Autor Thema: Meteoritenfall bei Thurnau, Limmersdorf, Berndorf, Neudorf - 4.2. 0:31:14 Uhr ?  (Gelesen 3161 mal)

Offline karmaka

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Folgender Bericht wurde gerade im Nordbayerischen Kurier online veröffentlicht:

Meteorit über Thurnau niedergegangen

LINK

Wer könnte hier etwas Fachliches ergänzen? Dieter ?

 :hut:

« Letzte Änderung: Februar 24, 2016, 13:35:04 Nachmittag von karmaka »

Offline Gibeon2010

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Re: Meteoritenfall bei Thurnau, Limmersdorf, Berndorf, Neudorf - 4.2. 0:31:14 Uhr ?
« Antwort #1 am: Februar 24, 2016, 13:18:40 Nachmittag »
Wieso sollen eigentlich frisch gefallene Meteoriten in Alufolie und nicht in eine gewöhnliche kleine Plastiktüte mit Zipp-Verschluss verpackt werden?
Viele Grüße
Jens

Offline karmaka

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Re: Meteoritenfall bei Thurnau, Limmersdorf, Berndorf, Neudorf - 4.2. 0:31:14 Uhr ?
« Antwort #2 am: Februar 24, 2016, 13:59:43 Nachmittag »
Wegen der 'organics'!

Weil Aluminum nicht in irgendeiner Form mit kohligen Chondriten reagieren und sie kontaminieren soll, was aber wohl so allgemein (zumindest bei längerer Aufbewahrung (degraded aluminium foil)) auch nicht richtig ist, siehe z.B. Ergebnisse zu Tagish Lake:

LINK

Insgesamt ist eine organische Kontamination so weit wie möglich zu vermeiden, oder wenigstens zu reduzieren. Hierbei ist Aluminiumfolie zur ersten Aufbewahrung zu empfehlen.

Die NASA verwendet Teflonbeutel.  :super:

Vielleicht könnte Orgamet hierzu noch etwas Profunderes ergänzen?

Phil.?

 :hut:
« Letzte Änderung: Februar 24, 2016, 14:56:33 Nachmittag von karmaka »

Offline karmaka

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Re: Meteoritenfall bei Thurnau, Limmersdorf, Berndorf, Neudorf - 4.2. 0:31:14 Uhr ?
« Antwort #3 am: Februar 24, 2016, 14:46:48 Nachmittag »
Die Berechnungen zum Boliden vom 4.2. (Aufnahme von Pavel Spurný) wurden nach Angaben der Medien von Pavel Spurný durchgeführt, der gerade heute auch veröffentlichen ließ, dass am 21.2. um 23:18:15 Uhr CET nordöstlich von Kamień Śląski, also östlich von Opole in Schlesien (Polen), Meteorite mit einem Gewicht von ein paar Gramm gefallen sein könnten.

Wer die Herausforderung liebt, geht dort suchen!

Dobrej zabawy!  :einaugeblinzel:
« Letzte Änderung: Februar 24, 2016, 15:19:42 Nachmittag von karmaka »

Offline Mettmann

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Re: Meteoritenfall bei Thurnau, Limmersdorf, Berndorf, Neudorf - 4.2. 0:31:14 Uhr ?
« Antwort #4 am: Februar 24, 2016, 15:14:37 Nachmittag »
(aber wirklich nur um der Herausforderung willen. Denn ein möglicher Fund braucht eine Exportgenehmigung, das gilt für alle Meteorite im Übrigen, also auch nicht-polnische und meines Wissens ist noch nie eine erteilt worden. Ein Gesetz, was vor einigen Jahren wahrhaftig und tatsächlich von einem einzigen polnischen Wissenschaftler, der keine Peilung davon hatte, wie Meteorite generell gefunden werden, initiiert wurde.. Fragen dazu bitte lieber an den lithoraptor als an mich, da ich solcherlei Gesetze für kontraproduktiv halte).

 :traurig2:
Mettmann
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Offline Gibeon2010

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Re: Meteoritenfall bei Thurnau, Limmersdorf, Berndorf, Neudorf - 4.2. 0:31:14 Uhr ?
« Antwort #5 am: Februar 24, 2016, 16:48:04 Nachmittag »
Wegen der 'organics'!
Weil Aluminum nicht in irgendeiner Form mit kohligen Chondriten reagieren ...

