine weiteren Zeitzeugnisse besitzen

Zudem existieren ein paar weitere, ungruppierte Pallasite, die ebenfalls keine Ähnlichkeiten zu anderen bekannten Meteoriten aufweisen. 


Mesosiderite

•   komplexes und oftmals chaotisches Gefüge von Nickel-Eisen und brekziierten Silikaten, das sich aus Pyroxen, Plagioklas und Olivin zusammensetzt
•   das Vorhandensein von Brekzien lässt auf ein größeres Impaktereignis schließen
•   Herkunft: womöglich ist der Mutterkörper der Mesosiderite ein großer, differenzierter Asteroid, der mit einem anderen großen Asteroiden zusammengeprallt ist
Möglicherweise handelt es sich hierbei um den Asteroiden (4) Vesta, da dieser einen gewaltigen Krater besitzt und auch das Vorkommen von eukritischen und diogenitischen Einschlüssen in den Mesosideriten erklären würde



Primitive Achondrite (PAC-Gruppe)

Die Differenzierung dieser Meteorite ist unvollständig. Sie haben ihre primitive (chondritische) Zusammensetzung weitgehend behalten, die den Chondriten typische Struktur ging jedoch verloren – die Chondren wurden zerstört. Primitive Achondrite sind wahrscheinlich auf sehr kleinen Asteroiden entstanden, die durch Impaktereignisse aufgeschmolzen wurden und dann sehr schnell rekristallisierten.

Acapulcoite

•   Benennung nach dem Fall von Acapulco (Mexiko)
•   kleine Klasse
•   sie markieren den Übergang zwischen chondritischer Grundsubstanz und differenziertem Gestein
•   Hauptbestandteile: Olivin und Pyroxen sowie geringe Anteile von Plagioklas, metallischem Nickel-Eisen und Troilit
•   in manchen Acapulcoiten hat man auch intakte Chondren gefunden, was die Vermutung unterstreicht, dass diese Gruppe einen wenig differenzierten Mutterkörper repräsentiert und als die primitivste Klasse von Achondriten anzusehen ist


Brachinite

•   Benennung nach dem Fund von Brachina (Australien)
•   sehr kleine, olivinreiche Gruppe
•   ähneln von ihrer mineralogischen Komposition den Chassigniten (Marsgestein), sie sind mit einem Entstehungsalter von 4,5 Mrd. Jahren jedoch deutlich älter
•   zudem weisen sie ein ganz anderes Muster in ihren Spurenelementen auf, die eine typische chondritische Verteilung zeigen


Lodranite

•   Benennung nach dem Fall von Lodran (Pakistan)
•   wurden ursprünglich als eine kleine Gruppe von Stein-Eisen-Meteoriten betrachtet, da sie ungefähr zu gleichen Teilen aus Olivin und Pyroxen sowie feinkörnigem Nickel-Eisen bestehen
•   erst die Entdeckung der Acapulcoite hat aufgrund großer chemischer und isotopischer Ähnlichkeiten dazu geführt, sie in die Gruppe der primitiven Achondrite einzuordnen
•   wahrscheinlich stammen Acapulcoite und Lodranite sogar von ein und demselben, wenig differenzierten Asteroiden, der von seinem Chemismus eine Verwandtschaft mit den Mutterkörpern der E- und H-Chondrite aufweist


Winonaite

•   Benennung nach dem Fund von Winona (USA)
•   1928 wurde der namensgebende Meteorit bei archäologischen Grabungen in Elden-Pueblo (prähistorisches indianisches Dorf) in Arizona, in einer in den Stein gemeißelten Wandnische, entdeckt – offenbar hat er den hier lebenden Indianern als Heiligtum gedient
•   unterscheiden sich in ihrer isotopischen Signatur ganz deutlich von allen anderen Achondriten
•   besitzen eine enge Verwandtschaft zu den Eisenmeteoriten der Klasse IAB
•   viele IAB enthalten Silikateinschlüsse, die den Winonaiten sehr ähnlich sind – wahrscheinlich stammen beide vom selben Mutterkörper


