Warum sollte ich dann soviel ausgeben?
Salü,
Du sollst gar nichts ausgeben. Meteorite sind nun mal nicht lebensnotwendig (zumindest für die meisten Leut).
Ich kann mich nur nicht mit Deinem Halbsatz: "Gnadenlos überteuert" so recht anfreunden.
Denn womit haben wirs denn bei den Meteoriten vielfach zu tun? Mit
Unikaten.
Wie wöllte man da eigentlich überhaupt einen Preis festmachen?
Wenn ich was weiß ich einen Diamanten, einen Opal, einen Bergkristall ect. kaufen wöllte, so beurteilt man doch den Preis nach einem gewissen Rahmen, was das Zeigl quasi immer kost, geht dann nach Farbe, Reinheit, Farbspiel, Schliff, Feuer, ev. Herkunft usw,
aber allgemein gilt, solche Dinger sind immer verfügbar, solche Steine können auch nach Belieben immer wieder neu gefördert und erzeugt werden.
(und gleichzeitig beobachten wir, daß Stücke aus diesen Gattungen mit Besonderen Eigenschaften, z.B. bei den Diamanten oder Opalen, wenn sie von ungewöhnlicher Größe sind, aus dem üblichen Preiskanälen ausbrechen, da sie als Unikate angesehen werden).
Einen Bencubbiniten z.B. kann man nicht erzwingen. Niemand kann einen Fall herbeiführen.
Auch einen Fund eines Bencubbiniten kann man bestenfalls theoretisch hervorrufen.
Du siehst es ja, drei Funde in 13 Jahren Sahara-Suche auf einem halben Kontinent.
2 Funde in 33 Jahren Suche in der Antarktis.
Woran man einen Schritt weitergehend sieht, daß bei solchen Unikaten, wenn man bedenkt, daß es Aberzehntausende von Suchstunden braucht, um einen solchen finden zu wollen, die primären Beschaffungskosten sich nicht in dem Verkaufspreis niederschlagen.
Bei solchen Sachen, wie den raren Klassen bei den Meteoriten, handelt es sich daher jeweils um solche Unikate, wie man es bspw. es bei den archäologischen Funden, bei der Paläontologie, auf dem Kunstmarkt ect. kennt.
Und die Preise für dergleichen sind ja bekannt - allein glücklicherweise hat man das bei den Meteoriten nicht.
Wie will man also sowas überhaupt bewerten? Einen Mars, einen Bencubbiniten, einen Ureiliten.
Quervergleich?
Äpfel mit Birnen mit Himbeern mit Zwetschgen vergleichen? Die Maske des Agamemnon mit der Himmelsscheibe von Nebra mit dem Stein von Rosetta mit der Büste der Kleopatra? Lucy mit Ida mittem Archäopterix mit T-Rex Sue?
Gujba mit HaH 237 mit Isheyevo mit Weatherford?
Meteorite, das zeigt ja ein Blick ins Internet, werden nicht innerhalb ihrer Klasse bei der Preisfindung in Beziehung gesetzt.
Is halt nicht so, daß sie wie Schweinebäuche, Kupfer oder Strom gehandelt werden. Und bestenfalls Preisdifferenzen haben a la Gelbwurst mit Grün oder Gelb ohne Grün.
Z.B. ein Eagles Nest ist ein verwitterter Wüstenfund, kostet aber das zehn- bis zwanzigfache eines NWAs, der genauso ein Brachinit ist und genauso ein verwitterter Wüstenfund. Ein gewöhnlicher Chondrit, wenn er in USA fällt kostet das 30- bis 50fache dessen, wie wenn ein Chondrit der absolut gleichen Klasse in Mali oder Mauretanien fällt. Ein deutsches Eisen kostet viel mehr als derselbe Struktur- und chemische Typ vom selben Asteroiden aus Amerika oder Russland. Ein antarktischer Bencubbinit verursacht Kosten von vielen zehntausend Dollares im Gramm, trotzdem kosten die anderen Bencubbinite hundertmal weniger.
