Autor Thema: Fleckenquarzit  (Gelesen 8784 mal)

Offline Jedensteinaufheber

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Fleckenquarzit
« am: Dezember 23, 2016, 20:05:47 Nachmittag »
Hallo Geschiebesammler,

dann habe ich für euch einen Fleckenquarzit, den ich nordöstlich von Berlin in einer Kiesgrube gefunden habe.
Die Größe des Geschiebes ist 9cm x 8cm x 6cm.
Was ungewöhnlich ist, ist die Größe der Flecken. Die bis zu 15mm langen Flecken sind ungewöhnlich Groß im vergleich von den sonst üblichen Größe 2-5mm.
Wenn jemand ein ähnliches Stück in seiner Sammlung hatt, würde ich mich über weitere Bilder oder Informationen freuen.

Viele Grüße aus dem tiefstem Hessen
Alexander
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Offline Jedensteinaufheber

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Re: Fleckenquarzit
« Antwort #1 am: Dezember 26, 2016, 21:22:56 Nachmittag »
Hallöchen,

so dann stell ich noch einen der üblichen Fleckenquarzite ein. Um einmal den unterschied zwischen den beiden Typen darzustellen.
Der Fundort dieses Geschiebes ist die Steilküste bei Johannistal.
Die Größe beträgt ca. 19cm x 12cm.


So dann noch viel Spaß
Alexander
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Offline karlov

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Re: Fleckenquarzit
« Antwort #2 am: Dezember 27, 2016, 21:53:27 Nachmittag »
Moinmoin,

auch hier möchte ich die werte Geschiebesammlergemeinde darauf aufmerksam machen, daß ein Großteil der Fleckenquarzit-Geschiebe aus dem Västervik-Gebiet kommt. Der Name Stockholm-Fleckenquarzit ist obsolet. Wer den Vortrag in Wankendorf gehört hat, ist schon im Bilde, Veröffentlichung folgt. Die Namensgebung vermutlich ist auf eine Verkettung von wirklich vagen petrographischen Beschreibungen und Querverweisen zurückzuführen. Jedenfalls scheint es angesichts der Menge an Geschiebefunden von Fleckenquarziten kein Anstehendes im Raum Stockholm zu geben, welches so viele Material "liefern" konnte.
Dies trifft insbesondere auf den zweiten gezeigten Typ zu. Solche Typen gibt es reichlich im Västervik-Gebiet als Nahgeschiebe.
 Den ersten Typ haben wir dort gar nicht gefunden, seine Herkunft ist unklar. Er könnte durchaus aus dem svekofennischen Raum stammen, wo es Gneise mit Sillimanit-Porphyroblasten gibt. Ob die dann so aussehen wie das gezeigte Exemplar, bleibt zu überprüfen...

Grüsse  x-02
karlov

Offline Met1998

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Re: Fleckenquarzit
« Antwort #3 am: Dezember 28, 2016, 10:13:37 Vormittag »
Moin, x-02
wenn karlov mal wieder in der „Leitung“ ist, kann er auch gleich mal mein Stück aus unserem Tagebau einschätzen.
Das 7 cm Stück habe ich auch als Fleckenquarzit eingestuft. Die Flecken sind aber nur 3 mm groß und ohne schwarze Biotitränder.
Die Flecken gehen nicht durch die Grundmasse, die Unterseite hat fast keine Flecken!

Das Gestein ist auch gut zur Urologenausbildung geeignet. x-12

Gruß Ehrfried
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Offline karlov

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Re: Fleckenquarzit
« Antwort #4 am: Dezember 28, 2016, 11:33:47 Vormittag »
Moin Ehrfried,

schau doch bitte nochmal nach, ob die "Flecken" nicht Feldspateinsprenglinge sind. Sieht mir auf dem Foto eher danach aus. Darüber hinaus sollte das Gestein auch wirklich ein Quarzit sein, d.h. mehr als 80 Vol% Quarz, wobei man sich beim Einschätzen des Anteils dunkler Minerale leicht verschätzen kann. Evtl. vorhandener HELLglimmer gehört übrigens auch zu den DUNKLEN Mineralen  :platt:

Grüße,
karlov

Offline karlov

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Re: Fleckenquarzit
« Antwort #5 am: Dezember 28, 2016, 11:46:29 Vormittag »
Bei der Gelegenheit würde ich mich über Fotos von kuriosen oder "irgendwie komischen" Fleckenquarziten aus dem Fundus anderer Foristen freuen! Aufgrund der großen petrographischen Bandbreite von Fleckenquarziten kommen vermutlich nicht alle - aber eben mit hoher Wahrscheinlichkeit die "typischen" und häufigen - Fleckenquarzite aus dem Västervik-Gebiet. "Typisch und häufig" wären z.B. die im ZANDSTRA Platenatlas 1999 abgebildeten Nr. 125-127. Untypisch dann z.B. solche mit über cm-großen Flecken oder gneisiger Matrix.

