Autor Thema: Münchenmesse '07 & Freitagabend Fliegerbräu  (Gelesen 7539 mal)

Offline Mettmann

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Re: Münchenmesse '07 & Freitagabend Fliegerbräu
« Antwort #15 am: November 05, 2007, 21:02:09 Nachmittag »
Salü,

nun ist die Schau vorüber, wir kühlen uns die Varitzen, die wir uns in die Wadln gestanden haben und können die Revue passieren lassen.
Generell, und ich erlaube es mir zu beurteilen, da ich die Mineralientage seit meiner Kindheit besuche, ist die Messe, was das Sortiment an Mineralien und Fossilien für den Sammler bis hinauf zu Museumsstücken angeht, ziemlich heruntergekommen und das Angebot weiter auf dem absteigenden Ast.
Mittlerweile besteht die Hälfte der Messe aus Schmuck und Einrichtungsgegenständen/Dekoartikeln, wobei es schwierig wäre, den größeren Teil auszugliedern, da vieles von der Qualität her nicht auf einer spezialisierten Schmuckmesse zugelassen würde.
Vom Rest wird mittlerweile ein großer Teil von "Wellness" und anderem Hokus-Pokus eingenommen. Bin an einer Publikumsvorführung vorbeigekommen, das hat sich nicht wesentlich unterschieden von dem, was ihr aus Fußgängerzonen, Kaufhäusern und Kirmes an Gemüsehobel-, Haarwuchsmittel- und Bügeltischanpreisungen kennt (mit dem Unterschied, daß die Gurkenhobel und Bügeleisen wenigstens funktionieren...)
Wiederum vom Rest entfällt noch ein weiterer Teil auf absoluten Ramsch, bei dem sich nicht mehr erschließt, was er mit Mineralien, mit Steinen zu tun haben könnte.
Aufgeschnittene Schneebesen, um sich am Kopf zu kratzen - pardong, um sich sein Chi zu stimulieren, Schlüsselanhänger aus Plastik, emaillierte Blechtierlein, Holzkämme, Glasfiguren, Nippes.
Allein die Größe der Messe läßt einen zwischen dem ganzen Plunder doch noch Stände mit guten und interessanten Stücken finden und die Sonderausstellungen lassen die Schau noch sehenswert bleiben. Doch sollten die Ausrichter schon aufpassen, daß nicht die anspruchsvolleren Anbieter eines Tages ganz wegbleiben bzw. nicht vollständig darauf vertrauen, daß das allgemeine Publikum nur mit Floh- und Jahrmarktatmosphäre zu locken wäre.
Wie immer haben wir gegen Ende unseren internen Wettbewerb durchgeführt:  Ein jedes hat 3Euro Budget und 15 Minuten Zeit, den grausigsten Ramsch einzukaufen, den er finden kann; das ekelerregendste Objekt gewinnt. - Dieses Jahr hat uns am meisten erschüttert, daß keiner von uns das Budget oder die Zeitvorgabe ausschöpfen mußte.