Auch an der Menge kann es nicht liegen. Schaust: 19 von 20 CV3ern auf der Welt sind Allende, drei von vier Eukriten ein Millbillillie, trotzdem gibt es Cv3er und Eukrite, die billiger als Allende und Millbillillie gehandelt werden.
Dann wird man kommen, mit der Angebot&Nachfrage-Sache, die den Preis und infolge den Wert eines Meteoriten bestimmen könne.
Nun haben wir aber keine normale Angebots- und Nachfragesituation bei den Meteoriten, im Unikatshandel, sondern ein geschlossenes System. Wobei die Anbieterseite oligopolisch ist, es handeln ja weltweit nur ganz ganz wenige Hanseln mit Meteoriten.
Und öfters hat ein einzelner Anbieter das Monopol auf einen Meteoriten.
Zudem ist der überwiegende Teil der Mitspieler nicht auf die Einkünfte aus den Verkäufen von Meteoriten angewiesen, was das allgemeine Spiel von Angebot und Nachfrage teilweise ausser Kraft setzt, weil sie die Stücke nicht um jeden Preis verkaufen müssen.
Andererseits - ich unterscheide immer zwischen Wert und Preis (bis ich dafür eines Tages den Esoterik- pardong den Wirtschaftsnobelpreis bekomme) funktionierts auch nicht so recht, wenn man die Preisfindung allein der Angebotsseite überläßt.
Nicht? Nehmer mal das Ebay her - da gibt es durchaus Stücke, die weit unter Kosten weggehen - die also in einem normalen Angebots- und Nachfragesystem dann einfach nicht mehr gehandelt werden würden. Und auf der andern Seite, sehen wir zum Bsp., das wenn die Leut oder die Händler von unseren Sachen, die sie zu unserm Preis gekauft haben, im ebay weiterverkaufen, daß da durchaus hin und wieder das Doppelte und Dreifache bezahlt wird. Daraus können wir aber schlecht schließen, daß wir bei der Wertansetzung zu niedrig gelegen wären, weil wir ja diese Meteorite "erzeugt" haben und die eben für uns diesen Verkaufswert in dem Moment gehabt haben.
Wenn ich weiß, dass der Preis in 10 Jahren 5 mal höher ist, dann bedeutet das noch lange nicht, dass ich bereit sein muss, heute schon einen höheren Preis zu zahlen. Zumal von wissen gar nicht die Rede sein kann, man kann nur über zukünftige Preise spekulieren.
Wenn es um den Wert geht und nicht um den Preis, kann man sicherlich nicht die zeitlichen Entwicklungen völlig ignorieren.
Gerade wenn es um Veränderungen geht, die sich leicht erklären lassen. Meteorite werden ja nicht an tagesaktuellen Börsen verschachert. Wie der Sammler generell Meteorite ja sammelt, um sich an ihnen zu erfreuen, also sie in der Regel langfristig hält und behält.
Bspw. sieht man ja deutlich das Meteorite wenn man nur das Material an sich betrachtet, in den letzten 10 Jahren nur noch einen Bruchteil dessen kosten, wasse die zwohundert Jahr zuvor gekostet haben. Das ist sehr leicht zu erklären, dadurch, daß sich der Weltbestand an Meteoriten in diesen zehn Jahren vervielfacht hat, durch die privaten Suchen in den Trockenwüsten.
Gleichzeitig sieht man aber auch andere Entwicklungen und Trends.
Zum Bsp in den letzten 4 Jahren sieht man, daß bspw. bei den US-Namen unter den verwitterten Chondriten, die über Jahrzehnte konstant waren, die Preise sich stark vervielfacht haben, genauso bei Neufunden solcher Art Meteorite, wenn sie nicht aus den stark frequentierten US-Wüsten kommen. Zudem sieht man bei neuen beobachteten Neufällen, daß die zu so hohen Erstpreisen auf den Markt kommen, daß sie oft gar die historischsten Altfälle überflügeln, Preise die in den 50 Jahren davor völlig unbekannt waren.