Primitive Enstatit Achondrite

•   sind in ihrem Chemismus und Mineralbestand einmalig
•   bestehen hauptsächlich aus Enstatit und metallischem Nickel-Eisen
•   zwei bekannte Funde: Zaklodzie aus Polen (erinnert von seiner Struktur an Acapulcoite) und ITQIY aus Nordafrika (gleicht strukturell den Lodraniten)
Möglicherweise sind beide Abkömmling desselben, wenig differenzierten Mutterkörpers, der eine vergleichbare Entwicklung wie die Mutterkörper der Acapulcoite und Lodranite durchgemacht hat



Asteroiden - Achondrite


Angrite

•   Benennung nach dem Fall von Angra dos Reis (Brasilien)
•   sehr kleine Gruppe
•   bestehen aus Pyroxen, Olivin und Plagioklas
Im Gegensatz zu primitiven Achondriten liegen dieser Minerale jedoch in Formen vor, die typisch für eine magmatische Entstehung sind:
   das Pyroxen liegt vor allem in der Form des Minerals Fassait vor
   das Olivin enthält neben Eisen und Magnesium auch Kalzium
   der Plagioklas liegt nahezu ausschließlich als kalziumreicher Anorthit vor
•   allgemeine Struktur sowie häufig auftretende rundliche Vesikel, die als erstarrte Gasblasen gedeutet werden, lassen die Angrite als typische Ergussgesteine, also als Basalte magmatischen Ursprungs, erscheinen, die irdischen Basalten recht ähnlich sind - mit dem Unterschied des hohen Altersunterschiedes (Angrite sind 4,56 Mrd. Jahre alt)
•   Herkunft ist noch ungeklärt  sie stammen wahrscheinlich nicht vom Asteroiden (4) Vesta, sondern von einem gesonderten Mutterkörper, der bislang noch nicht identifiziert werden konnte


Aubrite

•   Benennung nach dem Fall von Aubres (Frankreich)
•   sind aufgrund ihrer eigenartigen mineralogischen Beschaffenheit auch als Enstatit - Achondrite bekannt, da sie zum Großteil aus diesem fast eisenfreien, magnesiumreichen Pyroxen bestehen
•   neben Enstatit enthalten die meist stark brekziierten Aubrite aber auch unterschiedliche Anteile reduziertes Nickel-Eisen, Olivin, Troilit und einige seltene Minerale, die auf eine magmatische Entstehung unter ausgesprochen reduzierten Bedingungen schließen lassen
•   trotz einer gewissen chemischen Ähnlichkeit zu den Enstatit - Chondriten und den primitiven Enstatit - Achondriten, stammen die Aubrite sicher von einem anderen Mutterkörper, der eine wesentlich stärkere Differenzierung durchgemacht hat
•   spektrologische Untersuchungen haben den Asteroiden (44) Nysa und einige seiner Begleiter als mögliche Mutterkörper identifizieren können, wobei vor allem ein Ausreißer aus dieser Asteroidenfamilie, der erdnahe Asteroid 3103, in den Blickpunkt gerückt ist
•   möglicherweise ist dieser namenlose Asteroid mit etwa 1,5 km Durchmesser der Ursprung aller auf der Erde auftreffenden Aubrite


Ureilite

•   Benennung nach dem Fall von Novo Urei (Russland)
•   häufigere und dennoch rätselhafteste Achondrite überhaupt
•   bestehen hauptsächlich aus Olivin und Pyroxen in einer kohlenstoffreichen Matrix aus Graphit, Diamant, reduziertem Nickel-Eisen und Troilit
•   sowohl die chemischen als auch die isotopischen Untersuchungen der Ureilite führen zu widersprüchlichen Ergebnissen
Einige Fakten lassen die Ureilite als hochdifferenzierte Gesteine erscheinen, während andere Ergebnisse diese Meteorite eher in das Umfeld der primitiven Achondrite rücken
•   aufgrund dieser Widersprüche gibt es bislang keine allgemein anerkannte Theorie über die Entstehung und den Ursprung der Ureilite
•   dennoch sind sich die meisten Forscher einig, dass er hohe Kohlenstoffgehalt eine Verwandtschaft zu den kohligen Chondriten suggeriert - wahrscheinlich stammen die Ureilite von einem differenzierten Asteroiden der C-Klasse



