Autor Thema: Meteorit im Kalkstein  (Gelesen 11239 mal)

Offline majjoo

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Meteorit im Kalkstein
« am: September 12, 2017, 20:39:27 Nachmittag »

Offline Nordnugget

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Re: Meteorit im Kalkstein
« Antwort #1 am: September 12, 2017, 21:23:28 Nachmittag »
Hi,
Habs heute in einer Facebook Fossiliengruppe gelesen...
Hier ist die Pressemitteilung:
http://www.naturkundemuseum-bw.de/service/presse/aktuelles
Grüße Jens

Offline Wunderkammerad

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Re: Meteorit im Kalkstein
« Antwort #2 am: September 12, 2017, 23:06:12 Nachmittag »
Das ist ja nun wirklich ein Ding!

Also, wo nach Meteoriten suchen? Natürlich in Meteorkrater-Museen.

Offline karmaka

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Re: Meteorit im Kalkstein
« Antwort #3 am: September 13, 2017, 15:22:57 Nachmittag »
A METEORITE FRAGMENT TRAPPED BETWEEN POSITIVE AND NEGATIVE SHATTER CONES IN  A LIMESTONE BLOCK STORED AT THE METEORKRATER-MUSEUM STEINHEIM, GERMANY

E. Buchner, M. Hölzel, M. Schmieder, M. Rasser, J. Fietzke, M. Frische, S. Kutterolf

80th Annual Meeting of the Meteoritical Society 2017 (abstract)

Gestern Abend auch im Abendprogramm.

VIDEO
(SWR AKTUELL, 12.9.2017)

Hoffentlich spricht es sich nicht herum, dass das kontinuierliche Fummeln an einem Ausstellungsstück die 'Abbruchhandlungen', die zu dem Fund führten,
initiiert hat.  :einaugeblinzel:

Hier noch zwei schöne Großaufnahmen:

Foto 1

Foto 2





Offline Sprotte

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Re: Meteorit im Kalkstein
« Antwort #4 am: September 13, 2017, 15:36:05 Nachmittag »
Hallo,

interessant ist auch der helle Rekationsrand im Kalkstein, ähnlich wie auch bei fossilen Meteoriten im roten Orthocerenkalk aus Schweden (Kinnekulle) beobachtet wird. Als Geschiebesammler hoffe ich natürlich auf einen entsprechenden Fund in Norddeutschland.

Viele Grüße
Sprotte (Ralf)

Offline Riesgeologie

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Re: Meteorit im Kalkstein
« Antwort #5 am: September 13, 2017, 16:27:51 Nachmittag »
Hallo zusammen,

hab heute Morgen von einem Freund aus Dänemark einen Hinweis mit Link bekommen. Dachte zuerst, dass es ein Scherz ist.
Das ist wirklich überraschend. Jahrzehntelang wurde davon ausgegangen, dass die beiden Meteorite von Steinheim und dem Nördlinger Ries beim Einschlag verdampften und jetzt trifft dies offensichtlich zumindest für Steinheim nicht mehr zu. Und dann wurde das Fragment in einem Strahlenkegel (oder Shatter-Cone) gefunden! Vielleicht sollten jetzt mehr Sammlungs-Objekte genauer unter die Lupe genommen werden.
Zudem Hat Deutschland neben dem Meteorit Marburg den zweiten Pallasiten bekommen  :einaugeblinzel:
Sehr schöne Nachrichten. Hier sind noch ein paar weitere (sicher nicht abschließende) Links:

http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-21878-2017-09-12.html
http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/meteoritensplitter-in-baden-wuerttemberg-entdeckt-steinheimer-becken-a-1167338.html
http://www.deutschlandfunk.de/geologie-meteoritensplitter-in-baden-wuerttemberg-gefunden.2850.de.html?drn:news_id=791586


Vielleicht noch eine Anmerkung in eigener Sache:
Am 10.11.2017 hält Volker J. Sach aus Sigmaringen am RiesKraterMuseum in Nördlingen den folgenden Vortrag:
Shatter-Cones aus Ries-Krater, Steinheimer Becken und Molasse

Wenn jemand Zeit und Lust hat: Sie oder er seien an dieser Stelle herzlich eingeladen!
Links / weitere Infos unter:
http://www.freunde-des-rieskratermuseums.de/
http://www.riesgeologie.de/

Viele Grüße

 :hut:
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Offline grobibaer

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Re: Meteorit im Kalkstein
« Antwort #6 am: September 13, 2017, 17:04:15 Nachmittag »
Hallo zusammen,

ich habe hierbei nur ein Verständnisproblem :gruebel:

Einen fossilen Meteoriten im Kalkstein zu finden glaube ich jederzeit.

