Nunja,
man muß auch ein bisschen einmal aus der verengten Sicht derer wenigen Hundert aus dem erlauchten Seerosenteich der Meteoriterei herausgehen, die nämlich ist, daß Meteorite per se einen materiellen und einen ideellen Wert besäßen.
Ich kann an meinem Zehennagel ein Preischild befestigen, worauf 1 Million Euro steht,
nur stellt sich dann die Frage, ob dieser mein Zehennagel tatsächlich auch eine Million Euro wert ist.
Ich glaube, solange niemand ihn derartig bezahlt, eher nicht.
Mit den Meteoriten verhält es sich nicht grundlegend anders.
Und hahnebüchen ist es, sie mit Artefakten, Denkmälern, kulturell bedeutenden Gegenständen vergleichen zu wollen.
Zudem wie solle jemand Schaden erleiden, wenn er einer Sache verlustig geht, die er gar nicht kennt oder gar gar keine Ahnung hat, daß sie überhaupt existiert? Hat mir sehr gefallen, das Neuschwansteinurteil, das unter anderem einen Beitzsanspruch der Gemeinde Reutte deswegen abgewiesen hat, weil zuvor kein Besitzwille erkennbar, da die Reutter weder nach dem Stein gesucht hatten, noch überhaupt gewußt hatten, daß da einer liegen könnte. Kurzum das Ding erstmal gefunden werden mußte, damit es da ist.
Zur Moral im Maghreb. Mich hat mal ein deutscher Mineralienhändler aus dem Maghreb angerufen. Er hatte das Problem,
daß er ständig von armen Einheimischen belagert wurde, die ihn anflehten, ob er ihnen ihre Meteorite verkaufen könne, fürs tägliche Überleben. Ihn dauerten die Leut, selbst wollte er nichts daran verdienen, da er sein Auskommen hatte.
So. Ich konnte ihm leider nicht weiterhelfen. Die Steine waren nämlich das, was 95% aller Funde dort ausmacht. Gewöhnliche verwitterte Chondrite. Als ich ihm die Preise gezeigt habe, die die Sammler für dieses Material zahlen, war er schlichtweg entsetzt und mußte erkennen, daß es überhaupt keinen Sinn macht und er den Leuten nicht weiterhelfen kann, weil die Sammler eben für solcherlei Steine nicht bereit sind, mehr als +/- 50$ pro Kilo zu zahlen, Preise, bei denen die Hälfte auf den Versand draufgeht, von Steuern und anderen Kosten gar nicht zu reden.
Er hat zwar trotzdem noch versucht - z.B. auf der US-Liste einen Fair-Trade für Meteorite anzufangen, es ist vollkommen gescheitert wegen der Sammler.
Deswegen stellen sich mir immer die Nackenhaare auf, wenn Meteoritesammler mit dem moralischen Zeigefinger wedeln, aber selbst nicht bereit sind mehr als einen Schweinepreis für ihre Dinger zu berappen.
Und das ist die Realität von Wert der Steine und der Ethik.
Tonnenweise - Herbert, hatten wir hier auch besprochen. In der Tat Tonnen. 6 Tonnen insgesamt seit Ende der 90er aus dem Oman. 700t seit Beginn der Aufzeichnungen an Meteoriten insgesamt einschließlich der Antarktis.
90% der 700t entfallen auf die 20 größten Eisenmeteorite, bei denen auch die Dunkelziffer zu suchen ist.
Die Verhältnisse der Häufigkeit der Klassen untereinander sind aus den beobachteten Fällen, der Antarktis und größenteils aus dem Oman bekannt.
Daher kann man versuchen zu spekulieren, wieviel überhaupt die Sahara hergegeben hat.
Ich würde schätzen, in den letzten 20 Jahren vielleicht 20 Tonnen. Damit kriegst einen Lastwagen einigermaßen voll, einen Eisenbahnwagon nicht. Von mir aus auch 30t.
80%-90% dieser Funde wiederum sind verwitterte gewöhnliche Chodrite. Also das Material wofür niemand auch nur einen Pfifferling ausgeben will und das auch die Wissenschaftler nimmer freiwillig klassifizieren wollen.
Das was solche Gestalten wie wir Euch vorsetzen, und seis hier im Forum, das ist die Schneeflocke auf der Spitze des Eisberges, jeder Eukrit, jeder CV und wenn er nur 10 Mücken kostet, das sind die Kronjuwelen der Königin von England. Nichts gibt es auffem Gobus, was an Seltenheit heranreicht.
Und hier gilt wieder das Reutter Axiom. Bei den meisten Rarlingen wüßte man ja überhaupt nicht, daß es welche sind, wenn sie nicht der Klassifikation zugeführt worden wären. Ihr könnt jeden NWA-Händler fragen, wie oft er schon daneben gegriffen hat und einen Erdenstein erwischt hat.
Fazit:
Wenn ihr von Moral sprechen wollt, dann zahlt 1000Euro fürs Kilo unklassifizierten Witterling und nicht 50Euro.
