Autor Thema: Material vom Basaltsee (bei Forst an der Weinstraße)  (Gelesen 6055 mal)

Offline locastan

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Material vom Basaltsee (bei Forst an der Weinstraße)
« am: Februar 01, 2021, 13:06:15 Nachmittag »
Hallo liebes Forum,

ich war letzte Woche beruflich am Basaltsee bei Forst im Kreis Bad Dürkheim (https://goo.gl/maps/6TRBxVFvWwMSngXo7) um Wasserproben zu holen. In einem sehr klein umgrenzten Fleck, stehen hier Ergussgesteine an. Überwiegend handelt es sich um einen dunklen Basalt mit kleinen Olivinblasen. Am Wegrand fiel mir jedoch auch ein größerer Brocken auf, der eine dunkelrote Bäderung an der Oberfläche zeigte, weshalb ich ihn zum Auto schleppte. (Der Stein ist ca. 30cmx20x10cm groß und wiegt etwas über 3kg.)
Beim putzen mit einer Nylonbürste bemerkte ich einen entstehenden speckigen Glanz, den ich zunächst auf Fettreste an der Bürste schob. Nach dem leichten Rotzen des Steins mit einem Nagel, vermute ich nun einen Speckstein, der durch hydrothermale Prozesse dort entstanden ist.

Ich kam nun trotz winterlicher Verhältnisse nicht mehr umhin, die Diamantsäge anzuwerfen und an der breiten Basis einen Querschnitt abzuschneiden. Dieses Schnittbild allein war schon die Mühe wert, den Brocken 2kg den Berg runter zu schleppen finde ich.  :wow:

(Einen abgerollten Olivinbasalt hab ich der Vollständigkeit halber bei der Gelegenheit dann auch noch durchgesäbelt.)

Was meint ihr? Liege ich mit Speckstein richtig?

Gruß Mario.

Offline karmaka

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Re: Material vom Basaltsee (bei Forst an der Weinstraße)
« Antwort #1 am: Februar 01, 2021, 16:17:42 Nachmittag »
Dieses Schnittbild allein war schon die Mühe wert, den Brocken 2kg den Berg runter zu schleppen finde ich.  :wow:

Absolut! Sehr attraktiv! Gefällt mir auch sehr gut! :wow:

PS: Du hast auch gerade eine kleine attraktive Spinne auf der AllSky-Cam.  :einaugeblinzel:

Offline Met1998

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Re: Material vom Basaltsee (bei Forst an der Weinstraße)
« Antwort #2 am: Februar 01, 2021, 16:22:31 Nachmittag »
Hallo Mario :hut:
Mit versteinertem Holz hat das wohl nichts zu tun?  :gruebel:
(sieht mir bald ein bischen so aus  :nixweiss:)

Gruß Ehrfried
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Offline Buchit

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Re: Material vom Basaltsee (bei Forst an der Weinstraße)
« Antwort #3 am: Februar 01, 2021, 17:28:30 Nachmittag »
Hallo Mario,

hm, das einzig Sinnvolle, was mir dazu einfällt, hat mit meinem Benutzernamen zu tun: Buchit.

Durch Speckstein würde eine Diamantsäge durchgehen wie durch Butter - und man müsste sich auch fragen, wo in der geologischen Umgebung eines Basaltschlotes das Ausgangsmaterial für Speckstein herkommen sollte; denn das Mineral Talk ist nicht magmatischer Entstehung, sondern (regional)metamorpher Natur, soweit ich weiß.

An den Vulkanschloten der Pfalz kann es aber unter anderem vorkommen, dass man Stücke des umrahmenden Gesteins (vulgo: Sandstein) findet, die in das flüssige Magma geraten und teilweise aufgeschmolzen sind. Die können auch recht bizarre Formen annehmen, so wie etwa diese "Lagen" die in Deinem Schnitt zu sehen sind. Wenn ein solches, kontaktmetamorph verändertes Gestein mehr als 20 % Glas enthält, nennt man es "Buchit" (bei weniger Glasgehalt heißt es einfach "gefrittetes Gestein").

