Autor Thema: Mets - (k)eine Generationenfrage?  (Gelesen 13010 mal)

Offline Wunderkammerad

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Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
« Antwort #45 am: Juni 28, 2019, 23:44:54 Nachmittag »
Vergraben? Bloß net. Am Ende kommt wieder einer von den Spezialisten daher und beschwört, dass die allesamt zusammen auf den Punkt da  runtergefallen sind.

Mei, lieber M, werter Wunderkammerad, was interessierte es mich dann noch?  :einaugeblinzel:

Nun ja - cheers, Alex - , Rotieren in der Gruft soll, wie man so hört, durchaus mit gewissen Unannehmlichkeiten verbunden seyn. Aber gegen so kleine metaphysische, gar mystische Gesten ist ja nunmal schon garnichts einzuwenden. Ganz im Gegentum.






Offline gsac

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Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
« Antwort #46 am: Juni 29, 2019, 19:41:12 Nachmittag »
Nun ja - cheers, Alex - , Rotieren in der Gruft soll, wie man so hört, durchaus mit gewissen Unannehmlichkeiten verbunden seyn. Aber gegen so kleine metaphysische, gar mystische Gesten ist ja nunmal schon garnichts einzuwenden. Ganz im Gegentum.

Cheerio, Wunderkammerrad! Na ja, die Hüter der Friedhofsordnung hätten da schon was einzuwenden, aber der Verblichene rotiert da wohl eher ruhig. Sollte ich in 10 (oder so) Jahren noch leben, werde ich mal kurz nach dem Zustand des neulich Verbuddelten gucken, um ihn dann sogleich wieder bei Nacht und Nebel zurück zu legen...

Offline Chrisl

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Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
« Antwort #47 am: Juli 12, 2019, 18:24:06 Nachmittag »
Hallo zusammnen,

ich kann Eure Gedanken und Schlußfolgerungen nur zu gut nachvollziehen!

Als Mit-Vierziger hab ich sowohl Kontakt zu "alten Säcken", als auch z.B. beruflich mit Jugendlichen.

Meine Erkenntnis ist, dass all diese Sammelhobbies Geduld und Ausdauer erfordern - also Tugenden, welche bei der "ich will alles und das sofort"-Generation de fakto nicht mehr vorhanden sind. Jahrelang einem bestimmten Stück hinterherzulaufen ist heutzutage nicht mehr drinn....

Zudem ist wissenschaftliche Neugier oder/und das Interesse, seine Allgemeinbildung erweiteren zu wollen, eine Voraussetzung dafür, überhaupt so ein exotisches Hobby anzugehen.

Allgemeinbildung, bzw. was die junge Generation dafür hält, ist jedoch jederzeit per Knopfdruck aufs Smartphone verfügbar und somit eine Bildung "offline", bzw. "auf Vorrat" scheinbar unnötig.
Dieses Manko sieht man insbesondere bei politischen Themen, wo eine Einordnung und Bewertung von politischen Vorgängen von vielen gar nicht mehr vorgenommen werden kann - meiner Meinung nach eine sehr bedenkliche Entwicklung.

Die überwiegende Mehrheit der unter-20-jährigen beschäftigt sich in seiner Freizeit fast ausschließlich mit "sozialen" Themen am Smartphone.
"Sozial" ist deshalb unter Anführungszeichen, weil es sich dabei zu 99% um belanglosen Bullshit handelt.
Meine Generation - und da schließe ich mich selbstkritsich ein - hat damals seine Zeit mit Fernsehen oder Computerspielen vergeudet.

Ab 20, wenn die Leute dann ihr erstes eigenes Geld verdienen, kommen langsam ein paar echte Hobbies dazu. Aber auch hier wird die zwischenmenschliche Komponente sehr hoch bewertet. Soll heißen, alleine im Kämmerlein zu sitzen und seine Steine zählen, iss nich.

Was bleibt?
Wenn wissenschaftlich interessant, kann man seine Sammlung am Lebensabend einem Museum vermachen.
Allen anderen Sammlern wird es so ergehen, wie den Leuten mit den Briefmarken und den Telefonwertkarten: Ab in die Tonne damit!

Ich laß mir die Freude an meinen Stücken trotzem nicht verderben und bleibe fasziniert!

