Moin!
Ich mag mich irren, aber ich denke ihr diskutiert alle etwas aneinander vorbei. Da ist Tino, der als Neuling im Feld Meteorite bzw. POL-Mikroskopie Hilfe sucht, da sind Jürgen und Holger, also zwei Veteranen in Gesteinsmikroskopie und da ist Ehrfried, der sich eher mit dem Finden, Schneiden und Schleifen von Geschieben und deren mikroskopischer Ansprache beschäftigt.
Tino scheint mir grundlegend (sorry wenn ich das jetzt so sage) noch etwas verloren zu sein. Technisch kann er schon viel machen, aber das grundlegende Verständnis - wofür was nun genau gut ist - scheint zu fehlen. Holger versucht Tipps zu geben mit welchen Gesteinen man das Mikroskopieren generell anfangen sollte und Jürgen fällt sofort darüber, dass die irgendwas mit der POL-Einrichtung nicht stimmt. Passt das in der Zusammenfassung etwa?!
Dann sollte man das Ganze ggf. viel mehr generell angehen. Also: Die Art der Mikroskopie, die bei einem Gestein angewendet wird richtet sich in erster Linie danach, welches Ziel bzw. welche Fragestellung man hat. Ich versuchendes mal kurz und knapp und allgemein verständlich zu schreiben.
Die klassischen Techniken der Gesteinsmikroskopie gliedert sich generell in zwei Bereiche: 1. Auflicht und 2. Durchlicht. Die Auflichtmirkroskopie hat den Zweck diejenigen Minerale und Phasen zu untersuchen, welche opak sind, also mit Licht nicht durchstrahlt werden können - also Erzphasen und Metalle. Die Durchlichmikroskopie widmet sich allen mit Licht durchstrahlbaren Mineralien und Phasen. (Was für ein Präparat ich fertige, ob ein Dünnschliff, ein Dickschliff oder ein in Harz gebetetes Streupräparat, hängt davon ab, was man untersuchen möchte.) Der Einsatz von Polarisationstechnik ist dabei immer ein Hilfsmittel zur Mineralidentifizierung.
Möchte ich also Chondren gucken, ihren Bau und die daran beteiligten Mineralien studieren (ich denke, das möchte Tino machen), dann ist eine Durchlichtmikroskopie erforderlich. Dazu braucht es einen Dünnschliff. Wie dünn so ein Schliff sein muss, wurde hier schon gesagt.
…was sieht man da auf einer 0,030 mm dicken Scheibe?
Es geht hier nicht um das „auf“ sondern vielmehr um das „durch“ den Schliff, Ehrfried. Die Dünnschliffmikroskopie nutzt die Eigenschaft der Doppelbrechung von Mineralien, dabei ist die Stärke der Doppelbrechung oder eben auch das vollständige Fehlen eben dieser relevant. Dir sagt evtl. der Begriff „Doppelspat“ etwas. Das ist ja sehr klarer/transparenter Calcit - meist in schönen Spaltrhomben erhältlich. Legst Du so ein Stück auf ein Schriftstück, dann erscheint die Schrift doppelt, da Calcit eine sehr starke Doppelbrechung hat. Bei anderen Mineralien ist die Doppelbrechung zwar vorhanden, aber eben weniger stark ausgeprägt - etwa bei Quarz. Das Gros der Minerale liegt irgendwo dazwischen.
Bei der Polarisationsmikroskopie tut man letztlich nichts anderes als Licht durch die Kristalle eines Dünnschliffs zu schicken und die Auswirkung der Doppelbrechung sichtbar zu machen. Damit das gelingt muss das Licht quasi definiert werden. Man nimmt dazu weißes Licht und schickt es durch einen linearen Polarisationsfilter. Den kannst Du Dir wie eine Reihe von senkrecht stehenden Gitterstäben vorstellen. Nur Licht, welches ebenfalls senkrecht schwingt kommt da durch - der Rest nicht. Trifft das polarisierte Licht auf einen Kristall, so wird es doppelt gebrochen. Du hast aus einem Lichtstrahl quasi zwei gemacht. Beide Strahlen durchlaufen den Kristall dabei auf unterschiedlichen Wegen und verlassen diesen dann wieder. Der sog. Analysator ist ebenfalls ein linearer Polaristionsfilter, der aber genau senkrecht zu dem ersten Polfilter steht (@ Tino: Das ist der Punkt wo Jürgen seine Probleme hat, daher wäre ggf. Ein Bild oder Schema deines Aufbaus sinnvoll, denn irgendwas passt da nicht.) und somit nur Licht durchlässt, welches seiner Richtung entspricht. Der Clou daran ist, dass nun beim Durchgang des ansich weißen Lichts durch diesen Polarisationsfilter beide Lichtstrahlen „zusammengeführt“ werden und dabei ein Farbeindruck entsteht. Diese sog. Interferenzfarben sind es, die man zur Mineralbestimmung nutzen kann (vgl. Michel-Levy-Farbtafel). Dabei ist die Farbe selbst und deren Intensität maßgeblich. Ehrfried, Du kannst in einem Dünschliff zum Beispiel herrlich die unterschiedlichen Verzwilligungen (z.B. von Feldspäten), Spaltbarkeiten, Mineralverwachsungen, Reaktionssäume und Entmischungen betrachten - nebst und teilweise auch als Auswirkungen von Tektonik, Schock oder generell Änderungen von p/T-Bedingungen. Dies gibt dann schon deutliche Hinweis auf die Genese und Entwicklung des untersuchten Gesteins. Selbstverständlich ist eine gute Mikroskopie auch die Basis für eine gute Analyse. So kann ich die Minerale, welche ich analysieren möchte korngenau auswählen. (Unschärfen in der Ausführung bitte ich mir im Zuge der allgemeinen Verständlichkeit nachzusehen.)
Die Ausführung zur Erzmikroskopie spare ich mir jetzt mal. Will ja nicht übertreiben.
Holger schlug ja zum Dünnschliffpräparationstraining einen fossilhaltigem Kalk vor. Da dieser einfacher zu bearbeiten ist und, wie ich mutmaße, auch da dieser im Schliff aufgrund der hohen Doppelbrechung viel zu gucken bietet. Das kann man machen. Ich würde allerdings einen anderen Weg vorschlagen: nimm einen Granit (nach Möglichkeit einen mit Biotit). Ja, das ist mehr und längere Arbeit, aber am Quarz sieht man doch am ehesten, wann die die gewünschte Schliffdicke erreicht ist, ob der Schliff plan oder doch eher unterschiedlich dick (keilförmig) ist. Härtere Schule ist auf lange Sicht gesehen auch immer die Bessere.
Gruß
Ingo
Nachtrag: Hatte die letzten beiden Beiträge von Rainer und Ehrfried noch nicht gelesen - scheinen meinen Eindruck aber weiter zu bestärken.