Nun endlich zu den Meteoriten.
An den Stand gefesselt, können wir natürlich nur einen unvollständigen Eindruck gewähren, aber genügend Forumler waren ja da, um ihre Impressionen demnächst hier wiederzugeben.
Wie der Mirko schon berichtet, war das marokkanische NWA-Angebot noch einmal schmäler als im eh schon knappen Vorjahr, sodaß ich meine Litanei nimmer ablassen muß, daß die Wüste austrocknet. Richtig aufgetischt an Wüste hatten eigentlich nur noch Hmani & Sohn, - Pani wie immer ein kleines aber gutes Sortiment, und ansonsten war bei den Marokkanern eben der neue Star vorherrschend:   Mali.
In allen Größen, sehr gute Stücke zwischen 1.5-4Euro/g, manchmal vermischt mit Bassikounou.
Große Eisen, bis auf die üblichen Campos und mittlerweile Muonionalusta (Österberg zeigte mir stolz ein Bild, eines 380kg-Trumms, daß sie unlängst gehoben) fast komplette Fehlanzeige und wie nicht weiter verwunderlich, sind auch die kleinen Sikhotes keine Schüttware mehr, wie noch vor 2-3 Jahren.
An Neuigkeiten sind mir aufgefallen, ein bisserl Carancas, wie schon erwähnt und Vassiliev brachte drei neue russiche Namen/Funde mit, gewöhnliche Chondrite, wovon einer sehr gute Kruste besaß und ein halber Fall war, da die Feuerkugel beobachtet wurde, er jedoch erst Jahre später auf einem Parkplatz am Straßenrand gefunden wurd.
Natürlich hatte auch La Mancha seine Münchner Premiere, viel ist ja nicht gefunden worden, noch weniger ist übrig, bei den Karls und bei Chladni's Heirs.
Am besten sortiert, was Historie angeht, waren wie üblich die Karls und Vassiliev. Andi Gren nicht zu vergessen für Euch Eisenliebhaber. Les Fectays wie gewöhnlich nur eine kleine Auswahl an Historie und raren Klassen, neben ihren anderen Segmenten. Wie immer ein Heidenspaß an Erich Haiderers Stand zu wühlen, wo sehr gewöhnliches mit erzrarem bunt durcheinander gemischt, ein großartiges Streufeld. Die russischen Kameraden um Jägerprinz Dima präsentierten eine kleine Auswahl ihrer seltenen Omanfunde, die Egers mit ihrem Schwerpunkt auf Eisen und weiterverarbeiteten Eisen, gehören sowieso zum Inventar der Schau. Ein Australier mit sehr guten Millbillillies, zu handelsüblichen Preisen ist mir noch haften geblieben...

Nun und Chladni's Heirs natürlich!
Dieses Jahr hatten wir allerdings ein hartes Los getroffen,
da wir neben zwei ausgesprochenen Schräten plaziert wurden. Der eine war DAS Lokal-Original der Messe. Ein 127jähriger Strahler, ein bayrischer Mullah, der, wenn ihn der Berg ruft um die Kristalle zu brechen, den Steinbock und den Bären durch seinen Eigengeruch abhält und durch eine Schicht Eigenschmalz einen jeden Wettersturz noch überstanden (wozu es vonnöten, auch auf den Messen, ähnlich und weithin riechende Speisen zu verzehren). Ein Greis, uriger als Trenkers Luis, eingewachsener als ein Zehennagel.
Dieser Guru wurde von einer ehrfürchtigen Pilgerschar bewallfahrtet, denen er seine Funde von der Alm, dargeboten auf seinem Schnupftuch und einer blauweiß gewürfelten Serviette, gnädig wie Devotionalien zum Kauf überließ. Als da waren:  Schwerspat aus China, Rosenquarz aus Südamerika, Gelumpf von der grünen Insel Irland, und eine schauerliches Gemälde der Felsenkirche von Idar-Oberstein. Nach dem Abbau verschwand er in der Toilette, tauschte seine löchrige Popeline gegen den Nadelstreif und machte sich in seinem Bentley von dannen.
Der andere war dem Polt sein Sohn, ein meschuggener Walldorfschüler, der seine halbe Verwandtschaft anrief um ihr und der halben Halle mitzuteilen, daß die Wurschtsemmel beim Rewe 1Euro koste.
Sein persönlicher Höhepunkt der Schau war, daß er sich am Samstag ein Taxi zu seiner Schwester nähme, obwohl er für die 4 Stationen auch die U-Bahn nehmen könne,
sowie daß er sonntags jemanden gefunden hätte, der ihn nach Penzberg mitfahren ließ. Dieses unfaßbare Glück versuchte er einem benachbarten chinesischen Händler jedoch vergeblich 2 Stunden lang begreiflich zu machen.
Dem Polt sein Sohn verkaufte Schnecken, die er an der Autobahn gefunden hatte zu 1Euro das Stück.
Ich versuchte ihm noch die Fundstelle, das Geheimnis der reichen Schneckengründe an der A8 zu entlocken, doch ganz so dumm, war er dann doch nicht...

