Autor Thema: Reisebericht Westsahara 2014  (Gelesen 14377 mal)

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Reisebericht Westsahara 2014
« am: April 11, 2014, 22:04:45 Nachmittag »
„Alles ist immer für irgendetwas gut“

Am 11.03.14 brach unser Team zum wiederholten Mal in die Westsahara auf, vordergründig zum Zweck der Meteoritensuche aber natürlich auch ein Stück weit um des Abenteuers Willen. Wir waren diesmal in leichter Unterbesetzung unterwegs, die Kollegen Haschr Aswad (bislang Planer und Initiator) und Thomas F. (Rallyefahrer und Mac Gyver in brenzligen Situationen) sollten uns diesmal fehlen.

Ich erstellte in den Wochen vor der Reise noch „schnell“ 2 Satellitenbilder-Landkarten im Format von ca. 1,30 m x 3,00 m, auf welchen ein Bereich der Westsahara von ca. 120 x 120 km abgedeckt war, leider fehlte uns aber die Zeit für eine genaue Routenplanung. Lediglich die sensiblen Bereiche (Militär, Wälle, Minen) konnten darin noch verzeichnet werden, ein paar hundert Höhenangaben, ein Koordinatennetz, potentielle Lagermöglichkeiten und vielversprechende Hochplateaus. Der genaue Routenverlauf sollte dann vor Ort festgelegt werden. Das von mir gewählte Kartenformat sollte sich später als ungeeignet erweisen, da man sie im Feld bei Wind unmöglich öffnen konnte. Zum Glück hatte ich noch eine DinA2-Version verfügbar, die ihren Zweck erfüllte, auch wenn man den Text mit Lupe lesen musste.

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Re: Reisebericht Westsahara 2014
« Antwort #1 am: April 11, 2014, 22:07:06 Nachmittag »
Noch vor Ankunft auf dem Al Massira Airport in Marokko, Agadir, wussten wir, dass wir über Nordafrika angekommen waren: Der Pilot gab kurz vor der Landung voll Schub, stellte die Nase der Maschine steil nach oben und startete mit ohrenbetäubendem Aufheulen der Triebwerke durch. Er beruhigte die Passagiere nicht wirklich mit der Erklärung, dass noch eine andere Maschine auf der Landebahn stand und wir deshalb noch eine Ehrenrunde drehen müssten. Sein Hinweis auf den schönen Blick auf die Stadt Agadir ging im Gemurmel leicht beunruhigter Passagiere unter.

Nachdem der 2. Anflug dann doch auf Anhieb klappte, rollte die Maschine auf einem nicht nachvollziehbaren Umweg in einer Art Zickzack-Kurs Richtung Abfertigungsterminal. Als wir die vermeintliche Parkposition erreichten, heulten die Triebwerke erneut auf und die Maschine beschrieb zwei Vollkreise, um schließlich 100 m neben der ersten Position zu parken. Der trockene Kommentar des Piloten: „Wir fahren jetzt im Kreis, bis der Sprit aus ist“.
Unser Team auf dieser Expedition bestand aus 4 Teilnehmern.  Wagen 1 bestand aus dem bewährten Gespann Marc und Sergey. Wagen 2 aus meiner Wenigkeit und einem waschechten Marokkaner, der anonym bleiben will, nennen wir ihn der Einfachheit halber im Folgenden „Ali“.


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Re: Reisebericht Westsahara 2014
« Antwort #2 am: April 11, 2014, 22:11:18 Nachmittag »
Die beiden Geländefahrzeuge waren uns bereits aus früheren Touren bekannt: 2 weiße Toyota Land Cruiser, die jeweils schon weit über 320.000 km auf dem Buckel hatten. Technisch war an den Wagen nichts auszusetzen, außer vielleicht, dass einer der bereits arg strapazierten Reifen sein Innenleben in Form eines rostigen Drahtgeflechts offenbarte, offenbar ein Stahlgürtelreifen. Da wir insgesamt 4 Ersatzreifen dabei hatten, sahen wir über marginale Reifenmängel dieser Art hinweg.

