Autor Thema: Die Wolframitgrube Pechtelsgrün bei Reichenbach im Vogtland  (Gelesen 2546 mal)

Labrador

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Die Wolframitgrube Pechtelsgrün bei Reichenbach im Vogtland
« am: April 17, 2008, 16:50:58 Nachmittag »
Bekannt für derben Wolframit und schönen Rauchquarz: Pechtelsgrün

Die Wolframitgrube von Pechtelsgrün ist ein vergleichsweise junges Bergwerk mit einer "klassischen" Entdeckungsgeschichte. Die ersten Hinweise für ein bauwürdiges Erzvorkommen lieferte zu Beginn der 1930er Jahre ein mineraliensammelnder Lehrer. 1934 wurde dann - zunächst im Schürfbetrieb, später mit dem Abteufen kleiner Schächte - der Abbaubetrieb aufgenommen. Hier stieß man auf mittelalterliche Bergbaureste - ein Zeugnis dafür, dass der Wolframit hier schon weit früher das Interesse erweckt hatte.

Im Jahre 1939 schon war der Hauptschacht der Grube auf 150 Teufe angelangt, in den 1940er Jahren bestanden bereits eine Erzseilbahn und Aufbereitungsanlagen, welche später von der SDAG WISMUT für die Uranaufbereitung "zweckentfremdet" und kurzerhand konfisziert wurden. Der Abbau schritt nach 1946 dennoch in großem Maße voran, die Erzvorräte wurden nach der Tiefe hin verfolgt. Um 1950 war man auf 230 m, 1954 auf 300 m und in 1961 auf 400 m abgeteuft. In dieser Zeit liegt auch die "Blüte" des Wolframerzabbaus Pechtelsgrün. Insgesamt wurden 1.250.196 Tonnen Wolframiterz gefördert, woraus knapp 3.000 Tonnen WO3-Konzentrat gewonnen wurden. In der Tiefe waren die Erze nicht mehr ausreichend, die Grube förderte in den letzten Betriebsjahren auch Pyrit (Schwefel) und Molybdänerz. Im Jahre 1968 schließlich lief der Bergbau in Pechtelsgrün aus.

Pechtelsgrün - das ist einer der bekanntesten Mineralfundorte im Vogtland. Bekannt wurden hier vor allem sehr gute Rauchquarz-Kristalle, die Dezimetergröße erreichten und in klaren Partien auch zu schönen Schmucksteinen verschliffen wurden. Wolframit kam eigentlich nur derb vor, zusammen mit reichlich Pyrit im Quarz eingewachsen. Eine Besonderheit war der sogenannte Reinit, eine Pseudomorphose von Wolframit nach Scheelit-Oktaedern. Der Scheelit selbst war gleichsam selten und wurde in Kristallen bis zur Größe von fünf Zentimetern gefunden, häufiger freilich derb. Pyrit wurde in Pechtelsgrün in exzellenten Kristallen gefunden, welche zu den besten ihrer Art in ganz Deutschland zählen dürften. Meist waren die xx als Würfel ausgebildet, die eine ausgeprägte Streifung aufwiesen. Die Literatur nennt Kantenlängen von 10-12 cm. Ein weiteres "berühmtes" Mineral der Grube ist der Bismuthinit, der einmal relativ reichlich auf der 350 m-Sohle gefunden wurde. Es handelt sich um teilweise gebogene Stängel, teils plattig verzerrt und bis zu 8 cm lang. Auch hübschen Opal lieferte die Grube. Alle weiteren Minerale waren eher unscheinbar und/oder sehr selten. 

Auf den Halden und in Lesesteinproben zwischen Pechtelsgrün und Lengenfeld lassen sich mitunter noch Wolframit und etwas Molybdänit oder Pyrit feststellen. Die meisten der bekannten Minerale kamen aber von untertage. Der Belegsammler wird immer noch das ein oder andere Stüfchen finden können.

 

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