Autor Thema: Meteoritenfall in Dänemark  (Gelesen 26924 mal)

Offline Andreas Gren

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Re: Meteoritenfall in Dänemark
« Antwort #45 am: Februar 17, 2016, 22:18:33 Nachmittag »
Moin,

vielen Dank für die Glückwünsche.

Das Gefühl bei dem Fund, meinem ersten überhaupt und Haschr's erster frischer Fall, war überwältigend. Es hat einige Zeit gedauert bis ich realisieren konnte dass es echt ein Meteorit ist. Als Meteorit zu erkenn war der Stein aus der Nähe durchaus, nur wollte das nicht so flüssig ins Bewusstsein übergehen. Bekannt in der Umgebung von Verpackungsmaterial im erwarteten Päckchen, bekannt neben dem Würfel auf dem Fotoplatz. Aber auf einem Parkplatz neben tauendem Schnee und rum fahrenden Autos? das war surreal.

Im Streufeld liegt der größte Findling Seelands, der Hvissinge Stein. Wir waren uns sicher dass aus energetischem Dingsbums in der direkten Umgebung diese Thingplatzes mindestens ein Meteorit zu finden sein müsste. Wir haben uns vorgestellt wie auf diesem riesigen 6,0 x 5,0 x 3,5 m und 250 Tonnen schweren Stein die Druiden vor 10 000 Jahren Orakel gesprochen  haben, wie Stammesführer von ihm herunter Urteile verkündet haben; die 10 geopferten Jungfrauen waren Haschr's Idee.
Eine kurze Recherche zu Hause ergab dann, dass der Stein erst 1966 beim Bau der Autobahn gefunden wurde, gesprengt werden sollte, aber dann um 90m versetzt wurde um ihn zu erhalten. Somit erklärt sich auch warum kein Meteorit in der näheren Umgebung zu finden war...

Natürlich hätten wir den Meteoriten gerne behalten, zum Glück war Dr. Wielandt vom Naturhistorikse Museum sehr freundlich und begeistert bei der Sache, somit tat es dann nur halb so weh den Stein nach guten 24 Stunden wieder herzugeben.
Es ist auf jeden Fall spannend mit dem Danekae Gesetzt aus erster Hand zu tun zu haben.
Und die Tatsache dass ein Finderlohn gezahlt wird nährt die Hoffnung dass der Stein dann nicht irgendwo in den Kellern eines Museums in einer Schublade dahinvegetiert.

Nochmals vielen Dank an Karmaka für die Bereitstellung der Funddaten im Vorfeld, an KarlW für die Berechnungen des Streufeldes und natürlich an Haschr für den gemeinsamen Trip.

Gruß
Andi

---sooo finden echte Hamburger Meteoriten ---
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Offline karmaka

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Re: Meteoritenfall in Dänemark
« Antwort #46 am: Februar 17, 2016, 22:32:01 Nachmittag »
---sooo finden echte Hamburger Meteoriten ---

 :super: :super:

War mir ein Vergnügen!

Offline OrgaMet

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Re: Meteoritenfall in Dänemark
« Antwort #47 am: Februar 17, 2016, 22:37:27 Nachmittag »

... Spitze Sache ! wir waren in Gedanken dabei ! Danke euch !  :super: une jetzt ne "Geile Champagner Fete" !
LG Phil.

Offline ironsforever

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Re: Meteoritenfall in Dänemark
« Antwort #48 am: Februar 17, 2016, 23:26:16 Nachmittag »
Zitat
Im Streufeld liegt der größte Findling Seelands, der Hvissinge Stein. Wir waren uns sicher dass aus energetischem Dingsbums in der direkten Umgebung diese Thingplatzes mindestens ein Meteorit zu finden sein müsste. Wir haben uns vorgestellt wie auf diesem riesigen 6,0 x 5,0 x 3,5 m und 250 Tonnen schweren Stein die Druiden vor 10 000 Jahren Orakel gesprochen  haben, wie Stammesführer von ihm herunter Urteile verkündet haben; die 10 geopferten Jungfrauen waren Haschr's Idee.

Nette Geschichte am Rande, Hamburger Deam-Team! :super:

Dennoch bin ich mir relativ sicher, dass die Stammesführer aus pragmatischen Gründen eher die alten Weiber geopfert haben :weissefahne: !