Die Erste Nacht verbrachten wir in Agadir, um die Autos am nächsten Tag mit dem Equipment aus dem Depot zu beladen und die nötigen Besorgungen zu tätigen: Essen, Getränke, Verbrauchsmaterial für 2 Wochen wurde in den Autos gebunkert. Noch am selben Tag begaben wir uns auf die Küstenstraße Richtung Süden. Keine besonderen Vorkommnisse, außer vielleicht dem übermütigen Rollstuhlfahrer, der uns auf der Küstenautobahn als Geisterfahrer auf der linken Fahrspur entgegenrollte, nicht unbedingt zur Nachahmung empfohlen, wenn die Autos im Schnitt mit 110 km/h unterwegs sind. Leider hatte ich in diesem Moment die GoPro nicht in Betrieb. Der Film würde auf Youtube Rekorde brechen.

Erste Station war Tan Tan Plage, eine Kleinstadt ca. 350 km südlich von Agadir. Auch diesmal nächtigten wir in dem von einer koreanischen Familie bewirtschafteten Hotel. Die Wirtin kannte uns schon von den vorherigen Expeditionen und fuhr wie gewohnt ein üppiges Abendessen auf. Wir waren nicht sicher, was uns da Gutes aufgetischt wurde. Eine kleine Hundezucht im Hotelgarten nährte eine gewisse Vermutung…

Die Wirtin bellte auf die  Nachfrage nach dem Ursprung des Essens nur ein kurzes „böf-böf“. Diese Antwort bestätigte zunächst unseren Verdacht, zumal auch einer der Hunde im Hof eher nach „böf-böf“, weniger nach „wau-wau“ klang. Möglicherweise meinte sie ja auch „bœuf“ (frz. für Rindfleisch). Aber egal, was auf dem Teller war, es schmeckte uns - umgeben von skurriler, koreanischer Schnitzkunst - wieder einmal vorzüglich.

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Re: Reisebericht Westsahara 2014
« Antwort #3 am: April 11, 2014, 22:14:03 Nachmittag »
Am nächsten Tag ging es weiter Richtung auf einer langen 10-Stunden-Fahrt nach Ad-Dakhla. Mein Teamkollege Ali wurde auf der Stecke mit 93km/h geblitzt, was bei erlaubten 80km/h nach einiger Diskussion mit unkomplizierten 200 DIR (ca. 18 €) zu Buche schlug. Hinzuzurechnen war der eigene Stift, den ich dem Herrn Polizisten für die Schreibarbeit zur Verfügung stellen durfte. Dankend nahm er am Ende der Prozedur auch die Kappe an, welche mir ohne den zugehörigen Stift ohnehin nicht mehr von Nutzen war.

In den obligatorischen Polizeikontrollen auf der Strecke unterhält man sich mit den Beamten z. B. über Schweinsteiger vom FC Bayern, der genauen Bedeutung bzw. Übersetzung seines Namens, und erörtert den tragischen Fall von „Shoemaker“. Und wenn einem der Kollegen mal nach etwas Bakschisch war, bekam er von uns mit einem Lächeln und den besten Wünschen eine Dose „Burn“ überreicht, das marokkanische Pendent zu „Red Bull“. Das Zeug heißt nicht umsonst so. Man bekommt darauf tierisches Sodbrennen.

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Re: Reisebericht Westsahara 2014
« Antwort #4 am: April 11, 2014, 22:15:33 Nachmittag »
Ca. 300 km vor Dakhla ereignete ein schwerer Unfall. Ein Kühl-LKW musste sich mehrfach überschlagen haben, die Straße war übersät mit fangfrischen Sardinen, der LKW war in alle Einzelteile zerrissen: Chassis, Motorblock und Getriebe lagen verteilt umher.
An anderen Stellen der Straße liegen Halden von Orangen neben der Fahrbahn, zerbrochene Betonröhren, Baumaterial. Dies führte uns eindrücklich vor Augen, wie tragisch Überholmanöver auf dieser Straße enden können.