Gegenüber versank ein Franzos mit Quarz und Amethyst in Melancholie, wie wir meinten - war aber nicht die Schwermut; wie sich später zeigte, hortete der Kerl unter seinem Tisch Batterien von leergeschnupften Weißbiergläsern. Schräg gegenüber trieb ein Ungar sein Unwesen, allerlei Mineralien und gefälschte Kristalle aus gefärbtem Glas waren sein Metier, die er im Katalog findig als "Lehrmittel" angegeben, nichtsdestotrotz den Ahnungslosen als echte Stufen andrehte. Sein liebstes Stück war indes einer dieser Schneebesen, der Chi-Stimulator, von denen er sich eine Ladung in der Nachbarhalle besorgt hatte. Wenn er nicht auf seinem Schuhputzschemel vor seinem Tisch kauerte und ihn für ein Euro fuffzig pries, vertrieb er sich die Zeit hinter den Messebesuchern her zu schleichen und zu versuchen, ihnen den Schneebesen über den Kopf zu stülpen.
Rechter Hand hatten wir, mein Name ist Ismael, der mit bewundernswertem Langmut, aber auch sichtlicher Trauer, den Schlamassel ertrug.

Kurz, wir hatten schlechte Karten.
Was ich damit ausdrücken will, ist, daß solche Messen wahrscheinlich nicht das richtige Umfeld sind, Meteorite zu präsentieren.
Es ist einfach ein Unding, mit unseren Monden, die seltensten Objekte der Mess, auszustellen und eine halbe Armlänge nebendran werden klappernde, bunt angepinselte Blechfische aus China, für 3Euro das Stück vertickt. Da hat kein Besucher die Chance, das Außergewöhnliche zu registrieren, man geht in dem Müll und Unrat unter.
Wir hatten dieses Jahr auf sehr seltene Klassen und besonders ungewöhnliche und ästhetische Stücke aus der Wüste gesetzt, im Sinne einer Leistungsschau, wobei wir darauf geachtet, auch erschwingliche Größen-/Preise für den Sammler bereitzuhalten.
Am Besten liefen bei uns, neben unseren Monddosen natürlich,
unsere kleinen Malis – ja wir konnten einfach nicht widerstehen und Stefan brachte einen Sack allerliebster Minis aus Marokko mit, Individuals, meist komplett, von einigen wenigen Zehntel Gramm (!) bis hinauf zu zehn Gramm und obwohl wir ja wussten, daß allerortens in München Mali angeboten werden würden, lagen wir mit den kleinen Dingern goldrichtig und erwachsene Altsammler hatten ihren Spaß daran, die herzigsten herauszukramen.
(Sind noch welche da. 3Euro/g).
Bei den Sammlern und Freunden gab es einen für uns unerwarteten Überraschungssieger, unsern fertig klassifizierten EL6, W low, mit kleinem tkw, dessen Scheiben tüchtig Absatz fanden. Einzelne Scheiblein sind noch übrig, 35Euro/g.
Guten Anklang fand natürlich nach der Diskussion auf der US-Liste, der NWA 4399, einer der Pairinggruppe der Acapulcoite, von denen einer – und somit eben dann in Folge auch die anderen – zum Lodraniten umklassifiziert wird, (hätten wohl nicht den alten Preis, der für einen ACAP eh schon günstig, beibehalten sollen…)
und die hübschen unäquilibrierten 3er mit ihrem prächtigen Chondrenreichtum natürlich.
Sehr häufig mussten wir die Vitrine öffnen, um die 3 letzten Funde der La Manchas zu zeigen, alle drei mit verschiedenartiger Kruste: einer wie aus Glas, der zweite mit radialen Flow-Lines, der dritte aber ist mit seinen „Stacheln“ der Igel.
Die Spezialisten ergänzten sich bei uns manche Lücke in ihrer Systematik und bei den Historischen Fällen.
An Neuigkeiten hervorzuheben wären neben einer Reihe von CKs und HEDs, ein wahrscheinlicher CM2 und die Blasenreiche Eukritschmelzbrekzie (beides noch nicht im Verkauf), sowie unser neuer Mond, wovon wir eine Scheibe zur Ansicht dabei hatten, der verspricht eine echte Sensation zu werden (die Analysen sind allerdings noch nicht abgeschlossen).
Überaus tröstlich war es für uns zu sehen, daß unsre Newschen Dünnschliffe fast vollständig weggingen und das keineswegs sämtlich an uns schon bekannte Sammler, es also ein Zeichen war, daß prinzipiell in München auch fachkundiges Publikum unterwegs, was vermutlich die neuere Schrottorientierung der Messe genauso wenig schätzt wie wir.
(Dreie sind noch übrig, ich sags nicht zweimal).