Vesta - Achondrite (HED Gruppe)


Die HED-Gruppe setzt sich aus drei verschiedenen Klassen von eng verwandten Achondriten zusammen, den Howarditen, Eukriten und Diogeniten, deren Anfangsbuchstaben das Kürzel "HED" formen. Von ihrer mineralogischen Zusammensetzung und Entstehung her sind diese Meteorite recht verschieden, aber ihre nahezu identischen chemischen und isotopischen Muster zeigen ganz klar, dass alle drei von ein und demselben Mutterkörper stammen müssen. Vergleiche der Reflexionsspektren dieser Meteorite mit den Spektren diverser Asteroiden haben ergeben, dass es sich bei diesem Mutterkörper wahrscheinlich um den Hauptgürtel-Asteroid (4) Vesta handelt, einem der größten Asteroiden in unserem Sonnensystem.

Diogenite

•   Benennung nach dem griechischen Philosoph Diogenes, der bereits im fünften Jahrhundert v. Chr. vermutete, dass Meteorite nicht von der Erde, sondern aus dem Weltall stammen
•   mineralogisch betrachtet handelt es sich um differenzierte Tiefengesteine, die vor allem aus magnesiumreichem, kalziumarmem Orthopyroxen bestehen
•   sie enthalten daneben auch noch kleinere Mengen von Olivin und Plagioklas, aber den Großteil der Masse bilden die oft recht großen Pyroxenkristalle, die wiederum typisch für plutonische Gesteine sind, die sich in Magmakammern im Mantel eines Planeten oder Asteroiden gebildet haben und durch langsame Abkühlung zu einer solchen Größe heranwachsen konnten
•   Diogenite sind somit Beispiele von magmatischen Prozessen, die sich vor etwa 4,4 Milliarden Jahren innerhalb ihres Mutterkörpers Vesta abgespielt haben


Eukrite

•   der Begriff Eukrit stammt vom griechischen Wort eukritos, das so viel bedeutet wie "leicht zu unterscheiden"
•   die alte Meteoritenkunde verlieh den Eukriten, die mit über zweihundert Fällen und Funden die zahlenmäßig größte Achondritenklasse bilden, diesen Namen aus zwei Gründen: erstens, weil sie sich durch ihr Erscheinungsbild leicht von den Chondriten unterscheiden lassen, und zweitens, weil sie bestimmten irdischen Gesteinen vulkanischer Herkunft ähneln, die damals ebenfalls Eukrite genannt wurden
•   heute ist dieser Name nur noch für die gleichnamigen Meteorite gebräuchlich, obschon die Eukrite tatsächlich in mancherlei Hinsicht an terrestrische Basalte erinnern
•   sie bestehen aus kalziumreichem Plagioklas (Anorthit), kalziumarmen Pyroxenen und enthalten oft Anteile von reduziertem Nickel-Eisen, was manche Eukrite leicht magnetisch macht
•   oft enthalten sie auch kleine Vesikel, die als erstarrte Gasblasen gedeutet werden und den magmatischen Ursprung der Eukrite als echte Ergussgesteine unterstreichen
•   Eukrite sind die Basalte einer anderen Welt und dennoch vergleichbar mit den Basalten, die sich auf der Erde durch vulkanische Aktivität bildeten und immer noch bilden