Oder die Jungfrauen, sofern Stammesführerinnen, die alten Säcke. :einaugeblinzel:

Man weiß es nicht...

Gruß,
Andi :prostbier:

Offline APE

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Re: Meteoritenfall in Dänemark
« Antwort #49 am: Februar 17, 2016, 23:44:00 Nachmittag »
Hallo Thomas,

gleich 2x, im letzten und im drittletzten Absatz hebst Du auf etwas ab, was sich in einem Jahr ändern könnte, weil damit zu rechnen sei: was meinst Du damit? Auch die hiesige Gesetzgebung, oder was ansonsten?

Du bist nicht vor Ort? "Aus sportlichen Gründen" zumindestens hatte ich bei Dir damit gerechnet... Aber egal, ich bin auch nicht da, sondern im kalttrüben Berlin bei der üblichen Erwerbsarbeit. Mit starker Neigung allerdings, am Treysa-Kolloquium teilzunehmen. Sieht man sich dort?

:winke: Alex

Hi Alex, nee aus eigenen Erfahrungen weiß ich, die Leute, die es entscheiden sollen, werden sich bis kurz vor dem Jahrestag damit abmühen, die "richtige" Entscheidung zu fällen. Also sollte man ab dann wissen, wohin der Hase läuft. Es wäre also auch dieses Mal zu erwarten und ist so auch okay.

Ja, ich möchte auch nur das "Richtige" tun,  und habe mich entschieden nicht zu fahren, weil der Meteoritenfall einfach schon entdeckt war. Es reizt mich eben nicht so sehr den x-ten Meteoriten bei diesem Fall zu finden. :dizzy:
Oh man hört sich das snobistisch an ... aber klar will ich auch endlich mal wieder was finden!
Verdam...piiiiiiiiiip. :neenee: (Fluchen hilft da auch nicht weiter ...)
Finden ja. Doch nicht um jeden Preis!

Gerade das Letztere würde ich gerne selber bestimmen ...  :fluester:

Der Weltraum scheint zur Zeit nicht leer zu sein. Nächster Fall - nächste Möglichkeit! Gemach, gemach!

PS: Treysa-Kolloquium, wollte ich hinfahren  :prostbier:

 :user:
APE
Grau ist alle Theorie ...

Offline gsac

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Re: Meteoritenfall in Dänemark
« Antwort #50 am: Februar 18, 2016, 00:32:17 Vormittag »
Kinoreif für die Berlinale!  :super:
:hut: Alex  :prostbier:


Das Gefühl bei dem Fund, meinem ersten überhaupt und Haschr's erster frischer Fall, war überwältigend.
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Offline JFJ

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Re: Meteoritenfall in Dänemark
« Antwort #51 am: Februar 18, 2016, 09:36:49 Vormittag »
Hallo zusammen,

muss auch mal meinen Glückwunsch loswerden  :hut:
Eine runde Sache: Recherchieren - suchen - finden - abgeben  :super:

Ein kleiner Wermutstropfen:
Es wäre schön gewesen, wenn man die Leute die mit einem Bein in DK wohnen gefragt hätte, ob sie sich der Suche anschließen wollen.

 :winke: Jörg
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Offline Mettmann

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Re: Meteoritenfall in Dänemark
« Antwort #52 am: Februar 18, 2016, 11:50:53 Vormittag »
Moin, Ingo, mein Gudester,


Zitat
Ich habe ja das Danekrae-Gesetz in diesem Forum schon mehrfach verteidigt.

No mecht ich sogn, daß ich damit meine Schwierigkeiten habe, weil ich immer noch denke, daß ein neues Gesetz eine Notwendigkeit braucht.
Zwuppeldiwupp, schaun wir mal gschwind, wo die dänischen Meteorite abgeblieben, chronologisch und vor dem Danekrae-Gesetz:
Mern:     liegt die Hauptmasse im Museum in Kopenhagen;
Aarhus:  liegt die Hauptmasse im Museum in Kopenhagen
Jerslev:  liegt die Hauptmasse im Museum in Kopenhagen;
Felsted: liegt die Hauptmasse im Museum in Kopenhagen;
(Fünen ist wie Schäftlarn (nur hammer keinen bayer. Buchwald, sonst tät Schäftlarn auch als echter Fall im Bulletin)...  vor Jahrhunderten verschollen).
Mehr gibts vor Einführung des Danekraes nicht in DK.
Humhem, bleibt festzustellen, daß alle Meteorite Dänemarks auch ohne Gesetz schon immer im Nationalmuseum gelandet sind,
folglich hats das üüüberhaupt gar nicht gebraucht, die Mets in das Danekrae zu schreiben, gell?

