Autor Thema: Gestein des Jahres 2014  (Gelesen 6731 mal)

Offline JFJ

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Gestein des Jahres 2014
« am: April 06, 2014, 08:04:55 Vormittag »
Zum Gestein des Jahres 2014 wurde diesmal der Phonolith gewählt: Gestein des Jahres 2014
Der wohl bekanntester Vertreter dieser Gesteinsgruppe ist unter Geschiebefreunden, der Särna-Tinguait.
Ich mag Geschiebe, weil sie die entgegenkommendsten Gesteine sind.

Offline JFJ

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Re: Gestein des Jahres 2014
« Antwort #1 am: April 06, 2014, 09:02:23 Vormittag »
Zwei Beispiele für norwegische Phonolithe.

1. Tinguaitgang bei Graver.
2. Phonolithisches Gestein eines noch nicht beschriebenen kleinen Gangs Nähe Nisterund. Beide im westlichen Oslorift. Das Gestein steht chemisch gesehen zwischen Sølvsbergit und Lindöit. Es ist quarzfrei, und besteht aus Feldspäten, Klinopyroxen und Chlorit.

Auf den Bildern lässt sich die plattig-bankige Absonderung im dm-Bereich erkennen, wie sie für Phonolithe typisch ist.

 
« Letzte Änderung: April 06, 2014, 09:29:33 Vormittag von JFJ »
Ich mag Geschiebe, weil sie die entgegenkommendsten Gesteine sind.

Offline JFJ

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Re: Gestein des Jahres 2014
« Antwort #2 am: April 06, 2014, 09:17:40 Vormittag »
Und hier noch 2 schwedische Tinguaite (Särna-Tinguait) als Geschiebe.

Der Vollständigkeit halber:
Lt. IUGS werden Phonolithe als Extrusivgesteine beschrieben. Da das Magma in den meisten Fällen jedoch sehr zähfließend war, finden sich Phonolithe hauptsächlich im ehemaligen Schlot oder als Staukuppe. Tinguaite stellen eine Varietät von Phonolithen dar, welche in Gängen auskühlten und deshalb oft sichtbare Minerale aufweisen.
Ich mag Geschiebe, weil sie die entgegenkommendsten Gesteine sind.

Offline Buchit

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Re: Gestein des Jahres 2014
« Antwort #3 am: April 06, 2014, 21:03:25 Nachmittag »
Hallo,

zum Phonolith als dem Gestein des Jahres 2014 hat auch das LfU Bayern einige interessante Informationen auf seiner Homepage versammelt:

http://www.lfu.bayern.de/geologie/gestein_des_jahres/2014/index.htm

Kaum zu glauben, dass die einzige Fundstelle für dieses Gestein im gesamten Bundesland Bayern der winzige Steinbruch in der Rückersbacher Schlucht im Spessart ist! Anfang des Jahres habe ich eine kleine Spritztour dorthin unternommen, um mir ein paar Proben für's Mikroskop zu sichern - und es lohnt sich in der Tat. (Bilder werden so schnell wie möglich folgen.)

Gruß,
Holger

Offline Buchit

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Re: Gestein des Jahres 2014
« Antwort #4 am: April 06, 2014, 21:44:09 Nachmittag »
Hier die versprochenen Bilder: Der einzige bayrische Phonolith besteht aus einer Grundmasse mit einer schönen Fluidaltextur, die im Wesentlichen aus Sanidin (im XPL gut erkennbar) und Ägirinaugitkörnchen (in dieser Aufnahme nicht gut erkennbar) besteht.

Offline Buchit

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Re: Gestein des Jahres 2014
« Antwort #5 am: April 06, 2014, 21:46:40 Nachmittag »
Diese Grundmasse umschließt im Wesentlichen drei Mieralphasen, die in größeren Kristallen vorkommen. Als wichtigste Sanidin (Kalifeldspat), der in manchen Fällen (wie hier auf dem Foto) Kerne von Plagioklas erkennen läßt...