Howardite

•   Benennung nach dem britischen Chemiker Edward Howard, einem Pionier der Meteoritenkunde
•   in gewisser Hinsicht bilden die Howardite eine Art Bindeglied zwischen Diogeniten und Eukriten, das aber nicht, wie man vermuten könnte, im Mantel von (4) Vesta entstanden ist, sondern an deren Oberfläche
•   Howardite sind, mineralogisch betrachtet, ein Regolithgestein: zusammengebackene „Staubschichten“ der Oberfläche ihres Mutterkörpers - in ihnen mischen sich in etwa gleichen Teilen diogenitisches und eukritisches Gestein mit chondritischem Impaktmaterial aus dem Weltraum
•   so findet man in den stark brekziierten Howarditen auch verschiedenste Einschlüsse von kleineren und größeren Meteoriten, die im Laufe der Jahrmilliarden auf (4) Vesta stürzten und sich mit den von ihnen freigelegten und vom Sonnenwind pulverisierten Eukriten und Diogeniten zu einem neuen Gestein verbanden
•   diese natürliche Vielfalt macht die Howardite nicht nur hochinteressant, sondern auch optisch sehr schön
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Stefan am Oktober 13, 2013, 09:47:54 Vormittag
Mond - Achondrite (LUN Gruppe)


Das Kürzel "LUN" steht für „Lunaite“ und bezeichnet eine Gruppe von Achondriten, die von unserem Erdtrabanten, dem Mond stammen. Wenn man sich den Mond in einer sternenklaren Nacht einmal genau ansieht, kann man sich gut vorstellen, wie diese Meteorite von der Mondoberfläche auf die Erde gelangt sind - der Erdtrabant ist übersäht mit großen Kratern, die von Einschlägen herrühren, die genug Kraft hatten, Gesteine aus dessen Kruste herauszureißen und so stark zu beschleunigen, dass sie das Schwerefeld des Mondes überwanden und im Weltall landeten. Einige dieser Bruchstücke gerieten in eine instabile Umlaufbahn um unseren Planeten und stürzten nach einiger Zeit als Mondmeteorite auf die Erde. Diese Meteorite sind so verschieden wie die Gesteine des Mondes selbst. Es existieren fünf verschiedene Klassen:

Regolith Hochlandbrekzien

•   Regolith Hochlandbrekzien stellen mit über zehn Funden die Mehrzahl der bekannten Mondmeteorite dar
•   sie stammen aus den Hochländern des Mondes, die den Großteil seiner Oberfläche bilden und vor allem die von der Erde aus unsichtbare Seite dominieren
•   in ihrem Mineralbestand bestehen sie vor allem aus einem durch Meteoritenbombardement und Sonnenwind entstandenen Regolith sowie einem zusammengebackenen Staub, der zahlreiche Klasten (feste Gesteinsbruchstücke, die aus der mechanischen Zerstörung anderer Gesteine stammen) von ursprünglichem Plagioklas enthält, der in den Hochländern des Mondes als kalziumreicher Anorthit das primäre, gesteinsbildende Mineral ist
•   diese Zusammensetzung verleiht den anorthositischen Regolith Hochlandbrekzien ihr typisches Aussehen mit eckigen, weißen Klasten (Anorthit) in einer kohlig-schwarzen Matrix (Regolith)


Fragmentale Hochlandbrekzien

•   fragmentale Hochlandbrekzien, die seltener als die Regolith Hochlandbrekzien sind, stammen ebenfalls aus den Hochländern des Mondes.
•   sie bestehen jedoch nicht aus Regolith, sondern aus brekziierten Gesteinsfragmenten der unter dem Regolith gelegenen lunaren Oberfläche
•   dementsprechend bestehen sie mineralogisch vor allem aus Anorthit, dem kalziumreichen Plagioklas der lunaren Hochländer, sowie einigen anderen begleitenden Mineralen wie z.B. Pyroxen und Olivin


Impakt Schmelzbrekzien (KREEP)

•   Impakt Schmelzbrekzien, ähnlich selten wie die fragmentalen Hochlandbrekzien, ähneln von ihrer mineralogischen Zusammensetzung den anderen Lunaiten der Hochländer - mit dem Unterschied, dass manche darin enthaltene Minerale in stark geschockter Form vorliegen, d.h. durch ein früheres Impaktereignis in ihrer Struktur verändert wurden.
Dementsprechend finden sich in diesen Schmelzbrekzien auch häufig Adern von zu Glas geschocktem Gestein sowie Hochdruckmineralien


