Autor Thema: Der Meteorit von Csátalja, Ungarn  (Gelesen 4349 mal)

Offline karmaka

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Der Meteorit von Csátalja, Ungarn
« am: Januar 05, 2014, 16:29:10 Nachmittag »
Der Meteorit von Csátalja, Ungarn

Die folgenden Angaben beruhen auf von Zsolt Kereszty am 5.1.14 bereitgestellten Informationen.  Die Fotos wurden uns freundlicherweise für unser Forum zur Verfügung gestellt. Die Bildrechte liegen bei Zsolt Kereszty.

Gefunden wurde der Meteorit (provisional, TKW 4 kg) mit dem vorläufigen Namen Csátalja im August 2012 in einer Tiefe von ca. 50 cm beim Umpflügen in Csátalja ( 46° 2'7.79"N, 18°56'48.32"E ), in der Nähe von Baja in Ungarn. Eine Woche später wurde das Exemplar vom Landwirt zu Hr. Dr. Tibor Hegedűs am astronomischen Institut in Baja gebracht. Dieser sandte eine Probe an Dr. Juraj Toth von der Universität von Bratislava und an Dr. Szaniszló Bérczi von der Universität Eötvös Lóránd in Budapest. Kurze Zeit später teilte Dr. Juraj Toth mit, dass es sich tatsächlich um einen Meteoriten handelt. Im Frühjahr 2013 schickte Dr. Hegedűs ein Fragment zur Universität von Pécs zur weiteren Analyse. Dünnschliffe und Röntgenstrukturanalysen wurden gemacht, aber im Anschluss keine weiteren Informationen bekanntgegeben.  Im August 2013 entschieden dann Zsolt Kereszty und Sergey Vasiliev detailliertere Informationen für eine entsprechende Klassifikation an Tony Irving (University of Washington) zu schicken. Die Ergebnisse und ein entsprechender Eintrag im MetBull sollen in wenigen Monaten veröffentlicht werden. Es wird zur Zeit vermutet, dass es sich um einen H4 oder H5 Chondriten handeln könnte. Die Hauptmasse befindet sich zur Zeit in Verwahrung bei Dr. Hegedűs  und wird vermutlich im Dark Sky Park in Zselic ausgestellt werden.

 :hut:

Martin
« Letzte Änderung: Januar 05, 2014, 17:04:40 Nachmittag von karmaka »

Offline karmaka

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Re: Der Meteorit von Csátalja, Ungarn
« Antwort #1 am: Januar 05, 2014, 16:31:31 Nachmittag »
1) Die Hauptmasse

2) Detail mit Fenster

Offline Murchison´s friend

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Re: Der Meteorit von Csátalja, Ungarn
« Antwort #2 am: Januar 05, 2014, 16:33:04 Nachmittag »
danke lieber Sherlock,

ich fange morgen zum Pflügen an !!! :gruebel:

LG,
Michael
Murchison`s friend ist für alles Neue offen - besonders um Meteorite zu finden !

Offline karmaka

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Re: Der Meteorit von Csátalja, Ungarn
« Antwort #3 am: Januar 05, 2014, 16:34:28 Nachmittag »
3) Das Klassifikationsexemplar

4) Die Fundregion (die genaue Fundstelle wurde noch nicht veröffentlicht)

Offline karmaka

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Re: Der Meteorit von Csátalja, Ungarn
« Antwort #4 am: Januar 05, 2014, 16:36:20 Nachmittag »
5) Dünnschliffaufnahme 1

6) Dünnschliffaufnahme 2

Offline karmaka

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Re: Der Meteorit von Csátalja, Ungarn
« Antwort #5 am: Januar 05, 2014, 16:37:34 Nachmittag »
7) Dünnschliffaufnahme 3

8) Dünnschliffaufnahme 4

Offline gsac

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Re: Der Meteorit von Csátalja, Ungarn
« Antwort #6 am: Januar 05, 2014, 16:38:33 Nachmittag »
"Probable chondrite, Csátalja:
1,251 gr small fragments: 250 USD
Thin sections (covered): 170 USD"

Schon happig für einen OC-Fund (!)
mit TKW um die 4 kg, auch für einen
Europäer, aber wer´s denn mag,
kann sich bedienen...

Alex

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Re: Der Meteorit von Csátalja, Ungarn
« Antwort #7 am: Januar 05, 2014, 17:52:47 Nachmittag »
Es wird zur Zeit vermutet, dass es sich um einen H4 oder H5 Chondriten handeln könnte.

