Autor Thema: Wie es sich entwickelt....  (Gelesen 6192 mal)

Offline gsac

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Re: Wie es sich entwickelt....
« Antwort #15 am: Mai 10, 2008, 11:45:55 Vormittag »
Hihi, Oheim,ich seh Dich grad, wie Du Dich am Hintern kratzt und in Deinen 3er starrst:
Mein Hintern ist daraus gemacht!  Der Stein bin ich!

Also in leichter Abwandlung eines historisch belegten Zitats: "La pierre c´est moi!"
[...gut, nach dem 4. Hoiben diskutieren wir bei Gelegenheit mal darüber... :einaugeblinzel:]

:prostbier: Oheim Alex

Offline ben.g

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Re: Wie es sich entwickelt....
« Antwort #16 am: Januar 19, 2009, 20:14:46 Nachmittag »

Ah! Genau das Thema wollte ich mal ansprechen. Hab mal gestöbert, ob es einen solchen Thread schon gibt. Und siehe da, es gibt ihn.

Ich stehe zwar mit 33 Stücken erst ganz am Anfang, aber diese Frage "Wohin geht der Weg meiner Sammlung" hat sich mir auch jetzt schon aufgedrängt.

Ursprünglich wollte ich nach Systematik sammeln.
Für andere mag das ein gangbarer Weg sein, ich habe aber recht schnell festgestellt, dass das für mich persönlich nicht das richtige ist. Ich kann mit unscheinbaren Meteoriten anscheinend nichts anfangen. Die Stücke müssen interessant sein, damit sie mir etwas geben. Und zwar in zweierlei Hinsicht. Einmal vom optischen her und dann vom "Informationsgehalt".
Das was einen Met ausmacht, was ihn so außergewöhnlich, so anders, so außerirdisch macht, das muss ich wahrnehmen können. Ich brauche Chondren, Inklusionen, Linien, Regmaglyten und all das Zeug. Ich kann mit einem Individual, das aussieht wie jeder andere irdische Stein genauso wenig anfangen, wie mit einer Scheibe wo man nix drin sieht. Und ein Stück, das man auch mit Lupe kaum sieht ist auch nix für mich. So tick ich nun mal, jeder hat da so seine Vorlieben.
Außerdem muss ich ihn studieren können. Mit Digimic und Buch. Neben der Optik, der Ästhetik ist es also der Wissendurst, der mich treibt. (Anscheinend wollen beide Gehirnhälften gleichermaßen versorgt werden  :einaugeblinzel:)
Andere Dinge sind mir weit weniger wichtig. Ob das Ding nun selten ist oder nicht, ist für mich zweitrangig. Und wo es hier unten gelandet ist, interessiert mich nicht. Eher schon wo es herkommt.

Damit fällt dann schon mal einiges weg. Zum Beispiel die ganzen Fitzelchen. Beim Aufbau einer Systematik müsste ich bei den extrem selten Sachen, angesichts der Preise, mit winzigen Stücken vorlieb nehmen. Die geben mir nix und auf die werde ich verzichten (Außer Mond und Mars, die mussten dann doch sein) Ebenso werden in meiner Sammlung zukünftig viele Achondrite fehlen. Aber auch die texturarmen 5-er und 6-er Chondrite. Der ganze "Gleisschotter", wie der Mettmann immer so schön sagt, sowieso.

Übrig bleiben da für mich drei Schwerpunkte:
1) 3-er Chondrite.
2) interessante geschnittene Eisen.
3) Außergewöhnliche Individuals.
Darauf werde ich mich konzentrieren und alles andere, hab ich festgestellt, ist für mich nicht das richtige. (Ausnahmen ausgenommen :smile:)

Ich bin froh, dass mir das so früh klargeworden ist, bevor ich über Jahre hinweg Geld für etwas ausgebe, was mich dann doch nicht glücklich macht.

Gruß
Ben  :winke:

Offline gsac

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Re: Wie es sich entwickelt....
« Antwort #17 am: Januar 19, 2009, 21:39:04 Nachmittag »
Übrig bleiben da für mich drei Schwerpunkte:
1) 3-er Chondrite.
2) interessante geschnittene Eisen.
3) Außergewöhnliche Individuals.

