Autor Thema: Steinbestimmung (welche Minerale sind da drin?)  (Gelesen 2059 mal)

Offline gsac

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Steinbestimmung (welche Minerale sind da drin?)
« am: Mai 03, 2020, 00:38:18 Vormittag »
Liebe Steinexperten,

ich weiss, hier ist der geballte Sachverstand in Sachen "irdische Gesteine" hochkonzentriert vertreten.
Deshalb habe ich, obwohl primär Meteoritensammler, mal eine ganz und gar unmeteoritische Frage an
die Experten.

Schaut Euch bitte mal das angehängte Bild an. Es zeigt die Textur eines grösseren, aufgesägten Steins,
der nach meiner Grobeinschätzung eine Granitvariante sein könnte, die fotografierte Fläche ist etwa
15 cm x 20 cm. Was sehen die Experten: ist das ein Granit, oder wenn nicht, was ist es dann? Könnt
ihr mir was zu der Textur sagen, z. B. zu diesen rötlichbraunen und andererseits hellen und auch dunklen
Fleckchen, die die Matrix durchziehen, insgesamt in einer leichten Rechtsoben-Linksunten-Richtungs-
orientierung auf dem Bild?

Ich halte es für wahrscheinlich, dass das ein eiszeitliches Geschiebe aus Skandinavien ist, aber weiss
auch das nicht so genau. Der aufgesägte Stein sieht in Gänze aus wie ein grauer grosser Solitär bzw.
Feldstein, der so in seiner Naturform gefunden und dann aufgesägt wurde, also eher nicht nach Material
aus einem Steinbruch von weiter südlicher Provenienz. Was meint ihr?

Ich finde den Stein sehr schön und würde ihn mir gern in den Garten legen. Leider konnte mir der
Steinmetz, der die gesägte Fläche hergestellt hat, nicht so genau sagen, was man da sieht, aber da
hoffe ich halt, hier etwas mehr zu erfahren.

Herzlichen Dank für jegliche Expertise vorab!

:hut: Alex

[PS: das Foto ist von mir, da ist keinerlei (c) drauf]

Offline lithoraptor

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Re: Steinbestimmung (welche Minerale sind da drin?)
« Antwort #1 am: Mai 03, 2020, 09:01:30 Vormittag »
Moin Alex!

Das Gestein ist kein Granit. Granite (Granite sind Plutonite) haben ein richtungslos körniges Gefüge der Minerale. Hier liegt klar ein metamorphes Gestein vor. Ich würde es als Gneis ansprechen.

Die Mineralbestimmung ist bei der gewählten Übersichts- bzw. der Ausschnittsgröße nicht bis ins Detail möglich, aber einiges kann man sagen:

Bei dem rötlichen Mineral handelt es sich um Kalifeldspat. Dieser ist sichtlich vielfach in bestimmten Bereichen konzentriert. Man darf daher von Augengneis sprechen. In den hellen Bereichen unterstelle ich mal die Anwesenheit von Quarz (müssten man genauer sehen). In den dunklen Bereichen würde ich die Anwesenheit von Biotit (dunkler Glimmer) unterstellen (es können aber auch noch weitere dunkle Minerale beteiligt sein).

Das mal so als Schnellschuss von mir über die Minismartquatsche...

Gruß

Ingo

Offline speul

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Re: Steinbestimmung (welche Minerale sind da drin?)
« Antwort #2 am: Mai 03, 2020, 09:05:42 Vormittag »
Moin Alex,
Ingo hat natürlich recht,
man sollte aber wissen, dass Steinmetze ALLE kristallinen und polierbaren Gesteine als Granit bezeichnen.
Die kennen nur 4 Arten von Gestein.
Die anderen sind: kristallin und nicht polierbar: Sandstein
kalkig und polierbar: Marmor
kalkig und nicht polierbar: Kalkstein
Petrografie kann so einfach sein!

Grüße
speul
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Offline Met1998

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Re: Steinbestimmung (welche Minerale sind da drin?)
« Antwort #3 am: Mai 03, 2020, 09:33:34 Vormittag »
Moin Alex,
ich vermute Gneisgranit (Metamorphit), oder Granodiorit (richtungslos):

Feines- bis mittelkörniges Gefüge, leicht rosa Feldspäte, etwas grauer Quarz und dunkle Minerale wie Hornblende oder Biotit.
Das Ganze sieht etwas in eine Richtung gebügelt aus.

 :imsorry:, aber das Foto ist etwas..., könntest du evtl. mal ein scharfes Foto von der anderen, nassen, sauberen Oberfläche (RS) zeigen. Sieht das evtl. da ungefähr so aus, wie meine 9 cm und 12 cm Stücke?

Das Geschiebe hast du bestimmt in Rerick gefunden?  :einaugeblinzel:

Gruß Ehrfried  :hut:
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Offline gsac

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Re: Steinbestimmung (welche Minerale sind da drin?)
« Antwort #4 am: Mai 03, 2020, 12:17:17 Nachmittag »
Erst mal vielen Dank, liebe Freunde. Ich versuche, zwei weitere Fotos in ein Format zu bringen, das ich hier zeigen kann. Bis später, vielleicht heute Abend..