Daraus kann man schließen, daß der Bedarf nach derlei gestiegen ist, vermutl. sich die Sammlergemeinde vergrößert hat, da ja die Fundraten für solche Meteorite eher gewachsen sind als konstant geblieben.
Zusätzlich beobachtet man auch bei den Wüstenfunden bei einigen Klassen einen starken Preisanstieg, bspw. bei den Wüsteneeisen oder auch bei den Märsen.
Das kann man teilweise erklären, wenn man die Fundstatistiken aus dem Bulletin anschaut. Was weiß ich, neue ungepairte Märse wurden in den letzten anderthalb Jahren nur noch 5 Stück weltweit gefunden. Wenn man ein bisserl sich mit den Pairings auskennt, beobachtet man ferner, daß zwar die Anzahl der Wüstennummern pro Klasse ansteigt oder konstant bleibt, aber immer mehr miteinander verpairt ist und zudem die tkws der Nummern immer kleiner werden.
Bei Monden sehen wir übrigens, daß 2008, 2009,2010 zum Bsp überhaupt nur noch zwei kleine neue, zusammen ein halbes Pfund aus Afrika kam.
Daraus könnte man schließen, daß halt nimmer soviel kommt, wie ein paar Jahre davor.
Ursachen kann man natürlich auch dafür sehen. Externe, wie eben, daß einige Wüstenländer zugsperrt ham (und sich das aktuell, wenn niemand diese Mettaliban zur Räson bringt auch so weitergehen wird).
Kurzum. Meteoritenpreise unterliegen Schwankungen, teilweise sehr kurzfristiger Natur, die erheblich ausfallen können,
aber erklärbar sind.
Und nun zurück. Frielich mag niemand mehr zahlen, als unbedingt notwendig.
Quervergleiche indes sind m.E. nur möglich, zwischen Meteoriten, die miteinander gepairt sind.
Also wenn ein NWA 4321, genau deselbe Meteorit ist vom selben ursprünglichen Fall, wie der NWA 1234, aber der eine viermal mehr als der andere koscht, dann kann man von "überteuert" reden.
Innerhalb Gattungen indes eigentlich nur, bei solchen, wo von es gemessen an anderen Meteoriten sehr viel gibt.
Also bspw. Gleisschotter hat einen Preiskanal, der recht eng ist. Oder Schwarzkrustig frische unklassifizierte OCs.
Und ansonsten natürlich innerhalb der Stücke eines Meteoriten.
Und da hauptsächlich, wenn es ein "Massen"fund ist, der über ein längeres Intervall angeboten wird.
Z.B. Campo, Sikhote, Seymchan, El Haggouina, NWA 869 usw. usf. da kann man von überteuert reden, wenn einer für vergleichbare Qualität eben sehr viel mehr nimmt als andere.
Bei dem Bencubbiniten hier, stelle ich fest:
- es ist eine sehr seltene Klasse.
- es gibt sowieso nur 13 verschiedene, von denen weniger als die Hälfte überhaupt erhältlich ist.
- die Gewichte sind begrenzt.
- es handelt sich um ein Unikat
- der Söller hat keine Not, es auf Deibel komm raus zu verklappen. (Zukunft. Preiskonstanz)
- der Preis liegt wie bei den anderen Bencubbys ganz gewaltig unter den früheren Bencubbinitenpreisen
- der Preis bricht nicht bemerkenswert aus dem momentan üblichen Preisrahmen der Bencubbinite aus
(Reed hatte bspw dieses Jahr ein Stückerl Weatherford, hat 550$ im Gramm genommen. Frog me ned, was Fountain Hills cost had)
Klar, wir würden den jetzt ev. anders preisen,
aber aus o.g. Gründen halte ich es für stark übertrieben,
hier von "Gnadenlos überteuert" zu reden.

Mettmann