Also ich würd niemals einen unversiegelten Brahin nehmen.
Hatte schon eine ganze Reihe, nicht von dem damaligen Hauptebaybrahinisten,
der da in fröhlicher Manier geworben, oh neue Methode, stabil für immer, kann man sogar in Salzwasser legen...einige werden sich erinnern (und von denen, die so etwas gekauft hatten, hab ich meistenteils gehört, dasse doch zu rosten angefangen).
Na und die meinigen waren mit einer dünnen Schicht Mehrkomponentenkleber überzogen, klingt komisch, is aber so.
Den, den ich am längsten gehalten, der war 6 Jahr perfekt. Und alle andern ebenfalls nie Probleme.
Hab getestet, wenn man den Überzug entfernt, hamse binnen weniger Tage angefangen zu rosten.
Nunja Hanno, generell muß man die Russen auch verstehen, und ich mein, Du weißts ja selber, aber ich schreibs trotzdem mal hin für die andern.
Mittlerweile versiegelns ja überhaupt nimmer.
Es ist halt auch ein überzogenes Anspruchdenken etlicher Sammler, die eben Meteorite generell in bester Qualität haben wollen und das bitteschön für fast nix.
Die Brahine sind ja teilweis nur noch für 0.3-0.8$/g gegangen.
Da macht es einfach keinen Sinn mehr, zu stabilisieren, konservieren, lackieren.
Und es ist oft schwer hinnehmbar, was manche Leut für Erwartungen haben.
Guxx, is die Glotze kaputt oder der Abfluß verstopft oder es gilt was am Haus zu machen,
dann rufens den Handwerker.
Der schreibt dann auf die Rechnung die Anfahrt, das Material und die angefangenen Arbeitsstunden,
schaumermal nach... und die kostet im Durchschnitt 40-50Euro.
Und das gilt als normal und selbstverständlich und sie zahlen es.
Na und dann nimmst so einen Brahin oder was weiß ich Gibeon her,
und um Eisen zu sägen, meine Güte, das dauert ewig, Schleifen in mehreren Gängen, polieren, ätzen, trocknen, stabilisieren.
Das kann man gar ned alles ausrechnen, was das für eine Arbeit macht.
So und dann hams da ihre Brahinscheibe und die Gibeonscheibe, wo jeweils 4 Stunden Arbeit oder mehr drinstecken, damit sie so aussieht und sie ihnen lange bleibt und wenn die dann 100Euro kosten soll, schlagens die Händ übern Kopf zusammen, raunen "Wucher" und wollens für 50 haben. Oder wie jetzt bei dem Imilac, krähens rum, daß es glatter Wahnsinn sei.
Der Metthändler schreibt seine Präparationstunden nicht drauf, noch die Maschinenkosten, noch die Verbrauchsmittel, noch die Anfahrtszeit, dies braucht, das Material zu bekommen - was meints denn, wie lang die Jäger durch die Wüste tappen müssen, bisse mal nen verwitterten Chondriten finden, für den die Sammler 25-50$ im kg zahlen.
Und zusätzlich ist das Material selber rar wie Diamant.
Also, und darum kann ein deutscher Händler bspw. auch praktisch nicht mehr die beliebtesten und gängigsten Billigeisen machen, bei dem Preisniveau und bei den Erwartungen, die zurzeit herrschen. Und für einen Russen lohnt sichs eben auch nicht mehr für eine Hand voll Dollar, schön an den Dingern hinschrauben,
weil die Leut es nicht zahlen wollen.
Selber indes nehmens es als Verständlichkeit, was sie selbst verdienen, gehen auf die Straß, wenns anderthalb Stunden länger arbeiten sollen die Woch, sind solidarisch mit den Postboten für deren Mindestlohn, finden die Krankenschwester ausgebeutet und empören sich, daß die Osteuropäer mir 3 oder 5Euro die Stund schwarz auffem Bau abgespeist werden,
aber - ich nehme an, unwissentlich - dem Meteoritenverkäufer, dessen Arbeit, wenn er gute Stücke macht, erkennen sie nicht an, dem gestehen sie das nicht zu, der solls ihnen zum Bruchteil des Mindestlohns machen -
und das ist ganz besonders seltsam, wenn man bedenkt, daß es ja im wesentlichen eine kleine Gemeinde ist, wo man sich persönlich kennt und Händler und Sammler und Sammlerhändler denselben Enthusiasmus für die erzraren Gesellen teilen und wissen, daß sie zudem mit den rarsten Dingern der Welt handeln und oft selbst die Erfahrung gemacht haben, wie schwer die allein schon zu beschaffen sind.