Hier ein weiterer gewöhnlicher, aber hübscher Fleckenquarzit (mit "mud-cracks"?) aus der Kiesgrube Penkun SW Stettin, Alexander Jedensteinaufheber legit.


Offline karlov

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Re: Fleckenquarzit
« Antwort #6 am: Dezember 28, 2016, 11:50:39 Vormittag »
Hier noch ein "untypischer" Fleckenquarzit mit großen, ausgelängten Flecken aus der Kiesgrube Hohensaaten.

Offline lithoraptor

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Re: Fleckenquarzit
« Antwort #7 am: Dezember 28, 2016, 17:13:35 Nachmittag »
Moin!

schau doch bitte nochmal nach, ob die "Flecken" nicht Feldspateinsprenglinge sind. Sieht mir auf dem Foto eher danach aus.

Ich mag mich täuschen, aber die "Flecken" stehen deutlich hervor. Ich meine auch einen leichten Blaustich zu erkennen. Würde daher meinen, dass es sich um Quarz(-körner) handelt. So rein vom Bild her könnte ich hier ein sedimentäres Gestein auch nicht gänzlich ausschließen.

Gruß

Ingo

Offline Met1998

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Re: Fleckenquarzit
« Antwort #8 am: Dezember 28, 2016, 18:48:32 Nachmittag »
Moin Ingo,
du täuschst dich nicht.
Hab noch mal schnell einen weiß-grauen Fleck („Warze“) durch die Lupe abgelichtet und alle abgetastet.
Die Flecken = Quarzkörner stehen alle hervor! Also, ein quarzreiches, sedimentäres Gestein aus dem Tagebau und nicht aus dem Västervik-Gebiet.
Vielleicht "wassüdliches".

Gruß Ehrfried x-02
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Offline karlov

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Re: Fleckenquarzit
« Antwort #9 am: Dezember 28, 2016, 19:22:37 Nachmittag »
Moin Ehrfried,

Dein Gestein könnte ein konglomeratischer Sandstein (Arkose?) sein. Leider sind auf dem Lupenfoto die Mineralbestandteile nicht genau identifizierbar: viel Quarz, "was rotes" (Hämatit, oder sind da auch Feldspäte?). Glimmer enthalten? Ist das Mineralgefüge magmatisch (verzahnte Kristalle) oder sedimentär (abgerundete, verkittete Mineralbestandteile)? Die größeren Quarzkörner können bei Abrollung o.ä. erhaben auf der Gesteinsoberfläche stehen.

Die Flecken im Fleckenquarzit bestehen (nach mikroskopischer Untersuchung mehrerer Fleckenquarzite) i.A. wohl nur aus Sillimanit (nicht Sil+Qz, wie im Zandstra angegeben). Sillimanit ist makroskopisch kaum sicher bestimmbar, aber ein deutlicher Hinweis ist die sehr feinfaserige (fibrolithische) Ausbildung des Minerals, die makroskopisch manchmal gerade noch erkennbar ist.

Grüße  :winke:
karlov

Offline Jedensteinaufheber

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Re: Fleckenquarzit
« Antwort #10 am: Dezember 28, 2016, 21:21:14 Nachmittag »
Hallo Karlov,

bist du dir sicher ob das ein Fleckenquarzit ist? Es sieht auf dem Foto 19 Fleckenquarzit Hohensaaten eher wie ein Konglomerat mit Quarzgeröllen das anschließend etwas Druck erhalten hat, was die Auslängung der Quarze erklären würde.