Die Straßenränder an dieser Route werden durch die ständige Belastung durch schwere LKW immer mehr ausgefressen. Jedes Fahrzeug, das mit den rechten Reifen in den ungeteerten Fahrbahnrand gerät, reißt wieder einen Teil der Straßendecke heraus. Die Fahrbahn ist stellenweise schmaler als ein Auto. Fatal bei Überholmanövern mit durchschnittlich 110 km/h, insbesondere, wenn zufällig auch die andere Straßenseite derart angefressen ist. Hinzu kommen die tiefen Löcher im ungeteerten Fahrbahnrand und manchmal auch tückische Sandverwehungen, die es gänzlich unmöglich machen, den Zustand der Piste vor einem Überholmanöver abzuschätzen.

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Re: Reisebericht Westsahara 2014
« Antwort #5 am: April 11, 2014, 22:17:10 Nachmittag »
Ad-Dakhla ist eine recht beschauliche, sehenswerte Stadt mit vielen alten Häusern aus spanischer Kolonialzeit. Die Preise für Essen und Übernachtung sind für unsere Begriffe fast paradiesisch: Ca. 4 € p. P. für eine Übernachtung im Einzelzimmer mit nicht unbedingt der saubersten Etagendusche. Die beste Fischsuppe meines Lebens mit nachfolgender gemischter, sehr reichhaltiger Fischplatte im Restaurant „Casa Lois"  kostete mit allem Drum und Dran nur 5 € p. P. (inklusive Wein!) und bekommt von mir die absolute Bestnote (leider kein Foto, weil mir die SD-Karte abstürzte).

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Re: Reisebericht Westsahara 2014
« Antwort #6 am: April 11, 2014, 22:18:56 Nachmittag »
Wir deckten uns Tags darauf mit frischen Lebensmitteln ein, u. a. auch mit Kamel- und Ziegenfleisch für 6 Tage. Mir war zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz klar, wie wir das Fleisch ohne Kühlbox transportieren werden. Ali ließ es vom Händler in 100-200 g Stücke zerteilen und leicht mit grobem Meersalz einsalzen. Dann besorgten wir uns einen alten Karton, in welchem wir es offen im Fahrzeug mitführten.

Am 4. Tag nach unserer Ankunft in Marokko und ca. 1.250 km Anfahrt in die Westsahara ging es nach kurzer Fahrt auf der Hauptstraße endlich querfeldein in die Wüste. Am Abend waren wir gerade einmal 20 km weit Richtung Osten vorgestoßen. Der Boden war übersät von scharfen großen Steinen, stellenweise gab es tückische Sandverwehungen. Wir fuhren uns immer wieder kurz fest und fanden zu wenig Feuerholz für den ersten Abend in der Wüste (nachts wird es eisig kalt). Wir hörten in dieser Nacht markerschütternde Schreie irgendeines wilden Tieres. Mangels Feuer gingen wir alle früh schlafen.

Am nächsten Tag brachen wir früh morgens Richtung Black Beauty-Streufeld auf. Der von uns gewählte Weg war wohl nicht gerade der beste. Viele Täler, Sand und Gestrüpp machten das Fahren zur Qual. Schließlich erreichten wir das Streufeld. Es handelt sich um ein großes Plateau mit einem Labyrinth von großen Sicheldünen (sog. Barchans). Natürlich hielten wir die Augen offen nach kleinen schwarzen Steinen. Mein Teamkollege Ali fand 3 kleine potentielle BB-Fragmente im Grammbereich. Gleichwohl war offenbar, dass diese Gegend schon auf das gründlichste abgesucht wurde: Die Gegend war durchsetzt von Reifenspuren. Jedes dunkle Steinchen war schon von mehreren Richtungen angefahren. Nach Angaben meines Begleiters waren hier kurz nach den ersten Funden Hunderte von Suchern unterwegs, die z. T. sogar mit ihren Familien anreisten.

Wir sahen indes keine Menschenseele mehr, stelleweise lagen Blindgänger aus dem Westsahara-Konflikt herum, u.a. eine 125 mm HE-FRAG, deren Leitwerk sich nicht aufgestellt hatte.

