Autor Thema: Ontario im Schweinsgalopp  (Gelesen 5537 mal)

Offline JFJ

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Ontario im Schweinsgalopp
« am: Juni 30, 2015, 21:29:40 Nachmittag »
Da wir für nur 8 in Ontario waren, davon bereits 3 Tage für Festvorbereitungen, blieb uns nicht allzuviel Zeit für Exkursionen.
Also hieß es Gas geben.

Tag 1
In Toronto angekommen, wurden wir bereits von unserem Sohn empfangen, der bereits vor Ort war. 3 Stunden über den Highway 401 bis Kingston gerast, dann weiter hoch nach Sydenham.
Einerseits steckten uns die Meilen zu Lande und zur Luft noch arg in den Knochen, andererseits lockte die interessante Geologie.
Seis drum, ein landestypisches PS starkes Gefährt aus dem Fahrzeugfundus genommen, die echt canadische John Deere Schirmmütze auf den Kopf (man will ja nicht gleich als Tourie auffallen), und ab ins Gelände.
Für einen Riesentrip in die Wildnis war wirklich keine große Energie mehr übrig, aber für einen kurzen Abstecher zum Highway 401 sollte es wohl reichen.
Wo der Highway 38 den 401 mit einer Brücke kreuzt, stehen mittelordovizische Stromatolithe aus der Black River Formation an.
OK, Ehefrau, Schwiegertochter und Sohn wollten mit, was mir ein etwas flaues Gefühl in der Magengegend verursachte. Nicht, dass ich sie nicht mit dabei haben wollte, doch es ist strikt und unter deutlicher Strafandrohung verboten, zu Fuß auf 4-spurigen Higways rumzulaufen, auch am Rande nicht.
Also parkte ich auf der Brücke des Highway 38 (was mir sehr böse Blicke von Frau und Schwiegertochter bescherten), und kletterte ohne große Erklärungen die Kalksteinfelsen der Brückenauflage runter.
Was soll´s, no Risk - no Fun.

Hier die Lokalität:
Ich mag Geschiebe, weil sie die entgegenkommendsten Gesteine sind.

Offline JFJ

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Re: Ontario im Schweinsgalopp
« Antwort #1 am: Juni 30, 2015, 21:32:27 Nachmittag »
Natürlich braucht man(n) ja auch Anstehendproben.

Die Blicke wurden langsam deutlich finsterer.
Argumente wie:" Tragendes Fundament der Brücke" etc. konnten mich nicht wirklich beeindrucken  :fingerzeig:
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Offline JFJ

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Re: Ontario im Schweinsgalopp
« Antwort #2 am: Juni 30, 2015, 21:50:22 Nachmittag »
Tag 2 ... die Uhr tickt

Früh morgens mit Conny ab in den Van, bei Madoc den Trans-Canada-Highway (7) überquert und weiter bis Bancroft nach Norden.
Dort nach Osten weiter nach bis Bronson.
In der Nähe liegt die für Touristen und "Selbstklopfer" geöffnete Prinzess Mine mit kräftig blauen Sodalithen.
Doch "betreutes" Sammeln kommt nicht in Frage  :einaugeblinzel:
Also weiter gen Osten, bis zum York River, und ab in den Egan Chutes National Park.
Dort steht u.a ebenfalls Sodalith an.
Einziger Haken, nicht nur Klopfen verboten, sondern auch Sammeln  :crying:
Wusste ich zwar schon vorher, doch das Glück kam mit zugute; ein Scherzkekes (augenscheinlich Steinefreund) hatte vor Ort den Text mit dem Sammelverbot von Mineralen und Gesteinen einfach mit Edding 300 übermalt - ein guter Mann!
"Conny siehste, darf man hier doch".
Ihr kennt den Ausdruck der Augen bereits ...

Stop 1 - Goulding-Keene Quarry
Eine alte Pegmatitmine mit allerlei schönen Souveniers vor Ort.
(Anfahrt unmittelbar hinter Bronson auf dem Highway 28 vor der Brücke über den York River links in den Waldweg einbiegen. Geht mit normalem PKW absolut nicht - Schlaglöcher so tief wie ein Kleinwagen. Bis zum bitteren Ende des Weges fahren. Der Pegmatitsteinbruch liegt ca. 100 m auf der linken Seite des Trampelpfades.

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Re: Ontario im Schweinsgalopp
« Antwort #3 am: Juni 30, 2015, 21:52:06 Nachmittag »
Schöner blauer Fluorapatit steht dort an; soll man den einfach verrotten lassen ...
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Offline JFJ

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Re: Ontario im Schweinsgalopp
« Antwort #4 am: Juni 30, 2015, 21:55:40 Nachmittag »
Weiter geht es lang am York River ...
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Offline JFJ

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Re: Ontario im Schweinsgalopp
« Antwort #5 am: Juni 30, 2015, 21:58:19 Nachmittag »
... bis man an die Egan Chut Falls kommt.
Dort hatten wir den ersten Kontakt mit einem Schwarzbären, welchen wir wohl beim Lachsfischen gestört hatten.
Leider konnten wir die Kamera nicht schnell genug startklar machen  :traurig:
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Offline JFJ

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Re: Ontario im Schweinsgalopp
« Antwort #6 am: Juni 30, 2015, 22:06:16 Nachmittag »
Kurz vor dem Wasserfall, linker Hand, stehen 3 Lokalitäten mit Sodalith an.
Einer davon unmittelbar am Weg (welcher auch gerne von den Mounties genommen wird   :belehr:)
Also immer nach Formationen welche großflächig Nephelinsyenit beinhalten Ausschau halten  :fluester:
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Offline JFJ