Marebasalte

•   diese Meteorite, von denen nur fünf bekannt sind, sind Muster der lunaren Mare, der großen, dunklen Becken, die die Tiefländer des Mondes bilden. Drei dieser fünf Mondmeteorite sind Regolith Brekkzien, die vergleichbar mit den Regolith Hochlandbrekzien nur Fragmente des ursprünglichen Basalts in einer Regolith-Matrix aufweisen, während es sich bei zwei dieser Meteorite um echte Muster des lunaren Marebasalts handelt. Dieser besteht vornehmlich aus den Pyroxenen Pigeonit und Augit sowie einem geringeren Anteil von Plagioklas und Olivin
•   sie entstanden erst etwa eine Milliarde Jahre nach den etwa 4,5 Milliarden Jahre alten Hochländern


Maregabbros

•   diese Klasse wird nur durch einen Meteoritenfund aus der Antarktis repräsentiert, dem Meteorit Asuka-881757, der in seiner grobkörnigen Struktur den einzigen bislang bekannten unbrekziierten Mondmeteorit darstellt. Mineralogisch handelt es sich um einen sogenannten Gabbro, ein Gestein, das sich primär aus den Mineralen Plagioklas (in der Form von Anorthit) und Pyroxen (Pigeonit und Augit) zusammensetzt



Mars - Achondrite


Eine weitere Gruppe bilden die seltenen SNC-Meteorite, die nach den Anfangsbuchstaben dreier historischer Fälle benannt wurde: Shergotty, Nakhla und Chassigny. Diese Meteorite werden zusammen mit einigen weiteren Fällen und Funden aufgrund mineralogischer und chemischer Ähnlichkeiten in eine Gruppe zusammengefasst, und es ist inzwischen ziemlich sicher, dass alle diese Meteorite von unserem Nachbarplaneten Mars stammen. Für diese Annahme spricht nicht nur das vergleichbar junge Alter der meisten SNC-Meteorite, das oft nur wenige Hundert Millionen Jahre beträgt, sondern auch ein Vergleich von in diesen Meteoriten eingeschlossenen Gasen mit den Ergebnissen der Viking-Sonden, die im Jahre 1976 unter anderem die genaue Zusammensetzung der Marsatmosphäre untersuchten. Grundsätzlich unterteilen sich die SNC-Meteorite in vier mineralogische Klassen:


Shergottite

•   Benennung nach dem Fall von Shergotty (Indien)
•   sind unter den Marsmeteoriten sehr häufig
•   mineralogisch splitten sie sich in zwei verschiedene Typen, in die basaltischen und in die lherzolithischen Shergottite
•   basaltische Shergottite bestehen vor allem aus Plagioklas und Pyroxen und ähneln irdischen Basalten vulkanischen Ursprungs
•   lherzolithischen Shergottite bestehen aus Olivin und Orthopyroxen und enthalten nur geringere Mengen von Plagioklas. Sie sind eng mit den basaltischen Shergottiten verwandt, repräsentieren allerdings keine Ergussgesteine, sondern eher plutonische Tiefengesteine des Mars, die aus den gleichen Magmaschichten hervorgingen wie ihre basaltischen Verwandten
•   es gibt allerdings auch Übergänge zwischen dem basaltischen und lherzolithischen Typ, die zum Beispiel von den Marsmeteoriten aus der Dar al-Gani Wüste, Libyen, repräsentiert werden


Nakhlite

•   Benennung nach dem Fall von Nakhla (Ägypten)
•   feinkörnigen, grünlich braunen Meteorite
•   im mineralogischen Sinne bestehen sie hauptsächlich aus kalziumreichen Pyroxen (Augit) und einem geringen Anteil von Olivin
•   interessanterweise entdeckte man kürzlich in den Nakhliten seltene Minerale, die nur in der Anwesenheit von flüssigem Wasser entstehen konnten.
Analysen haben ergeben, dass diese Minerale noch auf dem Mars entstanden sein müssen, was dafür spricht, dass unser roter Nachbar, zumindest noch zur Zeit der Entstehung der Nakhlite, also vor etwa 1,5 Milliarden Jahren, flüssiges Wasser besessen hat


