4. Ribbeck-Suche vom 05.-07. März 2024 oder Häufig kommt es anders, als man denkt…
Die Wochen nach meiner dritten Suchtour waren bereits lange im Voraus anderweitig verplant, so dass ich nicht zum Suchen kommen würde. Obwohl ich knapp eine Woche sehr viel näher am Streufeld verbrachte, als mir lieb gewesen wäre, lohnte sich eine Tagestour (und mehr hätte es nicht werden können) von dort aus nicht, da die Fahrt fast genauso lange gedauert hätte, wie von mir daheim. Natürlich kam ich aber gedanklich nicht von Ribbeck los. Dies lag nicht nur darin begründet, dass ich ruhige Stunden nutzte, um an meinem Suchbericht zu tippen, sondern schlicht an diesem, so extrem ungewöhnlichen, Material. Mir ist völlig klar, dass ich höchstwahrscheinlich, in der mir noch verbleibenden Lebensspanne, niemals wieder ein exotischeres Material finden werde – zumindest nicht bei einem frischen europäischen Fall. Sicher auch dann nicht, wenn ich mit weit über 80, falls ich überhaupt so lange durchhalte, noch mittels Rollator durchs Gelände schlurfe. (mG: „Gibt es für die Dinger eigentlich Geländereifen?! ODER: Wird dann jemand bereits den Antigravitationssessel erfunden haben und lässt sich der mit Roboter-Armen bestücken? Das wäre doch eine coole Idee! Einfach über das Feld schweben und…“)
Aber gut, ich schweife ab. Ich stand weiterhin mit einigen Suchern vor Ort im stetigen Kontakt und sog jede Ribbeck-Fundmeldung, die ich bekam oder online finden konnte, begierig auf. Wieder brach es aus: Meteoriten-Fieber! Wieder wollte ich unbedingt suchen fahren – nur für ein paar Tage, mehr war aus diversen Gründen nicht mehr möglich. Kaum wieder daheim ging es auch schon los mit der Planung: ein neues Quartier finden, Tasche packen etc. pp.
Mein Plan war, ein Feld mit relativ dicht stehendem Winterraps südwestlich von Lietzow etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Ich hatte die Hoffnung, dass dieses Feld auf Grund des dichter stehenden Grünzeugs noch nicht so intensiv abgesucht worden war. Das war allerdings ein Trugschluss, wie mir die unzähligen Spuren verrieten. (mG: „Nun gut, macht nichts! Dann eben seitlich – von den Traktoren-Spuren aus zwischen die Pflanzen gucken…“) Das Schöne an dem Feld war, dass es, verglichen mit anderen Feldern, hier nur wenig Steine gab. So fiel jeder Kiesel, und somit auch ein möglicher Meteorit, sofort ins Auge. Unschön war hingegen die Tatsache, dass hier gerade fleißig Kunstdünger ausgebracht worden war. Alles lag voll mit kleinen weißlich durchscheinenden Ellipsoiden. Die Pflanzen standen auch schon deutlich höher, als bei meiner letzten letzten-Suche. „Nun gut!“, dachte ich und marschierte los. Die doch sehr einseitige Belastung des Nackens kompensierte ich dadurch, dass ich die Laufrichtung nach jeder Spur wechselte. Also: In der ersten Spur auf der rechten Seite hin und links zurück – dabei hauptsächlich nach rechts guckend (das Mittelteil jeweils auch im Auge) und in der folgenden Spur auf der linken Seite hin und rechts zurück, wobei ich hauptsächlich nach links geguckt habe. Doch es war zwecklos - ich fand mal wieder nichts. Irgendwann konnte ich einfach keinen Raps mehr sehen und wechselte auf die Traktoren-Spuren des benachbarten Felds mit Wintergerste. Auch hier war mir das Glück nicht hold – weder im Bereich der Gerste noch in den Knicks. Es war mittlerweile bereits später Nachmittag geworden. Meine Hoffnungen einmal am ersten Tag einer Suche einen Meteoriten zu finden hatten sich weitgehend zerschlagen. Etwas lustlos schlurfte ich in Richtung Auto – Wasser nachfüllen. Es war mit 8-9 °C doch deutlich wärmer geworden als in den Wochen zuvor. (mG: „Tja, was tun? Null Bock mehr auf dichten Raps für heute. Den Rest mach ich morgen.“) Mein Blick fiel auf das Feld, auf dem Mirko den Dalmatiner fand. (mG: „Lohnt es wirklich noch darüber zu laufen? Naja, zumindest siehste da mehr vom Boden und mehr Steine… S T E I I I N E E !!!“) Also zog ich da noch ein paar Bahnen. Der Blick glitt über den Boden, da lagen sie schwarze Flinte, Granitoide, Porphyre, weiße Flinte usw. in Hülle und Fülle. Aber irgendwie war bei mir die Luft raus – KEIN Bock mehr.
