Autor Thema: Meteorite oder was von aussen auf uns hereinstürtzt  (Gelesen 6616 mal)

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Meteorite oder was von aussen auf uns hereinstürtzt
« am: Mai 02, 2008, 16:10:05 Nachmittag »
Hallo Met-Litties,

Meteorite oder was von aussen auf uns hereinstürtzt

kennt jemand das Buch? wird für 38 EUR überall auch auf ebay laufend angeboten.
Bevor ich dafür Geld ausgebe, tät mich mal ein review interessieren.

cu,DSds  :winke:
Dsds

Jens ohne z

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Re: Meteorite oder was von aussen auf uns hereinstürtzt
« Antwort #1 am: Mai 02, 2008, 16:34:59 Nachmittag »
  :baetsch: Hier wird dich geholfen ! :baetsch:
http://www.meteoriten.org/
http://www.amazon.de/Meteoriten-einstürzt-Schnittpunkt-Wissenschaft-Literatur/dp/3721205340
http://www.sandammeer.at/rezensionen/meteoriten-widauer.htm

Grüße  :einaugeblinzel:
Jens

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Re: Meteorite oder was von aussen auf uns hereinstürtzt
« Antwort #2 am: Mai 02, 2008, 20:56:12 Nachmittag »
Vielen Dank Jens,
scheint ja doch interessanter, als ich vermutet hatte.
Mich wundert es deshalb umsomehr, daß sich da noch nie jemand zu geäußert hat.
Naja, ich werde mir den Band mal besorgen.
cu, Uwe  :winke:
Dsds

Offline Dirk

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Re: Meteorite oder was von aussen auf uns hereinstürtzt
« Antwort #3 am: Mai 11, 2008, 23:14:26 Nachmittag »
Hallo Uwe,

ich habe mir das Buch auch bestellt. Mittlerweile ist es schon angekommen und ich habe schon mit dem Schmökern begonnen.

Gleich im ersten Kapitel von Gero Kurat ist es schon richtig spannend. Und zwar deswegen, weil Herr Kurat alternative Erklärungen zur Genese von Eisenmeteoriten, Mesosiderite und auch bestimmter Marsmeteorite mit großer Autorität vertritt. Zum Autor selbst ist zu sagen, das er Professor an den Österreichischen Akademie der Wissenschaften für Petrologie und Planetologie ist  und gleichzeitig auch die Stelle des Leiters der Mineralogisch-Petrographischen Abteilung des Naturhistorischen Museums in Wien einnimmt.

Zur Entstehung der Eisenmeteoriten etablierte sich die Annahme, das Eisenmeteorite aus den Eisenkernen differenzierter Klein(st)planeten stammen, die durch Kollisionen mit anderen Körpern zerbrachen. Herr Kurat geht davon aus, dass diese Annahme falsch ist (Seite 24-26). Wäre sie richtig, dann müsste seiner Meinung nach folgendes zu erwarten sein: da differenzierte Kleinplaneten ähnlich wie die Erde aus etwa 1/3 Kern (Metall), 2/3 Mantel (olivinreiche Gesteine=Peridotite) und weniger als 1% Kruste (vulkanische Gesteine, Basalte) bestehen, müsste man nach einer Zertrümmerung erwarten, dass die auf die Erde fallenden differenzierten Meteoriten ebenfalls etwa aus 1/3 Eisen, 2/3 Peridotiten und einigen wenigen Basalten bestehen müssten. In unseren Sammlungen seien jedoch etwa 2/3 Basalte (und verwandte Gesteine) und 1/3 Eisen, aber überhaupt keine Peridotite. Die häufigsten Gesteine eines jeden differenzierten Planeten würden fehlen! Er selber geht alternativ davon aus, das Eisenmeteorite direkt aus dem solaren Urnebel kondensiert sind und nie (bei der Entstehung) einen Schmelzzustand erlebt haben. Mit dieser Theorie kann er das Vorhandensein von Silikateinschlüssen, um die sich herum das Metall kondensierte und die Silikate somit einschlossen, schlüssiger erklären. Auch das in Eisenmeteoriten häufige Vorhandensein von Tieftemperatur-Minerale liesse sich so gut erklären. Diese wären seiner Meinung nicht anwesend, wenn das Eisen aus einer Schmelze entstanden wäre.