Übrigens Frage, hat jemand eine griffige Übersetzung für das Wort "danekrae"? Ich finds nicht im Wörterbuch.
Möcht meinen, daß von meiner vermuteten Wortbedeutung Meteorite eigentlich eher ins Danefae gehören würden.

Und generell tu ich mich schwer, zu glauben, daß ein Meteorit eine nationale Kultur stiften könnte - ich denk mir dann meist, das arme Land muß aber besonders wenig Kultur haben.
Denn schau: Sing ich:   ...nur für Dich dreh ich solang anner Erde, bisse hinten runterfällst..
Hätt der Stein nur 10 Minuten später die Erde getroffen, wär er ins Watt geplumpst und man hätte ihn nicht mit dem Danebrog, sondern mit der Watergeuzen gespickt  und er tät uuurholländische kulturelle Identität bezeugen.
Rrrrespektive wär er 10  Minuten später angekommen, hätt er die Erde verfehlt und tät als Mikroasteroid (17234) Smorrebrod Römtömtöm noch ein paar Millionen Jahr als dänischer Kulturbotschafter das Dänentum auf seinem Orbit um die Sonne ins All tragen...

Also ich find, ein Meteorit muß schon einen erheblichen Schaden anrichten, um Kultur konsistieren zu können.
(und überhaupt, wo die Grönländer doch so autonom geworden sind, es wär doch auch ein Schmarrn, die ganzen Cape Yorks in Kopenhagen und den Agpalilik seligen Buchwalds Gedenken zurückzuexpedieren wegen der Kultur und so..weil, die täten ja dort auch nur, naja, herumstehen halt.)

Oder anders:
Der Ast, der Ödön von Horvath erschlagen hat, der wär schon eher ein Kulturgut.

Womit wir bei der Haftung wären, nejnejnej....

Und hab ich den Karl bei meinen Glückwünschen vergessen, muß ich nachholen:
Prima gemacht, Karl, weiter so!

Und bringt ein paar signierte Zeitungen aus DK mit!
 :prostbier:
Martin
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Offline JFJ

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Re: Meteoritenfall in Dänemark
« Antwort #53 am: Februar 18, 2016, 16:59:21 Nachmittag »
Hej,

...Übrigens Frage, hat jemand eine griffige Übersetzung für das Wort "danekrae"? Ich finds nicht im Wörterbuch.

Kræ: Geschöpf, Würmchen, Tierchen.

Danekræ heißt frei übersetzt: Dänisches Getier.
Der Ursprung lag in einem Fossilienfund, welcher als für Dk bedeutend eingestuft wurde.
Wird neben paläontologischen, auch für geologische "Kulturgüter" übernommen.

Archäologische Kulturgüter fallen unter das Danefæ.

De bedste hilsner
Jörg
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Offline lithoraptor

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Re: Meteoritenfall in Dänemark
« Antwort #54 am: Februar 18, 2016, 20:20:17 Nachmittag »
Moin!

Einspruch! Damit hier nicht unterschiedliche Begriffe durcheinander gewürfelt werden, worüber man sich an anderer Stelle hier im Forum ja zu Recht Sorgen macht:
Beim Danekræ geht es (anders als beim Danefæ) eben nicht um Kulturgüter, sondern explizit um Objekte mit naturhistorischem Wert bzw. genauer gesagt um naturhistorische Objekte mit herausragendem wissenschaftlichen und/oder Ausstellungs-Wert. Das kann man hier gerne nachlesen:
http://geologi.snm.ku.dk/samlinger/danekrae/information/

Jeglicher Diskurs darüber, was wäre, wenn ein Meteorit etwas weiter geflogen, später geflogen oder gar nicht geflogen wäre oder was wäre, wenn eine Grenze nicht hier sondern dort gezogen worden wäre oder was wäre, wenn Deutschland als Sieger aus dem 2. WK hervorgegangen wäre..., ist daher völlig überflüssig und unsinnig.