Aber wie kann dieser vom Impaktor sein, der die Strahlenkegel verursacht hat ?
Diese entstehen doch erst durch die Schockwelle mit dem Einschlag im festen Gestein,
das dieses Fundstück sichtlich (?) schon vorher enthalten hat.
 
Wenn es in einer Rückfallbrekzie wäre, dann sofort O.K. aber hier im Kalkstein ?
Kann mich jemand aufklären ?

Viele Grüße,
Robert

Nachtrag (Zitat aus der PDF-Datei) geht in die gleiche Richtung

"The new findings suggest the metallic fragment is most likely a piece of the Steinheim projectile.
The position of the meteorite fragment trapped between positive and negative shatter cone faces
requires a formation mechanism that allows for the injection of cm-sized,
particulate impactor matter into transient open target rock fractures during the impact process.
This process is not fully understood yet and will have to be studied in further detail."

Offline Hungriger Wolf

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Re: Meteorit im Kalkstein
« Antwort #7 am: September 13, 2017, 20:51:39 Nachmittag »
Hochinteressante Neuigkeiten!

Ich freue mich über den neuen Meteoriten-Fund in Baden-Württemberg sehr......und noch dazu ein Pallasit

Meinen Glückwunsch an die Entdecker des Steinheimer Meteoriten! :wow:

 :laola: 

Grüsse  :hut:
Achim
« Letzte Änderung: September 13, 2017, 21:09:41 Nachmittag von Hungriger Wolf »

Offline Gibeon2010

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Re: Meteorit im Kalkstein
« Antwort #8 am: September 14, 2017, 16:41:37 Nachmittag »
Hallo zusammen,

ich habe hierbei nur ein Verständnisproblem :gruebel:

Einen fossilen Meteoriten im Kalkstein zu finden glaube ich jederzeit.

Aber wie kann dieser vom Impaktor sein, der die Strahlenkegel verursacht hat ?
Diese entstehen doch erst durch die Schockwelle mit dem Einschlag im festen Gestein,
das dieses Fundstück sichtlich (?) schon vorher enthalten hat.
 
...

Stimmt denn das irdische Alter des Meteoritenfragments mit dem Entstehungsalter des Steinheimer Beckens überein? Kann man überhaupt bei solch alten Meteoriten das irdische Alter bestimmen?
Viele Grüße
Jens

Offline Haschr Aswad

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Re: Meteorit im Kalkstein
« Antwort #9 am: September 14, 2017, 16:53:47 Nachmittag »
Wenn es keinen Einschusskanal gibt (was sich mit CT oder anderen bildgebenden Verfahren prüfen lässt), sondern der Meteorit während der Entstehung des Kalksteins einsedimentiert wurde, gibt das Alter des Gesteins einen ungefähren Anhaltspunkt für den Zeitpunkt des Falles.

Wie von Grobibär bereits gesagt, wird es dann allerdings sehr schwierig, den Meteoriten dem kraterbildenden Impaktor zuzuordnen. Ich bin kein Experte für die Kalke der Schwäbischen Alb, aber soweit ich weiß, sind das Schichten des Jura, also mindestens 145 Millionen Jahre alt (Steinheimer Becken ~15 Mio Jahre).
« Letzte Änderung: September 14, 2017, 17:09:56 Nachmittag von Haschr Aswad »

Offline Wunderkammerad

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Re: Meteorit im Kalkstein
« Antwort #10 am: September 14, 2017, 18:51:40 Nachmittag »
Ja, die schichtbildenden Kalke der Schwäbischen Alb sind jurassisch: schwarzer, brauner und weißer Jura = Malm, Dogger und Lias. Schwarzer und brauner sind relativ "weich" und bei Exponierung leicht der Erosion anheimgefallen, bedeutend bei der Herausbildung der Schwäbischen Alb als Schichtstufenlandschaft, vor allem an deren nördlichem steilen Rand.

Was auf dem Foto zu sehen ist, ist der oben liegende harte, scherbige weiße Jura, der Lias.

So, und jetzt könnt ihr ja zugeben, wer von euch sein ohnehin dahinrostendes Brenham-Stück beim Scheinstreicheln in den Block hat rutschen lassen.

Offline speul

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Re: Meteorit im Kalkstein
« Antwort #11 am: September 14, 2017, 19:29:11 Nachmittag »
Moin,
ich habe gerade erst die Zeit gefunden die Presse Mitteilung des Staatlichen Museums für Naturkunde Stuttgart zu lesen.
ERSCHÜTTERND
von der Bild Zeitung hätte ich nichts anderes erwartet, aber in der Pressemitteilung eines renommierten Museums:
SCHANDE
steht da doch tatsächlich geschrieben:
"So bietet der Sommerhimmel jedes Jahr ein besonderes Schauspiel: Die Meteorschauer der Plejaden, die auch mit bloßem Auge gut zu sehen sind.."
Heh, die Plejaden sind kein Meteorschauer, sondern ein Sternbild. Sicherlich sind die Perseiden gemeint, und selbst dann ist der Plural immer noch falsch.