Viele Grüße
Alexander
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Offline Met1998

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Re: Fleckenquarzit
« Antwort #11 am: Dezember 29, 2016, 11:15:40 Vormittag »
Moin karlov,
danke für deine Erklärung. :super:
Was nutzt die beste PC-Lupen Technik, wenn man sie nicht nutzt?
(Der Besitz eines solchen Gerätes war mir abhanden gekommen. :nixweiss:)

Deshalb hier noch mal nah und noch näher von meinen Quarz-Flecken, -Warzen, -Kristallen.
(mehr geht nicht!)
Für mich ist das Quarz, aber ich bin kein Fachmann oder Geologe, sondern nur Sammler und Angler.
Auch die Quarzader am linken Ende des Gesteins bestärkt mich darin.
Mikroskopischer Sillimanit-Nachweis steht mir nicht zur Verfügung! Die makroskopische Betrachtung (statistischer Größen) überlasse ich deshalb den Profis, falls das an Hand der Fotos überhaupt möglich ist.

Gruß Ehrfried :winke:

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Offline lithoraptor

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Re: Fleckenquarzit
« Antwort #12 am: Dezember 29, 2016, 19:06:24 Nachmittag »
Moin Ehrfried!

Auch die Quarzader am linken Ende des Gesteins bestärkt mich darin.

Bei dieser "Ader" handelt es sich um eine Kluft, welche durch Minerale verfüllt ist. Da solche Gebilde erst sekundär entstehen spielen sie für die Ansprache des vorliegenden Gesteins keine Rolle. Man muss auch sehr vorsichtig sein, wenn man aus deren Chemismus auf den Gesteinschemismus schließen will. Das kann passen, muss aber nicht. Mal ein kleiner Exkurs:
Eine Kluft verfüllt sich immer mit dem Material, welches durch die aktuell zirkulierende Lösung gerade mobilisiert werden kann. Dabei können gesteinseigene Mineralkomponenten in Lösung gehen aber auch jene von Hangendem oder Liegendem (mal davon ab, dass es auch Intrusiva gibt) und das kann gänzlich anderes Material sein. Die häufigsten Kluftfüller sind sicher Quarz und Kalzit.
Selbst in Sandsteinen, bei denen die Klüfte durch Lösung eigener Mineralkomponenten gefüllt wurden, können beide Minerale vorkommen. Das hängt primär damit zusammen mit welchem Bindemittel die Sandkörner zementiert wurden. Es gibt karbonatisch gebundene Sandsteine und auch solche, die silikatisch gebunden sind. (Das kann man wieder mit HCl testen!) Das Kornmaterial selbst spiel natürlich auch eine Rolle.

Gruß

Ingo

Offline Sprotte

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Re: Fleckenquarzit
« Antwort #13 am: Dezember 29, 2016, 23:36:24 Nachmittag »
Hallo Alexander,

ich habe mir dein Fundstück nun schon mehrfach angeschaut. Wirklich überzeugt bin ich anhand der Bilder allerdings immer noch nicht, dass die Matrix quarzdominiert ist - also ein Fleckenquarzit (nicht Flecken"granit") vorliegt, zumal bei Eigenfunden von Fleckenquarzit die Matrix deutlich feinkörniger ist.

Viele Grüße
Sprotte

Offline karlov

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Re: Fleckenquarzit
« Antwort #14 am: Dezember 30, 2016, 01:38:36 Vormittag »
@ Ehrfried: also fast alles Quarz in Deinem Gestein? Dann dürfte es sich um einen (konglomeratischen) Sandstein handeln.

@ Alexander: Ich denke nicht, daß es Quarzklasten sind, denn es gibt fast immer einen Kern mit gelblicherem Material. Mit der Lupe ist in einigen Granoblasten faserige Ausbildung des Minerals erkennbar, vermutlich Sillimanit. Zur Matrix und zum Quarzanteil kann ich aufgrund Feinkörnigkeit nichts sagen. Also nein: kein Quarzit, da Quarzanteil nicht abschätzbar. Aber Flecken hat das Gestein trotzdem  :hut:

@ Sprotte: wie hatten das gute Stück ja unter dem Bino in Wankendorf. Farbloser Feldspat war da aufgrund Feinkörnigkeit nicht sicher vom Quarz zu unterscheiden. Aber ich glaube mich zu erinnern, daß wir hauptsächlich Quarz als transparentes Mineral diagnostiziert hatten. Wie wäre es mit der Bezeichnung "Fleckengneis" oder "Fleckleptit"?  x-04

Grüße,
karlov

 

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