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Re: Reisebericht Westsahara 2014
« Antwort #7 am: April 11, 2014, 22:23:25 Nachmittag »
Hier handelt es sich nicht um einen Acker in der Wüste, sondern um ein geräumtes Minenfeld.

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Re: Reisebericht Westsahara 2014
« Antwort #8 am: April 11, 2014, 22:26:01 Nachmittag »
Ich beobachtete, wie Ali das mitgeführte Frischfleisch bei jeder Gelegenheit, z. B. anlässlich einer kleinen Pause, regelmäßig im Karton wendete und den Karton immer wieder offen auf das Autodach in die pralle Sonne legte.

Gegen 18 Uhr erreichten wir unser 2. Camp „Wildcam“, wo wir zum ersten Mal unsere Wildkamera ca. 200 m abseits des Lagers in Position brachten. Als Köder dienten Küchenabfälle aus unserer Feldküche. Ali bereitete landestypisches Tajine aus Kamel- und Ziegenfleisch. Wir genossen bei einem Glas Wein den Sonnenuntergang im Westen und den Mondaufgang im Osten.

Die kommenden Nächte waren aufgrund des Vollmondes so hell, dass man keine Taschenlampe benötigte. Am nächsten Tag sichteten wir die nächtlichen Bilder auf unserer Wildkamera: Ein Fennek und ein Wildhase plünderten den reich gedeckten Tisch (hier ein kleiner Zusammenschnitt: http://www.youtube.com/watch?v=FAFI32ksViA). Fenneks waren übrigens fast jede Nacht um unser Camp herum unterwegs, selbst in Gegenden ohne jegliche Vegetation, wo man nicht wirklich Säugetiere erwartet.

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Re: Reisebericht Westsahara 2014
« Antwort #9 am: April 11, 2014, 22:27:42 Nachmittag »
Wir fuhren am nächsten Tag in östlicher Richtung tiefer in die Wüste hinein und erklommen alte Hochplateaus, auf welchen wir im „Suchmodus“ mit der Sonne im Rücken nach Norden fuhren. Die Fliegenpopulation im Auto nahm merklich zu, die Hitze des Tages wirkte ermüdend. Noch freute ich mich über auffrischenden Wind aus Süd, nicht wissend, dass wir die kommenden Tage permanent Wind aus Nord haben werden, der mehr und mehr zur Plage wurde.

Unser Fleisch lag tagsüber bei geschätzten 35°C im Auto, manchmal auch in der prallen Sonne und in jeder Nacht neben mir, da ich es vorzog auf der Ladepritsche unseres Wagens zu schlafen. So sparte ich mir einen allabendlichen Zeltauf- und morgendlichen Zeltabbau. Das Fleisch der Ziege und des Kamels rochen nach 3 Tagen etwas intensiver, aber eigentlich nicht schlecht.

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Re: Reisebericht Westsahara 2014
« Antwort #10 am: April 11, 2014, 22:29:35 Nachmittag »
Die Tage in der Wüste vergingen, Zeit spielte eben so wenig eine Rolle, wie das genaue Datum. Der Wind war unser ständiger Begleiter. Tagsüber wehte er oft von Süd, in der Nacht bisweilen recht heftig von Nord, sodass an Zeltbau nicht mehr zu denken war. Schließlich zog auch Ali zu mir, der Ziege und dem Kamel ins Auto und schlief einige Nächte quer über dem Fahrer- und Beifahrersitz. Einzig Marc hielt es noch im Freien aus. Er schlief im wasser- und winddichten Schlafsack oben auf dem Gepäckträger seines Wagens im Windschatten der Dieselkanister. Vorsorglich zurrte er sich allabendlich mit Spanngurten fest, um nicht hinunter zu fallen. Sergey zog, wie ich, die Ladepritsche im Auto als Schlafstatt vor. Am Morgens war es regelmäßig bitterkalt, neblig und feucht. Marc schläft auf dem folgenden Bild noch auf dem Autodach des hinteren Wagens…

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Re: Reisebericht Westsahara 2014
« Antwort #11 am: April 11, 2014, 22:31:03 Nachmittag »
Eines Mittags fuhren Ali und ich uns nach einer kleinen Unachtsamkeit bei der Durchquerung eines Wadis wieder einmal fest. Diesmal war es allerdings etwas brenzliger. Der schwere Wagen steckt bis weit über die Hinterachse im Sand. Wir schaufelten in der stechenden Mittagshitze den Sand unter dem Auto hervor, eine Sisyphusarbeit, denn permanent rieselt der Sand vom Rand wieder in das Loch hinein.