Auch die Entstehung von Stein-Eisen-Meteoriten erklärt er anders als die gängige Annahme: Pallasite und Mesosiderite seien ursprünglich poröse Silikat-Aggregate. Im solaren Urnebel wäre das Metall dann danach in diesen Hohlräumen kondensiert. Vor allem beim Aufbau von Mesos sieht er ein langsames nachträgliches Auffüllen der Hohlräume mit Metall. Die gängige Entstehungstheorie der Mesosiderite beinhaltet eine Kollision zweier Kleinplaneten, einer bestehend aus Eukrit-Basalten und der andere aus Metall.

So, und nun der Hammer (wie ich finde): Der Autor erklärt den Marsmeteoriten Nakhla (Namensgeber des "N" bei den SNC`s) als nicht vom Mars kommend!! Er kann aufgrund der spezifischen mineralogischen Struktur des Meteoriten ausschliessen, dass Nakhla ein Kumulat-Gestein eines basaltischen Magmas ist. Herr Kurat nimmt an, dass Nakhla ebenfalls direkt im solaren Nebel entstanden ist und nicht auf dem Mars. Er sagt, die Annahme, das Nakhla auf dem Mars entstanden ist, sei "ein weit verbreiteter Irrglaube".

Die Lektüre dieses ersten Kapitels aus dem Buch fand ich wirklich spannend. Musste einige Abschnitte auch zweimal lesen. Die von Herrn Kurat geäußerten Überlegungen und Theorien habe ich bis jetzt so noch nicht lesen können. Also, im Norton stehts anders drin (glaube ich zumindest).

Wie geht es Euch damit? Sind diese Ansätze auch neu für Euch oder doch schon an anderer Stelle schon mal gelesen?

Eure Meinung dazu würde mich brennend interessieren!

 :user:  :prostbier:
Dirk

Offline gsac

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Re: Meteorite oder was von aussen auf uns hereinstürtzt
« Antwort #4 am: Mai 12, 2008, 19:27:23 Nachmittag »
Zum Autor selbst ist zu sagen, das er Professor an den Österreichischen Akademie der Wissenschaften für Petrologie und Planetologie ist und gleichzeitig auch die Stelle des Leiters der Mineralogisch-Petrographischen Abteilung des Naturhistorischen Museums in Wien einnimmt.

Nach meinem Kenntnisstand ist das nicht mehr so, denn der jetzige Kurator ist, wenn ich mich nicht sehr irre, Dr. Brandstaetter. Vielleicht kann einer der österreichischen Sammlerkollegen mehr und genaueres dazu sagen. Herbert?

Gero Kurat war allerdings tatsächlich Leiter der Mineralogie bzw Kustos der Wiener Sammlung - der Name ist ja allseits bekannt, und vermutlich war er es auch noch zu der Zeit, als das Buch geschrieben und herausgegeben wurde.

Ich habe es übrigens auch noch nicht in der Büchersammlung und fände es gut, wenn die Literaturspezis bzw all diejenigen, die es schon einmal teilweise oder ganz gelesen haben, hier noch ein bißchen mehr dazu schreiben würden. Nach dem ersten Eindruck des Gelesenen (siehe Dirks Beitrag) scheint sich eine Anschaffung durchaus zu lohnen, wobei es ja kein streng wissenschaftlich orientiertes Buch ist, sondern das Thema von mehreren Seiten her angeht.

PS: zu Herrn Kurats Meinung über den Ursprung von Nakhla kann ich nicht viel beitragen, denn ich kenne sie nicht bzw habe bisher noch nicht von dieser Position gehört, die er vertritt. Man müßte mal in seinen wissenschaftlichen Publikationen dazu stöbern (...wer hat Direktzugriff auf "MAPS"? Meine Hefte liegen leider gerade mal wieder 340 Bahnkilometer entfernt...). Wie auch immer: im Saal V des Naturhistorischen Museums in Wien kann man einen tollen, nahezu vollends glänzend schwarz bekrusteten Beinahe-Einpfünder von Nakhla bewundern - das ist schon recht beeindruckend! Ganz in der Nähe liegen übrigens auch Stücke von Shergotty und Chassigny, kleiner zwar, aber immer noch "oho" (siehe Anhang)!

