Autor Thema: Meteoriten von weiter draußen  (Gelesen 1879 mal)

Offline Cassini

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Meteoriten von weiter draußen
« am: Oktober 18, 2020, 13:39:05 Nachmittag »
Hallo hab mal eine weitere Frage an die Experten. Nach dem 2017 Oumuamua durch unser Sonnensystem gerauscht ist, stell ich mir die Frage ob es auch kleiner Objekte von draußen aus dem interstellaren Raum gibt, vielleicht sogar „Schwärme/Wolken“ die es unter Umständen auf die Erde geschafft haben. Ich habe davon zwar noch nichts gelesen oder mitbekommen, aber theoretisch halte ich es nicht für ganz abwegig, zumal unser Sonnensystem ja auch in Bewegung ist. Gibt es Meteoriten dessen Ursprung weit außerhalb des Sonnensystems vermutet wird?

Grüße Ingo

Offline metnet

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Re: Meteoriten von weiter draußen
« Antwort #1 am: Oktober 18, 2020, 14:49:16 Nachmittag »
Für die CI-Chondriten gibt es Spekulationen, dass wenigstens manche von ihnen von Kometen stammen könnten. Bewiesen ist aber meines Wissens nichts.

Viele Grüße
Jürgen

Offline karmaka

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Re: Meteoriten von weiter draußen
« Antwort #2 am: Oktober 18, 2020, 15:18:37 Nachmittag »
Es gibt bisher keine bekannten Meteoriten aber einem Meteor am 8.1.2014 (1.3S, 147.6E) wird in diesem Paper ein interstellarer Ursprung zugesprochen:

Discovery of a Meteor of Interstellar Origin

In diesem Zusammenhang auch:

Hyperbolic meteors: Interstellar or generated locally via the gravitational slingshot effect?

The challenge of identifying interstellar meteors
« Letzte Änderung: Oktober 18, 2020, 15:37:25 Nachmittag von karmaka »

Offline Thin Section

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Re: Meteoriten von weiter draußen
« Antwort #3 am: Oktober 18, 2020, 16:57:59 Nachmittag »
...die Frage ob es auch kleiner Objekte von draußen aus dem interstellaren Raum gibt,...

Hallo Ingo,

Zumindest wissen wir, dass es interstellare Materie in einigen unserer Meteorite gibt - so z.B. interstellare Diamanten in dem kohligen Chondriten Allende!

Bernd  :winke:
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Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, dass die Dummen todsicher und die Intelligenten voller Zweifel sind. (Bertrand Russell, britischer Philosoph und Mathematiker).

Offline Cassini

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Re: Meteoriten von weiter draußen
« Antwort #4 am: Oktober 18, 2020, 20:07:05 Nachmittag »
Nicht zu vergessen die Urellite die ebenfalls Nanodiamanten zum Teil in sich tragen. Auch dieser Teil der Entstehung unseres Sonnensystems wirft noch einige Fragen auf.  Wo kommen die Diamanten her? Es hat vor unser Sonnensystem welches 4,5 Milliarden Jahre alt ist  2 weitere Sonnen an etwa dieser Stelle gegeben. 2 Stück mit etwa 15 bis 20facher Sonnenmasse, eine die etwa 750 Tausend Jahre vor unserem Sonnensystem existierte und eine etwa 2 Milliarden Jahre davor. Müssten denn dann die Meteoriten oder der Staub (Chondren)  davor nicht sogar älter sein, wenn sie aus dem Material dieser Sonnen entstanden sind.  Warum sind es nur Nanodiamanten und nicht noch andere Materie die von außen in die Staubscheibe eingetragen wurden? Bei solch einer Explosion sollten doch auch noch andere Sachen dabei sein außer Diamanten. Was ist mit dem Gold welches noch zusätzlich von außerhalb in unser Sonnensystem eingetragen wurde, ob nun durch die Verschmelzung von Neutronensternen oder einer anderen gewaltigen Explosion? Das zumindest sind Fragen die ich mir stelle, vielleicht hat ja jemand von euch eine Antwort, bzw. Antworten darauf.

Sorry wenn es etwas komplexer geworden ist. 

Danke Ingo

Offline Mettmann

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Re: Meteoriten von weiter draußen
« Antwort #5 am: Oktober 19, 2020, 01:16:32 Vormittag »
Zitat
Es hat vor unser Sonnensystem welches 4,5 Milliarden Jahre alt ist  2 weitere Sonnen an etwa dieser Stelle gegeben. 2 Stück mit etwa 15 bis 20facher Sonnenmasse, eine die etwa 750 Tausend Jahre vor unserem Sonnensystem existierte und eine etwa 2 Milliarden Jahre davor.

 :gruebel: Ähm, wer sagt den sowas?