Chassignite

•   Benennung nach dem Meteorit Chassigny (Frankreich)  einziger Vertreter dieser Klasse
•   eng verwandt mit den Nakhliten
•   mineralogisch betrachtet handelt es sich bei Chassigny um ein nahezu rein aus Olivin bestehendes Tiefengestein, um einen sogenannten Dunit. Auch in Chassigny wurden Spuren von Mineralen gefunden, die nur in Anwesenheit von Wasser entstehen konnten, so zum Beispiel der auch auf der Erde bekannte Amphibol.
Orthopyroxenite
•   auch diese Gruppe wird nur durch einen einzigen Vertreter repräsentiert, durch den antarktischen Meteorit ALH84001
•   im Unterschied zu den anderen Marsmeteoriten besteht er nahezu ausschließlich aus Orthopyroxen und besitzt ein wesentlich höheres Alter
•   besonders bekannt wurde dieser heiß diskutierte Meteorit durch zahlreiche Untersuchungen diverser Einschlüsse, die Hinweise auf ein, zumindest früheres,  primitives Leben auf unserem Nachbarplaneten Mars geben
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Murchison´s friend am Oktober 13, 2013, 10:03:16 Vormittag
Chassignite gibt es 2
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Stefan am Oktober 13, 2013, 10:29:15 Vormittag
Danke für den Hinweis, werde ich recherchieren. Ich werde nach erfolgter Überarbeitung der Klassifikation diese als PDF-Dokument online stellen und hier verlinken - das scheint mehr Sinn zu machen als drei getrennte Beiträge. Zudem kann ich das PDF-Dokument noch etwas übersichtlicher gestalten.
Vielleicht hilft die Klassifikation ja dem ein oder anderen Neueinsteiger wie mir, das würde mich freuen! :super:
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: gsac am Oktober 13, 2013, 10:32:58 Vormittag
Schöne Fleißarbeit! Das wird für den einen oder anderen Neueinsteiger
sicher ganz hilfreich sein, wenn man ihn hierhin verweisen kann...

Alex
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: KarlW am Oktober 13, 2013, 17:12:23 Nachmittag
Schöne Fleißarbeit! Das wird für den einen oder anderen Neueinsteiger
sicher ganz hilfreich sein, wenn man ihn hierhin verweisen kann...
   
... und für den Verfasser selbst ein wunderbarer Einstieg.  :super:
Besonders aber eine Ausgangsbasis für die weitere Entwicklung des Wissens; denn so eine Klassifikation ist immer eine Momentaufnahme des halbwegs Verstandenen. Dauernd drängen neue Ergebnisse nach, die verdaut werden wollen. Da gibt es die Ungruppierten, die nach einem Platz suchen, die anomalen Eukrite, die danach schreien, die HED-Dreifaltigkeit aufzubohren. Ganz zu schweigen von aufregenden Neulingen wie unserem bisher besten Merkur-Kandidaten. Wie überhaupt die spannende Frage nach der Herkunft unserer Meteorite, die in den meisten Fällen noch hoch-spekulativ ist. Da wird schon mal die Gefion-Familie für die L-Chondrite vorgeschlagen, die Flora-Familie mal für LL, mal für L. Durch die schärferen Beobachtungen und verfeinerten spektroskopischen Abgleiche in naher Zukunft sowie perspektivisch vielleicht durch die eine oder andere Rückholmission wird sich da viel tun.
Kurz, Stefan, Du hast eine aufregende Zeit vor Dir. Wie Alex eingangs schon geraten hat: Lesen, lesen, lesen und das Gesamtbild kritisch weiter entwickeln.
Viel Vergnügen dabei!   :winke:
Karl
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: speul am Oktober 13, 2013, 20:35:46 Nachmittag
moin moin,
na da war aber einer fleißig.
Nun geht's ans ausfüllen mit handfesten Stücken.
Ich wünsch Dir schon mal viel Spaß dabei.
Grüße
speul
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Stefan am Oktober 16, 2013, 13:06:21 Nachmittag
Ich werde am Wochenende eine PDF-Version der Klassifikation erstellen und diese hochladen und verlinken.