Alex
« Letzte Änderung: Mai 12, 2008, 19:52:34 Nachmittag von gsac »

Offline Aurum

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Re: Meteorite oder was von aussen auf uns hereinstürtzt
« Antwort #5 am: Mai 12, 2008, 19:34:22 Nachmittag »
Hallo alle ,

hmmm nach allem was ich hier so gelesen habe überlege ich mir ernsthaft ob ich mir das Buch nicht auch anschaffe , bin morgen mal in meiner Buchhandlung .  :laughing:

Bis dann Lutz  :winke:

Aller Anfang ist schwer !!

Offline Dirk

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Re: Meteorite oder was von aussen auf uns hereinstürtzt
« Antwort #6 am: Mai 12, 2008, 21:21:19 Nachmittag »
Hallo Alex  :winke: ,

ich bin gerade beim 11.Kapitel des Buches und finde es sehr anregend und lebendig beschrieben. Das Buch sollte man sich kaufen!

Noch einen Nachtrag zum oben Geschriebenen: Herr Kurat sieht auch den SNC-Met Chassigny nicht vom Mars kommend an. Hier kurz ein Zitat:"Weitverbreitet ist der Glaube, dass dieser Stein vom Mars stammt und ein Stück des Marsmantels ist! Dieser Glaube hält allerdings einer genaueren Betrachtung nicht stand und unsere Untersuchungen ergaben, dass wir es mit einer Aggregation von Olivinen zu tun haben, welche niemals eine Lava gesehen haben, sondern wahrscheinlich aus der Dampfphase gewachsen sind. Sie sind reich an Einschlüssen, von denen jeder einzelne anders als der andere ist - eine Unmöglichkeit für einen magmatischen Olivin."

Im 2.Kapitel "Meteoriten im Bild" stellt Herr Kunat viele Meteoriten vor, teilweise auch Scheiben und Dünschliffe. Und er erläutert stellenweise sehr faszinierend, wie er die individuelle Entstehungsgeschichte des einzelnen Individuals sieht. Danach kennst Du jede einzelne Chondre in bestimmten Scheiben (z.B.Allende) persönlich  :wow: . Das macht richtig Lust auf mehr.

In anderen Kapiteln schreibt z.B. Katharina Lodders über die Geschichte des Willamette-Meteoriten, Beda A. Hoffmann über Meteoritenhandel, Paul Sipiera und Birgit Sattler jeweils über ihre persönlichen Erfahrungen bei der Meteoritensuche in der Antarktis und unser  Norbert Classen über Meteoriten in Kultur und Religion. Das ganze Buch ist ein buntes Potpourrie der verschiedensten Facetten auf das Thema Meteorite. Am Ende (habe ich aber noch nicht gelesen) gibt es auch noch Texte, die eher lyrisch-poetisch mit dem Thema umgehen. Warum aber auch nicht ....?

@Alex: Und sind Dir denn die alternativen Ansätze zur Entstehung von Eisenmeteoriten und Stein-Eisen-Meteoriten bekannt?
@Hallo Lutz - kaufs Dir ruhig - kostet glaube ich 38€ und hat einen festen Einband. Wirklich gut zu lesen!

 :user:
Dirk

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Re: Meteorite oder was von aussen auf uns hereinstürtzt
« Antwort #7 am: Mai 12, 2008, 21:27:26 Nachmittag »
Naja, andrerseits hammer ja den Umstand, daß Chassigny nur 1.36 Mrd Jahre alt ist, wo bis uffe größten Körper der Ofen aus ist, und zudem zeigt er Verwitterungsprodukte und Salze, wie die andern Marsmeteorite auch, die bereits an seinem Bildungsort entstanden sind.
http://www.psrd.hawaii.edu/April05/DryValleysSoils.html

