Hallo Zusammen,
hier ein kurzer Bericht zu meiner Reise zum Streufeld des "Foum El Hissn" Meteoriten. Kurz nachdem ich gesicherte Informationen zu diesem Fall vom 9.7.2014 erhielt, hatte ich spontan einen Flug nach Marokko gebucht. Spontan hiess in diesem Fall, dass ich von einem Tag zum anderen ein paar Sachen gepackt habe und los ging es. Die Reise begann ziemlich hakelig, denn der über "check24.de" gebuchte Toyota Landcruiser war vor Ort aus unerfindlichen Gründen nicht mehr verfügbar. Ich hatte dann Glück, dass ich nach langem Hin und Her bei einer anderen Autovermietung noch einen Mitsubishi Pajero auftreiben konnte, immerhin auch ein voll tauglicher Geländewagen mit Differntialsperre usw.. Am 15.7. traf ich dann im Fundgebiet ein, in dem seit dem 13.7. schon zwei andere internationale Teams tätig waren (Aaronson/Ward und Kuntz/Pelé). Diverse marokk. Suchteams waren natürlich ebenfalls auf der Suche nach Meteoriten. Leider war der Zeitpunkt dieses Falles alles andere als optimal, erstmal mitten im muslimischen Fastenmonat Ramadan, und ausserdem in der heissesten Zeit des Jahres in Südmarokko. Tatsächlich war die Hitze im Fundgebiet enorm, mit Temperaturen von über 50 Grad im Schatten. Und wohlgemerkt, die Suche musste hier hauptsächlich zu Fuss erfolgen.
Das Streufeld erwiess sich als mutmasslich nicht sehr gross und war vermutlich nur 3-5 km lang. Zudem war die Funddichte nur äusserst gering. Trotz vieler dunkler, irdischer Steine im Fundgebiet, waren die Meteoriten mit ihrer auffälligen, tiefschwarzen Kruste für die ersten Sucher im Fundgebiet wohl sehr gut sichtbar, so dass in den ersten zwei, drei Tagen nach dem Fall so gut wie alles Material komplett aufgesammelt wurde. In den befahrbaren Arealen gab es auch kaum einen Quadratmeter ohne Reifenspuren von Geländewagen. Desweiteren wurde in den ersten Tagen, das gesamte Gebiet von hunderten marokkanischen Suchern flächendeckend durchforstet. Wobei gesagt werden muss, dass es auch bei den marokk. Suchern nur sehr wenige glückliche Finder gab. Der Grossteil des Tkw´s von ca. 5-6 Kg entfällt auf ein paar fragmentierte, grössere Stücke um 1 Kg. Kleinere Individuals waren sehr, sehr rar und wurden dementsprechend sehr teuer angeboten von den Findern. Ich konnte trotzdem nicht umhin, jedes dieser Stücke zu kaufen, die mir angeboten wurden, insgesamt drei nahezu komplette Individuals und einige Fragmente.
Aufgrund ausbleibender Funde und von der unerträglichen Hitze zermürbt, reisten auch nach und nach die Suchteams vom Fundort ab. Am letzten Tag meiner eigenen Suche fand ich zumindest ein paar kleine Fragmente, vermutlich die Überbleibsel eines grösseren Stückes, welches schon vorher aufgesammelt wurde. Aber dann hatte ich irgendwann ebenfalls genug von der tagelangen, extrem anstrengenden Suche. Nach ein paar Tagen schien einm die Hitze alle Kraft aus dem Körper zu ziehen. Selbst nachts fielen die Temperaturen ja kaum unter 35 Grad. Ein weiteres Problem war, dass sich mit der Zeit so ziemlich alle im Auto gelagerten Lebensmittel verflüssigten. Selbst das Wasser in den Platikflaschen wurde so heiss, dass man es kaum mehr trinken konnte.
Auf jeden Fall war es eine interessante Grenzerfahrung, auch mal ganz auf sich allein gestellt offroad die Wüste zu erkunden, oder auch mal bei sengender Mittagshitze zu Fuss Meteoritensuchen zu gehen (um diese Zeit hatte man das Fundgebiet wirklich für sich allein).

Die Gegend um Foum El Hissm ist teilweise nicht ganz ungefährlich, da man es wie fast überall im Grenzgebiet zu Algerien mit Minen zu tun bekommen kann. Einige Sucher waren auch auf Warnschilder vor Minenfeldern gestossen. Mir wurde auch berichtet, dass in einer marokk. Zeitung ein Bericht gestanden hat, dass die Armee die ausländischen Sucher aus dem Fundgebiet des Meteoriten entfernen will wegen der Minengefahr.
Ein weiteres Problem ist mögliche Kriminalität in dieser Gegend. Ich wurde von Freunden schon vorgewarnt, dass ich meine Habseligkeiten immer im Auge behalten sollte. Aber in einem Moment der Unaufmerksamkeit, als ich mit ein paar Leuten sprach, hatte man mir aus der offenen Heckklappe mein Ipad im Wert von 600 Eur aus meiner Reisetasche gestohlen. Das ging alles sehr schnell und der Dieb war nicht mehr zu greifen. Mehr als um das Ipad tut es mir allerdings um die vielen privaten Videos leid, die mit dem Gerät nun unwiederbringlich verloren sind.

Noch eine Kuriosität am Rande. Mitten durch das Streufeld führt eine Landstrasse und mir wurde glaubhaft berichtet, dass mindestens ein Meteorit direkt auf der Strasse einschlug. Äusserst bequem für den Finder, der das Material nur noch "zusammenkehren" musste.

Weitere Kuriosität am Rande. Im Fundgebiet wurde ganz zufällig noch ein recht hübscher 500+ g Diogenit entdeckt (nach Angabe der Finder), der nun auch seinen Weg nach Berlin gefunden hat.

Zu den "Foum El Hissn" Meteoriten selbst: Ich muss ehrlich sagen, dass ich soetwas noch nie gesehen habe. es gibt wohl sonst keinen Eukriten, der so dermassen frisch und unberührt daherkommt. Was natürlich auch nicht verwunderlich ist, da manche Stücke womöglich nur Stunden nach dem Fall aufgesammelt wurden. Auch habe ich bisher noch keinen Meteoriten gesehen, der eine so hochglänzende Kruste hatte wie dieser hier. Für mich als Liebhaber von basaltischen Achondriten geht hier ein langgehegter Traum in Erfüllung, das kann ich ohne jegliche Übertreibung sagen. Weiter unten werde ich nun ein paar Fotos aus dem Suchgebiet und natürlich auch von den Meteoriten posten.
Beste Grüsse,

Stefan