Ich blickte mich um. Weit entfernt im Osten zog jemand einsam seine Bahnen über ein Feld mit Wintergerste. (mG: „Das kann nur Juan sein. Geh mal hin und sag: Hallo! Sammlerkontakte sind ja auch eine schöne Sache und schaden nicht…“) In der Tat wusste ich, dass es den spanischen Sucher „Juan“ gab, dass er emsig und auch fündig geworden war – im Gelände getroffen hatten wir uns allerdings noch nie. Ich sah ihn, wie jetzt auch, immer nur aus der Ferne. Ich gab mir für die Stippvisite und zurück etwa 45 min (mG: „Die müssen einfach mal drin sein!“) Also ging ich flotten Schrittes - immer die Augen am Boden versteht sich - die Traktoren-Spuren entlang in seine Richtung. Das Wintergerste-Feld, welches Juan gerade ablief wurde schon extrem beharkt. Viele Sammlerfreunde hatten es – teils sehr engmaschig abgesucht. Das wusste er. Das wusste ich. Endlich hatte ich zumindest schon mal das richtige Feld erreicht, doch wo war Juan? Ich hatte ihn aus den Augen verloren. Ich mutmaßte, dass er sich aktuell gerade hinter einer kleinen Kuppe befinden würde und bog auf einer Höhe, von der ich dachte, dass sie passen würde, auf eine Traktoren-Spur ein. Diese lief ich dann entlang – mitten ins Feld hinein. Auch hier lagen immer wieder Steine und hin und wieder bückte ich mich. (mG: „Man muss ja sicher gehen!“) Natürlich waren das keine Meteorite.
Als ich die besagte Kuppe erreicht hatte, blickte ich auf. Wo war Juan? Etwas irritiert sah ich – fast am östlichen Feld-Ende - jemanden suchen. (mG: „Hääähh! Hast Du dich so geirrt und Juan ist das Feld gar nicht quer abgelaufen, sondern längs? Der ist doch nicht schon aufm Weg ins Quartier?“) Ich wusste, dass seine Unterkunft in Nauen lag und die Richtung passte… (mG: „Na toll! Der ganze Weg umsonst…“) Ich beschloss wieder an den Feldrand zurückzulaufen, denn da lief die Traktor-Spur in Längsrichtung und die war der schnellste Weg, wenn man nicht querfeldein laufen wollte. Evtl. hatte ich ja auch Glück, und Juan dreht noch mal um und läuft wieder zurück. Also ab auf die andere Spurseite und flotten Schrittes zurück, den Blick wie gewohnt am Boden: Porphyre, Wurm-Ködel, Plastik, gebrochene weiße Steine mit Rostflecken, Flinte in diverser… (mG: „Moment mal!“) Es hatte wirklich etwas gedauert, bis das Gesehene in meinem Gehirn angekommen und verarbeitet worden war. (mG: „Gebrochene? … weiße Steine? …. mit Rostflecken?“) Ich lief ein paar Schritte zurück und suchte am Boden nach dem Steinchen, das ich gerade so flott überlaufen hatte und welches sich quasi als Standbild in mein Hirn gebrannt hatte. Da, mitten in der Traktor-Spur, da lag er. Das war doch ein Meteoriten-Fragment, oder nicht? Daneben lagen noch weitere Krümel – ein Größerer etwas abseits. Ich griff zu, zog die Lupe raus. Ja, das könnte sein. Ich meinte glasige Kruste zu sehen, das war allerdings bei der tiefstehenden Sonne, dem Dreck auf dem Stück und in Kombination mit meinen doch schon sehr ermüdeten Augen nicht 100%ig zu sagen. Also, das Stück zurückgelegt und erstmal dokumentiert. Dann ging es ans Einsammeln. Infos an die Such-Kumpels… Nachdem ich alles verstaut hatte, blickte ich auf und stellte fest, dass es zwei Sammler auf dem Feld gab. Der Eine, der nicht Juan war, war ganz im östlichen Teil des Feldes unterwegs und den echten Juan, der deutlich dichter war, als ich dachte – zum Glück. Also lief ich zu ihm hin. Wir plauschten eine Weile und dann: Ihr wisst ja Bescheid…Meteoriten-Fieber! Juan wollte die Zeit nutzen. Ich trollte mich noch kurz auf ein benachbartes Gerste-Feld und nutzte die dortige Traktor-Spur um Richtung Auto zu laufen.
In meiner Unterkunft beäugte ich das Stück genauer. Es war tatsächlich ein Meteorit. Das Stück war aber sehr bröselig. Das Gewicht der beiden größeren Stücke lag gereinigt und getrocknet bei 2,56 + 0,22 g (zzgl. 0,23 g kleiner Krümel). Es blieb mein einziger Fund an diesem Tag.