Pling!
Martin
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Offline Dirk

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Re: Meteorite oder was von aussen auf uns hereinstürtzt
« Antwort #8 am: Mai 12, 2008, 21:58:31 Nachmittag »
Hallo Martin,

ich kann es mit meinem jetzigen Wissen noch nicht beurteilen, inwieweit der Herr Kurat Recht oder Unrecht hat. Ich weis auch noch zu wenig über Gemeinsamkeiten und Unterschiede der verschiedenen Marsmeteorite, um wirklich eine eigene Meinung vertreten zu können.
Ich fand die Idee des Autors interessant, das z.B. Eisenmeteorite und teilweise Mesosiderite direkt aus dem solaren Urnebel kondensierten und nicht über die Zertümmerung von differenzierten Kleinplaneten. Was hälst Du denn von diesem Ansatz?

fragt,
Dirk

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Re: Meteorite oder was von aussen auf uns hereinstürtzt
« Antwort #9 am: Mai 12, 2008, 22:22:29 Nachmittag »
Naja, ich bin ja kein Wissenschaftler... ich tät mich nur wundern, warum dann die Eisen dann nicht genauso alt wie die Chondriten sind, daß die Kondensationsphase und die Phase der Planetesimal- und Planetenentstehung derart lang gedauert haben soll und warum wir dann bis auf die HEDs keine anderen jüngere Meteoriten haben, was für eine Bedingung geherrscht haben muß, daß da ausgerechnet in einem Bereich des entstehen Sonnensystems (4% Eisenmeteorite gibt's), nicht der übliche Staub, sondern nur Eisenstaub rumgeflogen sein soll,
wie sich das mit den beobachteten protoplanetaren Staubscheiben um andere Sterne deckt
und warum dann die Erde und andere planetaren Körper einen Eisenkern haben und wo denn dann das Eisen hin ist aus den Eukriten und Diogeniten, wenn denn das übliche Differentiationsmodell größerer Körper nicht gelten soll, bzw. wenn es gilt - wo dann die bekannten Eisenmeteorite, wennse schon geringe kosmische Alter haben also aus Kollisionen herstammen, herkommen und wie sichs verträgt, daß die Silikate in den Mesos keine anderen O-Isotope haben, als die HEDs von der Vesta, wennse doch woanders und alleine entstanden sein sollen?

Usw.usf.

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Offline gsac

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Re: Meteorite oder was von aussen auf uns hereinstürtzt
« Antwort #10 am: Mai 12, 2008, 22:55:17 Nachmittag »
ich kann es mit meinem jetzigen Wissen noch nicht beurteilen, inwieweit der Herr Kurat Recht oder Unrecht hat. Ich weis auch noch zu wenig über Gemeinsamkeiten und Unterschiede der verschiedenen Marsmeteorite, um wirklich eine eigene Meinung vertreten zu können.

Fand im Internet Folgendes auf die Schnelle mit Bezug auf Kurats Einschätzung - zwei Kapitel aus einer Art "Meteoritenkalender", die ich hier mal untereinander kommentarlos zitiere und aus denen seine Argumentation abzulesen ist:

"...Nakhla (Ägypten), ein Achondrit (Steinmeteorit ohne chondritische Struktur, also ohne Chondren – siehe unten) ist ein Olivin-Pyroxenit (Gestein, welches überwiegend aus Pyroxen mit untergeordnet Olivin besteht) des SNC-Meteoriten-Klans. In diesem Falschfarbenbild sehen wir Pyroxene (Augite, grün), Olivine (gelb bis hellgrün) und feldspatreiche, feinkörnige Zwickelfüllung (rot). Die Augite sind einheitlich zusammengesetzt, die Olivine jedoch nicht (Farbänderungen entsprechen Änderungen der chemischen Zusammensetzung). Da die Olivine offensichtlich Räume zwischen den Pyroxenen füllen, müssen sie nach letzteren entstanden sein. Dies widerspricht der weit verbreiteten Ansicht, dass Nakhla ein Kumulat-Gestein eines basaltischen Magmas sei, denn das basaltische Magma scheidet zuerst Olivin aus und dann erst Pyroxen. Wenn diese Minerale auf den Boden der Magmakammer sinken, sollten die Olivine ihre magmatische Tracht (gut kristallisierte Kristalle) behalten. Auch sollten sie eine einheitliche Zusammensetzung oder einen chemischen Zonarbau parallel zur Kristalloberfläche haben – auch das ist nicht der Fall. Die Botschaft ist daher: Nakhla ist kein magmatisches Gestein, sondern muss eine andere Genese haben. Wahrscheinlich ist eine Entstehung direkt im solaren Nebel – und nicht auf dem Mars, wie ein weit verbreiteter Glaube vermeint. Dieses Gestein enthält auch Salze (Halogeniden, inklusive Kochsalz, Sulfate und Karbonate). Andere Gesteine des SNC-Klans enthalten zusätzlich auch organische Verbindungen. Dies gab Anlass zu wilden Spekulationen, auch von vielen prominenten Meteoritenforschern: mögliche Lebensspuren vom Mars!? Tatsächlich weisen die Salze und organischen Verbindungen eher auf eine Verwandtschaft der SNC-Meteoriten mit den seltenen Kohligen Chondriten hin – auch die C-, O- und N-Isotopen-Häufigkeiten unterstützen diese Verwandtschaft...."