Wenn diese Diagnose zuträfe, könnte ich Dir zu diesem Stück nur gratulieren - ich bin seit Ewigkeiten auf der Jagd nach solchen Gesteinen, und das wäre ein ausnehmend schönes Stück.  Sicherheit in der Diagnose gäbe hier ein Dünnschliff. (Du willst nicht zufällig die andere Hälfte des Brockens loswerden, oder vielleicht doch... :einaugeblinzel:)

Gruß,
Holger

Offline Sikhote

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Re: Material vom Basaltsee (bei Forst an der Weinstraße)
« Antwort #4 am: Februar 01, 2021, 17:53:07 Nachmittag »
Dieses Schnittbild allein war schon die Mühe wert, den Brocken 2kg den Berg runter zu schleppen finde ich.  :wow:

Absolut! Sehr attraktiv! Gefällt mir auch sehr gut! :wow:


Finde ich auch. :super:

 :winke: Sigrid

Offline Thin Section

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Re: Material vom Basaltsee (bei Forst an der Weinstraße)
« Antwort #5 am: Februar 01, 2021, 20:08:53 Nachmittag »
Hallo Mario und Forum,

Mein spontaner Eindruck bei dem Bild "Speckschnitt" war in Anbetracht der Örtlichkeit, dass es sich um "Achatbänder" handeln könnte.


Bernd  :winke:
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Offline locastan

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Re: Material vom Basaltsee (bei Forst an der Weinstraße)
« Antwort #6 am: Februar 01, 2021, 20:20:52 Nachmittag »
Hallo zusammen,

Verkieseltes Holz ist es nicht, es sind keine pflanzlichen Zellstrukturen zu finden, auch wenn es farblich viel Ähnlichkeit hat. Für Achat ist das Material auch viel zu weich.

So richtiges Schmelzglas konnte ich auf Anhieb auch nicht finden. Ist von der Härte bis auf ein paar Einschlüsse eher alles Richtung Speckstein und ging auch zügig auf der Säge voran. Specksteine gibt es ja je nach mineralisation auch härtere, wie ich gelesen habe. Woher der Talk inder Gegend kommen soll weiß ich allerdings auch nicht zu sagen.  :nixweiss:
Der Mineralienatlas spricht immerhin von mehreren Fundpunkten in RLP, ohne was genaueres zu präzisieren.
Ich wäre froh wenn es sich um Buchit handelt, mag dem ganzen aber so noch nicht trauen. Bei Gelegenheit werde ich aber noch weitere Scheibchen schneiden und dann auch interessierten Parteien hier anbieten. Es muss erstmal wärmer werden, für die Aussenwasserleitung.

Mit den "2kg den Berg hinunter" waren eigentlich auch 2km gemeint. Da war die Korrekturfrist im Forum aber schon um als ich das merkte.  :bid:

Gruß Mario.

Offline Buchit

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Re: Material vom Basaltsee (bei Forst an der Weinstraße)
« Antwort #7 am: Februar 02, 2021, 08:42:09 Vormittag »
Hallo Mario, Bernd und Forum,

zwar soll man niemals "nie" sagen, aber bei den Achaten bin ich skeptisch: wenn es Achate (oder auch Chalcedon, oder eine andere, auffällige Quarz-Varietät) an dieser Lokalität gäbe, wäre das bestimmt bekannt und irgendwo in der Literatur zu finden. Soweit ich weiß, ist der Basalt an dieser Stelle früher einmal abgebaut worden, und da müsste man mehr gefunden haben.

Der fettige Glanz, den Mario bemerkt hat, könnte durchaus von einer Glaskomponente in der Grundmasse des Steins herrühren - man kennt so etwas auch von manchen glasreichen Basalten (Limburgiten).

Gruß,
Holger

Offline locastan

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Re: Material vom Basaltsee (bei Forst an der Weinstraße)
« Antwort #8 am: Februar 08, 2021, 10:33:39 Vormittag »
Hi,

der Stein lässt sich wie Trockenseife mit der Feile bzw. Schleifpapier bearbeiten und der Abbrieb hat was von Magnesiapulver.
Ich habe Dr. Michael Weidenfeller vom Landesamt für Geologie und Bergbau mal angeschrieben. Vielleicht weiß er etwas über Belege aus dem Basaltabbau dort.

Wenn es tatsächlich Speckstein ist, lohnt sich vielleicht von einem Künstler eine schöne Skulptur aus dem großen Restbrocken schnitzen zu lassen.  :laughing:

Gruß Mario.