Nicht? Also wenn ein normaler Handwerker eine Gibeonscheibe herstellen würde, dann würd die sicherlich mehr kosten als ein gleichgroßer Imilac beim Metthändler.
Jetzt hör ich schon den Konrad mit den Hufen scharren, schreiben wollend, Blödsinn! Das kann gar nicht stimmen, sonst täts ja keiner machen, laßt Euch nix erzählen, die machen schon ihren Schnitt die Händler, weil sonst tätens das ja nicht.
Na aber schaut Euch doch mal um? Der größte Teil der Anbieter, das sind reine Sammler, die bieten hier und da Meteorite an, wies eben andere Sammler in ihren Feldern, im Ebay und auf den Börsen auch machen, um sich ihre Sammlung ein bisserl zu finanzieren, aus Spaß an der Freud machens das, das präparieren, das tauschen. Wenn ein bisserl was rausspringt gut, wenn nicht, auch nicht tragisch.
So und vom Rest, wenn ihr schaut, die Händler sind, da findet ihr wiederum den größeren Teil die Meteorite nicht als Hauptberuf betreibend, sondern eben weils ihre Leidenschaft ist. Die handeln zur Hauptsache mit anderen Sachen oder haben ganz andere Berufe und beziehen ihr Einkommen zur Hauptsache aus anderen Gebieten.
Fragts mal den Mirko, wie er sich plagt mit seinen Eisen, so sehr er auch glaubt, mich uffe Kieker haben zu müssen, wird er Euch bestätigen, was für eine Schweinsarbeit er mit seinen Eisis hat und daß es eigentlich kaum zu vertreten ist (und ev. seufzt seine Frau Gemahlin: Hätt er doch bloß nie die Meteorite für sich entdeckt).
So und dann bleibt ein sehr kleines Grüppchen übrig, die tatsächlich nix anders als Meteorite machen. Das ist ein so kleines Grüppchen, daß es statistisch nicht auszuschließen ist, daß es sich tatsächlich um Bekloppte, um Getriebene handelt. Die sind den Meteoriten verfallen. Na und wennse nicht a priori einen bestimmten Background haben, dann arbeiten sie sich für Euch (und natürlich auch für sich selber) den A.... ab, um permanent neue Sachen für Eure Sammlungen anzuliefern.
Und wenn ihr schaut - mit Meteoriten ist in den Letzten 10 Jahren noch keener reich geworden.
Daß die dann trotzdem auch - um mit dem Mirko zu sprechen, die Ottonormalsammler bedienen und diesen eben auch kleine Stücke oder Loaklitäten, bei denen nix drin ist für sie, bereit stellen, das funktioniert nur deshalb, weil sie eben auch teure Lokalitäten und große Stücke handeln - mit denen finanzierns im Grund die Kleinodien und die Stücke, die für jedermann, für die Neulinge, Kleinsammler, den mit der schmalen Brieftasche und den Laien erschwinglich sind,
weil eben die Branch davon lebt, immer wieder neue Sammler zu dem Hobby hinzuführen (und weils ihnen Spaß macht, ihr Wissen zu verbreiten und ihren Enthusiasmus geteilt zu sehen). Und das ist eigentlich schon bemerkenswert, - so hält fast jeder professionelle Händler eben auch niederschwellige Angebote und kleine Sachen bereit, selbst die - der Oheim würde sagen "Highrollers" - die es nicht nötig hättem und die, die aussschließlich größere Geschichten im oberen Preissegment machen und nix für Ich und Du und Blinde Kuh, die sind eine Ausnahme.
Das soll jetzt keine Fastenpredigt sein,
und freilich hat niemand was dagegen, wenn los Sammleros natürlich nach dem Preis gehen,
nur möcht ich, daß ihr wenigsten ab und zu mal Euch besinnt, daß das was Euch von Sammlern und Händlern angeboten wird,
keine Selbstverständlichkeit ist.
Daß Ihr halt wißt, daß ein Gibeon fürn Dollar im Gramm oder ein Brahin, oder ein Seymchan für 2, oder ein Eukrit fürn Zehner,
daß das im Grunde gar nicht geht, ein Ding der Unmöglichkeit ist,
und wie toll das ist, daß es eben doch geht.
(Und Euch eben auch ein bisserl zurückhaltet, wenn der Brahin für 1/g gebrochene Olivine hat oder zugepatzt ist.
Da darf man einfach nicht auf den Verkäufer zeigen,
denn mehr geht halt nicht fürs Geld. Will man absolute Topstücke haben, dann muß man eben mehr ausgeben.
Das ist ja auch im Nichtmeteoritenleben eine Trivialität, nicht?).
Frater Martinus