Ist der Rest der Mitteilung auch auf dem Niveau????

speul
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Offline Gibeon2010

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Re: Meteorit im Kalkstein
« Antwort #12 am: September 14, 2017, 19:38:25 Nachmittag »
Heh, die Plejaden sind kein Meteorschauer, sondern ein Sternbild.

Sorry, aber die Plejaden sind auch kein Sternbild, sondern ein offener Sternhaufen im Sternbild Stier.  :weissefahne:
Viele Grüße
Jens

Offline speul

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Re: Meteorit im Kalkstein
« Antwort #13 am: September 14, 2017, 19:41:41 Nachmittag »
wo Du Recht hast, hast Du Recht
 :bid:
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Offline Riesgeologie

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Re: Meteorit im Kalkstein
« Antwort #14 am: September 15, 2017, 09:31:56 Vormittag »
Der Einwand, es könnte sich auch um einen fossilen Meteoriten handeln ist berechtigt. Aus Nordeuropa (z. B. Schweden) sind solche Funde ja bereits gemacht worden. Von der Schwäbischen Alb sind mir solche Funde bislang unbekannt. Ich hoffe, die beteiligten Wissenschaftler gehen diesem Fund genau nach und machen die notwendigen Untersuchungen. Sollte es sich tatsächlich um die Reste des Impaktors von Steinheim handeln, dann könnte diese Erkenntnis sicher auch in einer sehr angesehenen Zeitschrift publiziert werden.

Nun zu der ebenfalls interessanten Frage, ob ein Shatter Cone nur in festem Gestein oder auch in Brekzien entstehen kann. Den Gesteinsbrocken mit dem möglichen Meteoriten kenne ich zwar nicht, aber ich habe natürlich selber einige Shatter Cones in meiner Sammlung  :einaugeblinzel:
Der Größte misst 60 x 50 x 25 cm und stammt aus dem Kraterbereich des Steinheimer Beckens (siehe Foto 02 ohne Blitz). Bei genauer Betrachtung ist der Kalkstein (Mergelkalk) stark brekziiert (siehe Detailfotos 03 und 05). Es handelt sich also definitiv nicht um dichtes bzw. anstehendes Gestein. Selbst andere Stücke stammen aus Bereichen, welche brekziiert sind (siehe Foto 07 mit kleinerem Shatter Cone vom Randbereich des Meteoritenkraters). Das Gebiet des Zentralhügels wird in den von Winfried Reiff (2004) erarbeiteten geologischen Karte (Blatt 7326 Heidenheim) u. a. als „Gesteinsschollen aus Oberjura“ (>Schollen im Zentralhügel, Kalksteine häufig mit Strahlenkegeln) bezeichnet. Der kleinere von mir gefundene Shatter Cone stammt aus den „Trümmermassen aus Oberjura“ (>Bankkalke des höheren Oberjuras am Rand des Kraters als Schollen verstellt oder stückig zerbrochen, meist wieder mit Kalk zu Brekzien zementiert). Der geologische Profilschnitt vom Zentrum zum Kraterrandbereich (Foto 08, aus Reiff (2004)) zeigt die Zertrümmerung und Umlagerung der ehemals anstehenden mesozoischen Gesteine.
Aufgrund der Befunde und der extremen Bildungsbedingungen, welche einerseits zu der Kraterhohlform, aber auch zur Entstehung der Shatter Cones und Brekzien geführt haben könnte es meiner Meinung schon möglich sein, dass vielleicht Reste des Impaktors in die Trümmermassen eingepresst wurden und dort bis heute überdauert haben. Wissenschaftlich wäre dies nach dem bisherigen Kenntnisstand überraschend, ja eine Sensation. Darum hoffe ich sehr, dass die beteiligten Wissenschaftler wirklich alles unternommen haben, den Sachverhalt eindeutig zu belegen und abzuklären. Bislang kenne ich nur diverse Pressemitteilungen und das pdf von der Meteoritical Society. Ich gehe davon aus, dass noch eine qualifizierte und ausführliche Publikation folgen wird. Wenn es sich dann bewahrheiten sollte, dass es sich tatsächlich um ein Originalrelikt des Meteoriten von Steinheim handeln sollte, dann werden die Lehrbücher umgeschrieben werden müssen. Wenn ich ehrlich bin … ich bin noch immer sprachlos. Seit Jahrzehnten wird davon ausgegangen, dass der Meteorit beim Einschlag vollständig verdampft ist. Jetzt kann man sogar sagen, dass es ein Pallasit war. Warten wir ab, wie es wissenschaftlich weiter geht. Vielleicht werden ja noch weitere metallische Reste in Bohrkernen oder Sammlungsstücken gefunden.

 :hut:
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