Autor Thema: Das Bergbaurevier Bad Freienwalde (Brandenburg)  (Gelesen 9559 mal)

Labrador

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Das Bergbaurevier Bad Freienwalde (Brandenburg)
« am: April 20, 2008, 15:17:35 Nachmittag »
Diese Lokalität ist nach Rüdersdorf wohl der beste Fundort in Brandenburg. Wobei die Anzahl der Mineralarten die von Rüdersdorf sogar noch übersteigen dürfte. Im Gegensatz zu Rüdersdorf kann man hier auch noch frei sammeln und Funde sind im Prinzip garantiert. Die Tongruben liegen in der Nähe der Bundesstraße 167 westlich von Bad Freienwalde und sind von Berlin aus einfach zu erreichen. Wie schon anklingt, gibt es zwei Tongruben. Die Nordgrube baut noch und wird immer größer. Sie ist, wenn man aus dem Oderbruch kommt, schon von weitem als heller Fleck in den dunklen bewaldeten Hügelketten um Bad Freienwalde zu erkennen. Die zweite Grube liegt wenig entfernt im Hammerthal. Man fahre die Straße "Im Hammerthal" von der B167 ab und bis zum Ende durch. Man gelangt zu einem kleinen Parkplatz und wandere an der Jugendherberge vorbei in den Wald. Linkerhand läuft ein Zaun entlang, an dessen Ende man sich durch sumpfiges Gelände über einen kleinen Bach hinweg kämpfen muss. Nach einiger Zeit taucht die große Wand der alten Südgrube auf. Bei feuchter Witterung ist absolute Vorsicht geboten. Der Verfasser hat selbst schon mehrmals fast das Schuhwerk eingebüßt, der zähe Ton ist nicht zu unterschätzen.

Die Südgrube im Hammerthal

Im zentralen bzw. rechts liegenden Teil findet sich Gips in mannigfaltiger Form. Große Gipsrosen sind heute selten, aber die berühmten Tannenbäume können immer noch gefunden werden. Am besten holt man sie direkt aus der Wand, wobei man aber unbedingt einen Helm zu tragen und sich alle paar Minuten über den Zustand über einem zu überzeugen hat! Hier finden sich auch selten kleine Pyritkugeln. Seltener sind Einkristalle, teilweise bis zu 6 cm große Schwalbenschwänze oder klare Nadeln auf Tonstein. Zu den Raritäten zählen dicktafelige Kristalle und der sogenannte Kombinationstyp - Gipsrosen, die auf den Tannenbäumen aufgesprosst sind. Es wurden von den Tannen schon Exemplare über 30 cm gefunden, von den Rosen ebenso. Solche Stücke sind aber nicht oft zu erwarten. Die pyrithaltigen Schichten führen zu oberflächigen Ausblühungen, die für das Land Brandenburg seltene Minerale enthalten. Erwähnenswert sind herrliche klare Rozenitkristalle bis 2 mm, schöne Epsomitlocken, die bis über 1 cm messen können und weiße Aluminitknöllchen auf Tonstein. Diese Minerale sind allerdings schwer zu bergen. Bewährt hat sich die "Sprengstoffmethode": die Stücke vorsichtig in ein Gefäß legen, das man vorher mit Sand aufgefüllt hat (z.B. Fotoschale). So kann man das Material gut im Auto nach Hause transportieren.

Der linke Teil des Grubengeländes führt vor allem Limonit und Manganminerale. Es können hier aus großen Brocken schöne drusige Stücke, z.T. gefüllt mit kleinen Gipsnadeln oder rotem Hämatit geborgen werden. Wenn die Mangankrusten noch bunt angelaufen sind, ergibt das wirklich sehr reizvolle Stücke. Limonit als schöner Brauner Glaskopf und Pyrolusit, pseudomorph nach Manganit xx blieben bislang Einzelfunde und werden so schnell wohl auch nicht wieder auftreten. Außerdem finden sich mit Limonit ummantelte hellgraue massive "Toneisensteineier", die dem Hammerthal indirekt den Namen gaben. Im 18. Jahrhundert war hier ein Hammerwerk situiert, dass diese Knollen "verarbeitete". Weitere Funde belaufen sich auf Kaolinit, Glaukonit und Schwerminerale in den Stettiner Sanden. Diese Schichten enthalten verfestigtes Material, in dem selten Fossilien wie Muscheln, Pflanzensamen und angeblich auch Haizähne gefunden werden. Geht man vom linken Teil der Grube aus nicht den Trampelpfad wieder zurück, sondern geradezu in das Dickicht hinein, gelangt man bald zu einem Damm. Hier fuhr die Grubenbahn entlang, die den alaunhaltigen Ton auf Halde brachte. Bald gerät der Damm wieder auf den großen Weg zum Teufelssee. Wenn man am Beginn des Teufelssees rechterhand in das kleine Tal wandert, kommt man schließlich in einen Kessel. Man steht immer noch auf dem alten Bahndamm. Die Vertiefung in der Mitte des Kessels beherbergt das Mundloch des Gerhardstollens, eines der wenigen Stollenmundlöcher in Brandenburg.