LG
Christian





Offline Wunderkammerad

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Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
« Antwort #48 am: Juli 12, 2019, 23:33:17 Nachmittag »
Dieser Thread ist interessant und hat durchaus eine gute Fragerichtung. Ich teile auch in vielerlei Hinsicht, Christian, Deine Beschreibung und Einschätzung der Hingabe zu den Himmelssteinen vor dem Hintergrund von Social Media und deren Bedingungen.

Dennoch komme ich zu einer klar positiveren Ansicht. Diese gründet sich darauf, dass Meteoritensammeln schon seit jeher eine Beschäftigung für Einzelgänger und Liebhaber von Nischen war. Nimmt man das mal an, dann kann man heute konstatieren, dass dieser kleine aber feine Kreis dabei ist, sich zu erweitern. Und zwar erheblich. Die Sammlergemeinde wächst, das hat man ganz deutlich dieses Jahr in E'heim gesehen, das ich in dieser Vielfalt, Dichte und auch Breite des Angebots so noch nie erlebt habe. Und es war ein durchaus nicht kleiner Anteil an jungen, jüngeren Leuten dabei. Deutlich mehr als früher, meinem Eindruck nach.

Dazu kommt das gerade erst beginnende Erwachen der Meteoriterei in China - warten wir mal ein paar Jahre ab, und wir werden zahlreiche und gerade auch junge Chinesen erleben, die damit befasst sind. Auch hier waren in E'heim schon einige anzutreffen, mit högschder Konzentration.

Meteoriten sind dabei, in der öffentlichen Wahrnehmung auch auf Auktionen großer Häuser wie Christie's ihren Platz zu behaupten, oder auf seitenlangen Darstellungen etwa in der Financial Times. D.h. auch ihr Sammelwert wird zunehmend anerkannt. Und wenn man die Ergebnisse verfolgt: er wächst.

Zum Schluss der vielleicht wichtigste, weil so glaube ich noch nicht gesehene Punkt. Wir leben in einer Zeit, in der sich allmählich, ganz allmählich und vor allem eben wiederum bei der jungen Generation das Bewusstsein eines globalen Miteinanders auf diesem Planeten einstellt. Dinge müssen zunehmend weniger für sich, sondern in ihrer weltweiten Verflechtung gesehen werden, wenn es noch für eine längere Zeit Menschen auf diesem Planeten geben soll. Dieses Bewusstsein des Eingebundenseins in einen großen Kontext spricht sehr vital und bewegend etwa aus den Texten von Astronauten, die die kleine, verletzliche blaue Kugel in der kalten, tiefschwarzen Leere hängen sehen, mit ihrer Atmosphäre, dünn und zerbrechlich wie eine Eierschale. Und genau dieses Bewusstsein wecken, jedenfalls meiner persönlichen Erfahrung nach, auch die Metis, die Jahrmillionen durch dieses dunkle Vakuum gedriftet und irgendwann auf unserer Erde gelandet sind - ohne Einwanderungserlaubnis, ohne jegliche Ahnung, in welchem Land sie nun angekommen sind. Mein erster Eindruck: unglaublich! Unmöglich eigentlich, sowas in Händen halten, und mehr noch, auch erwerben zu können.

Also: es mag durchaus sein, dass die Generation Facebook, Twitter, Whatsapp & Co. da nicht weiter interessiert ist. Aber die übrigen, mögen es auch prozentual mit Abstand keine Mehrheit sein, werden mehr, werden engagierter, kenntnisreicher. Sie werden die Fahne hochhalten. Und höher.





Offline DCOM

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Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
« Antwort #49 am: Juli 14, 2019, 00:11:09 Vormittag »
Was bleibt?
Wenn wissenschaftlich interessant, kann man seine Sammlung am Lebensabend einem Museum vermachen.
Allen anderen Sammlern wird es so ergehen, wie den Leuten mit den Briefmarken und den Telefonwertkarten: Ab in die Tonne damit!

Ich laß mir die Freude an meinen Stücken trotzem nicht verderben und bleibe fasziniert!

Warum in die Tonne, was meinst denn damit? Glaubst Du, dass Meteoriten in geraumer Zeit nicht mehr nachgefragt werden / nichts mehr wert sind? Deine Worte lassen mich etwas ratlos zurück. Wenn Du recht hättest, wäre das ein Schlag ins Kontor, da ich einen Teil davon durchaus als Rücklage fürs Alter sehe. (Zumindest die Chinesen sehen das ähnlich, wenn freilich nicht jeden Gleisschotter-Fitzelmet als Wertanlage...)

