Autor Thema: Filipstad-Granit?  (Gelesen 3000 mal)

Offline karlov

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Filipstad-Granit?
« am: Januar 20, 2015, 21:48:02 Nachmittag »
Moinmoin an alle scheinbar im Winterschlaf befindlichen Geschiebesammler  :winke:

Ein Fund in der Kiesgrube Fresdorfer Heide bei Potsdam weckte mein Interesse. Das Geschiebe ist ein Granit, wohl Typ Filipstad,
auch wenn er auf den ersten Blick gar nicht so aussieht. Jedenfalls nach Angaben auf zwerfsteenweb (Punkt d):

http://www.zwerfsteenweb.nl/steensoorten/Filipstadmassief.html

Allerdings gibt es dort keine Anstehendproben zu sehen, die üblichen Quellen (Hesemann, Zandstra, Smed, kristallin.de und skan-kristallin.de) geben gar keine Auskunft über dieses merkwürdige Gestein. Weiß jemand näheres über den "grauen Filipstad-Granit"?

Auf den ersten Blick wirkt es porphyrartig, ist von sehr heller Farbe, sehr wenig Mafite, wohl recht sauer und Fe-arm. Die Außenseite fühlt sich rauh an und besitzt eine feinkörnige Matrix, erinnert somit an einen Vulkaniten. Das Gefüge im Schnitt spricht eine andere Sprache: Quarz ist grau bis blaugrau, bildet bisweilen schlierige Aggregate und ist reichlich vorhanden. Abgerundete, leicht grünliche Feldspäte zeigen z.T. mehrfach konzentrische Formen, z.T. einen hellen Ring, wohl Plagioklas.

Offline Met1998

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Re: Filipstad-Granit?
« Antwort #1 am: Januar 20, 2015, 23:41:10 Nachmittag »
Moin, moin 21:48??? :super:
Na, na Karlov: Geschiebesammler im Winterschlaf? Geschiebesammler sind die Härtesten unter der Sonne! Ich stehe im Januar 2015 beim Angeln, und 3° C Wassertemperatur, :unfassbar: mit Wathose im Wasser und suche schöne, bunte Steine im Tagebausee. Siehe Foto!

Deine Fragen kann ich Dir leider nicht beantworten, da muss ich erst noch einige Bücher lesen! Aber dein Foto hat viel Ähnlichkeit mit grauem Filipstad-Granit (zwerfsteenweb.nl)
Aber Jörg, Ingo und andere sind Fachleute!

Gute Nacht, aus der Lausitz nach Berlin

Ehrfried (Met1998)
Der Mensch hat die Fähigkeit zur Vorahnung und er reift mit Geduld, wie Whisky, Käse und Wein!

Offline JFJ

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Re: Filipstad-Granit?
« Antwort #2 am: Januar 21, 2015, 09:44:11 Vormittag »
Moin,

sieht schon wie ein grauer Filipstad aus.
Die Quarze in der Grundmasse, wie auch die Armut an Mafiten und der zonare Aufbau der Feldspäte würden dafür sprechen.
Auch die als blaugrau beschriebenen Quarze sprechen für eine Herkunft aus Mittelschweden.
Denke schon, dass es einer ist :prostbier:

"Winterschlaf" ... hat mich schwer getroffen.
Geschiebesammler blühen im Winter erst richtig auf.
Wenn die Geschiebe an Land eingeschneit sind, sucht man halt unter Wasser weiter.
Ok, das Foto ist bereits einige Jahrzehnte alt, muss 82 oder 83 gewesen sein.
Da waren Schnurrbärte absolut in Mode, und Trockentauchanzüge was für "Weicheier".

 :winke: Jörg
« Letzte Änderung: Januar 21, 2015, 10:34:03 Vormittag von JFJ »
Ich mag Geschiebe, weil sie die entgegenkommendsten Gesteine sind.

Offline karlov

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Re: Filipstad-Granit?
« Antwort #3 am: Januar 21, 2015, 12:08:11 Nachmittag »
Lustiges Foto! Aber wie schwingt man den Hammer unter Wasser?  :gruebel:

Klar, die Ähnlichkeit mit dem im zwerfsteenweb beschriebenen grauen Filipstad-Granit liegt auf der Hand.
Aber wer hat wann wo das Gestein als mögliches Leitgeschiebe anhand von Anstehendproben beschrieben?
Denn in den üblichen mir zugänglichen Quellen außer der niederländischen ist er nicht beschrieben.
Auch in Zandstras Gigsgesteenten ist er nicht erwähnt.