"...Shergottite, die Basalte der SNC Meteoriten und die jüngsten bekannten Meteoriten (scheinbar nur 160 Millionen Jahre alt!), tragen Zeichen der Einwirkung starker Schockwellen. Dieser Basalt (Meteorit Shergotty, Indien) bestand ursprünglich aus Plagioklas (Feldspat, schwarz) und Pyroxen (farbig). Der Plagioklas wurde allerdings durch Schockwellen in eine optisch isotrope Phase umgewandelt (daher ist er im Bild schwarz), die wir „Maskelynit“ nennen, sozusagen ein Plagioklas-Glas. Die grauen Fleckchen sind Plagioklas-Kristallite; das Glas ist im Begriffe zu entglasen. Shergottite und die übrigen SNC-Meteoriten (Shergotty-Nakhla-Chassigny) werden auch „Marsmeteoriten“ genannt auf Grund eines weit verbreiteten Glaubens, dass sie vom Mars stammen. Von diesem sollen sie in einigen wenigen Einschlag-Ereignissen losgeschlagen worden sein und einige dieser Trümmer kollidierten in der Folge mit der Erde. Es gibt etliche Probleme mit dieser Theorie, eines davon ist die Tatsache, dass wir auf der Erde etwa gleich viele Meteoriten von unserem nächsten Nachbarn, dem Mond, finden, wie vom sehr weit entfernten Mars. Warum das so ist, wissen wir nicht. Ein zweites ist die Tatsache, dass der Mars von Sedimenten bedeckt ist, sich aber unter den SNC-Meteoriten kein einziges Sedimentgestein befindet. Bei den Mond-Meteoriten finden wir – wie erwartet –hauptsächlich Gesteine der Mondoberfläche, warum gibt es unter den „Marsmeteoriten“ keine einzige Probe der Planeten-Oberfläche?..."


Alex

Offline herbraab

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Re: Meteorite oder was von aussen auf uns hereinstürtzt
« Antwort #11 am: Mai 13, 2008, 00:15:32 Vormittag »
Zum Autor selbst ist zu sagen, das er Professor an den Österreichischen Akademie der Wissenschaften für Petrologie und Planetologie ist und gleichzeitig auch die Stelle des Leiters der Mineralogisch-Petrographischen Abteilung des Naturhistorischen Museums in Wien einnimmt.

Nach meinem Kenntnisstand ist das nicht mehr so, denn der jetzige Kurator ist, wenn ich mich nicht sehr irre, Dr. Brandstaetter. Vielleicht kann einer der österreichischen Sammlerkollegen mehr und genaueres dazu sagen. Herbert?

Gero Kurat ist seit Anfang 2004 offiziell im Ruhestand. Er publiziert aber trotzdem noch fleissig wissenschaftliche Papers, wie man auf seiner Publikationsliste sehen kann.

Sein Nachfolger als Kurator der Meteoritensammlung ist Dr. Brandstätter, das ist richtig.