Offline Buchit

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Re: Gestein des Jahres 2014
« Antwort #6 am: April 06, 2014, 21:48:56 Nachmittag »
...als zweites ein Mineral der Sodalithgruppe (vielleicht Nosean), das im XPL durch seine fehlende Doppelbrechung gut sichtbar wird: Es sind die scheinbaren "Löcher" im Schliff mit den regelmäßgen Begrenzungen.

Offline Buchit

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Re: Gestein des Jahres 2014
« Antwort #7 am: April 06, 2014, 21:50:21 Nachmittag »
...und schließlich der Ägirinaugit: Eines der wenigen Minerale, das bei Standarddicke im LPL noch eine kräftige Eigenfarbe (grün) zeigt:

Offline Buchit

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Re: Gestein des Jahres 2014
« Antwort #8 am: April 06, 2014, 21:52:47 Nachmittag »
Besonders schön sind die (seltenen) Einschlüsse von brauner Hornblende (wohl Xenokristalle), die einen Ring von Ägirinaugit aufweisen, weil sie mit der Schmelze reagiert haben.

Viel Spaß beim Anschauen!

Gruß,
Holger

Offline Thin Section

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Re: Gestein des Jahres 2014
« Antwort #9 am: April 06, 2014, 23:03:34 Nachmittag »
...und schließlich der Ägirinaugit: Eines der wenigen Minerale, das bei Standarddicke im LPL noch eine kräftige Eigenfarbe (grün) zeigt

Hallo Holger,

Herrliche Aufnahmen sind Dir da wieder gelungen!  :super:
Mir gefällt dieser Aegirinaugit beonders, vor allem wegen seiner deutlichen Zonierung!

Bernd  :prostbier:
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Offline JFJ

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Re: Gestein des Jahres 2014
« Antwort #10 am: April 07, 2014, 08:57:23 Vormittag »
Hallo Holger,

die beiden letzten Aufnahmen sind echt klasse.
Habe ich so noch nie gesehen  :wow:

Gruß
Jörg
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Offline speul

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Re: Gestein des Jahres 2014
« Antwort #11 am: April 07, 2014, 21:40:29 Nachmittag »
Moin Holger,
sind ja wieder super Schliffbilder  :super:
Auch wenn Ihr Südländer nur einen Phonolithaufschluß habt, so ist es doch ein recht ungewöhnlicher, denn bei mir ist Phonolith unter "helles Gestein" abgelegt.
Grüße
speul
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Offline Buchit

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Re: Gestein des Jahres 2014
« Antwort #12 am: April 08, 2014, 10:58:33 Vormittag »
Hallo Speul,

ich vermute, Du beziehst Dich auf das Foto von dem polierten Stück auf der LfU-Webpage? Nun, das Gestein ist nicht immer so dunkel; meine eigenen Proben waren eher hellbraun. Allerdings hat sich schon bei den zwei Stücken, die ich mitgenommen habe, im Dünnschliff eine unterschiedliche Häufigkeit von Magnetitpartikeln in der Matrix gezeigt. Das Material ist also auch in diesem kleinen Aufschluß nicht völlig homogen; und wahrscheinlich haben die "Leute vom Amt" ein etwas dunkleres - mit mehr Magnetit - erwischt... :laughing:

Gruß,
Holger

Offline speul

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Re: Gestein des Jahres 2014
« Antwort #13 am: April 08, 2014, 16:41:34 Nachmittag »
Hallo Holger,
Danke für die Erläuterungen, genau auf das Bild im LfU hatte ich abgezielt.

Grüße
speul
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Offline Spessartin

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Re: Gestein des Jahres 2014
« Antwort #14 am: März 08, 2015, 11:21:00 Vormittag »
Hallo Holger,

das sind schön Bilder und ein toller Beitrag über meine Heimat!
Super ..... danke!
Wenn Du wieder mal in die Ecke kommst kannst Du Dich, wenn Du möchtest gerne mal bei mir melden, da komme ich vielleicht auch mal an solch nahe Aufschlüsse.  Wie oft wollte ich da schon hin.
Herzliches Glück Auf und schöne Grüße,
Spessartin
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