Autor Thema: Das kleine 1 x 1 des Mineraliensammlers  (Gelesen 2718 mal)

Labrador

  • Gast
Das kleine 1 x 1 des Mineraliensammlers
« am: Mai 26, 2008, 17:50:32 Nachmittag »
Der Anfänger fragt sich zunächst: was soll ich sammeln? Wie soll ich sammeln? Wo soll ich sammeln? Was muss ich sonst noch beachten? Im Nachfolgenden soll einmal kurz auf die genannten Fragen eingegangen werden.

Was soll ich sammeln?

•   Man kann dem Sammler ja nicht vorschreiben, was er sammeln soll. Zu Beginn wird er ersteinmal versuchen, so viel wie möglich zusammen zu bekommen. Mit der Zeit wird er merken, dass eine Ordnung fehlt. Auch wird der Platz für die Mineralien immer weniger. So muss er versuchen, sich einzuschränken. Dabei kann er folgende Prämissen verfolgen: hat er ein Lieblingsmineral? Findet er einen Fundort besonders faszinierend? Dann kann er entweder ein bestimmtes Mineral, eine bestimmte Mineralgruppe oder -klasse oder aber die Minerale eines Fundortes, einer Region sammeln. Der Drang des Sammlers nach einer gewissen Vollständigkeit wird somit auch wesentlich leichter befriedigt. Mit dieser Enschränkung kehrt Ordnung ein und der Geldbeutel wird gleichsam geschont. Die Sammlung wird "rund" und erhält einen gewissen wissenschaftlichen Wert.

Wie soll ich sammeln?

•   Der Mineraliensammler steht - gerade in heutigen Zeiten - oft konträr zu Sicherheits- und Naturschutzfragen. Zum einen muss er diese befolgen, zum anderen will er die Sammlung vergrößern. Kommt er an einen Fundort, so mag er sehen, wie andere dort gewütet haben. Viele Sammler beachten Verbote nicht, der Gewinn steht bei ihnen über Natur und der Sicherheit von anderen und einem selbst. Natürlich, ein geflügeltes Wort unter den Mineraliensammlern lautet: "wo das Verbotsschild prangt, da bist du richtig!". Doch merke: keine noch so schöne Stufe ist es wert, das eigene Wohl noch dasjenige dritter zu gefährden. Das Untergaben von Baumwurzeln, das Übersteigen von Absperrungen und das eigenmächtige Befahren aufgelassener Bergmannsstollen sollten Dinge sein, die der Mineraliensammler unterlässt! Er wird sehen, dass man auch auf "zivilem" Wege noch genügend findet, wenn man die Ansprüche nicht an der Schausammlung des nächsten Museums orientiert. Das Beobachten, das Wachsein und Aufnahmefähigkeit machen falschen Wagemut und Grenzübertritte wieder wett! Und findet er eine Schüttung interessanten Gesteins frei zugänglich drei Meter jenseits eines Verbotsschildes? So betrachte er dies als Schikane, nehme den Hammer aus dem Rucksack und gehe frisch ans Werk! Jeder muss in der Lage sein, Gefahren einzuschätzen und jeder lernt mit der Zeit dazu. Ein beliebtes Abschlusswort ähnlicher "Ratgeber" in Mineralienbüchern lautet in etwa so: "sammle stets so, dass der nach dir kommende auch noch etwas von der Fundstelle hat". Meint: schleppe nicht die halbe Halde fort, um die "Superstücke" gleich zuhause bei ebay reinzustellen! Lasse nicht deinen ganzen Müll herumliegen, der nächste will Mineralien finden, keine Saftpackungen und Zigarettenkippen! Es muss nicht immer Sprengstoff sein, ein Hammer und Meißel haben auch schon Goethe genügt!

Wo soll ich sammeln?

•   Derjenige, der das Mineraliensammeln beginnen möchte, kaufe sich zunächst gute Karten seiner Umgebung. Hat er Glück, so wohnt er in einer bergbaureichen Gegend. Er studiere die Karten, ob Steinbrüche, Kiesgruben oder ähnliches eingezeichnet sind. Auch wandere er offenen Auges durch die Natur. Ein umgestürzter Baum, ein Straßenanschnitt, eine Baugrube oder Flussgeröll geben Aufschluss über die geologischen Gegebenheiten. Darüber hinaus mache sich der Sammler kundig, ob das Sammelziel in einem Natur/Landschaftsschutzgebiet liegt oder ob sonstige Verbote vorliegen. Dies benötigt dann das Besorgen von Sammelerlaubnissen. Gleiches gilt für in Abau stehende Gruben, Steinbrüche o.a.m. Schon ein Kasten Bier für die Bergleut´ kann hier oft Wunder wirken...

Was muss ich sonst noch beachten?