Zusätzlich, da es letztes Jahr sehr gut angenommen wurde, stellten wir noch mehrere Dutzend sehr hochwertiger Trilobite aus, High-End, wie man das neudeutsch zu bezeichnen pflegt. (Wer von Euch solche sammelt, kann sich ja bei uns melden).

Soderla, das wars schon!
Martin & Stefan
 :prostbier:
« Letzte Änderung: November 05, 2007, 21:41:12 Nachmittag von Mettmann »
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Offline herbraab

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Re: Münchenmesse '07 & Freitagabend Fliegerbräu
« Antwort #16 am: November 05, 2007, 21:30:38 Nachmittag »

Danke, Mettmann, für den ausführlichen Rückblick. Aber Eins wollen wir jetzt schon noch wissen: Wer hat Euren Ramsch-Wettbewerb gewonnen, und womit?

Grüße, Herbert
"Daß das Eisen vom Himmel gefallen sein soll, möge der der Naturgeschichte Unkundige glauben, [...] aber in unseren Zeiten wäre es unverzeihlich, solche Märchen auch nur wahrscheinlich zu finden." (Abbé Andreas Xaverius Stütz, 1794)

Offline Mettmann

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Re: Münchenmesse '07 & Freitagabend Fliegerbräu
« Antwort #17 am: November 05, 2007, 21:40:24 Nachmittag »
Es gab diesmal drei 1.Plätze:
- Ein schlecht entgrateter Plastik-Triceratops chinesischer Fertigung, der mit einem geheimen Mechanismus versehen war: Ein Wunderwerk asiatischer Ingenieurskunst. Betätigte man einen Knopf auf seinem Rücken, hob er den Kopf um 5-7 Millimeter.
- ein Schlüsselanhänger aus Draht und Glasperlen, der wohl einen Marienkäfer vorstellen sollte. Vermuteter Fertigungsort: Huntsville, Todestrakt.
- eine Schildkröte, aus Muscheln zusammengeklebt mit Zylinderhut.
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Offline herbraab

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Re: Münchenmesse '07 & Freitagabend Fliegerbräu
« Antwort #18 am: November 05, 2007, 21:45:42 Nachmittag »
 :lacher: :auslach: Da versteh' ich, dass sich die Jury auf keinen Sieger einigen konnte.... :auslachl:  :platt:
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Pittiplatsch

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Re: Münchenmesse '07 & Freitagabend Fliegerbräu
« Antwort #19 am: November 05, 2007, 22:09:40 Nachmittag »
Hallo Herbert und Alle,

um das Grauen etwas zu veranschaulichen, habe ich hier ein Bild der prämierten Fundstücke der verhergehenden Runde:
1. Platz: ein bunt emailliertes Blechschwein
2. Platz: eine bilinkende Deutschlandfahne zum Anstecken
3. Platz war eine Fussfeile aus Glas....