:hut: Alex

Offline gsac

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Re: Steinbestimmung (welche Minerale sind da drin?)
« Antwort #5 am: Mai 03, 2020, 15:30:42 Nachmittag »
Das Geschiebe hast du bestimmt in Rerick gefunden?  :einaugeblinzel:
Gruß Ehrfried  :hut:


Nöö, Ehrfried. Aus Rerik habe ich letztes Jahr ein paar kg abgerolltes Strandgestein mitgebracht, das mir aufgrund der Besonderheiten auffiel, u. a. auch das vom 3. Bild unten, aber nicht das bereits vorgestellte und angesprochene Gestein. PS: gern wäre ich ja noch mal nach Rerik gefahren, aber momentan dürfen dort leider nur Einheimische an den Strand und keine Touristen wie ich aus Niedersachsen, denn Meck-Pomm hat derzeit ziemlich strikte Zugangsregeln.

Nein, mein schon vorgestellter Stein hätte gar nicht ins Auto gepasst. OK, ich oute das mal: es ist ein Findling, ca 1.7 m breit an der breitesten Stelle und ca 1.3 m hoch und sicher sowas um 1 to schwer. Ich sah den zufällig auf dem Ausstellungsgelände eines hiesigen Steinmetzes, und er hat mir gleich gefallen. Wir haben zu Hause einen kleinen Naturgarten und ich könnte mir vorstellen, den zu kaufen und dort aufzustellen, zunächst mal als dekorative Bereicherung, und dann später vielleicht mal als - mmmh mmmh, räusper räusper, hoffentlich noch länger hin ...!! - "finalen" Stein zu nutzen, ihr wißt schon, was ich meine.

Da er immer noch beim Steinmetz steht und heute Sonntag ist, mag ich nicht hinfahren und ihn noch mal sauber und mit Wasser benetzt fotografieren, jedenfalls vorerst nicht. Also gibt es jetzt auch keine weiteren Detailbilder als das schon geschickte und zwei, die ich hier zum Wunschobjekt hinzufüge, siehe unten. Man sieht, es handelt sich um einen abgeflachten, halbierten Felsen mit grosser Schnittfläche. Die Schnittfläche ist an mindestens 3 Seiten hier gut sichtbar umrandet von einer ein paar cm tiefen, leicht angewitterten Zone, was nach meiner laienhaften Vorstellung bedeuten könnte, dass der Stein, so wie er ist, allerdings ohne Schnittfläche natürlich, lange irgendwo in der Natur herumgelegen hat, und also nicht erst kürzlich aus einem Steinbruch abgebaut wurde. Der Steinmetz konnte mir leider nichts zur Herkunft sagen, ich könnte mir aber schon vorstellen, dass es sich um ein Geschiebestein aus Skandinavien handelt, oder was meint ihr?

Dass es sich um einen metamorphen Gneisgraniten oder Gneis handeln könnte, finde ich als Aussage schon mal sehr hilfreich, auch die Benennung der Minerale, die man erkennt. Wenn ihr Euch nun die zwei hier zusätzlich gelieferten Bilder, insbesondere das Bild der unangetasteten Aussenfläche anschaut: gibt es einen weiteren Hinweis, verfestigt sich die These eines Gneis-Graniten, bleibt es doch noch etwas im Ungewissen, oder ist es als Ansprache aufgrund der zusätzlichen Bildinfos wieder eher zu verwerfen? Woher könnte der Stein stammen, ist die These eines nordischen Geschiebes eher unhaltbar oder eher wahrscheinlich? Ich bedanke mich schon mal sehr für weitere Aussagen dazu. Die Investition, wenn ich es denn mache, ist nicht ganz gering, und wenn schon, dann wüsste ich halt auch gern, was ich mir da aufstelle...

Bei einem Gneis hatte ich bisher immer an ein eher uniformes graues Steingebilde gedacht, so ähnlich wie im dritten Bild unten vom mitgebrachten Rerik-Geröll. Aber wenn es denn so angesprochen wird, dann sei es so und ich freue mich.

Herzlichen Dank allen Experten,
:hut: Alex

Offline Buchit

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Re: Steinbestimmung (welche Minerale sind da drin?)
« Antwort #6 am: Mai 03, 2020, 19:29:18 Nachmittag »
Hallo Alex,

hm, also Gneis als "uniform graues Steingebilde" - nein, das passt nicht. Dieses "Gebilde sieht für micht (mit allem Vorbehalt! denn das Bild könnte "näher dran" sein, und ein frischer Bruch...ach, das übliche halt: Steinbestimmung nur mit Foto ist oft kritisch!) ein Amphibolit.

Der Findling - da habe ich keine großen Vorbehalte, das einen Gneis zu nennen.

Gruß,
Holger

Offline JFJ

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Re: Steinbestimmung (welche Minerale sind da drin?)
« Antwort #7 am: Mai 04, 2020, 18:54:28 Nachmittag »
Moin Alex,

"Gneis" bezieht sich auf das Gefüge, nicht auf die Mineralbestandteile. Obwohl in einem Gneis mind. 20% Feldspäte enthalten sein müssen.
Also ein Gestein mit i.d.R. einem Granit als Edukt.
Wird dieser Granit durch Druck, meinst in Verbindung mit Hitze metamorph "verunstaltet", ist es ein Gneis.

Gruß
Jörg


 
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