Kurzum: Die Dänen haben ein Gesetz, welches noch dazu von der breiten Masse der Sammlerschaft befürwortet wird, welches daher im gegenseitigen Einvernehmen sehr gut funktioniert und Punkt.

Gruß

Ingo

P.S. Das war mein letzter Beitrag an dieser Stelle zu eben dieser Thematik. Der Thread hat den neuen Fall zum Thema und nicht den Diskurs über die Sinnhaftigkeit des Danekræ.

Offline karmaka

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Re: Meteoritenfall in Dänemark
« Antwort #55 am: Februar 18, 2016, 23:58:41 Nachmittag »
Eines der größten Fragmente (635 g) der Herlev-Masse im Statens Naturhistoriske Museum - Geologisk Museum

VIDEO
« Letzte Änderung: Februar 19, 2016, 00:28:50 Vormittag von karmaka »

Offline Mettmann

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Re: Meteoritenfall in Dänemark
« Antwort #56 am: Februar 19, 2016, 16:03:21 Nachmittag »
Stattgegeben, Ingo, und auch Einspruch.

Erstens: Nie den Boten haun, zwotens war meins angewandter Verbraucherschutz, nachdem im Thread Bedenken angeklungen, daß sich nun anschließende Sucher womöglich nicht an das Danekrae halten würden - ein Erwerb solcher Stücke durch den dt. Sammla is pfui, insbesondere durch das drohende neue deutsche Kulturgutschutzgesetz, dessen erste Lesung gestern stattfand (und anscheinend steht eine öffentl. IMCA-Stellungnahme immer noch aus, was schade wär/ist?) - und nachdem der Sammler/Importeur die Rechtmäßigkeit des Eigentums nachweisen können muß,
und implizierend, wie löblich sich unsere 3 Helden verhalten haben, alles voll im Thread, ne?
und Drittens, daß historisch Fakten nachweisen, daß überhaupt keine Veranlassung bestand, Meteorite ins Danekrae aufzunehmen,
und Viertens simplifizierst Du doch recht stark nun und schreibst korrigierenswertes:

Auf Deiner verlinkten Seite, der Uni Kopenhagen,- ich kann kein Dänisch, noch find ich das Danekrae in englischer oder deutscher Übersetzung- , steht als stärkstes begründendes Merkmal in der engl. Version eben schon das Nationale, auf das ich in meinem Beitrag abhob, nämlich:
1), daß Danekrae wird, was von nationalem Interesse sei
und
2) daß Danekrae dem Staat gehört. (belong to)
( 3) und das Wort "Danekrae" s.o. heißt ja, daß es etwas originär und genuin Dänisches ist, was gewachsen, geschöpft, ein Dänentierlein ist.  (o.k. niemand weiß, was die Steine in der Vitrine so treiben, wenn man nicht zuhaus ist. - Ich vermute, sie werden die Moqui Marbles und den Rosenquarz übel dissen...Skeptiker indes vertreten den Standpunkt,  Meteorite haben nie gelebt.)

Es handelt sich damit eben rechtlich mitnichten um eine Art Vorkaufsrecht des Staates, wie Du es immer hinstellst, sondern leider um eine Enteignung.
Einziger Unterschied zu bspw. den verpönten Meteoritenenteignungsgesetzen einiger australischer Bundesstaaten ist, daß man dort die Fahrtkosten fürs Abliefern ersetzt bekommt, hier aber eine leider nicht genauer festgelegte Entschädigung.

Und bei Enteignungsgesetzen, also einem schweren Eingriff in die Persönlichkeitsrechte, ist immer zu fragen, zumindest im Rechtsstaat,  wie diese im Einzelfall mit den höherrangigen Gesetzen vereinbar sind.
Das alles ist wertungsfrei erst einmal festzustellen.
Durch die Dänenverfassung quäl ich mich nicht, es langt schon, wenn man sich europäisches Recht anschaut, denn DK ist EU-Mitglied.
Und hier wird es eher schwierig sein, dieses Enteignungsgesetz mit Art.1 des Zusatzprotokolls von 1952 zur Europäischen Menschenrechtskonvention (die auf dem Völkerrecht basiert),
welcher das individuelle Eigentum vor dem Zugriff des Staates schützt, in Einklang zu bringen.
Wenn man sich die EUGH-Urteile zu diesem Artikel anschaut, wären Maribo und dieser Fall nun, nämlich sog."de-facto"-Enteignungen.
(welche drei Vorbedingungen gehorchen muß: a)Öffentliches Interesse, b) Gesetzesmäßigkeit (in D Gesetzesvorbehalt), c)Verhätnismäßigkeit).
Der zwote Rechtskomplex wäre das Europäische Gemeinschaftsrecht - nach dem die Meteoritenenteignung als "Eigentumsentzug " zu werten wäre, dort ist aber die Anwendung noch recht unklar.

