Autor Thema: Hammerunterwiesenthal im Erzgebirge - mehr als nur Zeolithe  (Gelesen 7821 mal)

Labrador

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Hammerunterwiesenthal im Erzgebirge - mehr als nur Zeolithe
« am: April 18, 2008, 16:50:21 Nachmittag »
Wenn man von Hammerunterwiesenthal spricht, so denkt man in erster Linie an das Zeolithvorkommen im Phonolith. Neben diesem im Steinbruch Richter aufgeschlossenen Gestein tritt in der Umgebung auch noch ein Marmor mit daran gebundenem Kalksilikatvorkommen in Erscheinung (wurde in mehreren Kalkbrüchen abgebaut), sowie Amphibolit (Stümpelfelsbruch).

Aus dem Phonolith sind die bekannten Zeolithe gefunden worden. Zumeist tritt Natrolith auf, in weißen, gelblichen und selten rosafarbigen nadeligen Kristallstöcken oder radialfaserigen Aggregaten. Er ist manchmal leicht mit Thomsonit zu verwechseln, mit dem er auch in strahligen Individuen verwachsen auftritt. Thomsonit (oft strontiumhaltig) bildet auch wasserklare blockige Kristalle, die aber seltener zu finden sind. Alle weiteren Zeolithe sind selten. Darunter zählen winziger flächenreicher Chabasit, faserig-dichter weißer Mesolith, Phillipsit und der neu entdeckte Gonnardit, der als seidig glänzende faserige Gänge im Phonolith auftritt. Etwas häufiger ist noch Analcim, der manchmal ganze Drusenauskleidungen bildet, daneben auch wasserklare singuläre Kristalle bis zu 3 mm Durchmesser. An Nicht-Zeolithmineralen sind große Calcit-Kristalle, Fluorapophyllitkriställchen, seltener Amethyst, gelbliche Strontianitgarben sowie sehr schöne gestreckte Titanitkristalle (sogenannter "Semelin") von hellgelber bis braunoranger Farbe (bis 1 cm lang!) erwähnenswert.

In den Kalkbrüchen gibt es vor allem Kalksilikatminerale wie Granat, Vesuvian oder Klinozoisit. Hier wurde auch der Erstfund von Cosalit im Lande Sachsen getätigt. Es dürften die besten Kristalle in Deutschland sein. Schließlich sind noch rote Leisten und sehr selten auch flächenreiche Kristalle von Rutil bekannt, die man aufgrund ihrer kräftigen Färbung zuerst für Proustit halten könnte. Diese Stufen wurden im Stümpelfelsbruch gefunden.

Die Fundmöglichkeiten im Bruch sind sehr schwankend. Die riesigen Drusenhohlräume, wie sie früher auftraten, die die einschlägigen Zeolith-Schaustufen lieferten treten immer seltener in Erscheinung. Dafür werden Minerale häufiger gefunden, die vor Jahrzehnten noch ausgesprochene Raritäten waren, wie beispielsweise der Chabasit. Stellenweise wird massiver, "tauber" Phonolith gefördert, der dem Sammler kaum etwas zu bieten vermag. Bei einem Besuch ist daher anzuraten, sich vorher entsprechend über die Abbausituation zu informieren. Auf jeden Fall muss auch eine Betrittserlaubnis eingeholt werden!

Offline schwarzwaldmineraloge

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Re: Hammerunterwiesenthal im Erzgebirge - mehr als nur Zeolithe
« Antwort #1 am: April 18, 2008, 23:26:26 Nachmittag »
Hallo,

Hier noch eiige Ergänzungen:

Im Kalkbruch kommt am Weg vom Eingang in den Bruch rechterhand Phonolith vor, der cm-große Augite (schwarz, oft Zwillinge)und bis ca. 5 mm große hervorragende gelbe Titanit-xx führt. Im Bruch gibts Dolomit-xx und Tremolith-Nadeln (graublau) bis mehrere cm.

Am Stümpelfelsen steht Eklogit an, der Granat und grünen Omphazit führt.

Glück Auf!
Sebastian
Diplom-Mineraloge

Peter5

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Re: Hammerunterwiesenthal im Erzgebirge - mehr als nur Zeolithe
« Antwort #2 am: April 19, 2008, 07:01:43 Vormittag »
Zitat
sehr schöne gestreckte Titanitkristalle (sogenannter "Semelin")

Hallo Andy,
von Semelin habe ich jetzt noch nie was gehört.  :eek:..weißt Du zufällig, woher das Wort stammt? Ich kannte bisher nur "Sphen" für alpinen Titanit. :laughing:
ach.. ich kann ja auch mal schnell googlen.. :laughing:

Gruß Peter5 .. :laughing:

Peter5

  • Gast
Re: Hammerunterwiesenthal im Erzgebirge - mehr als nur Zeolithe
« Antwort #3 am: April 19, 2008, 07:04:08 Vormittag »
Aspidelit, Gelbmenakerz, Ligurit, Sphen, Braunmenakerz, Castellit, Menakan, Semelin

das sind in der Tat alles andere Namen für Titanit.. :laughing:..interessant. :smile:

Googlen Fehelanzeige. Also weshalb nicht gleich in den "Heys.." geschaut? Selbst ist der Sammler.. :laughing:

So, was sagt mein "Heys Mineralindex"?  :smile:
Semeline, var. of titanite.
F. de Bellevue (1800) J. Phys.51,442.
(TL) Andernach, Laach, Germany. Named for its resemblance to flax seed (semen lini).
The figures clearly indentify it as titanite (of Klaproth). The two were united by R.J.Haüy (1822) Traite Min., 2nd ed., 4, 360.

uupps..jetzt bin ich genauso schlau wie vorher.. :nixweiss:

kann mir mal einer ad hoc diesen Satz übersetzen?  :nixweiss:

Zitat
Named for its resemblance to flax seed (semen lini).
..also irgendwas mit Geometrie muss es doch zu tun haben. :gruebel:

.. hat das evtl. was mit semi (= halb zu tun)? "halbe Linien?"

-----------------------------------------------------------------------------

"Mineralfundstellen Sächsisches Erzgebirge" von Vollstädt und Weiß sagt nur auf Seite 80 von G 14:..:

Zitat
"..sowie im Phonolith eingewachsene gelbe Titanit-Tafeln ("Semelin").

Gruß Peter5 .. :winke:, der hierzu weiter ratlos ist - auch nachdem er in Wikipedia die engl. Vokabeln aufgerufen hat..
« Letzte Änderung: April 19, 2008, 07:22:04 Vormittag von Peter5 »

Labrador

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Re: Hammerunterwiesenthal im Erzgebirge - mehr als nur Zeolithe
« Antwort #4 am: April 20, 2008, 14:57:52 Nachmittag »
Ich setz mich mal dran. Ist aber glaube ich ein lokaler Name...

Labrador

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Re: Hammerunterwiesenthal im Erzgebirge - mehr als nur Zeolithe
« Antwort #5 am: April 20, 2008, 15:13:01 Nachmittag »
...und hier noch zwei Bilder von HUW:

Titanit "Semelin" (5 mm Kristall)

Montmorillonit in etwas ungewöhnlicher Färbung :laughing:

Peter5

  • Gast
Re: Hammerunterwiesenthal im Erzgebirge - mehr als nur Zeolithe
« Antwort #6 am: April 20, 2008, 15:14:14 Nachmittag »
Ja, danke, eilt ja nicht. :smile:

Rüdiger

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Re: Hammerunterwiesenthal im Erzgebirge - mehr als nur Zeolithe
« Antwort #7 am: April 20, 2008, 18:32:59 Nachmittag »
Hallo Peter5,  :winke:

die Übersetzung lautet: "Benannt nach seiner Ähnlichkeit mit Flachssamen:super:


Gruß

Rüdiger

Peter5

  • Gast
Re: Hammerunterwiesenthal im Erzgebirge - mehr als nur Zeolithe
« Antwort #8 am: April 21, 2008, 18:33:05 Nachmittag »
Hallo Rüdiger,

vielen Dank für Deine Übersetzung!  :laughing:... da hätte ich auch eigentlich selbst drauf kommen müssen.  :gruebel:..aber an machen Tagen herrscht mehr "Black out" vor! .. :smile:...jedenfalls bei mir .. :platt:

Gruß Peter5 .. :winke:

Labrador

  • Gast
Re: Hammerunterwiesenthal im Erzgebirge - mehr als nur Zeolithe
« Antwort #9 am: April 23, 2008, 16:32:49 Nachmittag »
Flachssamen... passt ganz gut, finde ich :laughing:

Labrador

  • Gast
Re: Hammerunterwiesenthal im Erzgebirge - mehr als nur Zeolithe
« Antwort #10 am: August 20, 2008, 13:05:06 Nachmittag »
Schwarze, geriefte Cosalite in durch Bismutit bräunlich gefärbtem Quarz. Einzelfund aus dem Kalkbruch. Es mag so an die 10-15 Mikromounts davon auf diesem Erdenrunde geben...

Peter5

  • Gast
Re: Hammerunterwiesenthal im Erzgebirge - mehr als nur Zeolithe
« Antwort #11 am: August 20, 2008, 18:50:11 Nachmittag »
Sehr interessant für Cosalit!  :super:

Gruß Peter5 .. :winke:

Offline MetGold

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Re: Hammerunterwiesenthal im Erzgebirge - mehr als nur Zeolithe
« Antwort #12 am: August 20, 2008, 20:09:42 Nachmittag »
Hallo,

war mal im Mai 1990 im Richter-Bruch. Damals war dort ein reges Treiben der Sammler, die so bis 20cm große Natrolithdrusen erbeuteten. Ich selbst hatte damals einige Natrolithstufen, Thomsonit und Kanonenspat, der teilweise mit rötlichen Anflug überzogen war, herausgeschlagen.

 :winken:   MetGold   :alter:
Ein ereignisreicher Tag ist mehr als namenlose Jahre - (Spruch aus einem chinesischen Kalender)

Labrador

  • Gast
Re: Hammerunterwiesenthal im Erzgebirge - mehr als nur Zeolithe
« Antwort #13 am: August 31, 2009, 14:06:21 Nachmittag »
Hämatit auf Calcitdruse (Stufe ca. 8 x 7 cm)

 

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