Offline Met1998

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Re: Material vom Basaltsee (bei Forst an der Weinstraße)
« Antwort #9 am: Februar 08, 2021, 13:14:46 Nachmittag »
Hallo Mario,
wie Trockenseife :gruebel: na da bin ich mal gespannt, was der Dr. sagt.  :super:

Zitat von: locastan
... einem Künstler eine schöne Skulptur aus dem großen Restbrocken schnitzen zu lassen.
Jetzt wird der Mario auch noch zum Künstler.  :unfassbar:
Ich würde sagen der Kopf von deinem Avatar wäre doch eine Möglichkeit!  :weissefahne:
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Offline Buchit

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Re: Material vom Basaltsee (bei Forst an der Weinstraße)
« Antwort #10 am: Februar 08, 2021, 19:06:44 Nachmittag »
Hallo Mario,

im Band 103 aus der "Sammlung geologischer Führer", "Karlsruhe und Umgebung", heißt es auf den Seiten 284-285 über den Basaltbruch Forst:

"Die Basaltmasse [...] besteht aus einer bis zu 50 m breiten randlichen Schlotbrekzie. Die Schlotbrekzien enthalten neben Fragmenten der Rotliegend- und Buntsandstein-Gruppe auch Blöcke der Muschelkalk-Gruppe; [...]. In die Schlotbrekzien intrudierte dann eine Olivin-Nephelinit-Lava [...]."

Das Stück könnte also - ganz grundsätzlich - ebensogut eine kontaktmetamorph überprägte Schlacke wie irgendein kontaktmetamorph überprägtes Fremdgestein sein. Aber ohne weitergehende Untersuchung ist das meinerseits alles nur Spekulation...

Gruß,
Holger

Offline locastan

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Re: Material vom Basaltsee (bei Forst an der Weinstraße)
« Antwort #11 am: Februar 10, 2021, 11:00:13 Vormittag »
Hi,

der "Dokter" würde Speckstein ebenfalls ausschließen, ohne den Brocken in der Hand zu haben, bzw. Dünnschliff wäre eine Diagnose, ähm Bestimmung schwierig. Ich habe ihm angeboten eine Probe einzusenden wenn die Witterung draussen wieder einen Schnitt mit Wasserkühlung zulässt.

Er zeigt die Bilder aber auch noch weiteren Kollegen und meldet sich wenn sich da noch etwas ergibt.

Es bleibt spannend. :)

Gruß Mario.

Offline locastan

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Re: Material vom Basaltsee (bei Forst an der Weinstraße)
« Antwort #12 am: Februar 17, 2021, 18:09:00 Nachmittag »
Hi,

kleines Update: Roger Lang hat sich als Mineraloge der Frage angenommen. Er findet das Material sehr spannend und hat um eine Probe zur Begutachtung und einer schnellen Phasenanalyse gebeten. Er denkt im ersten Moment an ein feinkörniges Gemisch aus Karbonaten und Chalcedon. Solche Gemische seien ihm schon als Kluft und Spaltenfüllungen in Vulkaniten an der Oberen Nahe untergekommen.

Ich habe eben nochmal ein Scheibchen abgesäbelt und einen abgebrochenen Teil davon werde ich Ihm nun zusenden. Wir werden sehen was rauskommt. :)

Gruß Mario.

Offline locastan

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Re: Material vom Basaltsee (bei Forst an der Weinstraße)
« Antwort #13 am: März 30, 2021, 12:55:10 Nachmittag »
Hi,

heute auf nachfrage ein kleines Update von Roger Lang erhalten:

Zitat
Ich hab mir das Pröbchen bislang nur mit bloßem Auge angesehen, ich glaube, ohne Diffraktometrie werden wir da nicht sinnhaft weiter kommen. Das gestaltet sich jedoch wegen des verstärkten Home Office derzeit schwierig, daher muss ich leider noch um Geduld bitten. Vom Material her ist jedenfalls genug für eine Analyse da. Ich glaube jedoch, dass wir es nicht mit einem monomineralischen Material zu tun haben, sondern einem Gemenge. Ich melde mich, sobald ich mehr Info habe.

Was meint das Forum dazu? Ist eine Diffraktionsanalyse mit diesem inhomogenen Material überhaupt sinnvoll?  :nixweiss:

Gruß Mario.

Offline stollentroll

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Re: Material vom Basaltsee (bei Forst an der Weinstraße)
« Antwort #14 am: April 01, 2021, 08:19:52 Vormittag »
Ich mache ständig Röntgendiffraktions-Analysen von inhomogenem Material. Ich sehe da keine Probleme. Man muss nur bei ausreichend niedrigem 2theta-Bereich anfangen zu messen, dass man die Hauptpeaks der Schichtsilikate erwischt, und gegebenenfalls die Messzeit erhöhen.

 

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