Autor Thema: Radioaktives Material  (Gelesen 3743 mal)

Offline gsac

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Radioaktives Material
« am: April 18, 2011, 17:54:21 Nachmittag »
Hallo Sammler des strahlenden Materials,

bin beruflich gerade dabei, ein paar unserer alten radioaktiven sog. umschlossenen
Strahler mit längeren Halbwertszeiten aus unserer Abteilung entsorgen zu lassen.
Das bedeutet: sie werden von einer Fachfirma abgeholt, kommen (vermutlich) in die
Asse oder sonstwohin zum langjährigen Abklingen, aber müssen auch formal bei der
zuständigen Landesbehörde abgemeldet werden, wo sie natürlich bisher penibelst
registriert waren. Auch das Bundesamt für Strahlenschutz ist eingeschaltet.
 
No chance at all für einen Sammler strahlenden Materials, der sich so etwas gern in die
Vitrine stellen würde, obwohl es auch abgeschirmt im Behälter recht nett aussehen mag
und ja auch beim Anwender, allerdings mit einer entsprechenden Umgangsgenehmigung,
viele Jahre, teils Jahrzehnte lang gut und sicher verwahrt wurde, damit es keine Schäden
anrichtet.

Neugierige Frage: was habt ihr, ausser Pechblende, Trinitit & Co. denn in Euren Sammlungen,
und wie geht ihr damit um? Wie halten es die Elementesammler mit den schwach radioaktiven
Isotopen, was sind die kritischsten Kandidaten dabei im Rahmen der Freigrenzen?

Bin selber kein solcher Sammler, da ich so gut wie ausschliesslich Meteorite sammle, bin aber wie
gesagt schon neugierig, weil ich gerade den Vorgang bei uns bearbeite und sehe, was das für ein
formaler Aufwand ist mit der Entsorgung.

Alex

Peter5

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Re: Radioaktives Material
« Antwort #1 am: April 18, 2011, 18:05:11 Nachmittag »
Hallo Alex,

das Thema hatten wir ja hier auch schon sehr oft behandelt und es gab dazu auch z.T. schon sehr heftige und unschöne Diskussionen mit diesem "Herrn klopfer" insbesondere, der dann auch nicht mehr auftauchte und auch sonst vorher nix Konstruktives in diesem Forum schrieb, sondern nur mal lieber hier kurz Destruktives und Ärger verbreiten wollte ..  :traurig: :platt:

http://www.jgr-apolda.eu/index.php?topic=3143.0

Zur Aufbewahrung nochmal ein Zitat von mir ..

Zitat
Hallo ..

Zur sachgemäßen Aufbewahrung noch ein paar Worte .. die ist in der Tat sehr wichtig. Insbesondere die sekundären, d.h. über Oxidationsprozesse aus primären Mineralen entstandenen radioaktiven "Geschichten" sind für den Sammler aufgrund überwiegend lebhafter grüner, gelbgrüner und gelber Farben so reizvoll. Hinzu kommen dann noch oftmals herrliche taflige oder andere Formen. Dabei darf man aber nie die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen vergessen!  

1. Radioaktive Mineralien sollte man grundsätzlich nie in Wohn- und Schlafräumen aufbewahren .. ist tabu, das steht schon in fast jedem Lehrbuch.   Das bedeutet umgekehrt, am besten im Lagerrraum, im Keller oder auf dem Dach.

2. Aufkleber mit "Vorsicht radioaktiv!" gehören auch auf den Karton geklebt und zusätzlich auf die Kunststoff-oder andere Kästchen, in denen sich alle Kleinstufen befinden sollten.

3. Wenn man keine Bleiplatten darauf oder dazwischen legen kann, weil es zu umständlich ist diese zu besorgen, wie bei mir geschehen, dann reicht es auch schon aus, mehrfach gefaltete Alufolie drauf zu legen und den Karton habe ich dann sowieso nochmal in einem anderen Karton.

4. Immer mal wieder Prüfung mit dem Geigerzähler.

5. Nach jedem Anfassen dieser aber auch aller anderen Mineralien immer gründlich die Hände waschen. Aufpassen, dass man keinen Mineralienstaub oder irgendwelche Krümel einatmet (nur dann besteht allerdings Gefahr von Lungenkrebs). Das wiederum bedeutet, die Krümel sollten auch nicht in der Luft herumfliegen oder auf dem Boden landen. Solche krümeligen "Geschichten" gibt es insbesondere bei den sekundären Uran-Mineralien mit Hydroxlygruppen der Klasse 4.

6. Darüber hinaus sollten Händler auf den Börsen nicht gerade ihre radioaktiven Großstufen auf dem Tisch herumliegen haben, da Kleinkinder gerne alles in den Mund nehmen, insbesondere wenn die Mama oder der Papa gerade nicht hinsehen! Leider wird dieses Gebot zu wenig beachtet, wie manche Erfahrungen zeigen.
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Aber auf der anderen Seite keine Panik, denn die wirklich gefährlichen "Strahler" sind meist nicht die sekundären Uran- oder Thoriumhaltigen Minerale sondern primär entstandenen Minerale wie die Pechblende (Uraninit) und die auch nur in entsprechenden Größen. Aber auch bei den sekundären Mineralien gibt es Ausnahmen. So war die Anzeige meines russischen Geigerzählers schon mal im roten Bereich (es gibt daneben auch einen grünen und gelben Anzeigen-Bereich), als ich eine zwar sehr schöne aber auch großtaflige Meta-Autunitstufe aus der Tschech. Rep. vor mir liegen hatte. Nur mal als Beispiel.