Vielen Dank für die Erklärung.  :super:
Viele Grüße
Jens

Offline bolidechaser

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Re: Meteoritenfall bei Thurnau, Limmersdorf, Berndorf, Neudorf - 4.2. 0:31:14 Uhr ?
« Antwort #6 am: Februar 25, 2016, 11:26:50 Vormittag »
Natürlich könnte ich zu diesem Fall noch etwas Fachliches ergänzen.

Die Entscheidung, ob und wann für diesen Meteoritenfall eine Streufeldskizze
veröffentlichtlicht wird, liegt allein bei Dr. Spurny, auf dessen Digitalaufnahmen
sich die Auswertungen dieses Falles bislang gründen.

Einerseits war die Trajektorie dieses Meteoroiden sehr günstig, weil Einfall des
Körpers nahezu senkrecht erfolgte. Das große Problem in diesem Fall waren
jedoch die sehr starken Höhenwinde (mit bis zu 50 m/s), welche die relative
kleinen Meteorite stark verblasen haben. Zudem waren die Richtungen dieser
Höhenwinde an den beiden Orten, wo DWD-Ballonsonden aufstiegen (in
Kümmersbruck und Meiningen) sehr unterschiedlich, was zu einer erheblichen
Unsicherheit im Auftreffgebiet und zu einem sehr breiten Streufeld führt.

Beim Neuschwanstein-Fall hatten wir es mit Windgeschwindigkeiten von max.
20 m/s (aus einheilicher Richtung für alle Sonden) zu tun, und die Meteoriten-
fragmente waren mehr als ein Kilogramm schwer.

Der Meteorit von Thurnau ist also leider "vom Winde verweht" worden. Fragt
sich bloß: wohin? Genauer als es in der PM steht, läßt sich das mutmaßliche
Fallgebiet also leider nicht angeben.

Dieter

Offline karmaka

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Re: Meteoritenfall bei Thurnau, Limmersdorf, Berndorf, Neudorf - 4.2. 0:31:14 Uhr ?
« Antwort #7 am: März 07, 2016, 23:10:41 Nachmittag »
Wegen der 'organics'!
Weil Aluminum nicht in irgendeiner Form mit kohligen Chondriten reagieren ...
Vielen Dank für die Erklärung.  :super:

In diesem Zusammenhang ist dieser gerade eben veröffentlichte Artikel sicher recht interessant:

Cold curation of pristine astromaterials: Insights from the Tagish Lake meteorite

Christopher D. K. Herd, Robert W. Hilts, Aaron W. Skelhorne and Danielle N. Simkus

Meteoritics & Planetary Science. doi: 10.1111/maps.12603
Article first published online: 7 MAR 2016

LINK

Zitat
"The curation and handling of volatile-bearing astromaterials is of prime importance in current and future plans for sample return missions to targets containing organic compounds, ices, or other volatile components. We report on the specific curation constraints required for the preservation of the Tagish Lake meteorite, a C2 ungrouped chondrite that contains significant concentrations of organic matter, including compounds of prebiotic interest or volatile in character, and which was recovered from a frozen lake surface a few days after its fall. Here, we review the circumstances of the meteorite's handling, its complement of intrinsic and contaminant organic compounds, and an unusual reaction between some of the specimens and the Al foil in which they were enclosed. From our results, we derive the requirements for curation of the meteorite, and describe a specialized facility that enables its curation and handling. The Subzero Facility for Curation of Astromaterials consists of a purified Ar glove box enclosed within a freezer chamber, and enables investigations relevant to curation of samples at or below −10 °C. We provide several recommendations based on insights obtained from the commissioning and initial use of the facility that are relevant to collection of freshly fallen meteorites, curation of volatile-bearing meteorites and other astromaterials, and planning and implementation of curation plans for future sample return missions to volatile-bearing targets."

Zusammengefasst werden bezüglich des 'ersten Kontakts' mit frisch gefallenen Meteoriten folgende Empfehlungen gegeben:

Zitat
1. Polyethylene plastic bags should be avoided during collection (if possible), and for long-term storage of these types of specimens, in favor of combusted glass jars with Teflon-lined caps, or Teflon bags or jars.
2. Al foil which has been combusted (>450 °C for 8 h) to remove organics is a suitable material for collection, but not long-term storage, of these types of specimens.

 

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