Der nervtötende Wind tat sein übriges. Die Stimmung war gereizt. Wir beschlossen, das Auto auszuladen und die Dieselkanister vom Dach zu holen, um das Gewicht des Wagens zu verringern. Ali stellte zu Recht fest, dass das Gewicht unseres Equipments zu sehr auf der Hinterachse lastete und dass wir umverteilen müssen. Schließlich setzen wir einen Funkspruch ab und riefen das Team Marc/ Sergey zu Hilfe, die auch bald zur Stelle waren und uns halfen.

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Re: Reisebericht Westsahara 2014
« Antwort #12 am: April 11, 2014, 22:32:44 Nachmittag »
Nach einigem Graben und Schuften kamen wir irgendwann wieder frei und beluden das Auto in ausgeglichener Weise. Dank Marcs sonnigem Gemüt in jeder Lebenslage klärte auch die Stimmung wieder auf und wir widmeten uns wieder dem eigentlichen Ziel: Meteoriten finden! Leider aber fanden wir auch an diesem Tag nichts.

Als ich gegen Abend erkannte, dass wir noch nicht ausreichend Holz gesammelt hatten, setzte ich erneut einen Funkspruch ab mit der Bitte, nach Brennholz Ausschau zu halten. Die Gegend war sehr spärlich bewachsen, fast ohne jegliche Vegetation. Ein einzelner abgestorbener Baum zeugte von besseren Zeiten in dieser Gegend. Als Marc ihn erblickte, fällte er ihn kurzerhand, indem er ihn mit dem Wagen rammte und verkündete sogleich, dass er einen idealen Lagerplatz gefunden habe. Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen: Typisch Marc, sammelt Holz, ohne einen Finger krumm zu machen.

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Re: Reisebericht Westsahara 2014
« Antwort #13 am: April 11, 2014, 22:34:13 Nachmittag »
Der Wind pfiff uns am Abend um die Ohren, so stark, dass sogar der Topf samt unserem Abendessen ins Feuer kippt. Die Sauce war dahin, der restliche Inhalt konnte allerdings gerettet werden. Ali kocht fortan das Abendessen mit dem Gasbrenner in unserem Auto. Mein Schlafgemach wurde nun auch noch zur Küche umfunktioniert. Leider mussten alle Fenster und Türen bei dieser Prozedur geschlossen werden, damit kein Sand ins Essen fiel.

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Re: Reisebericht Westsahara 2014
« Antwort #14 am: April 11, 2014, 22:35:45 Nachmittag »
In diesem Zusammenhang rezitierte Ali eine alte arabische Lebensweisheit, die sinngemäß lautet: „Alles ist immer für irgendetwas gut“. Ich kann nur vermuten, was Ali damit sagen wollte.
War es nun gut, dass durch das Kochen mein Schlafgemach in der kalten Nacht wärmer war als üblich?
War es möglicherweise von Vorteil, dass das die Luftfeuchtigkeit im Wagen nun gefühlte 99,9% betrug, bis das Kondenswasser von den Scheiben tropfte, sich auf den Gegenständen niederschlug und mit dem Flugsand im Auto zu einer Art Brei vermengte?
War es gut, dass alle Gegenstände im Auto, insbesondere mein Schlafsack, fortan recht penetrant nach nordafrikanischem Tajine rochen?

Gut – der sich über die Tage intensivierende Fleischgeruch unseres Frischfleischvorrates im Karton ordnete sich definitiv dem Duft der Tajine unter. Ich konnte mich wahrlich nicht beschweren.

 

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