Autor Thema: Meteoritenfall in Dänemark  (Gelesen 27201 mal)

Offline karmaka

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Re: Meteoritenfall in Dänemark
« Antwort #75 am: Februar 26, 2016, 18:39:13 Nachmittag »
Neues aus dem dänischen sozialen Netz:

Offenbar wurde heute Nachmittag im Geologischen Museum ein 522 Gramm Exemplar präsentiert, das am 9. Februar in einem kleinen Krater im Rasen nahe eines gepflasterten Weges (möglicherweise in Ejby) gefunden worden sei. Warum das Exemplar erst heute abgegeben wurde, wurde nicht gesagt.

Weiterhin wurde eine unbestätigte Tonaufnahme von Kristian Pontoppidan präsentiert (Quelle), die in ca. 15 km Entfernung von den Fallorten in Ejby und Herlev aufgenommen worden sein soll. Der Urheber glaubt bei einer Laufzeit von 8:23 Min. (was einer Uhrzeit von 22:08:23 Uhr entsprechen müsste, wenn die Aufnahme genau um 22:00 Uhr beginnt) das Detonationsgeräusch des Boliden eingefangen zu haben.

Hört es euch an und sagt uns was ihr denkt (Straßengeräusch, Windböe auf dem Mikro oder doch ein dumpfes Detonationsgeräusche):  AUDIO (MP3)

Für mich hört es sich nach einem Fahrbahngeräusch an.
« Letzte Änderung: Februar 26, 2016, 19:22:09 Nachmittag von karmaka »

Offline rbartoschewitz

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Re: Meteoritenfall in Dänemark
« Antwort #76 am: Februar 26, 2016, 21:39:22 Nachmittag »
Da ich am 17./18. Februar zum Geburtstag meiner Mutter in Flensburg war, habe ich für die Rückfahrt den Weg über Kopenhagen gewählt. Leider war es am Wochenende sehr regnerisch, trotzdem wurden Grünflächen im Norden Ejby's, Oxbjergvej, Viemose-Park, die Parkplatzflächen des Herlev Hospitals und natürlich der Meteorvej in Herlev abgelaufen - leider ohne einen neuen Fund! Zum Abschlss, am Sonntag Vormittag bei Sonnenschein, musste selbstverständlich die Impaktkrater im Betonpflaster in Herlev begutachtet und mit dem Braunschweiger verglichen werden. Hier gab es wohl keinen so schönen "Krater" wie in Braunschweig und das zerbrochene Pflaster wurde wohl beim Impakt herausgeworfen oder von den Findern mit herausgesammelt. Die Begehung des Hofes mit einem Meteoriten fürhrte zu etwa 100 mg magnetischem Staub - der ganze Hof scheint mit einem grossen Magnet-Staubsauger gereinigt worden zu sein! Alles Gestrüpp war abgeschnitten und zusammen mit Laub und einer Menge Müll (Schrauben, Nägel, Dosen, Lebensmittelverpackungen, Hundekot, etc.) am Grundstücksrand abgelagert.

Einen Teil des Mülls mit Boden lud ich kurzerhand ins Auto um zu Hause zu sehen, ob in der magnetischen Fraktion nicht doch noch Meteoritensplitter verborgen sind. Zu Hause angekommen habe ich ca. 20 kg Müll magnetisch fraktioniert und den grösseren Schrott (Nägel, Schrauben, Dosen) aussortiert. Zurück blieben 7 g feine Fraktion (Foto) mit etwa 50% meteoritischen Anteil - der Müll enthielt also etwa 300 ppm Meteorit!!!
Eine Feinsortierung der magnetischen Fraktion (viel iron shale von auf dem Hof vor sich hinrostenden Maschienen, Containern, Lackabplatungen von Maschinen, Magnetit aus Geschieben, metallischer Industriestaub, etc.) unter dem Mikroskop ist sehr sehr zeitraubend, und so habe ich erst einmal nur die etwas "größeren" Meteoriten-Fragmente (~50-200 mg) herausgesucht und magnetometrisch klassifiziert: der Kopenhagen Meteorit ist ein H~5 Chondrit!

Ich habe Henning Haack über die Entdeckung berichtet.  Er teilte mir mit, dass er das Danekrae Committeee davon in Kenntnis setzen wird und ich das Material wohl nach Dänemark zurückführen muss!

Soviel zu der Rückfahrt vom Geburtstag meiner Mutter!

Rainer

Offline karmaka

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Re: Meteoritenfall in Dänemark
« Antwort #77 am: Februar 26, 2016, 22:15:53 Nachmittag »
Das nenne ich wahre Hingabe mit Liebe zum Detail, Rainer!  :super:

Vielen Dank für deinen Bericht und die Fotos!