Zu (1) --> ausgezeichnete Wahl! Wobei Du aber auch immer bedenken mußt, wie im
richtigen Leben, daß die Güte einer Auswahl sich an den Alternativen dazu orientiert,
will sagen: Du brauchst auch Vierer, Fünfer, Sechser - um erst den Dreier zu würdigen!  :einaugeblinzel:

Zu (2) Ein weites Feld! Spontan fällt mir aus Erfahrung nur ein: achte auf potenzielle
Nicht- oder allenfalls Wenigroster! Mir fällt gerade soeben mein Uruacu zusammen... :crying:

Zu (3) "Außergewöhnlich" in der Form? Allemal! "Außergewöhnlich" im Detail? Allemal!
Gut taugliches Sammlungskriterium! Wobei ich aus Erfahrung heraus sage: "think big!"
Lieber vier mal weniger vier kleine als nur ein entsprechend größeres Stück eingekauft.
Das ist möglicherweise eine Grunderkenntnis vieler Altsammler, die, wie ich, eigentlich
zu viel "Klein-Klein" in der Sammlung haben und es gern auf deutlich weniger, aber dafür
auch deutlich repräsentativere Stücke beschränkt sähen. Ist halt zuvorderst eine Frage
des Budgets, aber dann eine Frage der Haushaltung damit und der Konzentration "auf
das Wesentliche" - darin besteht die Kunst!

:prostbier: Alex

wannkommtdernächste

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Re: Wie es sich entwickelt....
« Antwort #18 am: Januar 19, 2009, 23:02:45 Nachmittag »
Wobei ich aus Erfahrung heraus sage: "think big!"
Lieber vier mal weniger vier kleine als nur ein entsprechend größeres Stück eingekauft.
Das ist möglicherweise eine Grunderkenntnis vieler Altsammler, die, wie ich, eigentlich
zu viel "Klein-Klein" in der Sammlung haben und es gern auf deutlich weniger, aber dafür
auch deutlich repräsentativere Stücke beschränkt sähen. Ist halt zuvorderst eine Frage
des Budgets, aber dann eine Frage der Haushaltung damit und der Konzentration "auf
das Wesentliche" - darin besteht die Kunst!

:prostbier: Alex

"Think big", damit ist das fontane'sche "weite Feld" endgültig eröffent: die Frage der Größe.

Die natürlich nicht alleine quantitativ beantwortet werden kann. Beispiel I:

Nehmen wir eine kleine Gruppe von ausgewählten und schon etwas rareren Individualen von Millbillillie, Camel Donga, Tatahouine, NWA 801 und Bilanga. Gewicht zwischen 30 und 50 gm.

Millie und Camel lateritrot-schwarz resp. tiefes und mattes Anthrazit, Fluglinien, Schmelzlippen mit kleinen abstehenden
- "abgetropften" - Dörnchen, schön plastisch durchgeformt; dazu der kühl grünlich-kristalline Tatahouine, der 801er, schon etwas "gewettert", samtbraun, mit seinen an der Oberfläche sich abzeichnenden, eisenarmierten und orangefarbenen Chondren; und schließlich der Bilanga, tiefschwarz glänzende Diogenitenkruste, die, wo sie abreisst, ein strahlend helles Inneres hervorscheinen lässt:

das sind Juwelen, und solchen gebührt, in der Größe, Konzentration. Mit genügend Raum dazwischen und v.a. darum herum disponiert, hellausgeleuchtet - die Schatzkammer des Aladin hat sich geöffnet.

Beispiel II:

Eisenmeteoriten, skulptiert, regmaglyptiert, womöglich flugorientiert und -ganz wichtig! - in feine Patina gehüllt: ockerfarben, orange, dunkelbraun, blau-grau schimmernd. Sagen wir: Canyon Diablo, Gibeon, Henbury, Mundrabilla, Taza, Pseudo-Ziz und Sikhote Alin. Ganz konkret: vor einiger Zeit erwarb ich ein Eisen (Henbury) im Bereich 1,5 kg. Nehme ich das Stück in die Hand, so muss diese notwendigerweise greifen und festhalten. Das ist schon in Ordnung so, es handelt sich schließlich auch um ein großartiges Stück.

