Moin!
Ich würde gerne die Phänomene, die man an der Kruste von Ribbeck sehen kann, noch etwas diskutieren. Die Farbe der Kruste und auch die Blasenbildung an dieser sorgt offensichtlich in Teilen der Community für etwas Verwunderung.
Oliver hat seine Beobachtungen hier bereits zusammengefasst:
…, makroskopisch und auch mikroskopisch sind die Phänomene bei dem Ribbeck-Fall schon bemerkenswert.
Bei den größeren Stücken erkennt man manchmal opake, netzartige, manchmal auch schaumige Bereiche. Der Schaum kann auch wasserklar sein. Das Gefüge wirkt unter dem Bino zellulär, wie ein Glasschwamm. Ansonsten kommen häufig graue bis schwarze, glänzende Bereiche vor. Lokal können diese durch Mischungen auch blaugrau oder honigfarben erscheinen.
An einem 15-Gramm-Bruchstück zeigte sich eine hellgraue Matrix mit weißen Enstatitkristallen. An der Bruchkante wandelte sich die hellgraue Matrix zu einer dunklen, schwärzlichen Kruste. Die weißen Enstatitkristalle bilden die weißen, glasigen Punkte.
Wird nun die Kruste studiert, so sieht man, dass durch die Fragmentierung und den Flug die Schmelzen vermischt wurden. Manche Bereiche werden dunkel, andere grau, hellgrau bis weiß oder blaugrau und bräunlich bis honigfarben. Andere Bereiche werden durch die Schaumbildung hell.
Es scheint auch so zu sein, dass bei Stücken kleiner 10 Gramm (?) häufiger eine Flugorientierung einsetzt. Meist haben die Individuals ein dunkles Schild mit weißen Punkten und durch Schaubildung eine hellgraue Rückseite. Viele Finder haben mir berichtet, dass die Schildseite wohl fast immer in der Erde steckte, der Meteoritensucher hat also immer auf die helle Rückseite der flugorientierten Stücke geblickt. Der Schaum wurde wohl im Flug abgerissen, wodurch die Oberfläche rau ist. An den Rändern sind häufiger auch Schmelznasen und -wülste entstanden. Diese sind glatt und im Inneren blasig. Das sieht man zumindest unter dem Binokular bzw. dem Mikroskop. Auch fällt auf, dass die Blasen fast immer konzentrisch sind. Die Schmelze war wohl sehr dünnflüssig und wurde schlagartig wieder abgekühlt. Die Dynamik und Abkühlung zeigt keine langgezogene Blasen, wie dies z. B. bei den Moldaviten der Fall ist.
Diese Beobachtungen treffen auch für das dunkle 1.41 Gramm Stück von mir zu.
Beim schwach flugorientierten Dalmatiner-Stein ist das völlig anders. Die Kruste ist völlig schaumlos. Sie ist hauchdünn, es sind keine Schmelzlippen oder Fließlinien erkennbar. Das Schild ist weiß mit klar umrissenen schwarzen Punkten. Zur Seite hin vermischen sich die Schmelzen, wodurch die dunklen Punkte dunkelgrau werden. Auf der Rückseite ist eine weißlichgraue Schmelze entstanden, bei der die schwarzen Punkte hindurch schimmern. Die Schmelzkruste hatte folglich ein völlig anderes Aussehen und ein anderes Verhalten.
Ich denke, dass dies durch die Mineralogie (z. B, großer Enstatitkristall) oder durch eine Heterogenität im Mutterkörper begründet ist. Aber das ist bis jetzt nur eine Vermutung.
Zur Farbe:
Ich teile die Auffassungen zur Farbe der Kruste, die von farblos klar über weißlich durchscheinend bis hin zu dunkelgrau reicht. Schwarze Kruste - zumindest, wenn für „Schwarz“ die frischen Krusten an OCs ein Maßstab sind, sehe ich nicht. Die Kruste über den großen Enstatit-Kristallen ist immer hell, während sie auf der Grundmasse dunkler sein kann (das sind dann meine „Kuh-Steine“), aber nicht zwangsläufig sein muss, da es auch Stücke gibt, wo die Kruste auch über der Grundmasse weiß oder maximal hellgrau ist.