 :hut:

Martin

Offline speul

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Re: Meteoritenfall in Dänemark
« Antwort #78 am: Februar 26, 2016, 22:30:29 Nachmittag »
Moin,
Zitat
und so habe ich erst einmal nur die etwas "größeren" Meteoriten-Fragmente (~50-200 mg) herausgesucht und magnetometrisch klassifiziert: der Kopenhagen Meteorit ist ein H~5 Chondrit!

Ich habe Henning Haack über die Entdeckung berichtet.  Er teilte mir mit, dass er das Danekrae Committee davon in Kenntnis setzen wird und ich das Material wohl nach Dänemark zurückführen muss!

langsam wird's aber peinlich, 50 mg!!!
Die sind ja deutscher als die Deutschen, die Dänen

mein ja nur mal so.
Grüße
speul
Lächle einfach - denn du kannst sie nicht alle töten

Offline Thin Section

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Re: Meteoritenfall in Dänemark
« Antwort #79 am: Februar 26, 2016, 22:34:02 Nachmittag »
... nur die etwas "größeren" Meteoriten-Fragmente (~50-200 mg) herausgesucht ...

Toll!  :super:

...er das Danekrae Committeee davon in Kenntnis setzen wird und ich das Material wohl nach Dänemark zurückführen muss!

Na toll !  :bid:

Bernd  :winke:
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Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, dass die Dummen todsicher und die Intelligenten voller Zweifel sind. (Bertrand Russell, britischer Philosoph und Mathematiker).

Offline Hungriger Wolf

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Re: Meteoritenfall in Dänemark
« Antwort #80 am: Februar 26, 2016, 22:34:39 Nachmittag »
Zitat
Ich habe Henning Haack über die Entdeckung berichtet.  Er teilte mir mit, dass er das Danekrae Committeee davon in Kenntnis setzen wird und ich das Material wohl nach Dänemark zurückführen muss!

 :unfassbar:

Grüsse
Achim

Offline ironsforever

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Re: Meteoritenfall in Dänemark
« Antwort #81 am: Februar 27, 2016, 09:13:14 Vormittag »
Hallo Rainer,

Deine Arbeit zeugt wirklich von wahrem Enthusiasmus in Sachen Meteoriten! Auch wenn Du die 50mg erst mal abgeben musst, bin ich doch optimistisch, dass Du sie nach Ende der wissenschaftlichen Begutachtung und Dokumentation wieder zurück bekommst (alles andere wäre irgendwie lächerlich). Im Grunde wird jeder Fund erst mal gleich behandelt. Nachvollziehbar, da sonst keiner mehr das Gesetz ernst nehmen würde, wenn es im Einzelfall nicht angewendet wird. Hr. Haack obliegt sicher nicht die alleinige Verfügungsbefugnis über das Material, sodass man ihm diesen Schritt auch nicht zum Vorwurf machen kann.

Was Dir jedenfalls keiner mehr nehmen kann, ist Deine ungewöhnliche Fundgeschichte, die nun auch in die Historie dieses Falles einfließen wird! Der wohl erste und einzige Finder eines frischen Falles in einer Mülltüte. Einfach köstlich! :laughing: Glückwunsch zu Deinem Fund! :hut:.

Gruß,
Andi
« Letzte Änderung: Februar 27, 2016, 09:33:27 Vormittag von ironsforever »

Offline JFJ

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Re: Meteoritenfall in Dänemark
« Antwort #82 am: Februar 27, 2016, 10:20:14 Vormittag »
Moin Rainer,

einen nachträglichen herzlichen Glückwunsch an Deine Frau Mutter!

Eine nette Anekdote um den Fall.

Gruß aus dem nebeligen Norden.
Jörg
Ich mag Geschiebe, weil sie die entgegenkommendsten Gesteine sind.

Offline Hungriger Wolf

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Re: Meteoritenfall in Dänemark
« Antwort #83 am: Februar 27, 2016, 16:51:39 Nachmittag »

Zitat
magnetometrisch klassifiziert: der Kopenhagen Meteorit ist ein H~5 Chondrit

Schade, also kein Mond oder Mars!  :weissefahne:

Grüsse  :hut:
Achim

Offline bernd

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Re: Meteoritenfall in Dänemark
« Antwort #84 am: Februar 27, 2016, 17:26:59 Nachmittag »
Hallo Rainer,

WOW! 50 mg! - Klasse.

Ich freue mich schon auf das Kolloquium.

Viele Grüße an alle hier aus BS,
Bernd K.