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Re: Ontario im Schweinsgalopp
« Antwort #7 am: Juni 30, 2015, 22:14:05 Nachmittag »
Zufällig, als ich mit dem Hammer den Bären vertreiben wollte, ist was aus der Wand gebrochen :nixweiss:
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Offline JFJ

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Re: Ontario im Schweinsgalopp
« Antwort #8 am: Juni 30, 2015, 22:23:39 Nachmittag »
Tag 3 - Sand Lake Mica Mine im Frontenac Provincial Park

Ein schöner Tagesausflug in den nördlichen Frontenac Provincial Park, nahe Perth, in den canadischen Schild in den Übergangsbereich des "Central Metasedimentary Belt" und "Central Gneis Belt".
Mikel kennt sich in der Gegend bestens aus und hat den Guide gemacht   :hut:
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Offline JFJ

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Re: Ontario im Schweinsgalopp
« Antwort #9 am: Juni 30, 2015, 22:29:24 Nachmittag »
Nahe des Gould Lake tritt man bereits fast überall auf Glimmerminerale.
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Offline JFJ

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Re: Ontario im Schweinsgalopp
« Antwort #10 am: Juni 30, 2015, 22:39:06 Nachmittag »
Ontarios älteste Glimmer Mine.
Zwar nicht die größte in der Gegend, jedoch aus dem historischen Hintergrund betrachtet, zumindest für mich interessant.
(Und für die Millionen Mücken anscheinend auch).

Auf dem Rückweg musste man auf Schnappschildkröten achten, welche tagsüber gerne auch den Highway überqueren.
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Offline gsac

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Re: Ontario im Schweinsgalopp
« Antwort #11 am: Juni 30, 2015, 22:46:05 Nachmittag »
 :super: ...auch wenn dann vielleicht nicht alles ganz "lokal-legal" war!
[Das Gestein ist ja jetzt in guten Händen... :-)]

PS, kleine Frage am Rande: hast Du den Geologenhammer mit Dir
über den "Teich" einfliegen lassen, oder erst dort besorgt? Wiegt ja
immerhin nicht knapp. Ich werde im Frühherbst wieder auf Lanzarote
sein, deshalb kommen mir gerade solche Gedanken...

:hut: Alex

Offline schwede-jens

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Re: Ontario im Schweinsgalopp
« Antwort #12 am: Juni 30, 2015, 23:05:34 Nachmittag »
Hej Jörg,
also ich denke, du hast in Ensisheim nicht wirklich was verpasst!   :wow:
Und cool, dass deine Familie da mitspielt....

Jens
MÖGE DER HIMMEL MIR AUF DEN KOPF FALLEN...

Offline gsac

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Re: Ontario im Schweinsgalopp
« Antwort #13 am: Juli 01, 2015, 00:42:58 Vormittag »
Sehe ich auch so wie Jens, lieber Jörg, was das
Familienengagement angeht!

[PS: ist Ensisheim im "Niedergang"? So richtig
spannend scheint es ja nicht gewesen zu sein..
Ich kann es nicht beurteilen, will nächstes Jahr
gern wieder hin, war aber seit zwei Jahren nicht
mehr dort. Früher war es dort immer total spannend,
aus diversen Quellen höre ich jetzt aber ..  anderes!
Liegt´s am Publikum, an den Händlern, am Angebot?]

Alex

Offline JFJ

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Re: Ontario im Schweinsgalopp
« Antwort #14 am: Juli 01, 2015, 21:49:01 Nachmittag »
Hallo Alexaner und Jens,

danke für euer Verständnis, dass ich nicht in Ensisheim war.
Doch wenigstens habe ich mich ein wenig dem "Irdischen" gewidment  :smile:.

@Alex
Den großen Estwing habe ich vom Schwiegervater meines Sohnes vor Ort geliehen bekommen.
Konnte allerdings nicht wiederstehen, meinen Schürfhammer mit rüber zu nehmen.

  ...auch wenn dann vielleicht nicht alles ganz "lokal-legal" war!

Dazu passend geht es hier jetzt weiter:

Tag 4 - Open Pit Iron Mine / Marmora / Hastings County

Eine wirklich riesige Tagebaugrube direkt am Trans-Canada-Highway; von Osten kommend, kurz vor Marmora.
Bis ca. 140 Fuß Tiefe, nur der in dieser Gegend überall gegenwärtige Limestone.
Aber darunter geht es dann los.
Die Liste der bei "Mindat" gelisteten Minerale ist ellenlang.
Also rein in die Schüssel und am Tag 4 wieder richtung Norden.
Die Einfahrt zum Gelaände fanden wir am Higway sogar ausgeschildert  :super:
Doch unsere Stimmung wurde durch einen 3 Meter hohen (und sehr stabilen) Zaun direkt am Gelände dann deutlich getrübt.
Auf einer 50 Meter langen strecke wurden vor dem Gelände zwar riesige Berge Abraum (offensichtlich nur noch Eisenerze) für die Touristen zum durchwühlen aufgeschüttet, doch durchwühlt ist halt durchwühlt.
Gleich nach uns kam eine freundliche Mohawkfamilie, zum Glück nicht auf dem Kriegspfad.
Die waren genauso enttäuscht wie wir.
Gemeinsam gingen wir die Strecke der Halde bis zum Zaun, in den Vorgänger an einer Stelle so weit angehoben hatten, dass man durchkriechen konnte.
Beide eierten eine ganze Weile um das Loch herum und so richtig traute sich njiemand hindurch.
Die großen Schilder NO TRESPSSING wirkten doch eine gewisse Wirkung aus.
Irgendwann rückte die Familie ab und schwupps, musste ich unter dem Zaun durchklettern, um meinen Hammer wieder zu holen.
Und da ich jetzt einmal drüben war ... Zwar deutlich grummelnd, kam Conny mir dann doch nach, die Gute  :streichel:








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