Autor Thema: Primäre- und Sekundäre-Kruste  (Gelesen 5741 mal)

Offline APE

  • Generaldirektor
  • *
  • Beiträge: 1058
  • Spezialist für Meteor- und Meteoritenkunde
    • European Research Center for Fireballs and Meteorites
Primäre- und Sekundäre-Kruste
« am: Januar 02, 2008, 12:55:07 Nachmittag »
Hallo Leute!

Stellen wir uns doch mal ganz dumm: " Was ist ein Dampfmaschien ..."  -Äh-  :einaugeblinzel:

Was ist Primäre- und Sekundäre Kruste an einem Meteoriten?
Wo habt ihr sie schon mal gesehen? Zeigt doch mal ein Foto davon, denn mich würde es interessieren.

Wo genau steht was darüber geschrieben?

Sind hier zum Beispiel im Anhang diese Krusten zu sehen? Und welche ist davon die Primäre?
 :gruebel:

 :user:
Thomas
Grau ist alle Theorie ...

Plagioklas

  • Gast
Re: Primäre- und Sekundäre-Kruste
« Antwort #1 am: Januar 02, 2008, 13:11:42 Nachmittag »
Hallo,
eine Primäre Kruste ist die erste Kruste, die den Stein bei einem Eintritt umhüllt. Zerbricht dieser nun, dann entsteht an den nun freien Bruchflächen eine zusätzlioche (manchmal deutlich dünnere) Sekundärkruste. Die ecken bei der Primärkruste sind oft gerundeter als die des Primärkrustenbereichs.
Gruß
Plagioklas

Offline APE

  • Generaldirektor
  • *
  • Beiträge: 1058
  • Spezialist für Meteor- und Meteoritenkunde
    • European Research Center for Fireballs and Meteorites
Re: Primäre- und Sekundäre-Kruste
« Antwort #2 am: Januar 02, 2008, 13:15:00 Nachmittag »
Ja und wo ist bei diesem Stück die Primäre Kruste?

Ich erkenne auf vier Seiten vier verschiedene Verkrustungen!

 :dizzy:
Thomas
Grau ist alle Theorie ...

Offline APE

  • Generaldirektor
  • *
  • Beiträge: 1058
  • Spezialist für Meteor- und Meteoritenkunde
    • European Research Center for Fireballs and Meteorites
Re: Primäre- und Sekundäre-Kruste
« Antwort #3 am: Januar 02, 2008, 13:40:06 Nachmittag »
Oder hier!

Dieser schicke OriMet hier, den ich dank Andi seit München betrachten kann, hat eindeutig eine schwarze Kruste auf einer Braunen zu liegen. Also ist die Schwarze ja dicker und auch die Letztere - äh somit auch die Sekundäre Kruste!? Die braune Kruste ist eindeutig hauch dünn. Bei der Schwarzen erkennt man gut einen 3D Effekt! Diese ist viel fetter.
Also ist die Primär das Braune und die Sekundär Kruste das Schwarze.  :nixweiss:

 :user:
Thomas
Grau ist alle Theorie ...

Offline Dirk

  • Generaldirektor
  • *
  • Beiträge: 1576
  • Kometenfalter
Re: Primäre- und Sekundäre-Kruste
« Antwort #4 am: Januar 02, 2008, 17:08:59 Nachmittag »
Ja und wo ist bei diesem Stück die Primäre Kruste?

Ich erkenne auf vier Seiten vier verschiedene Verkrustungen!


Hallo Thomas,

ich erkenne auf Bild 1 und 3 primäre Kruste - auf Bild 3 aber schon mit beginnender Verwitterung. Vielleicht lag der Met nach dem Fall auf dieser Seite und verwitterte etwas schneller als die noch recht frische Seite mit den Regmaglypten. Auf den Bildern 2 und 4 sieht man, glaube ich, vor allem Bruchflächen mit etwas Kruste - diese könnte sekundär sein oder auch Reste der Primären.

Ich selber habe ein kleines Bensour-Fragment, auf dem man primäre und sekundäre Kruste sehen kann. Hier die Bilder:

 :prostbier:
Dirk

Plagioklas

  • Gast
Re: Primäre- und Sekundäre-Kruste
« Antwort #5 am: Januar 02, 2008, 18:52:54 Nachmittag »
Hallo,
es gibt natürlich auch (eher selbstverständlich) Fälle mit mehr als nur einer Bruchphase, so dass man diese anders benennen müsste. Die erste ist jedenfalls primär.
Gruß
Plagioklas

Offline MetGold

  • Foren-Fossil
  • ******
  • Beiträge: 8477
  • www.meteorite.de
    • Der Meteoritenjäger von Apolda
Re: Primäre- und Sekundäre-Kruste
« Antwort #6 am: Januar 02, 2008, 19:58:53 Nachmittag »
Hallo,

denke mir, daß z.B. auch die meisten Bruchstellen vom Mali eine dünne sekundäre Kruste aufweisen.