Da ich das aber selbst mit den Alpha,- Beta-, und Gammastrahlern immer mal wieder durcheinander bringe, verweise ich diesbezüglich lieber auf Wikipedia. Meines Wissens sind nur die Gammastrahler wegen ihrer Reichweite wirklich gefährlich, nicht aber die Alpha- und Betastrahler.  

Übrigens: In einigen Kellern kann - auch unabhängig von der Aufbewahrung von Mineralien - gefährliches Radongas (unsichtbar, geruchlos) entstehen; daher immer mal wieder den eigenen Keller-Raum gut durchlüften!

Gruß Peter5  


Gruß Peter5  :winke:

Offline gsac

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Re: Radioaktives Material
« Antwort #2 am: April 18, 2011, 18:09:10 Nachmittag »
Danke Dir, Peter, für den Linkhinweis zum nochmaligen Nachlesen!

:hut: Alex

Peter5

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Re: Radioaktives Material
« Antwort #3 am: April 18, 2011, 18:12:18 Nachmittag »
Hallo Alex,

Gern geschehen!  :hut:

Zitat
Wie halten es die Elementesammler mit den schwach radioaktiven
Isotopen, was sind die kritischsten Kandidaten dabei im Rahmen der Freigrenzen?


.. ist ja eine zweigeteilte Frage .. :smile:
Die schwach rad. Isotope stellen für Elementesammler und auch für Systematiksammler wie mich kein Problem dar, wie ich denke.  Da sehe ich auch keinerlei kritischen Kandidaten in diesem Zusammenhang. :smile:

Wohl aber gibt es kritische Kandidaten bei den sekundären Uran- und Thorium-Mineralien, d.h. neben den Primärmineralien Pechblende (Uraninit) z.B. solche stärkeren Strahler wie Meta-Autunit z.B. .. dazu schrieb ich z.B. auch einiges in älteren Forenbeiträgen .. :smile:

Gruß Peter  :winke:


Offline gsac

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Re: Radioaktives Material
« Antwort #4 am: April 18, 2011, 18:39:26 Nachmittag »
Die schwach rad. Isotope stellen für Elementesammler und auch für Systematiksammler wie mich kein Problem dar, wie ich denke.  Da sehe ich auch keinerlei kritischen Kandidaten in diesem Zusammenhang. :smile:
Wohl aber gibt es kritische Kandidaten bei den sekundären Uran- und Thorium-Mineralien, d.h. neben den Primärmineralien Pechblende (Uraninit) z.B. solche stärkeren Strahler wie Meta-Autunit z.B. .. dazu schrieb ich z.B. auch einiges in älteren Forenbeiträgen .. :smile:

Danke nochmals, Peter! Freue mich, von Dir hier unmittelbar eine Antwort zu bekommen,
da Du ein sehr anerkannter, erfahrener Sammler auf dem Gebiet der Mineralien und somit
sicher auch der Varietät der radioaktiven Mineralien bist.

Bei Letzteren kommt es ja auch immer auf die Art der Strahlung an, die von dort emittiert
wird. Insofern gibt es auch ganz unterschiedliche Abschirmungsstrategien, die dem Ganzen
gerecht werden. Man denke nur an die Alpha-Strahler, die schnell abgeschirmt sind, aber
grossen Schaden anrichten können, wenn sie inkorporiert werden. Gammastrahler tun sich
in puncto Abschirmung schon schwerer...

Alex


Peter5

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Re: Radioaktives Material
« Antwort #5 am: April 18, 2011, 18:47:18 Nachmittag »
Hallo Alex,

danke für die Blumen.  :smile:

Ja, man sieht das ja auch ganz aktuell bei den Befragungen der Experten (hier Atomphysiker in Europa z.B.) zum Thema Abschirmung gegenüber Gammastrahlung bei Fukushima! Da nützt auch der beste Schutzanzug nix. Gammastrahlung durchdringt den Körper vollständig, während bei den Alpha- und Betastrahlern eine Abschirmung möglich ist. Teilweise Schutzanzug oder noch nicht mal das .. wegen der Entfernung zum Körper .. bis auf das gefährliche Inkorporieren halt, wie Du schon schriebst.. :smile:

Gruß Peter

Offline gsac

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Re: Radioaktives Material
« Antwort #6 am: April 18, 2011, 18:56:15 Nachmittag »
Gammastrahlung durchdringt den Körper vollständig, während bei den Alpha- und Betastrahlern eine Abschirmung möglich ist. Teilweise Schutzanzug oder noch nicht mal das .. wegen der Entfernung zum Körper .. bis auf das gefährliche Inkorporieren halt, wie Du schon schriebst..

Das macht z. B. das hochtoxische und sehr langlebige Plutonium extrem gefährlich,
auch und gerade im Zshg. mit Fukushima. Das ist als Alphastrahler leicht abschirmbar,
aber wenn Plutoniumstaub über die Nahrungskette etc inkorporiert wird und in direkten
Kontakt mit Gewebe tritt, wirds dramatisch. Gammastrahler haben andere Wirkungen.
Aber ich wollte jetzt keinen neuen Thread lostreten, wenn es schon alte dazu gibt,
auf die Peter hingewiesen hat, und die meine Ursprungsfrage viel gezielter behandeln.
Deshalb können/sollten wir hier einhalten und an der anderen Stelle weiter schauen...

 

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