Hallo Forum,
danke, Allende, für den Input. North Chile auf der Säge entlang seiner „Spaltflächen“ zerbrochen. Es ist sehr interessant, dies mal an einem aussagekräftigen Stück zu sehen!
Einen weiteren spaltbaren Hexaedriten möchte ich ergänzend zu diesem Thema vorstellen: Twannberg, der wie bereits einigen bekannt ist, seit geraumer Zeit erfolgreich nachgesucht wurde. Wir haben solche Spaltflächen mittlerweile an bzw. in vielen Twannberg-Individualen gefunden. Als Twannberg in der Atmosphäre zerbrach, geschah dies oftmals entlang dieser Sollbruchstellen. Viele Individuale weisen plane Flächen und auffällig kubische Formen auf. So hat z.B. Sergey „the cube“ gefunden, ein Twannberg-Individual, das wir alle zunächst für eine alte Schraubenmutter hielten. Erst eine genaue Analyse durch Beda Hofmann offenbarte, dass es sich tatsächlich um meteoritisches Material handelt (Abb. S. 52 oben im Buch „Der Twannberg-Eisenmeteorit“, Beda A. Hofmann u.a.). Die Spaltbarkeit des Hexaedriten erkennt man wunderbar auch auf bzw. im Schnitt des TW93, eines der größten je gefundenen Twannberg- Individuals („Der Twannberg-Eisenmeteorit“, Beda A. Hofmann u.a., Seite 37 f.).
Und gerade die Geschichte der Spaltbarkeit des Twannberg-Eisens scheint nun auch in eine archäologische bzw. historische Richtung zu führen: Wir fanden auf dem Fund-Berg Mont Sujet auffällig viele kleine Keile (vgl. anliegendes Bild). Zunächst dachten wir an „Axtkeile“ der Waldarbeiter, also Keile, die zur Befestigung des Axtkopfes im Holzschaft dienten. Aber schon die große Anzahl machte uns irgendwann stutzig: Mittlerweile sind es weit über 100 dieser kleinen Keile, die allesamt eine auffällige Wulst am Kopfende besitzen. Da musste man schon -zig Mal wenn nicht hunderte Male draufgeschlagen haben, damit so ein Wulst entsteht. Ergo kann es sich kaum um einen Axtkeil handeln, der ja nicht zum Spalten dient, sondern nur 1-2 Mal in den Schaft eingetrieben wird und wenn er sich lockert, schnell verloren geht. Es liegt vielmehr nahe, dass diese Keile dazu dienten, etwas auf diesem Berg zu spalten…
Auf eine mögliche historische Nutzung des Twannberg-Meteoriten deutet auch folgender Umstand hin: In nur ca. 7 km Luftlinie von unseren Funden entfernt liegt ein kleiner Ort namens La Tène. In der Eisenzeit war dieser Ort eines der Hauptzentren keltischer Eisenproduktion. Bereits seit dem 19. Jahrhundert ist dieser Ort namensgebend für die Latène-Eisenzeit, einer vorrömischen Epoche von etwa 450 v.Chr. bis ca. Christi Geburt. Ist es nicht einfacher massives Eisen zu verarbeiten, statt aufwendig Eisen aus Erz zu verhütten?
Was nun könnte man auf dem Fund-Berg Mont Sujet spalten außer Stein? Es käme durchaus in Betracht, dass die Menschen bereits vor über 2000 Jahren meteoritisches Eisen auf dem Mont Sujet fanden und es sammelten um es zur Eisenproduktion zu verwenden. In diesem Zusammenhang sein betont, dass die Funde allesamt nicht sehr tief lagen, im Einzelfall sogar aus der obersten Bodenschicht herauslugten. Größere Massen wären früher wohl sichtbar gewesen.
Unterstellt, die Menschen hätten bereits vor über 2000 Jahren meteoritisches Eisen auf dem Mont Sujet abgebaut, wäre es sehr vorteilhaft, wenn größere Brocken zerkleinert werden könnten, zum einen um sie leichter transportieren zu können, zum anderen aber auch um sie einfacher einschmelzen zu können. Ich behaupte mal, dass ein hexaedritisches Eisen relativ leicht mit einem kleinen Meissel entlang der Sollbruchstellen zu spalten ist.
Das würde auch erklären, wo die verschollene Masse eines Körpers verblieben ist, der vor dem Eintritt in die irdische Atmosphäre einen Durchmesser von bis zu 20 m mit einer Masse von 33.000 t hatte („Der Twannberg-Eisenmeteorit“, Beda A. Hofmann u.a., Seite 17 f.).
Ich möchte betonen, dass der erste, der diese Theorie aufwarf, Marc Jost war. Mittlerweile gibt es einige Befürworter dieser Theorie, mich eingeschlossen, denn wir fanden noch viele weitere Indizien über frühe Aktivitäten auf dem Mont Sujet, wie z. B. zahlreiche steinerne Fundamente (alle 4mx4m groß und oft in Rufweite zueinander um den Berg herum angeordnet bzw. an strategisch günstigen Stellen), die nach unserer laienhaften Auffassung auch Fundamente von Wachtürmen gewesen sein könnten. Was soll man auf dem Berg bewacht haben, wenn nicht das wertvolle gediegene Eisen? Dass sich dort oben Menschen bereits seit der Bronzezeit aufhielten, dürfte mittlerweile aufgrund der zahlreichen archäologischen Funde unstreitig sein.
Wen dieses Thema näher interessiert, dem sei das Twannberg-Buch mit „Marc´s Vision“ ab S. 58 (zu beziehen hier:
http://wck.me/10MC) sowie auch das aktuelle Space Rocks Magazine von Michael Johnson (Ausgabe November 2016, in englischer Sprache
http://wck.me/10MB) ans Herz gelegt.
Auch die aktuelle Museums-Website des Naturhistorischen Museums Bern wird immer wieder mal geändert oder ergänzt:
www.twannbergmeteorit.chGruß,
Andi
P.S.: Ich werde mich noch um aussagekräftige Bilder von Individualen bemühen. Muss ich erst mit dem Urheber abklären...