Werfen wir einen Blick in die Petrographie aus dem Text der Klassifikation im MetBull:
https://www.lpi.usra.edu/meteor/metbull.php?sea=Ribbeck&sfor=names&ants=&nwas=&falls=&valids=&stype=contains&lrec=50&map=ge&browse=&country=All&srt=name&categ=All&mblist=All&rect=&phot=&strewn=&snew=0&pnt=Normal%20table&code=81447 Petrography: (A. Greshake, C. Hamann, L. Hecht, MNB) The meteorite is a coarse-grained achondritic breccia predominantly composed of large, up to 1.2 cm sized, mostly angular whitish enstatite grains, less abundant, up to 1.5 mm sized forsterite crystals, and minor sodic feldspar set in a fine-grained interstitial cataclastic matrix consisting of related material. Opaque phases include troilite, alabandite, oldhamite, heideite, keilite, djerfisherite, kamacite, and taenite. Enstatite and forsterite show pronounced undulatory extinction. All phases are intensely fractured and enstatite contains several sets of planar cracks. No diopside detected.
Geochemistry: Enstatite: Fs0Wo0.7±0.1 (Fs0Wo0.6-0.9, n=10); olivine: Fa0, n=10; plagioclase: An1.4-4.8Ab93.1-96.2Or2.0-2.4, n=5); troilite contains : 0.18±0.01 wt% Cr and 0.94±0.3 wt% Ti, N=3; kamacite contains : 4.65±0.11 wt% Ni, 0.94±0.2 wt% Co, and 0.07±0.01 Si, N=3; taenite contains : 32.4±0.3 wt% Ni, 0.56±0.2 wt% Co, and 0.10±0.01 Si, N=3
Ribbeck ist also eine kataklastische Brekzie in der größere Mineralkörner von Enstatit, Forsterit und Natriumfeldspat (wobei die letzteren beiden Mineralien schon nicht mehr so häufig sind) in einer feinkörnigeren Grundmasse aus den gleichen Mineralien liegen. Daneben kommen diverse Sulfide sowie Kamacit und Taenit vor.
Wende ich das auf das beobachtete auftreten von Kruste an und halten wir uns vor Augen, dass Farbigkeit in Gläsern - das bezieht natürliche Vertreter wie Tektite, Impaktgläser, Obsidian und Fusionskruste mit ein - durch Metalloxide gefärbt werden (Jürgen hat das hier bereits in seinem Schlacke-Posting bereits erwähnt), dann ergibt sich für mich folgendes Bild:
Es gibt zwei unterschiedliche lithologische Typen der Grundmasse in dem Material:
Typ A: kaum Sulfide und FeNi-Phasen vorhanden (besteht vermutlich hauptsächlich aus Enstatit)
Typ B: enthält mehr der beschriebenen Sulfide und FeNi-Phasen
—> Typ A bildet die Stücke, die eine hellgraue bzw. weiße Kruste bilden, dazu gehören Stücke wie der größere Stein von Michael Hurtig und mein erster Fund.
—> Typ B bildet die Stücke mit deutlichem s/w-Kontrast (das, was ich als Kuhstein bezeichnet habe) - dazu gehören etwa der Erstfund von David und mein zweites Stück.
Insgesamt habe ich den Eindruck, dass der schwarze bzw. dunkelgraue Farbeindruck den viele Stücke aufweisen durch einen Effekt verstärkt wird, den wir auch von der Politur lunarer anorthositischer Hochlandbrekzien her kennen. Bei diesen erscheint die Grundmasse in der Politur auch immer viel dunkler, als das auf einer Bruchfläche der Fall ist. Die Kruste von Ribbeck scheint eine ähnliche Auswirkung zu haben.
Untergeordnet habe ich an einigen Stücken auch Kruste gesehen (immer nur sehr lokal), die sandfarben oder leicht gelblich war. Ich meine, dass ist das, was Oliver als honigfarben beschreibt. Ich kann mir hier vorstellen, dass in diesem Bereich verstärkt Sulfide in die Schmelze eingegangen sind, oder dass es sich hier bereits um Oxidationseffekte handelt.
Zur Bildung von Blasen und dem, was inzwischen als Ribbeck-Schaum bezeichnet wurde:
Nun, Blasen in der Kruste und auch schaumige Krusten kennen wir von vielen Meteoriten - besonders bei orientierten Stücken tritt dieses Phänomen auf. Hier ein Beispiel (unklassifizierter NWA OC, ca. 1/3 bis halber orientierter Stein):