Gruß, DCOM

Offline Wunderkammerad

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Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
« Antwort #50 am: Juli 14, 2019, 01:33:42 Vormittag »
Hart gesagt: die Absicht der Altersrücklage allein schützt vor Debakel nicht.

Hatte da neulich eine sehr lehrreiche Unterhaltung. Eine Bekannte erzählte, wie ihre - durchaus vermögenden - Großeltern in bester Absicht gesammelt haben. Alte Autos. Briefmarken. Pelzmäntel. Auch Schmuck. "Das wird später alles mal Dir gehören." Nix war's. Sie kriegen jetzt dies alles selbst für umme fast net los.

Nun, die Großeltern, die auch ich kannte, waren weit davon entfernt, Kenner ihrer Sammlungsgebiete zu sein. Kennerschaft aber schützt vor Reinfall, in erheblichem Maße.

Außerdem denke ich, wie oben dargelegt (was aber offenbar nicht besonders interessiert), dass aus vielerlei Gründen die Debakel-Hypothese auf Meteoriten nicht so bald zutreffen wird.


Offline Met1998

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Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
« Antwort #51 am: Juli 14, 2019, 09:21:18 Vormittag »
Generationsfrage (Bilderrätsel)
Passend zur Generationenfrage konnte ich gestern beim Besuch einer Anglerveranstaltung im Spreewald,
an einem Nebenarm der Spree, dieses Hinweisschild (Bilderrätsel) entdecken:
?...Gasse

Da kam mir passend zum Thread die Idee, man könnte über dem oberen Gegenstand noch eine Schild anbringen und einen zusätzlichen Hinweis erstellen:

Alter…?
Met1998
Der Mensch hat die Fähigkeit zur Vorahnung und er reift mit Geduld, wie Whisky, Käse und Wein!

Offline Eckard

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Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
« Antwort #52 am: Juli 14, 2019, 09:42:10 Vormittag »
Hallo Ehrfried,

wie wäre es mit Alter Sack?

Schönen Sonntag
Eckard
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(Heinz Bennent am 17.10.2002 in 3sat)

Offline Muschgard

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Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
« Antwort #53 am: Juli 14, 2019, 10:30:54 Vormittag »
Was bleibt?
Wenn wissenschaftlich interessant, kann man seine Sammlung am Lebensabend einem Museum vermachen.
Allen anderen Sammlern wird es so ergehen, wie den Leuten mit den Briefmarken und den Telefonwertkarten: Ab in die Tonne damit!

Ich laß mir die Freude an meinen Stücken trotzem nicht verderben und bleibe fasziniert!

Warum in die Tonne, was meinst denn damit? Glaubst Du, dass Meteoriten in geraumer Zeit nicht mehr nachgefragt werden / nichts mehr wert sind? Deine Worte lassen mich etwas ratlos zurück. Wenn Du recht hättest, wäre das ein Schlag ins Kontor, da ich einen Teil davon durchaus als Rücklage fürs Alter sehe. (Zumindest die Chinesen sehen das ähnlich, wenn freilich nicht jeden Gleisschotter-Fitzelmet als Wertanlage...)

Gruß, DCOM
...die Erben, soweit überhaupt vorhanden, müssen erst einmal den potentiellen Wert erkennen.
Das stelle ich mir bei  "Steinen mit schwarzer Kruste" noch schwieriger vor als bei glitzernden Mineralien.
Im Bereich Mineralien und Fossilien wandert aktuell so viel in die Tonne dass es ein Jammer ist.
Erschwerend kommt da natürlich oft hinzu dass sich in aktiven Zeiten nur unzureichend um eine adäquate Katalogisierung gekümmert wurde, so dass die Dinge jetzt, ohne nachvollziehbare Fundortangaben praktisch wertlos sind.