Die bauende Nordgrube am Tonberg

Von der B167 kommend ist man ja in das Hammerthal abgebogen. Will man den offiziellen Weg in die Nordgrube einschlagen, fahre man den Weg wieder zurück (an einem Sandaufschluss vorbei). Der nächste Abzweig auf der selben Seite wie das Hammerthal (in Richtung Eberswalde/Berlin) ist mit "Alaunwerk" beschildert. In den vergangenen Jahren war es kein Problem bei der Werksleitung eine Zutrittserlaubnis zu erhalten. Da der Abbau sehr rasch fortschreitet, sind genaue Fundangaben schwierig. Man kann auch vom Hammerthal aus durch den Wald an den Rand der Grube gelangen. Im Gegensatz zu früher ist der Abbau von dem bereits genannten Parkplatz heute schon zu sehen. Der Hügel, der sich dort befand, ist der Tongewinnung gewichen. Im Haldenbereich sind Kalkkonkretionen (Septarienton!) mit hellgrünem Calcit auf Spaltrissen zu finden. Die Gipse sind hier anders ausgebildet, als in der Südgrube. Es kommen sehr schöne Schwalbenschwänze vor, wie angelutscht aussehende, dicktafelige Kristalle, langgestreckte Nadeln und mit sandigem Ton verbackene Rosen (ähnlich Sandrosen). Limonit tritt hier wesentlich seltener auf, dafür ist eine Sulfatparagenese anzutreffen. Man kann davon ausgehen, dass diese der in der Literatur beschriebenen Paragenese von Salow/Mecklenburg-Vorpommern gleicht. Dort kommen graue Krusten von Thenardit vor, zusammen mit weißlichen Mirabilitpusteln, gelbem Aluminocopiapit, wenig Melanterit und braunen Aggregaten, die aus Natrojarosit und Römerit bestehen können. Diese Ausbildungen ließen sich auch in der Nordgrube in Bad Freienwalde feststellen. Solch ein Vorkommen wäre aufgrund des alaunhaltigen Tons auch nicht als allzu ungewöhnlich zu bezeichnen.

Neben den Tonvorkommen gibt es im Umkreis auch noch Gewinnungsstellen von Kiessand (so am Kaninchenberg und in Altranft/heute Lehrpfad), Kaolinsand (am Baasee und im Kessel des Gerhardstollen, von umliegenden Künstlerateliers gern genutzt) und sogar Sandstein (wie man an einigen Gebäuden der Stadt Bad Freienwalde noch erkennen kann).


Jens ohne z

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Re: Das Bergbaurevier Bad Freienwalde (Brandenburg)
« Antwort #1 am: April 20, 2008, 15:29:02 Nachmittag »
Hallo Labrador,

ein schöner Bericht! Es ist ja nicht selbstverständlich dass sich jemand die Zeit nimmt und ausführlich berichtet - besonders über aktuelle Fundstellen.
Frage No.1: hast Du evtl. ein Foto von dem erwähnten Gerhardstollen?
Frage No.2: ist er noch fahrbar?

Grüße
Jens

Labrador

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Re: Das Bergbaurevier Bad Freienwalde (Brandenburg)
« Antwort #2 am: April 20, 2008, 15:33:09 Nachmittag »
Hallo,

Danke, die Beiträge sind schon etwas älter und wurden auch für andere Foren gemacht. Das einzige Bild, das ich kenne, entstand in meinem Beisein und findet sich unter http://www.mffb.de/. Dort auf "Exkursionen" und "Bad Freienwalde". Der Stollen ist nicht mehr befahrbar (Fledermausschutz).