Also Ingo, ganz so einfach ist es halt nicht.
Abhaken können wir die nationale Komponente. Wissenschaftler bestätigen, daß ein Meteorit per se keine Dänischen Atome enthält und auch nicht an einem Punkt der Lithosphäre gewachsen ist, der heute unter oder auf dänischem Staatsgebiet liegt.
Und daß jeglich spezifisch dänisches Molekül an einem Meteorstein sekundäre Kontanimation ist (welche eher unerwünscht ist).

Und rechtlich ungut, auch wenn Du darauf hinweist, daß man es bislang immer ganz vernünftig ausgekaspert hat, bleibt eben auch die praktische Umsetzung des Danekrae bei Meteoriten. Eine Komission (demokratisch legitimiert?) muß feststellen, ob ein Met auch ein Danekrae ist. D.h. hockt dort kein Meteoritenwissenschaftler drin, besteht die Gefahr, daß sie sagen, zieh weiter mit Deinem Glump; sitzt aber ein dänischer Mettkurator drin, besteht ein Interessenskonflikt, denn er wird den Mett unbedingt haben wollen (so verlangt es sein Beruf) und sicherlich sich nicht dafür dumm&dappich zahlen mögen.
Völlig genommen wird die Möglichkeit bei einem großen Schauer mit vielen Steinen zu sagen, so und soviele kg/Steine reichen, den Rest derfst behalten, denn physisch und vom wissenschaftlichen Interesse und seiner Zusammensetzung unterscheidet sich ein Stein nicht vom anderen, noch vom wissenschaftlichen Interesse,  zumal man für heutige analytische Verfahren i.d.R. nur wenige einzelne Gramm braucht.
Also entweder alles ist Danekrae oder eben nicht. Nur ein Teil einer Sache - das geht nicht, das ist rechtlich unsauber.

(Zudem bleibt die Haftungsfrage. Wenn Danekrae, dann ist entstandener Schaden durch Staatseigentum entstanden. Nicht lachen, daran ist ein Meteoritengesetzesvorschlag u.a. im englischen Oberhaus gescheitert. Gut ein Peekskill-Car ist verschmerzbar, Tscheljabinsk indes hat 6000 Häuser beschädigt - sowas würde wiederum zu Interessenskonflikten führen. Ein DaneRies oder ein DaneTunguska - führt zum Staatsbankrott. Man setze sich mit der Munich Re in Verbindung.).

Daß das alles keine rechthaberische Gelehrtenmasturbation ist, Ingo, magst doch an Kanada sehen.
Dort ein ähnlich scharfes Meteoritengesetz - allerdings nicht mit Enteignung, sondern mit Einschränkung der Ausübung des Eigentumsrechts.
Also ein Finder/Eigentümer darf seinen Fund nicht ins Ausland verkaufen und der Staat hat ein Vorkaufsrecht.
Der Tagish Lake-Finder hatte das Problem, der Staat wollte seine Funde nicht kaufen, im Ausland hätte er aber Käufer gehabt, doch wurde ihm verboten, die Meteorite auszuführen. Und alle Welt nahm diese Meteoritengesetzgebung als gottgegeben hin (alte Knacker erinnern sich noch an den Unhold William Barriere mit seinen Geldkoffern, immerhin hat im zwoten Comic sein buckliger Adlatus ein Date mit der Kuratorin bekommen.)
Ist aber ein Rechtsstaat und der Mann hat geklagt, ihm wurde rechtgegeben und der Staat mußte die Exportgenehmigung erteilen.
Daraufhin hat man sich besonnen und ist in der Praxis zu einer Vorkaufsrecht übergegangen, wenns kein Institut will, darf mans exportieren.
Ergebnis, die Fälle häufen sich, die Funde wachsen, selbst neue Hauptmassen von alten Funden werden entdeckt und sogar ausländische Stifter vereheren den kanadischen Museen kostenlos bedeutende Exponate, und alle alle alle glicklich).