 :winken:   MetGold   :alter:
Ein ereignisreicher Tag ist mehr als namenlose Jahre - (Spruch aus einem chinesischen Kalender)

Offline APE

  • Generaldirektor
  • *
  • Beiträge: 1058
  • Spezialist für Meteor- und Meteoritenkunde
    • European Research Center for Fireballs and Meteorites
Re: Primäre- und Sekundäre-Kruste
« Antwort #7 am: Januar 03, 2008, 00:01:39 Vormittag »
Gut - danke erst einmal, daß ihr was dazu geschrieben habt. Ich höre heraus, das sekundäre Kruste für die meisten bis her eine Wiederverkrustete Bruchstelle ist. Ja? Was ist dann mit dem Bassi-Beisteil von mir? Was sehen wir dort? Ich sehe keine Bruchstelle, die später wiederverkrustet wurde.

 :gruebel:
Thomas
Grau ist alle Theorie ...

Offline herbraab

  • Generaldirektor
  • *
  • Beiträge: 1949
Re: Primäre- und Sekundäre-Kruste
« Antwort #8 am: Januar 03, 2008, 00:24:56 Vormittag »
Ich höre heraus, das sekundäre Kruste für die meisten bis her eine Wiederverkrustete Bruchstelle ist.

Das beschreibt Cohen 1903 auch so:
Eine von der normalen Ausbildung abweichende Rinde zeigen auch vielfach Bruchflächen, welche innerhalb der Atmosphäre entstanden sind. [...] Hat der Meteorit seine kosmische Geschwindigkeit schon ganz oder nahezu ganz eingebüsst, so reicht die Temperatur zur Bildung einer Schmelze nicht mehr aus, und es findet gar keine Überrindung statt. Andernfalls können derartige "s e c u n d ä r e   B r u c h f l ä c h e n" alle Übergänge zwischen spurenweiser und vollständiger Rindenbildung zeigen. Zuweilen ist der Überzug so dünn, dass die Fläche "wie angehaucht" erscheint oder "wie metallisch angelaufen" aussieht; dann ist die Vertheilung öfters so ungelichförmig, dass einzelne Stellen ganz frei sind. Von Krähenholz giebt Brezina an, dass die ursprüngliche Rinde stellenweise abgesprungen und durch einen dünnen Überzug einer durchsichtigen, hellgrauen Schmelze ersetzt worden ist. Hat eine etwas stärkere Neubildung der Rinde stattgefunden, so erscheint diese lichtbraun, röthlich, röthlichbraun bis braunroth (kupferroth). Solche secundären Überrindungen sind gewöhnlich leicht von primären zu unterscheiden. [...] Flächen, die sich nach der Art der Rinde als secundäre Bildung zu erkennen geben, pflegen von schärferen Kanten und Ecken begrenzt zu sein, als sich bei normal überrindeten Steinen finden. [...] Die steinreichen Fälle von Forest, Hessle, Knyahinya, Mocs, Ochansk, Pultusk liefern gute Beispiele für verschiedene Stadien secundärer Rindenbildung.

Cohen scheint also auch neue Krustenbildungen verscheider Dicke bzw. aus verschiedenen Fragmentationsstadien als "sekundäre Kruste" zusammenzufassen, und nicht noch weitere Generationen (tertiäre Kruste, etc.) zu unterscheiden.

Was Deinen Bassi betrifft: Vielleicht ist hier ähnliches geschehen wie oben bei Krähenholz beschrieben: Die dicke, schwarze Kruste ist (bis auf einige Stellen) abgesprungen, und wurde durch eine etwas dünnere (in diesem Fall dann bräunliche) Kruste ersetzt?  :nixweiss:

Grüße, Herbert
"Daß das Eisen vom Himmel gefallen sein soll, möge der der Naturgeschichte Unkundige glauben, [...] aber in unseren Zeiten wäre es unverzeihlich, solche Märchen auch nur wahrscheinlich zu finden." (Abbé Andreas Xaverius Stütz, 1794)

Offline gsac

  • Foren-Legende
  • ******
  • Beiträge: 6314
Re: Primäre- und Sekundäre-Kruste
« Antwort #9 am: Januar 03, 2008, 00:39:59 Vormittag »
Das beschreibt Cohen 1903 auch so:
Eine von der normalen Ausbildung abweichende Rinde zeigen auch vielfach Bruchflächen, welche innerhalb der Atmosphäre entstanden sind. [...] Hat der Meteorit seine kosmische Geschwindigkeit schon ganz oder nahezu ganz eingebüsst, so reicht die Temperatur zur Bildung einer Schmelze nicht mehr aus, und es findet gar keine Überrindung statt. Andernfalls können derartige "s e c u n d ä r e   B r u c h f l ä c h e n" alle Übergänge zwischen spurenweiser und vollständiger Rindenbildung zeigen. Zuweilen ist der Überzug so dünn, dass .......