Aber solcher Plunder scheint sich doch besser zu verkaufen als die üblichen Mineralien, Fossilien, Meteoriten, denn man sieht immer mehr davon auf den Börsen. Und der Name "Mineralienbörse" ist auch mittlerweile ein ziemlicher Etikettenschwindel, denn der Schwerpunkt scheint doch eindeutig auf Schmuck zu liegen. Ich würd mal sagen, dass so um 80% der Aussteller Schuck und Schmucksteine anbieten. Bei der diesjährigen Börse ist mir das besonders aufgefallen und es macht kaum noch Spass zwischen diesem ganzen Schrott nach den interessanteren Anbietern zu suchen. Deshalb haben wir uns auch entschlossen, dieses sinkende Schiff zu verlassen und nächstes Jahr nicht mehr in München als Aussteller vertreten zu sein, es sei denn dass wir bis dahin an ein paar Paletten emaillierter Blechschweine herankommen...

Grüsse,
Stefan

Offline gsac

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Re: Münchenmesse '07 & Freitagabend Fliegerbräu
« Antwort #20 am: November 05, 2007, 22:33:51 Nachmittag »
Kann es sein, daß München einfach "zu groß" geworden ist als Messeplatz, oder sieht es auf
anderen größeren Börsen ähnlich aus - Dortmund, Hamburg, Stuttgart, Basel..??? Ist das ein
genereller Trend oder nur ein lokales münchner Phänomen? Dazu müßte man sich mal mit
Leuten unterhalten, die auch viele andere Mineralienmessen besuchen - z. B. mit den Egers.

Schade eigentlich, denn mir hat die München-Börse früher immer gut gefallen. Als ich das letzte
Mal dort war, fand ich es allerdings auch schon recht unüberschaubar. Wird das noch schlimmer
und nimmt der "Tinnef-Anteil" am Sortiment tatsächlich zu? Dann sähe ich auch keinen rechten
Grund mehr, als Besucher, der sich für Meteorite und ein wenig auch für Mineralien in Reinform
interessiert, dort in Zukunft noch hinzufahren und würde es als Händler ebenso bzw erst recht
skeptisch sehen, so wie Martin und Stefan jetzt.

Was übrigens so eine sehr spezifische Börse wie die Ensisheim-Show weiter aufwertet im Vergleich,
jedenfalls für die primär Meteoriteninteressierten. Dort findet man alles konzentriert auf engem
Raum, d. h. die Wege sind nicht weit, der Eintritt und die Standpreise sind moderat, und die
ganze Nomenklatura ist vertreten, inclusive zunehmend Besucher aus Übersee. Klein, aber fein!
Das "Flair" so einer Börse ist ja nicht zuletzt auch immer ein Spiegel seines Publikums.

Oder man hat das Glück, so wie z. B. Hanno, in der Nähe einer Regionalbörse zu wohnen, bei der
sowohl Ausrichter als auch Aussteller noch "auf dem Teppich geblieben" sind mit ihren Vorstellungen.
Tucson, Denver und Tokio sind halt für den hiesigen Ottonormalverbraucher doch arg weit entfernt....

Oder man zieht als Händler die Konsequenz und beschränkt sich aufs Internetgeschäft und auf einen
guten Kundenstamm, den man auch via Computer bedienen kann. Aber das ist auf Dauer halt ein
bißchen sehr "leblos", wenn man dem Kunden (oder Interessenten) nicht auch mal persönlich die Hand
geben und ein paar Takte Auge in Auge miteinander reden kann. Auch dafür sind ja Börsen da, zum
"Flagge zeigen", und aus meiner Sicht ist die persönliche Begegnung an diesen Plätzen sogar einer der
wesentlichsten Aspekte dabei und für mich einer der Hauptgründe, überhaupt zu so etwas hinzufahren...

Alex

Offline Mettmann

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Re: Münchenmesse '07 & Freitagabend Fliegerbräu
« Antwort #21 am: November 05, 2007, 22:42:59 Nachmittag »
Oheim,
die Siegerstücke, die Stefan soeben präsentiert hat, sind Trouvallien der Hamburg-Messe....
Schmuck und Plunder nehmen allein nicht nur überhand, sondern es kommt ja noch die ganze Esoterik und Wellness obendrauf, wasses beides vor zehn, zwanzig Jahren ja noch überhaupt nicht gegeben hat.