Grüße,
Michael

Offline gsac

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Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
« Antwort #54 am: Juli 14, 2019, 12:15:45 Nachmittag »
Hallo Ehrfried,
wie wäre es mit Alter Sack?
Schönen Sonntag
Eckard

Liebe "alte Säcke" Eckard und Ehrfried, ist es nicht gut, dass es die "alten Säcke" noch
gibt? Also ich habe damit keinerlei Problem, ich schaue auf eine schöne Vergangenheit
und gern auch auf die Zukunft, jetzt bin ich Rentner und selber längst einer dieser Spezies.

Dem irdischen Gestein wohnt Magie inne, da nenne ich gern "Nuvvuagittug", auch bekannt
als "ältestes Gestein der Erde". Ich habe ein nettes Scheibchen in der Sammlung. Ich habe
auch ein Pröbchen der tiefsten Kontinentalbohrung ever in der Sammlung, sowas finde ich
einfach faszinierend. Plus irdisches Impaktgestein, Tektite, ja auch Gesteinsproben von der
Ostsee, verlagert aus dem Norden. Sowas kann rein optisch schon sehr ansprechend sein.

Dem ausserirdischen Gestein wohnt indes noch mehr Magie inne, weil das ja nicht von hier
kommt, sondern per Zufall hier gelandet ist, nachdem es Jahrmilliarden woanders verbracht
hat. Und davon sind mir wiederum am Allerliebsten die möglichst wenig metamorphierten
Proben, weil sie die beste Signatur einer ganz frühen Epoche unseres Sonnensystems haben.
Natürlich auch ein paar schöne Eisen, klaro.

Sie werden uns alle überleben, hoffentlich nicht bis ins Unendliche kleingesägt für die neue
grosse Sammlerschaft. Ich weiss noch nicht, wie ich das mit meiner eigenen Sammlung mal
anstelle, aber was ich weiß: es gehört erhalten und an gute Bewahrer übergeben! Und by
the way: ich habe es niemals als "Rücklage fürs Alter" begriffen [@DCOM], sondern immer
eher als persönliche Bereicherung und Freude, solange ich mir mal "dit un dat" leisten konnte,
wie man es hier bei uns im Norden sagt.

Ich empfehle an dieser Stelle ausdrücklich auch noch mal gern folgendes kleines Büchlein:
"Das Buch vom Stein" Untertitel "Texte aus fünf Jahrtausenden". Das hat jemand heraus-
gegeben, der hier auch einen Rang und Namen hat foral, wenn auch nicht seinen Klarnamen
nennt, was ich wirklich gut verstehe. 2005 Jung und Jung Verlag, ISBN 3-902497-02-05.

:hut: Alex

« Letzte Änderung: Juli 14, 2019, 12:43:37 Nachmittag von gsac »

Offline Eckard

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Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
« Antwort #55 am: Juli 14, 2019, 13:20:30 Nachmittag »
Hallo Alex,

zunächst: ich hoffe, es geht Dir gut(er). :einaugeblinzel:

Auch ich habe mit meinen bald 1000 Monden damit kein Problem, und nennt mich einer ‚alter Sack’, dann sage ich mir, so ganz Unrecht hat er nicht, und lächle. Die Antwort auf Deine Frage also lautet: JA!

Danke für den Hinweis auf ein sicher sehr interessantes Buch. Es wird bald in meinem Regal stehen, und es wird gelesen. Ich war, bin und bleibe ein Büchernarr. Dass der Autor seinen Klarnamen hier nicht nennt, stößt allerdings nicht auf mein Verständnis. :imsorry: Das ist leider eine Angewohnheit, die sich durch viele deutschen Foren zieht. Warum nur? – Ich lobe mir die Offenheit der Skandinavier, speziell der Dänen, durch deren Foren ich schon manche Wanderschaft gemacht habe. Sie nennen ihre Namen und man kann auch deren Profile einsehen. Vor was hat man hier nur Angst? :gruebel:

Du sprichst von Magie in den unseren irdischen Steinen, und davon noch mehr in den außerirdischen Wanderern, die plötzlich auf der Erde landen. Ich verstehe Dich sehr gut. - In meiner Signatur schreibe ich: …, ein Stein der kann erzählen. Das hat seinen Grund, und wird in einem kleinen Gedicht (noch Torso) niedergeschrieben. Gut Ding will Weile haben.

Das für den Moment.