Huch, das kommt mir gerade irgendwie bekannt vor.....  :einaugeblinzel:
(Versteht hier im Thread wohl auch keiner außer Herbert, oder?)

:prostbier: Alex

Offline APE

  • Generaldirektor
  • *
  • Beiträge: 1058
  • Spezialist für Meteor- und Meteoritenkunde
    • European Research Center for Fireballs and Meteorites
Re: Primäre- und Sekundäre-Kruste
« Antwort #10 am: Januar 03, 2008, 01:25:52 Vormittag »
Hallo Herbert,

ja diese Meinung kann man in der Zeit oft lesen. Dr. A. Brezina sprach schon 1894 in einem Vortrag mit ähnlichen Worten:
" ... und solche secundäre Flächen zeigen oft alle Übergänge vom frischen, noch unberindeten Bruch bis zur vollständigen Berindung. ..." Er sprach damals aber explezit über Bruchflächen im allgemeinen und deren Entstehen, aber nicht über deren Krustenausbildung. Gut er erwähnte weiter vorn auch das primäre Flächen eher glatt und abgeebnet erscheinen, was man als Eigenschaft der Kruste verstehen könnte.

Ich glaube aber, daß daraus einfach primäre und sekundäre Kruste entstanden ist, obwohl eindeutig nur von den Bruchflächen die Rede war! Auch Cohen beschreibt es erst genau so. Zum Ende hin könnte man ihn aber so verstehen, daß er von sekundär gebildeter Rinde spricht - von Sekundärer Kruste ...

Krusten können so verschieden sein, wenn man verscheidene Meteorite des selben Falles anschaut. Cohen beschreibt diese rotbraune Kruste, wenn ein offener Bruch leicht wiederverkrustet wird. Ich habe hier ein schönes Beispiel ... das Braune, was ihn da erkennt, ist verbranntes Gestein - kein Rost! Es gibt allerdings auch kleine rötliche Rostpunkte ... (das ist auch so bei VdlP35 mein Beisiel 2)
Keine Frage, hier ist ein später Bruch teilweise wiederverkrustet - also eine sekundäre Fläche, mit scharfen Kanten und rauer Oberfläche.

 :user:
bis gleich Thomas
« Letzte Änderung: Januar 03, 2008, 02:26:01 Vormittag von APE »
Grau ist alle Theorie ...

Offline APE

  • Generaldirektor
  • *
  • Beiträge: 1058
  • Spezialist für Meteor- und Meteoritenkunde
    • European Research Center for Fireballs and Meteorites
Re: Primäre- und Sekundäre-Kruste
« Antwort #11 am: Januar 03, 2008, 01:48:53 Vormittag »
Hi Alex, was plättert bei dir ab?! Hast Du Mischhaut oder eine Verletzung bzw. ... :weissefahne:

... wo waren wir noch mal ...  :user:

Gut da habe ich noch einen Meteoriten vom Villalbeto Fall der grundsätzlich nur eine dünne schwarze Kruste mit Anlauffarben zeigt. Für mich gibt es da keine primäre oder sekundäre Fläche, nur eine eher glasige Kruste. Der Met ist halt so, wie er aussieht und doch ganz anders als der Rest, den ich dort finden konnte.

Die Frage ist doch eigentlich: Warum die Schmelzkruste so verschieden aussehen kann? Und nicht ob es Bruchflächen gibt die mehr oder weniger verkrustet erscheinen. Nein, ich glaube auch Cohen vermischt zuviel Sachen miteinander. Er weiß, es gibt verschiedene Krustenarten und auch die Bruchereignisse die einem Meteoriten sein Aussehen geben, doch eine echte Erklärung für alle Möglichkeiten bietet er nicht an. Gut es wird immer schwer sein in der Natur Grenzen zu setzen, weil die Übergänge fließend sind, doch wer hat sich heute noch mit den Schmelzkrusten der Meteorite beschäftigt, um alte Sichtweisen zu verbessern?

 :prostbier:
Thomas
« Letzte Änderung: Januar 03, 2008, 02:29:49 Vormittag von APE »
Grau ist alle Theorie ...

 

   Impressum --- Datenschutzerklärung