Autor Thema: Joldelund in Schleswig-Holstein - eine Schlackenfundstelle  (Gelesen 2267 mal)

Labrador

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Joldelund in Schleswig-Holstein - eine Schlackenfundstelle
« am: April 23, 2008, 16:38:26 Nachmittag »
Wegbeschreibung und Allgemeines

Von Hamburg auf der A5 bis Heide und auf der B5 bis Bredstedt. Von Bredstedt fahre man gegenüber des Bahnhofs die Straße nach Osten (in Richtung Flensburg) bis Högel. Der Ort Joldelund ist weiter östlich gelegen und lässt sich auf einer kleinen Straße über Joldelund Feld erreichen. Der alte Schlackenplatz liegt zwischen den beiden Ortsstellen. Die besten Funde gelangen bei Ausgrabungsarbeiten, heute sind nur mehr Lesesteinfunde möglich. Grabungen sind untersagt - Naturschutzgebiet! Außerdem wurde ein Lehrpfad angelegt, welcher über die Eisenverhüttung Auskunft gibt.

Die Schlackenfunde vom Kammberg bei Joldelund gehen auf etwa 1500 bis 1700 Jahre alte Siedlungen zurück. Die Bewohner dieser Siedlungen gewannen aus dem anstehenden Raseneisenerz Eisen, mit Hilfe sogenannter Rennfeueröfen, von denen bei den genannten Ausgrabungsarbeiten Reste gefunden werden konnten. Auch zahlreiche Schlacken wurden entdeckt und auf ihren Mineralgehalt hin untersucht. Der Umstand, dass das Raseneisen stark phosphorhaltig ist, führte zu Sekundärbildungen von Phosphaten. Am häufigsten ist hier der Vivianit in typischen hellblauen bis fast schwarzen freistehenden Kristallen mit abgeschrägten Endflächen, die 5 mm Länge erreichen können. Oft ist der Vivianit zu Metavivianit umgewandelt und erscheint dann in weißen bis grünlichen opaken Kristallen. Sehr viel seltener ist grüner Beraunit in feinsten Nädelchen, winzige sechsseitige Whitlockit-Täfelchen und kalottenartig gebogene Phosphosiderit-Aggregate von rosagrauer Farbe. Häufiger sind einige primäre Schlackenbildungen, wie der allgegenwärtige Fayalit in gelben, in der Schlacken-”Matrix” schwimmenden Körnchen und rundlichen Kristallen. Auch wurden in Joldelund einige bisher unbekannte Phasen entdeckt.

Mineralien

Die meisten in der Liste genannten Arten gehen auf Einzelfunde zurück bzw. sind als Primärbildungen in der Schlacke nur unscheinbar im Auftreten.

Akaganeit
Anglesit
Baryt
Beraunit
Calcit
Cerussit
Dolomit
Eisen
Fayalit
Ferrihydrit
Gips
Goethit
Hämatit
Lepidokrokit
Magnetit
Metavivianit
Phosphosiderit
Pyrrhotin
Quarz
Schwefel
Spinell
Tridymit
Vivianit
Whitlockit
Wüstit

Literatur

Blaß, G., Wittern, A. (1993): Schlackenmineralien aus dem “Ruhrgebiet des Nordens” bei Joldelund/Nordfriesland, in: Mineralienwelt 02/1993, S. 41-47.
Wittern, A. (2001): Mineralfundorte und ihre Minerale in Deutschland, Stuttgart: E. Schweizerbart, S. 4.

 

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