Man sollt eine eigene Messe dafür ersinnen.
Ich weiß auch schon einen Titel und zwar einen englischen, weil das ja modern ist:

Knickknack 2008.

(Das ist eine englische Vokabel, schaut mal ins Wörterbuch, wasse bedeutet).

 :super:
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Offline gsac

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Re: Münchenmesse '07 & Freitagabend Fliegerbräu
« Antwort #22 am: November 05, 2007, 22:56:16 Nachmittag »
Knickknack 2008

Ja, klingt gut - "Schnickschnack 2008"!  :wow: Aber fährt da auch die Schickeria hin, das
Klientel mit der Kohle? Oder wo versenken die dann all ihr Geld? Ja, ich glaube, beim Eso-
Kram schon, das macht kaum vor irgendeiner Gesellschaftsschicht halt, wo an jeder Ecke
in Zeitschrift oder Glotze ein Scharlatan zu Worte kommt. PS: ich erinnere nur mal an die
Sendung über Engel und Ufos mit der Nina Hagen neulich - das kann, wer will, sich noch
mal auf Youtube reinziehen...

Hier in Berlin gibt´s "Rudi´s Resterampe" oder so ähnlich, auch einen anderen holländischen
Anbieter der mit mehreren Filialen auftritt. Sortiment: jeder Artikel 0.99 Euro (oder wahl-
weise auch mal 0.50 Euro). Ich versteh´s ja auch nicht so recht, wo die das Publikum finden,
aber es muß wohl funktionieren, sonst gäbe es die Läden ja nicht. Ist vielleicht ein kulturelles
Phänomen...

Alex

Pittiplatsch

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Re: Münchenmesse '07 & Freitagabend Fliegerbräu
« Antwort #23 am: November 05, 2007, 23:17:43 Nachmittag »
Hallo Alex und Alle,

an der Grösse der Börse liegt es mit Sicherheit nicht. Ganz im Gegenteil, gerade die Grösse der münchner Börse garantierte bisher immer eine geweisse Vielfalt. Aber auch in München breitet sich immer mehr diese "Krankheit" aus, die zuerst auf kleineren Börsen begonnen hatte. Schon Ende der Neunziger hatte ich es mir verkniffen, auf kleine Börsen zu fahren, weil da manchmal ausnahmslos nur noch Schmuck und anderer Krempel angeboten wurde unter dem Etikett Mineralienbörse. Da hat man sich dann jedes mal nur geärgert, wenn man hunderte Kilometer für umsonst gefahren war. Schwer zu sagen, an was das liegen könnte. Vielleicht gibt es immer weniger Leute, die sammeln. Aber wie Du schon geschrieben hattest, die wenigen spezialisierten Börsen wie Ensisheim werden in Zukunft wohl ein guter Ersatz für die gemischten Börsen sein.

Gruss,
Stefan

Offline Mettmann

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Re: Münchenmesse '07 & Freitagabend Fliegerbräu
« Antwort #24 am: November 06, 2007, 00:21:17 Vormittag »
Nuju Oheim,