Grüße, Herbert
"Daß das Eisen vom Himmel gefallen sein soll, möge der der Naturgeschichte Unkundige glauben, [...] aber in unseren Zeiten wäre es unverzeihlich, solche Märchen auch nur wahrscheinlich zu finden." (Abbé Andreas Xaverius Stütz, 1794)

Offline Mettmann

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Re: Meteorite oder was von aussen auf uns hereinstürtzt
« Antwort #12 am: Mai 13, 2008, 10:55:45 Vormittag »
Nun, Nakhla kann nicht aus dem solaren Nebel kondensiert sein - wie übrigens die Eisenmeteorite auch nicht.
Nakhla hat ein Alter von grad einmal 1.3Mrd Jahren und die Eisenmeteorite sind ja 100 Mio Jahre jünger als die Chondrite.
Aus den letzten 10 Jahren wissen die Astronomen aber, daß sich die Staub- und Gasscheiben um einen neuen Stern, aus und in denen sich die Planeten bilden, nicht länger als nur gerade mal 10-30 Mio Jahre halten. Dann ist die Scheibe furt! Leergeräumt durch die neuenstandenen Planeten, Teile des Gases und des Staubes wieder vom jungen Stern gefressen und ein Teil ins Weltenall wegedrückt. Da ist dann nix mehr mit Akkretion und Kondensation und neuen Planeten und Planetoiden.

Der weit verbreitete Glaube, daß die SNCs vom Mars stammen, hat sich als richtig erwiesen, spätestens dann, als einer der Marsrover den ersten Shergottiten, "Bounce Rock" hams ihn genannt, der in der Marslandschaft rumgelegen, erschnüffelt und eindeutig als Shergottiten identifiziert hat.

Daß der Mars nur von Sendimenten bedeckt wär, ist übertrieben, gibtja gewaltige Vulkane dort, der Olymp ist gar der riesigste Vulkanpickel im ganzen Sonnensystem.
Daß man bislang keinen Marssedimentmeteoriten hat, ist herzlich leicht zu erklären.
Liegt nicht daran, daß keine fielen (mag man vielleicht auch noch spekulieren, daß so ein Sediment brösliger ist unds nicht so leicht überstehen würd wie bspw. ein Basalt aus dem Mars herausgewackt zu werden + irdischen Atmosphärenflug),

sondern der Grund ist ein denkbar trivialer, man hat halt noch keinen gefunden.

Klingt blöd, is aber so.

Und warum ist das so?
Zum einen werden ja kaum Meteorite gefunden, nicht?  Der Kanadier Schätzung sagt ja, weltweit 25.000 Fälle pro Jahr >100g.
Na und was find man schon davon? Immer so 4-10 der jährlichen Fälle und sonst so insgesamt noch 40.000 Nummern und Namen, schmeißt man die Pairings zusammen, dann hammer seit Anbeginn der Zeit, in etwa soviele Meteorite gefunden, wie in einem einzigen Jahr auf den Globus prasseln.

Aber immerhin waren da schon 47 verschiedene Märse dabei.
Zu argumentieren, daß die nicht vom Mars kämen, weil ebensowenige Meteorite vom Mond gefunden worden sind, ist natürlich Blödsinn - freilich sammelt das Erde-Mondsystem mehr von dem Zeug ein, was aus ihm herausgeschlagen, als Zeug was aussem Mars - nur könnte man dann genauso entgegenhalten, die Mondmeteorite seien nicht vom Mond, weil es keine beobachteten Fälle gibt, dagegen vom Mars immerhin schon 4 Fälle.

Der Hund liegt in dem Wort "finden" begraben.

Soderla, wir wissen nun, daß man sowieso schon fast keine Meteoriten findt und allerhöchst unwahrscheinlich ists noch dazu, einen vom Mars und vom Mond zu finden. Trotzdem hammer jeweils ein Promill aller Funde, die Mars und Mond sind.
D.h. bei den geringen Fundraten aller Meteorite ist davon auszugehen, daß gewaaaltig mehr an Mars und Mond auf die Erde gefallen und auch bis heut noch erhalten bzw. immer noch fällt.