Doch auch für die Eisen ist Mächtigkeit nicht das einzige Größenkriterium. Was halt auch sehr hübsch ist: Eisen im Bereich 300 - 600 gm. Das sind Stücke, groß genug, um viele Qualitäten aufzeigen zu können, aber auch ausreichend klein, um auf dem Handteller Platz zu finden.

Auf dem Handteller? Jawohl. Ich finde, man kann Größe nicht nur in Zentimetern und Pfunden, sondern auch hinsichtlich des Bezugs zum eigenen Körper - im konkreten Fall: der Hand - betrachten. Der große japanische Autor Yasunari Kawabata hat "Handtellergeschichten" geschrieben, ultra-kurze Prosatexte, für die das Handinnere - zumal in japanischen Zeichen geschrieben - völlig ausreichend Platz bietet:

"Auf der Innenseite einer Hand haben sie Platz. Diese Innenseite ist etwas Intimes, oft Hocherotisches. Wer sie berührt, vielleicht streichelt, liebkost, berührt mit der Haut die inneren Zonen eines Menschen. Doch um die Handteller zu zeigen, zu beschreiben, muss man sie nach oben kehren."

Nach oben kehren: Landeplattformen schaffen ;-)  Kein Greifen hier, eher ein Nisten.

Aber erleichternderweise bin ich ja überhaupt kein Sammler.





Offline gsac

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Re: Wie es sich entwickelt....
« Antwort #19 am: Januar 19, 2009, 23:16:06 Nachmittag »
Aber erleichternderweise bin ich ja überhaupt kein Sammler.

Uff, Matthias mein Lieber und "wannkommtdernächste" wohl vom guten gleichen Geburtsjahrgang
´52, wenn das so ist, dann hast Du ja so gerade eben noch mal ganz schwer Glück gehabt! :einaugeblinzel:

Alex

"Das Buch vom Stein"
Texte aus fünf Jahrtausenden
Hrsg und mit einem Nachwort von
Matthias Bärmann, 2005 Jung und Jung
ISBN 3-902497-02-05, 198 Seiten

"Ihre Schönheit, ihre Härte, ihr Schweigen -
von Steinen ist immer schon Magie ausgegangen.
Die Texte dieses Buches erzählen davon."


Offline Haschr Aswad

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Re: Wie es sich entwickelt....
« Antwort #20 am: Januar 20, 2009, 14:15:12 Nachmittag »
Aber erleichternderweise bin ich ja überhaupt kein Sammler.

"Das Buch vom Stein"
Texte aus fünf Jahrtausenden
Hrsg und mit einem Nachwort von
Matthias Bärmann, 2005 Jung und Jung
ISBN 3-902497-02-05, 198 Seiten

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ausgezeichnetes Buch, kann das Bändchen nur empfehlen.

Haschr

Offline Schönedingesammler

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Re: Wie es sich entwickelt....
« Antwort #21 am: Januar 20, 2009, 14:44:41 Nachmittag »
Hallo Alex,

vielen Dank für den Buchtip.  :super: Habe es mir gerade besorgt (ahem..ich meine bestellt).

Ja, mein Nickname sagt eigentlich schon alles. Dabei ist die Tendenz nach 5 Jahren sammeln auch eher Handstücke oder große Eiketscha. Schnipsel vermeide ich, wenns preislich machbar ist. Habe aber insgesammt mehr Literatur über Mets als Metties selbst. Hier ging die Entwicklung von der aktueller Literatur eher in die Richtung alt und selten. Ist komisch, aber alt lebt irgendwie mehr.

Apropo Handtellergeschichten: Ich weiß nicht, ob es Euch auch so geht. Aber wenn ich einen Met in die Hand nehme, wird es immer irgendeine Stelle geben, in der er sich besonders in die Handfläche einschmiegt. Meine Frau guggt da immer ganz skeptisch.  :kiss:

cu, Uwe
Dsds

 

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