es geht ja nicht nur um die Schnäppchengier,
deren Entstehung zu erklären ist relativ leicht,
sondern gerade der Esokrempel und Wellnesszauber ist eine reichlich kostspielige Angelegenheit.
Ich frage mich immer, ob die Anbieter aus diesen Bereichen, ihre Preise dadurch rechtfertigen, daß sie für sie Schmerzensgeld darstellen, mit denen sie sich ihre Qual bezahlen lassen, den Käufern so einen Humbug verzapfen zu müssen.
Guxx Oheim, der Madegasse schleift eben aus seinem Quartz ne Kugel oder Südamerikaner ne Pyramide aus seinen Steinen ohne Hintergedanken, ausser, daß er gelernt hat, daß die Leut das eben so haben wollen und es sich besser verkauft.
Kriegt der Esoteriker das in die Reißen, und lehrt auf der selben Messe das Publikum sich just dieselben Stücke aufs Hirn zu setzen, kostens bei ihm das 5 oder Zehnfache. Unsereins tät ne Schnur durchn Campo fädeln, und das Hängerlein für 5 Euro verticken, der Schamane indes quatscht von ollem Geheimwissen der Urahnen und astralen Welten und verkloppt den Hänger für 108 Euro weiter.
Und ich kann mir gut vorstellen, daß just solche, die hauptsächlich die Messen bedienen, eben irgendwann so frustriert sind, dasse bei sich denken, jetzt ist Schluß, erst kommt das Fressen, dann die Moral, das sind erwachsene Leute, die sowas kaufen, die handeln eigenverantwortlich und wennse den Plunder derart überbezahlen und es so haben wollen, dann sindse selber Schuld, ich mach das jetzt oooooch.

Ich weiß es nicht. Jeder Nasenhaarschneider wird von der Stiftung Warentest auf Herz und Nieren geprüft und verglichen, jede Planierraupe vom TÜV Rheinland verboten, wenn nen Teil davon ausgerissen dem Kleinkind in der Luftröhre stecken bleiben könnt...

aber warum um Himmelswillen geht keine solcher Institutionen an solch einen Blödsinn wie die Esoterik und den Wellnessunfug ran, ein Milliardenmarkt, wo die Leut nach Strich und Faden beschissen werden, und entlarvt den ganzen Schwindel ??

Wenn ein Arzt seinem Patienten sagt, er müsse sich den Finger in den Hintern stecken, Eigenurin trinken, den er 3x7 mal nach links umrühren muß und sich Palmöl ins Ohr schütten und nen Stein auf den Sterz legen, und ihm sagt, daß er so den Krebs besiegt und ihm dafür ein paar Tausender rausleiert,
dann wandert der in den Knast.
Gibt er vorher seine Approbation ab, heißt sich Heiler und Reikimeister oder Schamane,
dann ist es legal, dann darf er lügen und betrügen, wie er grad lustig ist (und kriegt auch einen Stand auf den Mineralientagen) und sich bereichern an der Dummheit der Leut nach Herzenslust.

Huch, und wenn ich an unsere religionsfeindliche Gesellschaft denke, was machen denn wir so wahnsinnig aufgeklärten Geister? Treten der Steuer wegen aus den Kirchen aus und rennen zu den Eso-Wellness-Astro-Scharlatanen, um eine großes Vielfaches für den kindischsten Zauber rauszuhauen, dens in der Masse und Dümmlichkeit nicht mal im finstersten Mittelalter gegeben hat.
Sollens halt in die Kirch gehen und zu den Nothelfern hinbeten, da gibts genug Show und Riten und es ist wesentlich billjer.

Ich weiß es nicht, wieviel Prozent vom Umsatz würdet Ihr als Schweigegeld verlangen, wenn Chladnis Erben nun eine neue meteoritische Esorichtung ersinnen täten?

Muß ich mal antesten, häkel ich mir eine Dakermütz...soll ich Euch mal verraten, wie rumänisches Feng-Shui funktioniert?
Psssst. Man läßt einen Hund (oder wars ein Schwein?) in das leere Haus und da, wo er sich zuerst niederläßt, um zu ruhen, da stellt man das Bett hin.
Klau ich noch 10% Namen aus der Geschichte, gebe 100% Geschwürbel-Übergebäude dazu, hol mir ein pfiffiges Hundel von der Straß und nehm 300Euro die halbe Stunde für die Beratung,
feddich.