Offline JFJ

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Re: Filipstad-Granit?
« Antwort #4 am: Januar 21, 2015, 13:12:53 Nachmittag »
Hallo,

im "Hesemann 1975" S. 47 findet sich eine Beschreibung; unter 4.1.2.19. Filipstad-Granite: "... mit granodioritischen Anklängen ... gelbweißliche Plagioklas-Hülle um den Kalifeldspat ... blaue bis blaugraue Quarzkörner ... feinkörnige dunkelgraue Zwischenmasse ... der Quarz zeigt kaum Deformationserscheinungen ... Quarz gegen Feldspat idiomorph ... wie in der porphyrischen Abart des Gasbornmassivs und an einigen Stellen nördlich von Filipstad ... Es finden sich also deutliche Anklänge an die Mikrostruktur der Rapakiwi ..."

Smed/Ehlers 2002, S. 148: "... Kalifeldspat-Einsprenglinge 1-6 cm groß (...) oft kugelrund ... auffällig weiße Plagioklasringe ... Quarz grau oder blau ... die nur grauviolette Einsprenglinge haben, finden sich gelegentlich."

Die Nr. 96 im Smed/Ehlers auf S. 149 zeigt deutliche Tendenzen zum Übergang in ein graues Gestein.

Gruß
Jörg
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Offline karlov

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Re: Filipstad-Granit?
« Antwort #5 am: Januar 23, 2015, 00:17:49 Vormittag »
Hallo Jörg,

ja, das habe ich ja auch gelesen. Und ich kenne auch die "typischen" Filipstadgranite. Hesemann meint hier aber ausschließlich Granite mit "violettgrauen oder rötlichen" Feldspataugen. Da müßte man doch viel Phantasie entwickeln, um das oben abgebildete Stück auch dem Filipstad-Typ zuzuordnen (und daß Phantasie manchmal gar nicht gefragt ist, habe ich an der Fehlbestimmung einiger Revsund-Granite bemerkt, da gab es viel Schimpfe von fachlicher Seite  :fingerzeig: ) Würdest Du denn den hohen Bestandteil an feinkörnigen, hellen Bestandteilen einer Deformation zuordnen?

Auch Smed spricht nur von grauvioletten, braunen oder roten Kalifeldspäten und weißen Plagioklasringen. Und bei Bild 96 (Smed) erkenne ich wirklich keine große Ähnlichkeit. Also der Punkt, worum es mir geht: wurde genau dieser gelblichweiße Granit schonmal explizit irgendwo als Leitgeschiebe besprochen? Er müßte hervorragend dafür geeignet sein. Es sei denn, ausgerechnet solche Granite gibt es auch an anderen Orten. Allzuselten kann er auch nicht sein, bei zwerfsteenweb gibt es immerhin einige Exemplare davon, aber alles Geschiebefunde.

Grüße  :winke:
Marc

Offline JFJ

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Re: Filipstad-Granit?
« Antwort #6 am: Januar 23, 2015, 09:15:40 Vormittag »
Hallo Marc,

die rein graue Granit-Variante findet sich (soweit mir bekannt) in keiner Literatur.
Er bietet jedoch genügend Merkmale, um ihm den Filipstad-Graniten allgemein zuordnen zu können.
Ich denke, dass die niederländischen Kollegen das aufgrund der petrographischen Besonderheiten ebenfalls so gesehen, und ihn als solchen abgebildet haben.

Wäre mal ein schönes Ziel für den nächsten Urlaub.

 :winke: Jörg
 
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Offline karlov

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Re: Filipstad-Granit?
« Antwort #7 am: März 04, 2015, 21:13:03 Nachmittag »
Hallo Jörg,

Nachtrag: von holländischer Seite habe ich bestätigt bekommen, daß es kein bekanntes Anstehendes gibt, daß aber dieses Gestein (der weiße Filipstadgranit) etwa 10 km östlich Hjulsjö als Geschiebe gehäuft in einer Kiesgrube vorkommt. Anstehendes wird in der Nähe vermutet, ist aber noch nicht lokalisiert worden. Auf diesem Vorkommen gründet sich die Zuordnung zur Filipstad-Granitfamilie.

Grüße,
Marc

 

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