Tippe eher auf H5 als auf H4, da die Chondren in den DS-Aufnahmen sich doch schon merklich in Auflösung befinden und ihre Ränder nicht mehr "sharply delineated" sind. Ferner ist die Pyroxenchondre in DS-Bild #1 "scalloped"  - ein Hinweis auf chemische Erosion, wie O.R. Norton auf Seite 112 seiner Cambridge Encyclopedia schreibt.

Bernd  :winke:
(247553) Berndpauli = 2002 RV234

Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, dass die Dummen todsicher und die Intelligenten voller Zweifel sind. (Bertrand Russell, britischer Philosoph und Mathematiker).

Offline karmaka

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Re: Der Meteorit von Csátalja, Ungarn
« Antwort #8 am: Januar 05, 2014, 18:20:07 Nachmittag »
Teil 2:

Die Fundstelle wird landwirtschaftlich bearbeitet. Gelegentlich wird der Ackerboden einem Tiefpflügen (mehr als 60 cm) unterzogen. Eine dieser tieferen Pflugarbeiten mit dem Traktor hat den Meteoriten wohl im Jahr 2012 zur Oberfläche befördert. Leider hat der Traktorfahrer bei seinem Fund kein Foto des Meteoriten in situ gemacht bevor er ihn zu dem Landbesitzer brachte. Der Traktorfahrer war allerdings in der Lage die Fundstelle genau zu zeigen, so dass anschließend genaue GPS-Koordinaten aufgezeichnet werden konnten.

Das Gebiet wurde inzwischen für Meteoritensucher und andere Personen gesperrt, da es sich auch um ein archäologisches Suchgebiet handelt und Suchlizenzen nur für bestimmte ungarische Forscher bestehen. Kürzlich wurde dort auch ein Ohrring aus der Eisenzeit gefunden.

 :hut:

Martin

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Re: Der Meteorit von Csátalja, Ungarn
« Antwort #9 am: Januar 30, 2014, 12:53:44 Nachmittag »
Wie heute Morgen von Zsolt mitgeteilt, handelt es sich bei Csátalja nach Irvings ersten Angaben also um einen

H4 (S2, W1) Chondriten

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Re: Der Meteorit von Csátalja, Ungarn
« Antwort #10 am: November 18, 2014, 18:36:56 Nachmittag »
Seit heute gibt es ein erstes paper über Csátalja (prov.):

Csátalja, the largest H4-5 chondrite from Hungary

Planetary and Space Science
doi:10.1016/j.pss.2014.11.009
available online 18 November 2014

János Kovács, István Sajó, Zsuzsanna Márton, Viktor Jáger, Tibor Hegedüs, Tibor Berecz, Tamás Tóth, Péter Gyenizse, András Podobni

LINK

Zitat
We report here for the first time the composition and mineralogical studies on a new meteorite, which was found in August 2012 near the village of Csátalja, Hungary (46 °0’21”N; 18 °59’27”E). The Csátalja meteorite is classified as a H4-5 ordinary chondrite with shock stage S2 and a degree of weathering W1 and the total mass is 15 kg. The Csátalja meteorite is characterized by well-defined chondrules composed either of olivine or pyroxene.

X-ray diffractogram shows the primary phases olivine, pyroxene, kamacite, and albite. Metal particles were extracted from the bulk powdered samples exhibit only kamacite and small amounts of the intergrowth taenite/kamacite. Raman spectra of forsterite indicate that Csátalja meteorite was suffered under relatively low shock pressure regime, respectively. The texture of chondrules varies from nonporphyritic (e.g., barred olivine, radial pyroxene) to porphyritic ones (e.g., granular olivine as well as olivine pyroxene). The meteorite name has not yet approved by the Nomenclature Committee of the Meteoritical Society.

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Re: Der Meteorit von Csátalja, Ungarn
« Antwort #11 am: Februar 24, 2015, 14:54:34 Nachmittag »
Der Vollständigkeit wegen nun auch noch hier ergänzt.
Csátalja ist als H4 nun official im Meteoritical Bulletin

LINK
« Letzte Änderung: Februar 24, 2015, 15:34:34 Nachmittag von karmaka »

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Re: Der Meteorit von Csátalja, Ungarn
« Antwort #12 am: März 02, 2015, 17:10:54 Nachmittag »
Folgender, oben bereits genannter Artikel ist nun über den Umweg der aktuell freigeschalteten Sample Issue (Volume 105, Pages 1-178) der Planetary and Space Science auch kostenfrei als PDF verfügbar. Einfach auf PDF (3600 K) klicken.

Csátalja, the largest H4–5 chondrite from Hungary

János Kovács, István Sajó, Zsuzsanna Márton, Viktor Jáger, Tibor Hegedüs, Tibor Berecz, Tamás Tóth, Péter Gyenizse, András Podobni

Planetary and Space Science
Volume 105, January 2015, Pages 94–100

 

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