(wenn ich daran denke, daß selbst bei solchen absoluten Ausnahmefälle, bei solch einem Material wie Mali, Amgala, Bensour noch gegackert wird, ob den 3$ im Gramm nicht zu teuer sei, aber naja...)
wenn sie überhaupt in einem Museum geladet sind, und sich ihre Spuren nicht irgendwo am Privatmarkt verlieren
Auch das haben wir durch. Niemand hindert die Museen daran, die Steine zu kaufen und zu sichern.
Die Beträge, die notwendig gewesen wären, alle Sahara- und Omanfunde der Welt komplett zu kaufen sind lachhaft im Vgl zu den Summen, die für 30 Jahre Antarktis ausgegeben wurden, ein atomarer Fliegenschiß im Vgl zur Weltraumfahrt und der erdgebundenen Astronomie oder zum Etat der MPIs hier in Deutschland. Die nötigen Summen wären durchaus auch von den Fundländern selber zu leisten, zwei drei Raketerln weniger im Jahr und einen Benz weniger für den König, fertig wär die Laube.
Teurer als die Meteorite wär das Haus drumrum zur Aufbewahrung.
Daß die Gschicht so ist, wie sie ist, ist im großen und ganzen ein Versagen der Wissenschaft. Wenn ich hör, daß für Ankäufe für die Mineralogie einer großen deutschen Universität 2000Euro Jahresbudget zur Verfügung stehen, dann ist das eben ein Forschungspolitisches Desaster.
Daß es anders gehen kann, sieht man an den Schweizer Unis, die seit Jahrzehnten mit dem Oman zusammen arbeiten.
Und immerhin wird ja nun eine Klassifizstelle in Marokko eingerichtet.
Meteorite pflegen vom Himmel zu fallen, wenn sie keiner sucht, findet sie keiner und sie gehen kaputt.
Anders gelagert ist der Fall natürlich, wenn so ein Klotz irgend eine kultische oder sonstige Bedeutung hat oder besessen hat und seis der Schönheit wegen wie er in der Landschaft herumsteht. Davon die Finger zu lassen versteht sich von selbst.
Oder wenn eben ein Land wie Namibia oder Kanada den Export von Meteoriten einschränkt.
Aber wie schon so häufig dargelegt, interessieren sich die allermeisten Länder einen Kehrricht für Meteorite.
Und nun zurück zu Pearys Zeiten, wenn heute schon so ein eklatantes Desinteresse kultureller und teilweise wissenschaftl. Natur - wirtschaftl. spielen Meteorite sowieso keine Rolle - besteht,
ist es doch ziemlich lächerlich die heutigen - wie gezeigt - überzogene Maßstäbe auf die Zeit anwenden zu wollen, wo die Meteoriterei sich gerade angeschickt hatte, aus den Kinderschuhen zu schlüpfen.
Was wenn es sich zugetragen hätte, wissmers?, daß der Peary die Inuit gfragt hätt: Sie, brauchts ihr den Klotz überhaupts? Und die gsagt hätten - na, des greislige Sauglump, nur Scherereien - nimms mit.
Hingebetet an die Klötz habens jedenfalls nicht.
Wenn wir also von Moral reden, dann nicht von Meteoriten, sondern dann redmer von einem anderen Kolonialismus,
dann redmer von solchen Mafien wie Monsanto udgl., die die Bauern in den Drittweltländern zwingen kein eigenes Saatgut mehr anbauen zu dürfen, damit wir Moralisten im Supermarkt immer billige Lebensmittel kaufen können, dann redmer von der Sklaverei und Kinderarbeit in Asien und Osteuropa, aufdaß wir in den Kaufhäusern immer billige Gewänder haben - puh, ich bin ja oft in Rumänien, wo die Nähereien für den Westen produzieren, neuerdings sind denen dort sogar die 100Euro Monatslohn für die einheimischen Näherinnen zu teuer, nun importierens Chinesen! In der Fabrik da arbeitens in einer Halle und in der Halle nebendran da schlafens - dann redmer davon, daß sich die Leut im Irak und in Nigeria auf unser Geheiß die Köpf einschlagen, damit wir immer billig tanken können und demnächst noch die Arktis angebohrt wird, daß mers immer schön warm in der Stube haben, dann redmer davon, daß die Weltmeere leergefischt werden vor der Nas der armen Küstenländer, damit wir immer unser Fischstäblein in der Pfanne brutzeln haben, dann redmer davon, daß halb Karelien abgeholzt wird, damit wir nimmer so schwere Flaschen schleppen müssen, sondern ois im Tetrapak haben und daß wir schöne billige Sitzmöbel haben, aus denen es sich so besonders gemütlich mit dem erhobenen Zeigefinger wedeln läßt.
Uff, jetzt muß ich erstmal wieder runter....
neeneenee was eigentlich damit sagen will,
daß die immer wieder auftauchenden Diskussionen um die Mets doch wirklich arg konstruiert, bemüht und weit hergeholt sind.
Und daß sich gerade auch ein Neuling nicht fürchten muß, etwas verwefliches zu tun, wenn er Meteorite sammelt.
Bei Fossilien, bei Artefakten, bei Kunst, bei antiquarischen Büchern usw.usw. da siehts in der Hinsicht manchmal leider ganz anders aus.
Das hab ich jetzt aber schön gesagt.
Mettmann