Herzlichen Gruß
Eckard
Wenn man aufhört, sich zu interessieren, wenn man aufhört, zu lernen,
wenn man aufhört, sich zu begeistern: dann altert man.
(Heinz Bennent am 17.10.2002 in 3sat)

Offline MetAur

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Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
« Antwort #56 am: Juli 14, 2019, 13:26:23 Nachmittag »
Was wäre das Sammeln ohne Suchen, Finden, der intensiven Beschäftigung mit den Objekten und ihrer Systematik?
Als Kind macht es auch mehr Freude, Fußballbildchen oder Briefmarken nach und nach durch Zufall und Geschick zu ergattern, als einfach einen kompletten Satz mit Album zu kaufen.
Ich verstehe mich in dieser Hinsicht eher als großes Kind und nicht als Anleger, der sein Geld statt in Wein, Whisky oder Gin und statt in Gold oder Silber eben in Meteoriten als Kapitalanlage steckt. Die vielen hier bereits aufgezählten Beispiele von mittlerweile nahezu toten Sammelgebieten sollten Warnung genug sein.
Wenn ich Sendungen wie "Bares für Rares" sehe, finde ich es oft erschreckend, welche lächerlichen Beträge für liebevolle kleine Sammlungen und schöne alte Einzelobjekte aller Art über den Tisch gehen - und noch erschreckender, dass die Verkäufer meist die paar Euros für ihre Erbstücke und Dachbodenfunde auch noch strahlend entgegennehmen, weil man für das Prunkstück des Opas ja einmal gut Essen gehen kann. Nur wenn jemand von ihm selbst hart zusammengetragene Stücke anbietet, willigt er am Ende nur mürrisch ein oder nimmt sein Stück sogar lieber wieder heim.
Uns allen sollte klar sein, dass Seltenheit eine Bedingung, aber keine Garantie für die Wertschätzung durch andere bedeutet.   

Offline Mettmann

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Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
« Antwort #57 am: Juli 14, 2019, 17:41:39 Nachmittag »
Scheene Greisengesänge...

...schaumer doch in die Gegenwart. Ich mach tatsächlich einen Generationswexel aus und zwar fest an:
Nächsten Sonntag ists soweit: Echtes Jubiläum: 50 Jahre Mondlandung.
Und? Und was ist los? Fast nix!

Verglichen mit dem unechten Jubiläum vor 10 Jahren.

Vor 10 Jahren das Fabfenzi voll mit Dokumentationen und zwar Neue, aber auch etliche fast nie gezeigte alte. Dazu das ganze Arsenal abgefeuert an mond- und/oder apollobezogenen Spielfilmen. Ui, die stundenlange Livesendung von dunnemals zichma wiederholt. Gar einen neuen prachtbombastaufbereiteten Staunekinofilm.
Bildbände, Hochglanz, Luxusartikel von Neuauflage Hasselblad, Uhren, Lampen bis hin zum Prachtbuch mit Landerfüßen und echtem eingelassenen Saharamondbatzen für 5stellige Summen, Sondereditionen von Möbeln, Schuhen, Lego, Playmobil, Kaffeetassen und Sach und Zeug. Zig Interviews mit den Astronauten und Missionsbeteiligten. Sonderaustellungen in naturhist. und technikgeschichtl. Mussen, aber auch in Kunstgalerien, Performances usw. usf. In der Tageszeitung, die ich les, mindestens zwomal die Woch ein Mondthema.
Und das alles das gesamte Jahr über.

Und dieses Jahr?  Wie still es ist!!!
Fast nix. Einen einzigen psychologisierenden Armstrongspielfilm und eine Doku nur für Fexe&Nerds aus kommentarlos zusammengestopseltem Archivmaterial in, nunja, sehr ausgewählten Kinos.
Merchandise? Hype? Fehlanzeige.
Im Fabfenzi? Die Wochen, wos nun ansteht, eine einzige neuproduzierte Doku gesehen; Thema: Welche schwerstschuldbeladene Nazis außer Wernher von Braun haben sonst noch die Amis auf den Mond geschossen. Und in den Nebenkanälen...nur die turnusmäßige Wiederholung von meist Mondverschwörungswiderlegungskrempel, in einer Frequenz als wärs das 42. das 47. das 148. Jubiläumsjahr.
Versteh einer den Handel! Vor zehn Jahren ein Riesenbohay - heute die derbe Fehleinschätzung und nix, weil der Oheim aus der werberelevanten Konsumgruppe rausgealtert ist. Wie saudumm, hihi, sitzen in D, A, CH statistisch erwiesen doch just die alten Säcke, die das alle noch miterlebt haben und die mit Apollo noch kiebich&kirre zu machen wären, auf den mit Abstand größten Privatvermögen.
Versteh auch die Mett-Dealers nicht. 50 ist allemal runder als 40 und just jetzt, da Mond durch den Mehrzentnerfund so billig wie Briketts und so billig, wie er die nächsten 500 Jahre nicht mehr sein wird, hergeht - die müßten doch, wenn bei Verstand, alle möglichen und unmöglichen Kanäle von früh bis spät mit Monden zuscheißen, hypen und apollonisieren bis alle Schwarten krachen.