Mettmann

 
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Offline MetGold

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Re: Münchenmesse '07 & Freitagabend Fliegerbräu
« Antwort #25 am: November 06, 2007, 06:57:53 Vormittag »
Hallo,

der Morgen mit einem Beitrag von Martin - und der Tag ist gelaufen - nein nicht ganz, erst muß ich noch einem Götzbild hultigen  :anbeten:  und in eine Alraune beißen.   :lacher:

Aber Spaß beiseite, der Hintergrund des ganzen ist leider ziemlich traurig, seit man im Fernsehen einen wohl 24-Stunden Wahrsagerkanal extra eingerichtet hat ... ich versteh die Welt nicht mehr.   :crying:

... Wenn sich unsere Angela erst den Bundestag nach Feng Shui einrichten läßt und unser Finanzminister dann immer in der Geldecke hockt und der Außenminister in der Beziehungsecke ... dann ist alles längst zu spät ...

 :winken:   MetGold   :alter:
Ein ereignisreicher Tag ist mehr als namenlose Jahre - (Spruch aus einem chinesischen Kalender)

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Re: Münchenmesse '07 & Freitagabend Fliegerbräu
« Antwort #26 am: November 06, 2007, 08:37:26 Vormittag »
Martin , Martin ,

las dir mal einen alten Spruch durch den Kopf gehen :" die Welt will betrogen sein " .
es ist die Leichtgläubikgeit der Menschen , das haben doch schon die wunder Docktoren im Wilden westen ausgenutzt .
nimm eine Priese sage , einen Schuss Wissenschaft, verrühre das mit einem guten Portion Linguistik , und zum schluss nimmst du noch ein Paar erfundene Beweise , und schon kannst du dir dein Geld selber drucken .

Bis dann Lutz  :winke:

P.s . das war nur ein kurzer abriss dessen was wiklich alles da rein gehört  :baetsch: ich will hier doch keine lehrstunde für welche geben die meinen hier eine Anleitung zu finden  :fingerzeig:
Aller Anfang ist schwer !!

Speci-Man

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Re: Münchenmesse '07 & Freitagabend Fliegerbräu
« Antwort #27 am: November 07, 2007, 01:57:22 Vormittag »
Hi!
Ich seh's einfach mal so: Die zunehmende Medienpräsenz der Kommerz-orientierten Anbieter schafft es immer besser, den leichtgläubigen Massen eine Schein-Normalität einzubläuen. Das wirklich schreckliche daran ist - depremierenderweise - leider die Tatsache, dass diesem galoppierendem Trend eine normative Kraft innewohnt. Da mag man sich - dazwischengeraten - schon mal auf solch einer Messe fragen, wer hier eigentlich außerhalb der Normalität steht.
Martin und Stefan: Ich teile eure Empfindung.  :streichel:
Es ist halt bitter.
"Denk ich an Deutschland in der Nacht......."
Liebe Grüße
Gerhard  :super:


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Re: Münchenmesse '07 & Freitagabend Fliegerbräu
« Antwort #28 am: November 07, 2007, 14:51:53 Nachmittag »
Nuju Gerhard,

nichtkommerzorientierte Anbieter gibt es nicht, auch auf die kleinsten Börsen gehen die Sammler und Sammlerhändler, weil sie etwas verkaufen, für sie vorteilhafte Täusche tätigen und ihre Kosten zumindest wieder rausholen wollen.
Dytt is normal, die Mineralienheilsarmee muß erst noch erfunden werden.

Den Esozauber gibt es sehr wohl in vielen andern Ländern auch.
Fraglich ist allerdings, ob es viele Länder gibt, wo für so einen Mumpitz ähnlich viel ausgegeben wird wie hier in unserer wirtschaftl. starken Republik
und Aberglaube und Kommerz gibts vielerorten, nuuuur die besondere Pikanterie bei uns ist, daß dieses ganze Geschwürbel bei uns keinerlei Tradition hat, sondern meistenteils frei erfunden und an den Haaren herbei gezogen ist, ihihi.

Deswegen rückbesinnen wir uns das nächstemal auf Tradition und treten mit Schmoitzlabix und Suppnbruntza (bayrisches Pfenk-Schui) made in Taiwan an.
Bärte lassen wir uns bis dahin jedoch nicht wachsen, sondern kleben sie uns ggfs. an.

dulijöh
Marteng

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