Ich find diese zusammenfassende Ausführung zu den Entstehungbedingungen der Sonne von Dr.Pfalzner, deren Forschungsgruppe Simulationen über die Dynamiken in dichten Haufen fährt, gelungen und verständlich:
https://www.mpg.de/6674386/mpifr_jb_2012

Hmm, ich vermute mal, daß ein extrasolarer Mett sich durch eine abweichende Isotopensignatur verraten könnt. Man gruppiert ja die Meteorite gern nach ihren Verhältnissen bestimmter Sauerstoffisotope (O17/O18) in generische Familien.
Moment...
hier in dieser Diagrammsammlung eines offen bar Sauerstoffverrückten zu sehen (der wohl an ein wenig Mangel an selbigem litt, so oft wie er Oxygen! Oxygen! Oxygen! schreibt): http://www.geo.brown.edu/research/Milliken/GEOL2840_files/GEOL2840_MeteoriteIsotopes.pdf

 :prostbier:
Mettmo

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Offline Wunderkammerad

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Re: Meteoriten von weiter draußen
« Antwort #6 am: Oktober 19, 2020, 13:30:00 Nachmittag »

Ich find diese zusammenfassende Ausführung zu den Entstehungbedingungen der Sonne von Dr.Pfalzner, deren Forschungsgruppe Simulationen über die Dynamiken in dichten Haufen fährt, gelungen und verständlich:
https://www.mpg.de/6674386/mpifr_jb_2012

Sehr interessant, besten Dank. So habe ich diesen Zusammenhang noch nicht dargestellt gefunden.

Offline rubblepile

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Re: Meteoriten von weiter draußen
« Antwort #7 am: Oktober 19, 2020, 16:39:49 Nachmittag »
Ich habe mal irgendwo gelesen dass interstellare Meteoroide (lt. Wikipedia eigentlich Objekte die um die Sonne kreisen, aber wie soll man sie in diesem Zusammenhang sonst nennen?) durch ihre Herkunft aus Sonnensystemen mit anderer Eigenbewegung zu schnell unterwegs wären, als das etwas davon die Erdoberfläche erreichen könnte. Warum sollte das aber zwingend der Fall sein?  :nixweiss:

Edit: Mit der Eigenbewegung der Sterne kann es eigentlich nichts zu tun haben, das ist in Relation zu Sonne nicht sooo schnell. Was ist dann das Problem, Fluchtgeschwindigkeit? Wenn ich nur wüsste wo ich das gelesen habe...
« Letzte Änderung: Oktober 19, 2020, 17:09:31 Nachmittag von rubblepile »

Offline Mettmann

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Re: Meteoriten von weiter draußen
« Antwort #8 am: Oktober 19, 2020, 17:47:58 Nachmittag »
Nuju,
so ein Brocken muß schon mal einen Zahn entwickeln, der ihn seiner Sonne entrinnen läßt.
Es ist recht spaßig. Hierhamse 2017 aufwendig gerechnet und simuliert und herausgefunden, warum man nie einen extrasolaren Asteroiden beobachten wird können:
https://iopscience.iop.org/article/10.3847/1538-3881/aa5c8a/meta

und nur ein paar Monate später kam der sagenhafte Oumuamua vorbei!

Jetzt bin ich aber zu ungebildet, um dessen Geschwindigkeit aus all den unterschiedlichen Angaben herauszufinden, die er in größter Erdnähe und beim Durchschneiden der Ekliptikebene gehabt hat. Was man so liest habe er das Sonnensystem mit 26 km/s relativ zur Sonne betreten, die ihn dann bei seinem Periheldurchgang auf mächtige 87km/s beschleunigt habe?

 :nixweiss:
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Offline rubblepile

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Re: Meteoriten von weiter draußen
« Antwort #9 am: Oktober 20, 2020, 16:18:21 Nachmittag »
Fast perfektes timing!  :auslach: Ich stell mir grad vor wie die wohl auf den Oumuamua reagiert haben: Och nöööö. Naja, die werden sich schon auch gfreit haben.
Kein Plan was die Geschwindigkeit in Bezug zur Erde gewesen sein könnte aber die Eintrittsgeschwindigkeit ins Sonnensystem war ja schon mal nicht nicht von dieser Welt.

So oder so wird es wohl sehr selten vorkommen dass sowas dann auch noch den winzigen Erdball trifft. Die Vorstellung ist aber überaus faszinierend: Was für Gesteine mögen sich wohl, nur mal als Beispiel, um einen roten Zwerg gebildet haben, wo schon angefangen mit der Zusammensetzung des stellaren Urnebels die ganze Genese anders war? Womöglich noch doppelt so alt wie das Sonnensystem? Hier stammt ja alles was man hat aus demselben Suppentopf.

 

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