Autor Thema: Polieren, Steine  (Gelesen 11348 mal)

Offline pallasit

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Re: Polieren, Steine
« Antwort #30 am: September 12, 2007, 17:39:12 Nachmittag »
Hallo Frank,

Deine Beiträge sind eine gute Bereicherung für dieses Forum. Du gehst recht wissenschaftlich an die Sache ran.

Besonder gefreut hat mich deine Aussage zum schonenden Umgang mit den Metis:
Zitat
- Mets möchte ich aber so nich massakrieren - auch wenns nur billigste Steinchen sind - widerstrebt mir irgendwie.

Auch dein Statement zum Nassschleifen kann ich nur unterstützen. Trockenes Korn egeal ob lose oder auf Schleifpapier erzeugt unnötigerweise tiefe Risse und belastet die Oberfläche und den Kornverband auch Thermisch.

In den letzten Jahren ist man bein Herstellen von wissenschaftlichen Dünn- und Anschliffen davon abgekommen mit zu grobem Schleifmittel zu beginnen. Schleifmittel gröber als 600er belastet die Kristallstruktur der Minerale/Gläser sehr stark. Die Kristallstruktur wird so tief gestört, dass der Abtrag durch feineres Schleifmittel zu lange dauern würde um wieder an ungestörte Bereiche zu gelangen. Optimal ist mit 600er oder feiner anzufangen.

Meine Meteorite möchte ich möglichst schonend behandeln, damit eine eventuelle wissenschaftliche Bearbeitung der Stücke noch möglich ist (auch wenn dies sehr unwahrscheinlich ist). Bei meinem ersten NWA Dünnschliff den ich angefertigt habe, musste ich fast 2 mm schonend abschleifen, um eine ungestörte Oberfläche zu erhalten. Bei einem NWA ist das nicht so teuer, mach das mal bei Mars und so ...

Die Methoden die auf www. kristallin.de beschrieben sind, sind auf diese Massenmaterialien abgestimmt. Wenn einmal die Oberfläche schlecht aussieht, dann nimmt man das nächste Stück oder schleift zwei Zentimeter weg.

Zitat
Ich habe es trotzdem probiert und gaaaanz vorsichtig, ohne viel Druck auszuüben, geschliffen. Dazu habe ich als Glasplatte eine extradünne Diascheibe verwendet (die sich bei Druck sofort verbiegt).
Da kann ich nur sagen weiter so. Als Unterlage würde ich keine flexible Platte nehmen. Glas verformt sich wesentlich besser als das Metplättchen. Durch das verbiegen kann der Kornverband leiden und eventuell brechen. Wenn Glasplatte, dann bin ich für eine möglichst dicke Glasplatte.

Freue mich darauf noch mehr von dir zu hören.

Grüsse Willi  :prostbier:




Offline FrankZ

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Re: Polieren, Steine
« Antwort #31 am: September 13, 2007, 13:29:21 Nachmittag »
Hallo Willi,
danke für das Lob  :winke:(hoffe mal, dass Du das ernst meinst :laughing:).
Die dünne Glasscheibe hatte ich extra genommen, da diese sich leicht verformt (ich hatte die beim Schleifen extra hohl gelegt), um zu merken, wenn ich unbewusst Druck ausübe. Die Fingerspitzen sind sehr sensible Sensoren, da merkt man schnell, dass die Scheibe etwas federt, sobald man Druck ausübt. Ich bin davon ausgegangen, dass man es nicht so gemerkt hätte, wenn man auf einer festen Unterlage langsam immer mehr Druck ausübt (man gewöhnt sich dann sicher an das Druckgefühl in den Fingerspitzen). Das habe ich auch sehr vorsichtig gemacht, so dass ich hoffe, dass dem Met nichts passiert ist. Ich habe das aber nicht ausreichend erklärt, so dass Dein Hinweis erforderlich war.
Dein Hinweis, dass man mit 600-er Korn anfangen soll halte ich für sehr wichtig. Das ist dann natürlich eine Hundearbeit, falls die Oberfläche nicht glatt ist und man Riefen und Unebenheiten wegschleifen muss. Wie ist das eigentlich beim Sägen? Da müsste doch auch die Kristallstrukur gestört werden. Ich habe da dünne Scheiben (von denen ich mal annehme, dass diese professionell gesägt worden sind, sonst wären diese sicher zerbrochen) bei denen man unter dem Mikroskop sieht, dass die Struktur in den Chondren offensichtlich gelitten hat.
Mit www.kristallin.de haste natürlich recht, das ist eine gute Seite für Geschiebe. Steine vom Ostseestrand schneide ich auch mit ner breiten Baumarktscheibe  :neenee:, dass sollte man natürlich bei Mets nich machen.
Wie ich geschrieben habe, hatte ich letztens mit Isopropanol und Glyzerin geschliffen. Ich bin davon ausgegangen, dass man sich dadurch das Entwässern spart (im Gegenteil, der Met müsste durch das Isoprop noch entwässert werden). Kann man das so machen oder ist Glyzerin problematisch (in dem Sinne, dass es etwas Chemisch verändert)  :gruebel:?
Könnte man auch gegen Granit schleifen. Wenn man Granit als Unterlage verwendet, schleift es sich schneller. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass sich da Granitstaub in die Oberfläche des Mets einarbeitet. Das passiert sicher auch bei Glas, allerdings dürfte ich bei Granit mehr „gesteinseigenes Material“ (ich nenne das einfach mal so) einarbeiten.