Sind sonst beim Überblick über das Inhaltsverzeichnis keine Lücken oder Fehler aufgefallen?

@speul

So siehts aus! :super: Da ich mit meiner IKEA-Vitrine leider Pech hatte und ein besseres Modell leider erst zu Beginn des nächsten Monats bei mir eintrifft, muss ich mit dem Präsentieren der ersten Stücke weiterhin noch etwas warten. Die Meteoriten laufen uns jedoch nicht davon. :smile:
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Greg am Oktober 16, 2013, 13:44:32 Nachmittag
Hallo,

schöne Fleißarbeit. Wenn man sich die Dinge selber zusammenschreibt, hat man gleich einen ganz anderen Bezug dazu. :smile:
Ich erinnere mich gerade daran, wie ich damals mit meiner Sammelmappe angefangen bin und genau diese Fragen hatte.

Inhaltlich, ich muss gestehen, habe ich es nur überflogen.
Was mir dabei auffiel:
- Die Einteilung der Eisen ist etwas veraltet.
- Die Beschreibung beim Lunar KREEP macht das besondere der KREEP-Anteile nicht deutlich (in der damaligen Schmelze nicht lösliche Teile, die sich zwischen Anorthitoberfläche und olivinreichem Mantel angereichert haben und durch welche das Entstehungsmodell des Mondes untermauert wird ).

Viele Grüße
Greg
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Stefan am Oktober 16, 2013, 16:11:31 Nachmittag
Danke für den Hinweis. Wie sieht Deiner Meinung nach eine zeitgemäße Einteilung der Eisen-Mets aus?
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Greg am Oktober 16, 2013, 18:41:39 Nachmittag
Hallo,

die "alte" Einteilung gliedert nach der Struktur (Hexaedrite, Oktaedrite und Ataxite).
Die aktuelle, offizielle Einteilung erfolgt nach chemischer Zusammensetzung (IAB Komplex, IC, IIAB usw.)
http://tw.strahlen.org/fotoatlas1/meteorite_eisen.html (http://tw.strahlen.org/fotoatlas1/meteorite_eisen.html)

Greg  :prostbier:
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: lithoraptor am Oktober 16, 2013, 23:51:49 Nachmittag
Moin Stefan!

- Die Einteilung der Eisen ist etwas veraltet.

Was Greg hier schrub fiel mir auch sofort auf. Ich würde weiterhin die F-Typen weglassen. Man kann theoretisch viel über deren Existenz spekulieren, aber ob es sinnig ist oder nicht steht auf einem anderen Blatt. Diese Klasse gibt es schlicht so langhe nicht, bis davon ein paar gefunden wurden und gut. :fluester:

Gruß

Ingo
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: Stefan am Oktober 17, 2013, 09:33:55 Vormittag
Danke für den Hinweis.

Der Meteorit Gebel Kamil wird im Meteoritical Bulletin wie folgt gruppiert:

Classification: Iron meteorite (ungrouped), Ni-rich ataxite, extensive shear deformation and low weathering

Die Bezeichnungen Oktaedrit, Hexaedrit und Ataxit scheinen somit schon noch angegeben zu werden? Oder würdet ihr die bei der Beschreibung der Meteoriten in der Vitrine diese komplett weglassen und beispielsweise beim Gebel Kamil bzgl. der Gruppierung nur die Bezeichnung "ungruppierter Eisenmeteorit" angeben?

Ich denke, dass man die strukturelle Klassifikation zusätzlich zur chemischen Klassifikation angeben kann, oder?
Titel: Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
Beitrag von: lithoraptor am Oktober 17, 2013, 12:54:41 Nachmittag
Moin Stefan!

Ich denke, dass man die strukturelle Klassifikation zusätzlich zur chemischen Klassifikation angeben kann, oder?

Ja, das kann man ergänzend tun. Wichtig ist aber, dass man immer die chemische Klasse angibt.

Gruß

Ingo