Gruß
Labrador

Jens ohne z

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Re: Das Bergbaurevier Bad Freienwalde (Brandenburg)
« Antwort #3 am: April 20, 2008, 15:57:28 Nachmittag »
Danke für den Link.
Grubenbaue im Nördlichen Brandenburg sind schon etwas besonderes! Ich dacht immer ab Rüdersdorf ist Sense mit Bergbau.  :eek:
Das Mundloch ist auch einigermassen in Schuss. Brandenburg ist zwar nicht so meine Ecke, aber man weiss ja nie. Ich werd mich mal im Untertageforum umhören wer den Schlüssel für den Stollen hat  :winke:

Glück Auf
Jens

Labrador

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Re: Das Bergbaurevier Bad Freienwalde (Brandenburg)
« Antwort #4 am: Mai 13, 2008, 20:50:49 Nachmittag »
Mirabilit (?) mit Copiapit von der Tongrube Nord, Bad Freienwalde/Brandenburg

Labrador

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Re: Das Bergbaurevier Bad Freienwalde (Brandenburg)
« Antwort #5 am: Juni 04, 2008, 19:58:36 Nachmittag »
Bizarr geformter Gipskristall (4 cm) von der Tongrube im Hammerthal, Bad Freienwalde/Brandenburg (Eigenfund 2001)

Glaskopfartiger Limonit als Hohlraumfüllung in von mit Eisensand verkitteten Geschiebestücken aus der Kiesgrube am Kaninchenberg, Bad Freienwalde/Brandenburg (BB = 6 cm, Eigenfund 2001)

Offline Bernd G.

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Re: Das Bergbaurevier Bad Freienwalde (Brandenburg)
« Antwort #6 am: Juni 12, 2008, 18:33:30 Nachmittag »
der gips ist klasse  :super:

gruß bernd

Labrador

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Re: Das Bergbaurevier Bad Freienwalde (Brandenburg)
« Antwort #7 am: Juni 12, 2008, 19:40:07 Nachmittag »
Hallo,

Ja, der ist schon ganz witzig. Ich hab bestimmt 200 Kristalle da mitgenommen, aber von diesem Typ nur zwei oder drei. Meistens fallen sie auseinander und man findet noch die dreieckigen "Endstücke".

Gruß
Labrador

Peter5

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Re: Das Bergbaurevier Bad Freienwalde (Brandenburg)
« Antwort #8 am: Juni 14, 2008, 12:53:20 Nachmittag »
Ungewönhliche "stalaktitische" "Skelettausbildung" für Gips (Selenit). :super:

Labrador

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Re: Das Bergbaurevier Bad Freienwalde (Brandenburg)
« Antwort #9 am: Juni 15, 2008, 00:36:58 Vormittag »
In der Mitte halt ein typischer Durchkreuzungskristall und der Rest hat sich dann so "drumherumgematscht". Aber fand ich auch nett, wie er da so auf dem Ton lag, vom Regen blankgewaschen.

Peter5

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Re: Das Bergbaurevier Bad Freienwalde (Brandenburg)
« Antwort #10 am: Juni 15, 2008, 08:48:02 Vormittag »
.. ein bisserl, wie an einer großen Perlenkette aufgereiht oder einfach "Gips am Spieß" .. :prostbier:

Gruß Peter5 .. :smile:

Labrador

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Re: Das Bergbaurevier Bad Freienwalde (Brandenburg)
« Antwort #11 am: Juli 26, 2008, 15:39:58 Nachmittag »
Aluminit auf Tonstein aus der Nordgrube

Labrador

  • Gast
Re: Das Bergbaurevier Bad Freienwalde (Brandenburg)
« Antwort #12 am: August 31, 2009, 14:10:51 Nachmittag »
Glaskopfartiger Limonit (8 cm hoch) aus der Südgrube - der wohl einzige Fund dieser Art

Sehr schöner Limonit als Verkittung von Geschiebe aus der Sandgrube am Kaninchenberg (9 cm breite Stufe)

Grünliche Calcit-Septarie aus der Nordgrube (12 cm breites Stück)

 

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