Also, Ingo, es schadet nichts, wenn man nicht Meinungen bewertet, sondern sich lieber die Sache selbst einmal genauer anschaut.

Übrigens, vor einem Germenkräh bewahrt in D uns unsere Verfassung, die historisch gerechtfertigt, das Individuum und das Eigentum unter besonders starken Schutz stellt. (was aber in den Kulturgesetzentwurfthread gehört, der leider ins Unsichtbare Board emigriert ist).

Bleibt unseren Finderhelden zu wünschen,
daß sie für die Enteignung des Produkts ihrer Mühen und Leistungen nicht willkürlich,
sondern großzügig entschädigt werden.
Der Ruhm indes bleibt ihnen gewiß
und gegönnt.

 :prostbier:
Martin
PS: Sind andere natürliche Niederschläge, also Regen, Schnee, Hagel auch Danekrae?
(Den Scrollfinger- und den gemüthsverhärteten Engführungsbauftragten sei dieser Beitrag insofern entschuldet, als daß ich mich die letzten 4 Jahr doch fast völlig zurückgezogen hatte. Und keine Lust auf Bash verspüre)
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Offline Mettmann

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Re: Meteoritenfall in Dänemark
« Antwort #57 am: Februar 19, 2016, 17:01:00 Nachmittag »
Und Anmerkung, Ingo,
bitte vermische nicht paläontologische, mineralogische Sammler mit Meteoritensammlern. :ehefrau:

Die Fundzahl machts.
Ich bezweifele stark, daß das Danekrae bei den Meteoritensammlern auf "breite Zustimmung" gestoßen ist.

Bis Maribo war es den Meteoritensammlern schlicht unbekannt, da es in den damals 20 Jahren seines Bestehens mangels Meteorit überhaupt noch niemals auf einen Meteoriten angewandt werden konnte
(was für sich genommen sehr viel über die Notwendigkeit aussagt, die Meteoriters in das Danekrae einzuschließen).
Selbst der Chefmeteoritenkurator in Kopenhagen war hilflos, vorab eine ganz grobe Hausnummer zu nennen, wie die Kompensation aussehen würde, (viele Sucher, größere Fundwhrscheinlichkeit, so blieben die meisten der internationalen Jägerelite daheim).
weil es noch nie einen meteoritischen Anwendungsfall gegeben hatte.

Und vor Danekrae liefs mit den Meteoriten in DK für DK bereits beeestens,
(das große Eisenstandarttitanenwerk des Giganten Buchwalds gäbe es heute schlicht nicht, hätten zu seinen Zeiten die anderen Länder Danekrae-ähnliche Gesetze gehabt, soll man ja nicht nur aus unserer beschränkten Sammlersicht bedenken);
eine Verbesserung für die naturwissenschaftl./nationale Interessenseite durch das Danekrae bei den Meteoriten
vermag ich nicht zu erkennen, da der Beweis schlicht aussteht.

Ziel jeden Metgesetzes sollte sein, zumindest nach der seinerzeitigen UNESCO-Working-Group on Meteorites:
Möglichst viele Meteorite zu finden.
Möglichst schnell Meteorite nach ihrem Neufall aufzufinden.
Möglichst große Tkws zu generieren.
Möglichst von allen heimischen Meteoriten Stücke in die nationale Meteoritensammlung zu kriegen.
Eine breite Verteilung unter den Wissenschaftlers sicherzustellen.

(und nicht Geld zu sparen oder Privat-Funde unattraktiv zu machen oder Privatsammelei und Meteoritenhandel zu unterbinden oder nationalgeizig wie eine Glucke auf den nationalsteinen zu sitzen den Kollegen von außerhalb Proben verweigernd)

Und ich, vergib es mir, in diesem Kulturkreis ausgebildet worden zu sein, und ich weiß schon, daß das im überwiegenden Teil der Länder uffe Welt anders ist,
beharre auf einem zusätzlichen Punkt:
Ich will Rechtssicherheit. Für Finder, Grundeigentümer, Sammler, Händler, Wissenschaftler, Kurator.