Viele Grüße  :winke:
Frank           
           

Offline pallasit

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Re: Polieren, Steine
« Antwort #32 am: September 19, 2007, 19:26:28 Nachmittag »
Hallo Frank,

Natürlich meine ich es ernst!  :dizzy:  :dizzy:  :dizzy:

Bei der Sache mit der dünnen Glasscheibe bin ich jedoch skeptisch. In den Trenn- und Präperationskursen wird bei der Dünnschliffherstellung, probehalber, oft zuerst ein Objektträger geschliffen, auf dicker Glasplatte. Nur so bekommt man ein Gefühl für das Schleifen mit rollendem Korn (natürlich nass). Wenn das Schleifkorn verbraucht ist, saugt sich das Stück gern fest. Dann wird abgewaschen und frisches Schleifpulver verwendet. Dabei stellt man fest, dass bei diesem dünnen Glas, gezielt geschliffen werden kann, je nach Position und Druck der Finger.

Standard Objektträger sind nicht auf den tausendstel Millimeter gleich dick. Eine gute Übung ist ein Objektträger auf der ganzen Fläche auf dieselbe Dicke zu bekommen (mit Mikrometerschraube messen).
Für Meteorite ist ein Glasscheibchen auch wegen der geringen Härte ein gutes Übungsstück. Meteorite sind im Gegensatz zu den meisten irdischen Gesteinen recht weich.

Bein Sägen kann man auch mehr oder weniger schonend vorgehen. Deshalb ein gutes Diamantblatt, wenig Druck und viel Kühlmittel. Die geschädigten Bereiche müssen für ein gutes Ergebnis natürlich entfernt werden.

Gegen Granit schleifen kenne ich aus meinem Bereich nicht. Bei Dünn- und Anschliffen kann ich mir kein gutes Ergebnis vorstellen. Ein Granit besteht ja aus Körnern mit recht unterschiedlicher Härte. Das stelle ich mir sehr störend vor. Hier hat das recht homogene Glas wahrscheinlich Vorteile. Bei überlegter Vorgehensweise braucht nicht viel Material abgeschliffen werden. Gute Oberflächenqualität werde ich einer möglichen Zeitersparnis vorziehen.

Glyzerin habe ich nie verwendet. Es ist ja auch eine Art Alkohol, schaden wird es wohl nicht??

 :prostbier:  Willi

Offline FrankZ

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Re: Polieren, Steine
« Antwort #33 am: September 21, 2007, 20:16:47 Nachmittag »
Hallo Willi,
Du hast natürlich recht, eine dünne Glasscheibe ist nicht so gut  :prostbier:. Ich hatte das auch nur in diesem Fall so probiert. Meine Schleiferfahrung habe ich mit Astrooptik gewonnen. Da sind die Werkstücke etwas größer und man schleift da doch mit etwas "härterer Hand" (ausser beim Parabolisieren von Spiegeln, da muss man auch etwas vorsichtiger vorgehen  :einaugeblinzel:). Von der Präparation von Dünnschliffen habe ich leider keine Ahnung.
Die Idee mit dem Glyzerin habe ich auch aus der Astrooptik. Dort sind die Flächen wesentlich größer und bei feinerer Körnung ist man gut beraten, etwas Glyzerin als Gleitmittel zu verwenden (ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass dann auch Meteorite besser gleiten).   
Mit was kittet man das Met-Material bei Dünnschliffen eigentlich auf den Objektträgern fest, kann man da gewöhnliches Kanadabalsam verwenden  :gruebel:

Viele Grüße  :winke: :winke: :winke:
Frank

 

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