Ja, es ist mittlerweile schon soweit - nen, man weiß eigentlich gar nicht, ob - also will sagen: Seit Clinton gehört es zum Standardprogramm, daß der amerikanische Präsident eine baldige Rückkehr zum Mond (und ggfs. eine mittelfristige Erstfahrt zum Mars) ausruft..
So ,nunjah sagmermal "wissenschaftsfern", wie die aktuelle dortige Regierung ist, weiß ich gar ned, ob der Trump diesen Ritus bedient hat?
(Naja, muß man warten, bis der Chines handfestere Ankündigungen macht, dann wird er schon krähen - die Welt ist ein Kindergarten geworden).

Räusper: Nicht weil es leicht ist,  sondern weil es keinen interessiert... :crying:

Kurz (warum, hab ich dieses Wort jetzt geschrieben?): Es ist definitiv festzustellen: Die Apollo-Ära und die Apollo-Generation ist zu Ende und abgeschlossen.

Für unsere heutigen Scheißerlein ist die Mondlandung nur noch so etwas,
wie es der Lindberghflug für uns war,
ein Schulterzucken wert
und höchstens noch fürs Amüsemang über Trivialkuriosa interessant, a la dem Tanzstil des Lindihops oder dasser Bigamist war.

Allerdings, was die kleinen Rotzer nicht kapiern, mit dem großen Unterschied:
Heut kann jeder für den Gegenwert des Lohns von vier, fünf Arbeitstagen über den Ozean fliegen.
Bei der bemannten Raumfahrt hammer uns zurückgezogen und seit zwei Generationen nix mehr geschafft, als auf dem Fußabtreter knapp über der Atmosphäre herumzukrauchen.

Also - diese Prägung, die für viele ein nicht unbedeutender Anteil am Momentum war, fasziniert worden zu sein von außerirdischen Steinen,
die gibts heute nicht.
(Und den Marsflug, der eine Rennaisance einer solchen Prägung zweifelsohne erbringen wird - den werden wir nimmer erleben).

Mei, was bin ich heut wieder altklug,
mir wird ja gleich selber schon schlecht...

 :prostbier:
Mettmann
 
« Letzte Änderung: Juli 14, 2019, 17:57:25 Nachmittag von Mettmann »
"If any of you cry at my funeral,
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Offline Muschgard

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Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
« Antwort #58 am: Juli 14, 2019, 18:48:16 Nachmittag »
... die Inder starten eine Mondmission zum Jubiläum:

https://www.tagesschau.de/ausland/mondmission-indien-101.html

Grüße,
Michael

Offline Mettmann

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Re: Mets - (k)eine Generationenfrage?
« Antwort #59 am: Juli 14, 2019, 20:49:29 Nachmittag »
Naja Michael,

Uranus Vorbeiflug hatte in den Printwochenmagazinen noch die Titelseite bekommen,
Neptun immerhin noch mehrseitig in Farbe die Mittelseiten
und da war i.Ü. die Welt noch viel mehr am Untergehen als heut mit Greta, Trump und Hartz.
Was aber dann der Pluto...kein Vergleich.

Hubble, selbst Huygens&Cassini noch, die Rovers, da war im Fenzi immer noch viel mehr los als heut.
Was hammer uns aufgeregt, daß in den Beiträgen der Hauptnachrichten, sie zu 80-90% die animierten Werbefilmchen der Nasa gespielt haben, statt viel mehr von den sensationellen Originalbildern, Bilder die die Menschen unheimlich viel gekostet und Bilder, wie sie die Menschheit zuvor nie gesehen hat, zu zeigen.

