Autor Thema: Mineralien - IV. Sonstige Eigenschaften  (Gelesen 6888 mal)

Peter5

  • Gast
Mineralien - IV. Sonstige Eigenschaften
« am: November 16, 2008, 18:36:34 Nachmittag »
4.  S o n s t i g e   E i g e n s c h a f t e n  /  S o n s t i g e   G e g e b e n h e i t e n

Isotropie/Anisotropie

Isotropie (griech. isos = gleich, gleichwertig; tropos = Richtung) bezeichnet die Eigenschaft von Körpern, z.B. amorphen (nicht kristallinen) Stoffen wie Gläser und Opal, in allen Richtungen die gleichen physikalischen und topochemischen Eigenschaften zu zeigen; von den Kristallen verhalten sich nur die dem kubischen System angehörenden in ihren optischen Eigenschaften isotrop.

Anisotropie dagegen bezeichnet die Eigenschaften von festen Stoffen sich in verschiedenen Richtungen physikalisch unterschiedlich zu verhalten, z.B. bei folgenden Kristallen:

- Glimmer ist nur in einer Richtung spaltbar

- Kyanit (Disthen) zeigt in zwei verschiedenen Richtungen unterschiedliche Härte
(quer: Härte 6 - 7, längs: Härte 4 - 4,5)

- Beim Calcit wird ein einfallender Lichtstrahl zu zwei Strahlen polarisiert, deren Schwingungsebenen senkrecht zu einander stehen. Beide Strahlen haben stark unterschiedliche Fortpflanzungsgeschwindigkeit und damit verschieden großen Brechungsindex (= n), es liegt Doppelbrechung vor (siehe Kapitel Lichtbrechung/Doppelbrechung).

Das anisotrope Verhalten der Kristalle beruht auf ihrer symmetrischen Struktur. Alle Kristalle sind grundsätzlich anisotrop (Ausnahmen s. o.) und zeigen je nach ihrer Struktur deutlicher oder schwächer Anisotropie bei Härte, Wärmeleitfähigkeit, Wärmeausdehnung, Lichtdurchlässigkeit, Farbe, Reflexion, Lichtbrechung, u.a.
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Diadochie

Diadochie bedeutet Ersetzbarkeit oder Substitution der chemischen Bestandteile einer Kristallstruktur, unabhängig davon, ob isotype Verbindungen vorliegen oder nicht.

Zinkblende ZnS und Magnetkies FeS sind Repräsentanten zweier gänzlich verschiedener Strukturtypen, dennoch besteht in der Zinkblende eine Diadochie (Zn, Fe) bis zu ca. 20 % Fe-Anteil, im Magnetkies ist eine Diadochie (Fe, Zn) unmöglich.

Voraussetzung für eine Diadochie sind nämlich ähnliche Atom- bzw. Ionenradien, ähnlicher Bindungscharakter innerhalb der speziellen Kristallart und Wahrung des elektrostatischen Gleichgewichtes.

Diadochie ist naturgemäß von Temperatur- und Druckbedingungen abhängig.
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Generation

Ein- und dieselbe Mineralart kann in mehreren sog. Generationen kristallisieren. (Frühkristallisation, Spätkristallisation), wie z.B. der Magnesit vom Kaswassergraben, Österreich.
siehe auch: Lapis Nr. 89/11, S. 11-13
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Paragenese

Paragenese, (griech. para = daneben; genesis = Entstehung) ist das gesetzmäßige Nebeneinander- und Nacheinanderentstehen der Mineralien, die in einem Gestein oder Erz vergesellschaftet sind.

Die Bildung kann durch einen nahezu einaktig ablaufenden Vorgang (z.B. Auskristallisation aus einer Schmelze oder Diagenese eines Sediments) gekennzeichnet sein oder durch mehrere, in Zeit und Art verschiedene Ereignisse (z.B. Kristallisation und spätere Verdrängung oder Metamorphose und spätere Verwitterung).

Die Kenntnis der Paragenese ist bei der Mineraliensuche wie auch beim Identifizieren von Mineralien und besonders in der Lagerstättenkunde eine wichtige Stütze.

So kommen z.B. Baryt, Fluorit und Bleiglanz in bestimmten Gesteinen stets gemeinsam vor. Andererseits können z.B. Feldspäte und Steinsalz niemals auf gleicher Kristallstufe erscheinen.

Auch ist ein Nebeneinandervorkommen von Quarz und Nephelin oder Quarz und Olivin in einem einzigen Gestein aus physikalischen Gründen unmöglich. Man unterscheidet daher zwischen

häufiger Paragenese,       z.B. Bleiglanz, Quarz und Zinkblende
seltener Paragenese,       z.B. Bergkristall, Anatas und Wulfenit und
unmöglicher Paragenese, z.B. Kyanit (Disthen) und Halit.
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Sonstiges

Auf die weiteren möglichen Eigenschaften von Mineralien, wie Magnetismus und Radioaktivität soll hier nicht näher eingegangen werden.

Flammenfärbung und Verhalten vor dem Lötrohr erlauben Schlüsse auf die chemische Zusammensetzung der entsprechenden Mineralprobe.
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Die Fotos zeigen Mineralien, die auch zusammen in einer typischen Paragenese vorkommen können; hier: Bleiglanz, Quarz und Zinkblende.

Copyright Fotos: Peter5

Gruß Peter .. :winke:

Peter5

  • Gast
Re: Mineralien - IV. Sonstige Eigenschaften
« Antwort #1 am: April 09, 2012, 09:54:02 Vormittag »
Und nun noch mal eine Paragenese von z.T. ganz seltenen Mineralien vom Horrsjöberg, Torsby, Värmland, Schweden ..

Fotos zeigen die Paragenese mit blauem Burangait (xx), quarz-ähnlichem, farblos-weißem Berlinit (xx), weißem Gatumbait (xx), hellblauem massiven Trolleit und braunrotem Rutil .. alles auf einer einzigen Kleinstufe von diesem Fundort .. :smile:  
« Letzte Änderung: April 09, 2012, 10:09:08 Vormittag von Peter5 »

Peter5

  • Gast
Re: Mineralien - IV. Sonstige Eigenschaften
« Antwort #2 am: April 09, 2012, 09:59:32 Vormittag »
.. und noch mal extra .. farbloser quarzähnlicher Berlinit (xx) sowie weißer Gatumbait (xx) mit hellblauem Trolleit ..

.. ganz unten ist dann noch die Kleinstufe selbst zu sehen; davon auch die reichlich kristallinen Partien mit rotbraunem Rutil
..  :prostbier:

 

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