Autor Thema: Ist das ein Såvald-Dysberg-Ignimbrit  (Gelesen 1601 mal)

Offline Eckard

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Ist das ein Såvald-Dysberg-Ignimbrit
« am: Mai 11, 2019, 23:00:59 Nachmittag »
Hallo,

diesen Stein (polierte Fläche) fand ich etwa 20 km nördlich von Hannover. Könnte es sich um einen Såvald-Dysberg-Ignimbrit handeln? Ich fand bisher keine Lösung.

Die Maße: etwa 65  x 55 mm.

Es würde mich freuen, wenn jemand etwas dazu sagen könnte.

Besten Gruß

Eckard
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(Heinz Bennent am 17.10.2002 in 3sat)

Offline karlov

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Re: Ist das ein Såvald-Dysberg-Ignimbrit
« Antwort #1 am: Mai 11, 2019, 23:27:51 Nachmittag »
Moin Eckard,
ist es denn überhaupt ein Ignimbrit? Nach eutaxitischem Gefüge sieht mir das nicht aus. Siehe auch:
https://www.kristallin.de/Glossar/Ignimbrit.htm#1

Es ist nur beschränkt sinnvoll, Geschiebefunde von Dala-Porphyren/-Ignimbriten mit Lokalnamen zu versehen, da ähnliche Gesteine an mehreren Lokalitäten vorkommen. Das vereinfacht manchmal die Bestimmung ("Dala-Porphyr", Älvdalen-Ignimbrit"), aber die exotischen Bezeichnungen fallen natürlich weg. Vom Såvaldysberget gibt es Proben:
https://skan-kristallin.de/schweden/gesteine/gesteinsdarstellung/porphyre/dalarne/ignimbrite/dysberg/dysberg.html
Auch Smed beschreibt das Gestein (ohne Abbildung). Allerdings habe ich in Smaland Gesteine gefunden, auf die seine Beschreibung ebenfalls zutrifft.

Grüße  :winke:
karlov

Offline Eckard

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Re: Ist das ein Såvald-Dysberg-Ignimbrit
« Antwort #2 am: Mai 12, 2019, 10:16:03 Vormittag »
Moin Marc,

es ist leider so, dass, wenn ich Fragen stelle, ich voller Zweifel bin. Zu diesem Stein fand ich ‚irgendwo’ eine Abbildung, die meinem Stein ähnelte und mit SDI benannt wurde. Das wurde notiert und der Rest vergessen. Und gestern fragte ich darum hier an.

Richtig ignimbritisch sieht er nicht aus. Das stimmt. Er entspricht auch nicht den Angaben von. M. Bräunlich. Aber in der Geologie/Petrologie ist manches möglich. Es ist sehr bedauerlich, dass es in dieser Wissenschaft kein System gibt wie in der Biologie. Und auch da ist es mitunter verdammt schwer und oft unmöglich, nach einem Foto eine Bestimmung vorzunehmen.

Nebenbei: Ich bin bei Namensgebungen mit Ortsnamen immer ein wenig skeptisch, aber ich beschäftige mich erst seit sehr kurzer Zeit mit Steinen, und darum bin ich auf dem Gebiet eher ein Greenhorn; und das wohl noch für einige Zeit. :smile:  Ich lebe immer in der Hoffnung, dass mir noch viel Zeit bleibt, um mehr über die faszinierenden Steine und Gesteine zu erfahren. Ich bin ein neugieriger Mensch, und hoffe, diese Neugier nie zu verlieren.  :laughing:

Hast Du eine Idee, wie man dies fragliche Objekt einstufen könnte? - Ich habe noch ein ähnliches, allerdings anders getönt. Ich hänge es mal hier an.

Besten Gruß
Eckard
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(Heinz Bennent am 17.10.2002 in 3sat)

Offline karlov

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Re: Ist das ein Såvald-Dysberg-Ignimbrit
« Antwort #3 am: Mai 12, 2019, 20:20:27 Nachmittag »
Moin Eckard,
Empfehlenswert ist, bei der Beschäftigung mit Steinen zunächst am "richtigen" Ende anzufangen, also nicht bei den Leitgeschieben, zumal hier vieles im Argen liegt. Mehr bringt es, erst einmal die Petrographie zu klären. Hilfreich sind Bücher von Vinx (Gesteinsbestimmung im Gelände) und Stout (Sedimentgesteine im Gelände). Was die Mineralbestimmung angeht, hat M. Bräunlich ganze Arbeit geleistet. Nirgends findet man eine bessere Darstellung der gesteinsbildenden Minerale:
https://www.kristallin.de/gesteine/index.htm#Anker1

Zitat
Es ist sehr bedauerlich, dass es in dieser Wissenschaft kein System gibt wie in der Biologie
Das stimmt so nicht. Es gibt international vereinheitlichte Systeme zur Benennung magmatischer und metamorpher Gesteine. Bei den Sedimentiten meines Wissens nach noch nicht, aber zahlreiche Arbeiten zu Einzelgebieten, die international Standard sind. Leider macht die verbindliche Nomenklatur eine ganze Reihe von Bezeichnungen aus der Geschiebekunde platt. Um den "Leptit" ist es nicht schade, aber "Porphyr" statt "Porphyrit"...?

Bei der Bestimmung von Leitgeschieben ist nicht der bloße Vergleich mit Bildern ausreichend. Da bin ich auch oft reingefallen. Erst die Petrographie, dann nacheinander alle unverwechselbaren Merkmale abgleichen. Evtl. ergeben sich Widersprüche in der einen oder anderen Quelle. Gibt es keine unverwechselbaren Merkmale, ist das Gestein kein Leitgeschiebe. Denke, das ist beim SDP der Fall.

Das Gestein auf dem letzten Bild sieht mir nach einem feinkörnigen Augengneis oder Flasergneis mit Feldspat- und Quarz-Porphyroblasten aus. Eine Detailaufnahme könnte nützlich sein.

Grüße  :winke:
karlov

Offline Eckard

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Re: Ist das ein Såvald-Dysberg-Ignimbrit
« Antwort #4 am: Mai 13, 2019, 13:31:37 Nachmittag »
Hej Marc,

danke für die guten Erläuterungen und Anregungen. Hier nur ganz kurz: Was Du im letzten Absatz erwähnst, das kommt meinem ‚Gefühl’ am nächsten. Aber auch bei dem ersten Stein ist es ähnlich; nur eben ein klein wenig anders. :smile: Als Leitgeschiebe habe ich den SDP nicht betrachtet. - Die beiden von Dir genannten Titel (Vinx und Stow [nicht: Stout]) liegen hier vor, ich muss aber gestehen, sie werden viel zu wenig genutzt. Wird sich ändern.

Die Seiten von M. Bräunlich (ein akribisch arbeitender Mensch) sind mir neben anderen kristalline Geschiebe behandelnden Seiten bekannt und werden oft von mir aufgesucht. Vergleiche mit Bildern, und seien es noch so gute Fotos, können m. E. in vielen, wenn nicht den meisten Fällen nur eine Richtung weisen, jedoch keine absolute Bestimmung ermöglichen. Jeder Stein ist ein Unikat, wie wir Menschen. Selbst die allernächste Verwandtschaft weicht im Detail ab. (Bei Unikat muss ich immer aufpassen, dass ich nicht i und a verwechsele. Dumme Angewohnheit von mir. :confused:)

Was ich ansonsten noch zu sagen hätte, dass ist hier nicht von Interesse. Dazu gibt’s ja die PN.

Besten Gruß
Eckard
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(Heinz Bennent am 17.10.2002 in 3sat)

 

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