Nun haben wir aber das höchstpraktische Problem:  Märse und Monde sind sowas von verteufelt schwer zu erkennen im Gelände, daß man sie halt einfach praktisch kaum finden kann!!  Eben weil sie irdischen Gesteinen so furchtbar ähnlich sehen im Feld. Hat man keine Schmelzkruste mehr dran, welche bekanntlich ja flugs flöten geht,  und hockt ned grad in einem bekannten Streufeld und weiß, wie das Zeug so aussieht, ist man doch vollkommen verratzt!!
Wie sollt man denn da nen Basalt vom Mars vonnem irdischen Basalt rauskennen?
Gab schon Monde, die sahen so irdisch aus, daß sich die Klassifikateure zunächst geweigert hatten, die zu messen.

Vollends ausbeißen täts dann, wenns um Sedimente geht!

Kein Meteoritenjäger tät ein Sediment aufheben, weil des nix is!
Hast ein Sediment, weißt, daß es kein Mett ist. Kommt der Laie mit seinem Gartenfund, wo lecker Schichten drin sind, sagts ihm: Is nix, Schichten, Sedimente, brauchst Schwerkraft, gern a bisserl Wasser, hamwer nich bei Meteoritenmutterkörpern.
Kommst zum Wissenschaftler und gibst ihm ein Sediment, sagt der: Schleich Di!

Was also brauchts: Entweder einen Sedimentfund mit unzweifelhafter Schmelzkruste, die durch nix anderes als durch Atmosphärenflug entstanden, plös einen Klassifikatör, der sich breitschlagen ließ, den Stein dann zu messen, auch auf die Gefahr hin,sich bisserl lächerlich zu machen...  also diese Möglichkeit lassmer beiseite,
wie ich auch den H5P6 um die nötige Geduld bitten würden und anflehen tät, jetzt ned alle Sedimente seiner Heimat nach Hause zu schleppen, in der Meinung sie seien vom Mars,

sondern was es braucht, ist nix anderes als einen beobachteter Fall einen Marssediments als Stein des Anstoßes,
damit man weiß, wonach man suchen muß und damit a Ruah is.

Naja 4 Stück Marsfälle in 200 Jahren moderner Meteoritenkunde, dytt kann u.U. also noch ein paar Menschenleben dauern....

Oiso erdreiste ich mir in meiner ungebildeten Laiensicht zu sagen, die geäußerten Thesen sind zum einem Teil durch neuere Ergebnisse überkommen, zum andern steckt teilweis ein Denkfehler drin.

Pling!
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Re: Meteorite oder was von aussen auf uns hereinstürtzt
« Antwort #13 am: Mai 13, 2008, 11:51:23 Vormittag »
...Oiso erdreiste ich mir in meiner ungebildeten Laiensicht zu sagen, die geäußerten Thesen sind
zum einem Teil durch neuere Ergebnisse überkommen, zum andern steckt teilweis ein Denkfehler drin.

Klingt für mich plausibel - ich denke auch, daß spätestens seit den Ergebnissen der Rover
weitgehend Konsens über den Ursprung der SNCs herrscht. In der Marsforschung hat sich ja
gerade in den letzten zwei, drei Jahren sehr viel getan, und insofern mag sich inzwischen vielleicht
auch der Herr Kurat selbst korrigiert haben (?). Allerdings kenne ich seine neueren Arbeiten nicht.

Ansonsten gibt es in jeder empirischen Wissenschaftsdisziplin "Außenseiterpositionen", die ja auch
solange eine Berechtigung haben, wie die dort vertretenen Thesen durch Messungen, Beobachtungen
und Schlüsse nicht faktisch widerlegt sind. Wir hatten das bereits in einem anderen Thread...

Alex

Offline Dirk

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Re: Meteorite oder was von aussen auf uns hereinstürtzt
« Antwort #14 am: Mai 13, 2008, 21:07:36 Nachmittag »
Hallo Leute,

ich habe gerade Herrn Kurat eine mail geschrieben und ihn freundlich in unser Forum eingeladen. Vielleicht hat er Interesse und meldet sich an. Dann könnte er uns etwas über seine Forschungsergebnisse persönlich mitteilen. Bin mal gespannt .....

 :user:
Dirk

 

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