Heut wird eigentlich überhaupt nix mehr zur Kenntnis genommen. Die sensationellsten Missionen und Ergebnisse nimmer.
Höchstens erratisch - muß Saure-Gurken-Zeit, ein Redaktionspraktikant mit hobbymäßiger Astronomieaffinität und Werbegetrommel von Raumfahrtagentur ob mögl. Budgetbedrohung zusammenkommen - daß nochmal was in die Nachrichten kömbt. So kommts mir vor.

Oder aber die zweite Schiene - über die Person. Nix für ungut - meinen Reschpekt für den Peter Lustig der Weltraumfahrt, unsern Astro-Alex Gernst, mit welch Gleichmut er im Fenzi die einzige kosmologische Frage, die uns Deutsche zu bewegen scheint, zum viertausendsten Male beantwortet:
Wie is das, wenn Sie im All aufs Klo müssen...
Bei so einer Berichterstattung, auwei, da wäre es von Unheil, wenn die erste dt. Astronautin ev. eine zu große Nase hätt und ohne Castingshow ausgewählt..
Und sonst, gibts anstelle der Wissenschaft, immer einen Beitrag wie das Amen in der Kirche:  - wenn der neue Dr.Mabuse & Messias Musk erfolgreich ein Raketel mit einer Nutzlast ohne Nutzen gezundt.
Ich bin da wohl zu alt, als daß das Themen wären, die mich allzu sehr begeistern.

Erratisch - lies es ab, dank Kepler haben wir ja nun jede Menge:  Wann schaffts ein neu entdeckter, kleinerer Exoplanet in die Tagesthemen, heute journal ect. und wann nicht? Es gibt kein Muster, kein Kriterium.
Es ist ein Niveau..

als ob die Königin Isabella von Kastilien den Kolumbus nach dessen Wiederkunft gefragt hätt:  Und was gabs da zum Essen? Achso. hmm. Ja dann. Wiedersehn. Bis zum nächsten Kontinent amal.

Red ich nur von den Anstalten, die von mir, nur wie es ein Staat oder eine Kirche darf, eine Zwangssteuer erheben dürfen, allein aus dem Grunde, daß ich eine Wohnstatt habe. Sie dürfen das, weil sie dem Staate versprochen haben, mich zu bilden.

Schalt ich am späteren Nachmittag ein, berichten mir fast immer wohlfrisierte Moderatorinnen von Kinderschändungen und vermissten Kindern unisono auf beiden Sendern, über tödliche Verkehrsunfälle und über Belanglosigkeiten von mir oft unbekannten Menschen, die aus mir noch unbekannteren Gründen prominent sein sollen.
Was soll mich das bilden? Seit 1970er sind die Kindsmißbrauchfälle und die Zahl der Verkehrstoten kontinuierlich und stark gesunken, und damals gab es viel weniger Prominente, die von viel mehr Menschen gekannt wurden und ihre Prominenz andersgearteten Taten als heute verdankten. Wo ist der Sinn? Wo ist die Unterhaltung daran?

Schalt ich Abends ein, ist fast immer Gesprächsrunde. Das Thema ist letztlich immer das Gleiche in mäßigen Variationen und lautet:
Müssen wir alle sterben und zugleich: wer soll das bezahlen?
(Antwort1: Ja. Antwort2: Der kleine Mann oder der Deutsche --> auf jeden Fall wir.)

Ich fühle mich unter Wert gebildet.
Und fabuliere, nähme man meinem Heimatbundeslandsender, der lediglich 13 Millionen von den bald 7 Milliarden Erdenbürgern bebilden und bespaßen soll, die Hälfte seines Anteils aus jenm Gebührenpott weg,
so könnte man davon alle ein bis zwei Jahre einen Rover mit Gamsbart und Radischneider auf den Mars schießen.

Den Eishauch der Ewigkeit aus den leeren Fernen, zu denen wir nicht gelangen können,
der einen Schaudern läßt, wenn wir ein Stück einer tatsächlich ganz eigenen anderen Welt in die Hand nehmen,
der kann ein Kind von heute nicht mehr ergreifen.

Und Schuld daran sind - da hatter recht, der Wunderkammerad, - nur wir,
weil wir ihnen nicht mehr davon erzählen.

Mettmann


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