Offline Sikhote

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Re: Meteoritenfall in Dänemark
« Antwort #85 am: Februar 27, 2016, 17:41:53 Nachmittag »
Zitat
magnetometrisch klassifiziert: der Kopenhagen Meteorit ist ein H~5 Chondrit

Hallo Rainer,

dass darf doch wohl nich wahr sein, da fegen sie den "Mist" weg, weil er ihnen unwichtig erschien und jetzt wollen sie die mühsam rausgepulten Krümel für sich haben. :neenee: Das spottet jeder Beschreibung. Ich glaube, du wirst die Krümel behalten dürfen. Ich würde auf jeden Fall auf ein offizielles Schreiben warten.

In Deutschland ist weggeworfener Müll meines Wissens nach mit der Aufgabe des  Besitzrechts verbunden. Ist in Dänemark vielleicht genau so. Einen Meteoriten., den sie liegen lassen (gefunden hatten sie die Krümel ja schon) können sie dann nicht mehr beanspruchen.

Vermutet habe ich nach den Fotos auch einen gewöhnlichen Chondriten, Deine schnelle Bestimmung gibt jetzt Sicherheit.

Danke für den Bericht.

Grüße
Sigrid


Offline rbartoschewitz

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Re: Meteoritenfall in Dänemark
« Antwort #86 am: Februar 27, 2016, 18:53:55 Nachmittag »
Vielen Dank für eure Glückwünsche! Ich habe selbst nicht damit gerechnet, dass tatsächlich Meteoritenfragmente aus dem Abfall auftauchen. Die erste fraktionierte Charge brachte immerhin 300 ppm - Goldabbau wird ab 2,5 ppm rentabel!
Wie ich geschrieben habe wurden nicht nur 50 mg extrahiert, sondern 7 g magnetische Phase die zu ca. 50% aus Meteoritenmaterial besteht, also etwa 3 g Meteoritensplitter und Staub! Die grössten Fragmente, die ich für die Messung benutzte, wogen zwischen 50 und 200 mg. Die nächsten Müllsäcke warten noch auf Extraktion; nach der ersten Charge hoffe ich auf weitere Meteoritensplitter.

Ich bin gespannt, wie das Danekrae Committee damit umgeht!

Rainer

Offline Murchison´s friend

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Re: Meteoritenfall in Dänemark
« Antwort #87 am: Februar 27, 2016, 19:29:49 Nachmittag »
grüß Dich Rainer,

 :hut: super perfekt Deine Aktion, herzlichen Glückwünsch !  :hut:
Ich halte Dir die Daumen, daß Du Dir ein wenig von Deinem Erfolg behalten darfst !

LG,
Michael
Murchison`s friend ist für alles Neue offen - besonders um Meteorite zu finden !

Offline karmaka

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Re: Meteoritenfall in Dänemark
« Antwort #88 am: Februar 29, 2016, 00:15:50 Vormittag »
Und dies soll es sein, das ~ 522 Gramm Exemplar aus Ejby

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Offline gsac

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Re: Meteoritenfall in Dänemark
« Antwort #89 am: Februar 29, 2016, 15:16:43 Nachmittag »
Moin Rainer,

und herzlichen Glückwunsch auch von mir zu Deinem Beitrag mit dieser Episode, die schon ein bisschen ins Anekdotische geht.

Wobei ich dem An"ironsforever"di aus München zunächst mal beipflichte: der Henning Haack, das muss man schon verstehen, kann ja jetzt in seiner beruflichen Funktion nicht auf eigene Kappe plötzlich eine Ausnahme von dieser danekrae-Regelung generieren, nachdem Du ihm berichtet hast, nur weil es sich um, wenn auch für Dich recht mühevoll extrahierte, lediglich 50-200 mg meteoritisches Material handelt. Aber ich bin wirklich ganz zuversichtlich, dass man da schon im Stillen eine "grosszügige" Ausnahmeregelung für Dich finden wird, wie ich das eigentlich auch für den Fund von Andi Gren und Haschr Aswad erwarte, da insgesamt doch genug für die Erforschung aufgefunden wurde und es ein gutes Signal an die Welt der Jäger und Sammler wäre, wenn man dann auch mal Nachsicht walten liesse. Vielleicht legt man hierbei (zu Recht) Wert darauf, diese Entscheidung nicht gerade an eine grosse Glocke zu hängen, könnte ich mir vorstellen, und hält stattdessen den Ball flach, deshalb wollen wir das jetzt auch nicht weiter vertiefen...

Ich hoffe, ich schaffe es zum Treysa-Kolloquium. Bis dann beste Grüsse,
:hut: Alex

 

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