Autor Thema: Fund bei Lüneburg - Tektit?  (Gelesen 2030 mal)

Offline Holger Merlitz

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Fund bei Lüneburg - Tektit?
« am: März 06, 2019, 08:03:28 Vormittag »
Hallo Gemeinde,

ich bin Holger, von Beruf Physiker, aber kein Gesteinskenner oder Sammler. Ich möchte gern einen eigenartigen Stein vorstellen, den ein Bekannter schon vor vielen Jahren beim Joggen auf einem Waldweg bei Lüneburg gefunden hat. Der Stein ist fast rund und hat einen Durchmesser von 3-3,5cm. Er ist mir einmal auf einen Steinboden gefallen und dabei sauber in zwei Hälften gespalten. Dies sind weitere Eigenschaften:

1. Nicht magnetisch
2. Oberfläche ist voller Narben und zeigt kleine Bläschen
3. Das Material ist kompakt, hart und neigt zum Splittern (glasartig)
4. Dichte konnte ich noch nicht bestimmen, das Gewicht wirkt aber 'normal', wie bei einem Feuerstein
5. Er ist nicht durchsichtig, kann aber mit einer Taschenlampe durchleuchtet werden und scheint dann ockerfarben
6. Er scheint eine Art Kruste zu haben (siehe 2. Bild), etwa 1-2mm stark

Ich habe ein wenig im Internet gewühlt, und die Eigenschaften 1-5 könnten wohl auf einen Tektit deuten. Punkt 6 sieht allerdings wie eine Schmelzkruste aus, falls sie nicht doch von einer Verwitterung herrührt. Auch scheint Lüneburg kein typischer Fundort für Tektite zu sein. Also ein Meteorit? Ich habe gelesen, dass deren Schmelkrusten hauchdünn und nicht etwa 1-2mm stark seien. Auch fehlt jede Spur von Magnetismus.

Viele Grüße,
Holger 


Offline ott

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Re: Fund bei Lüneburg - Tektit?
« Antwort #1 am: März 06, 2019, 09:10:07 Vormittag »
Hallo Holger

Ist leider kein Tektit ich tippe auf Feuerstein vielleicht
Auch ein Achat ohne Bänder.Ein schärferes Foto wehre hilfreich

Grüß ott
Weiter kommt nur wer sich bewegt .Schlauer wird der fragt.Und mit offenen Augen sieht man mehr.

Offline Thin Section

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Re: Fund bei Lüneburg - Tektit?
« Antwort #2 am: März 06, 2019, 11:24:45 Vormittag »
Hallo Holger,

Nein, kein Meteorit! :crying:

Schmelzkrusten von Meteoriten müssen auch nicht hauchdünn sein (siehe Beispielbild anbei) - höchstens bei einer sg. Sekundärkruste!

Bernd :winke:

P.S.: By the way, es gibt auch Meteorite, die nicht magnetisch sind, bzw. nicht auf einen Magneten reagieren, so z.B. Mars- oder Mondmeteorite.
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Offline Pinchacus

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Re: Fund bei Lüneburg - Tektit?
« Antwort #3 am: März 06, 2019, 11:32:22 Vormittag »
Das ist ein Schwamm im Flint/Feuerstein. Die kommen meistens aus der Kreidezeit, seltener auch aus dem Ordovizium. Wenn Du es von der Bestimmung her genauer/sicherer haben möchtest, müsste ich Dich auf ein anderes Forum verweisen, und schonmal vorsorglich sagen, dass es wahrscheinlich Detail-/Makroaufnahmen der Schnittfläche und der "blasigen" Oberfläche bräuchte.

Ob dann dort mit Sicherheit eine genauere Bestimmung möglich ist kann ich nicht zusichern, die Viecher sind nicht mein Lieblingsspielfeld.
So lange Fiktionsapparaturen latente Illusionen nicht manifestieren können, ist eine Realisation des Illusionären latent Fiktiv!

Be more specific! http://www.youtube.com/watch?v=PusCpQIbmCw

Offline Muschgard

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Re: Fund bei Lüneburg - Tektit?
« Antwort #4 am: März 06, 2019, 13:45:25 Nachmittag »
Hallo,

das ist ein Schwamm, wahrscheinlich Carpospongia globosa aus dem ordovizischen Lavendelblauen Hornstein.
Schade dass er aufgebrochen ist.

Grüße,
Michael

Offline Holger Merlitz

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Re: Fund bei Lüneburg - Tektit?
« Antwort #5 am: März 06, 2019, 13:55:55 Nachmittag »
Hallo Leute,

ich danke sehr für die Antworten! Ein Schwamm - das ist doch auch ziemlich cool :-)

Werde dann bei Gelegenheit etwas mehr über diese Viecher lesen!

Viele Grüße,
Holger

Offline Met1998

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Re: Fund bei Lüneburg - Tektit?
« Antwort #6 am: März 06, 2019, 18:04:39 Nachmittag »
Moin Holger,  :wc:
über diese Viecher kannst du z. B. im neuen Fossilienbuch lesen und gucken, Seite 171, Bild 3.

https://www.jgr-apolda.eu/index.php?topic=5701.msg145850#msg145850


Da siehst du von Pinchacus genannten Kugelschwamm. (Schwamm im Flint)
Da steht dann auch, dass aufgelöstes Skelette von Kieselschwämmen im Geschiebe häufig vorkommen, aber ihre Zuordnung meist problematisch ist!

ott sein Tipp „allgemeiner“ Feuerstein (Feuersteinknolle/Kieselgestein) ist nicht so verkehrt. Stimmt mit deinen Angaben überein:
- Nicht magnetisch
- Narben und Bläschen
- Glasartiger, splittriger, glänzender Bruch
- Mit Taschenlampe durchleuchtend, bernsteinfarben
- Verwitterungskruste
- Weiße Flecken außen und in der Bruchfläche (Verlust des Kristallwasser, verkieselter Kalk)
- Gase, Wasser, Organisches Material und Hämatit, können dem Gestein bestimmte Farben geben.

Hier mal „normale“ Kieselgesteine aus den Lausitzer Kiesgruben.

Viel Spaß beim lesen,
Ehrfried  :winke:
« Letzte Änderung: März 06, 2019, 18:42:22 Nachmittag von Met1998 »
Der Mensch hat die Fähigkeit zur Vorahnung und er reift mit Geduld, wie Whisky, Käse und Wein!

 

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