Diese ist durch das Danekrae bei den Meteoriten nur unzureichend gegeben.

Und selbst ohne Rechtsichereheit - an diesen Maßgaben sollte man die Ergebnisse von eingeführten Mettgesetzen evaluieren
und ggfs. so man vernunftbegabt und an Meteoriten interessiert ist, Gesetze wieder abschaffen oder nachjustieren,
wenn die Bestandsaufnahme in den Sammlungen ergibt, daß das Ergebnis (i.e. Anzahl neuer, Masse, Kosten, Veröffentlichungen, Anzahl unterschiedlicher Autoren der Veröffentlichungen)
schlechter oder genauso schlecht/gut ist,
wie vor Einführung ausgefallen ist.

Das wäre eine wissenschaftliche, eine objektivere und m.E. rationale Handlungsweis,
alles andere fällt in den Bereich des menschlichen Makels, was ich nicht bearbeiten kann.

Meine ich zumindest.
Ma :weissefahne:

Aktuelles Dänisches Bsp:

Wenn nicht einmal die ungefähre Größenordnung - in anderen Mettgesetzen z.B. ein marktüblicher Preis - für die Kompensation im Danekrae festgesetzt ist,
wie soll dann bitte das Strafmaß festgesetzt werden bei Verstoß und damit die Abschreckungswirkung?

Gesetzt: Ich, als Inbegriff des Bösen, fahr jetzt nach DK, verschlagen wie ich bin schau ich in die Rinnsteine und finde ein schönes 8g-Individual.
Wie groß ist die Versuchung, dieses daheim in die Vitrin zu legen?
Wenn ich davon ausgeh, daß es als Kompensation für eine Hauptmasse in Kopenhagen einen Besuch im Legoland gibt oder 1 Krone/g,
ginge ich davon aus, daß der für den dänischen Staat vor Gericht ermittelte entstandene Schaden um die 10Euro läge,
also wahrscheinlich wegen Geringfügigkeit kein Verfahren eröffnet werden würde oder ich mit einer Ermahnung und Abgabe des Stein davonkommen würde oder einer Verwarnung ähnlich eines Ordnungswidrigkeitenverfahrens.

Immer noch gesetzten Falles, ich wäre das meteoritisch Böse unter der Sonne,
dann tät der hypothetische ich, sich die Anreise zum Museum in Kopenhagen sparen und der Stein bliebe in der Tasche, gepaart mit dem moralischen Selbstdispens, die in Kopenhagen hätten von dem Fall eh schon genug und ich würd auf den Kosten für die Extrafahrt sitzenbleiben.

"Marktüblich" im Gesetz hülfe auch nicht viel, bei Fällen entsteht der Preis bei Meteoriten ja wesentlich nach der Verfügbarkeit.
Ist ein Fall nahezu nicht oder gar nicht verfügbar, weil bspw. Danekrae - kann der Preis ja 5-500fach über dem eines gleichsortigen, gleich frischen Falls liegen, von dem viel gehandelt wird - eben weil er durchs Gesetz, wo darin der Preis marktüblich sein soll, nicht auf den Markt kommt.
Auch wieder kein Gedankenspiel, Ingo, als die Kanadier vonnem Finder Tagish-Lake Material nachkaufen mußten, weil die eigene Sammelexpeditie etwas mißglückt, schlag mal nach, was die berappen mußten - der Preis war so hoch, weil er real bezahlt wurde im Ausland, wo eben just wegen ihrer strengen Gesetze nur so wenig rausdurfte.  Aua.

Dieses Preis&Wert-Dilemma kann ich nur lösen,
in dem ich kein Gesetz habe, zumindest keines, welches die Freiheit des Meteoriten einschränkt.

Aber nun Schluss damit..
Tschuldigung für die Ausführlichkeit - in einer monokausalen Welt find ich mich noch nicht recht zurecht...


« Letzte Änderung: Februar 19, 2016, 17:53:30 Nachmittag von Mettmann »
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Offline Hungriger Wolf

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Re: Meteoritenfall in Dänemark
« Antwort #59 am: Februar 19, 2016, 21:20:59 Nachmittag »
Vermute höhere Lichtbrechung (Refraktion) in Horizontnähe...
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