•   Der Anfänger wird schnell merken, dass er für sich mit seinem Wissen schnell am Ende ist. Mineralienbücher und Karten können eben keine Geschichten erzählen, nur begrenzt Tips geben. Darum schließe er sich einer Fachgruppe an. Es gibt diesbezüglich Vereine, Museen etc. , die solche Fachgruppen beinhalten. Hier trifft der Anfänger auf erfahrene Leute, die ihm weiterhelfen können. Auch gibt es hier Vorträge, die interessantes und wissenswertes vermitteln können.
•   Ein Mineraliensammler wird Enttäuschungen einstecken müssen. Im Laufe seines Sammlerlebens wird er Leuten begegnen, die falsche Informationen streuen oder stumm wie Fische sind. Er wird oftmals umsonst gefahren und gewandert sein und nicht ein Krümelchen finden. Mineraliensammeln ist Arbeit! Die Zeiten, in denen man von einer Halde nur einen Stein aufheben musste und schon hatte man etwas für die Vitrine in der Hand, sind vorbei. Heute findet man in Metertiefe schon die Hinterlassenschaften des Vorgängers. Er wird häufig wie ein Berserker schuften müssen, um am Ende des Tages, ein oder zwei brauchbare Stücke für die Sammlung zu erhalten. Zieht er dennoch Erbauung daraus, so wird er weiter suchen. Wird es ihm leidig, so kann er immer noch auf Börsen, Händler und die mannigfaltigen Versandunternehmen zurückgreifen. Ohnehin wird er oft hören: um eine vernünftige Sammlung aufzubauen, kannst du heute eh nur tauschen und kaufen. Leider ist das nicht ganz verkehrt. Jedenfalls, wenn man streng rational denkt. So kann man sich schon fragen, ob die Kosten für eine Fahrt zu einem Fundort plus die eigene Arbeit für einen Fundortbeleg wirklich lohndender sind, als wenn man ein altes Stück auf der Börse kauft. Dabei kommt es natürlich immer darauf an, was genau man sammelt. Manch einer findet in seiner Umgebung durchaus noch lohnende Ziele.
•   Ein jeder achte darauf, die von ihm gefundenen Stücke und auch die hinzugekauften sorgsam zu katalogisieren. Zu jedem Stück sollte ein Etikett erstellt werden, das möglichst genau (mindestens) Mineraliennamen, Begleitminerale, Fundort, Fundzeit und Sammlungsnummer trägt. Dazu wird eine Liste angelegt, die alle Informationen in ausführlicher Form enthalten sollte. Die ersten Stücke einer Sammlung werden meist Trommelsteine sein, Achatscheiben vielleicht oder Stufen, die Verwandte aus dem Urlaub mitbrachten. Art und Fundort sind oft nicht bekannt, das Sammlungsstück ist nurmehr ein Stück tote Materie, ohne Geschichte. Eine Mineraliensammlung aber sollte lebendig sein. Auf Genauigkeit, gerade beim Fundort ist zu achten. Eine Stufe ohne Fundort mag schön sein, sie ist aber wertlos. Dennoch - man werfe solche nicht fort. Später mag man den Fundort erfahren, einen erfahreneren Sammler treffen, der einiges dazu zu erzählen vermag. Eine gut sortierte und geordnete Sammlung mit Fundortbelegen ist wissenschaftlich gesehen weitaus wertvoller, als eine beliebige Ansammlung von Augenreißern mit der Fundortangabe "Brasilien", "USA" oder "China".

Glückauf
Labrador

Plagioklas

  • Gast
Re: Das kleine 1 x 1 des Mineraliensammlers
« Antwort #1 am: Mai 27, 2008, 15:17:37 Nachmittag »
Hallo,
Zitat
Wo soll ich sammeln?

•   Derjenige, der das Mineraliensammeln beginnen möchte, kaufe sich zunächst gute Karten seiner Umgebung. Hat er Glück, so wohnt er in einer bergbaureichen Gegend. Er studiere die Karten, ob Steinbrüche, Kiesgruben oder ähnliches eingezeichnet sind. Auch wandere er offenen Auges durch die Natur. Ein umgestürzter Baum, ein Straßenanschnitt, eine Baugrube oder Flussgeröll geben Aufschluss über die geologischen Gegebenheiten. Darüber hinaus mache sich der Sammler kundig, ob das Sammelziel in einem Natur/Landschaftsschutzgebiet liegt oder ob sonstige Verbote vorliegen. Dies benötigt dann das Besorgen von Sammelerlaubnissen. Gleiches gilt für in Abau stehende Gruben, Steinbrüche o.a.m. Schon ein Kasten Bier für die Bergleut´ kann hier oft Wunder wirken...

Das kommt mir schon ziemlich sehr ganz doll veraltet vor.

Ohne eine erfahrene Person, die einem Zeigt wo es "langgeht" ist man oft hoffnungslos verloren.

In den Alpen sollte man die finger von den Bergen lassen, wenn man nicht jemanden gefragt hat, der sich wirklich explizit mit den örtlichen Gegebenheiten auskennt. Das selbe gilt auch für die meisten anderen Gegenden. Anderenfalls fängt man sich als ahnungsloser schnell nen wütenden Förster oder Grundstücksbesitzer ein. Das kann dann teuer werden.

Gute Beispiele dafür sind die sogenannten Strahlerpatente, der Schneckenstein in D und einiges mehr.

Noch Schlimmer kann ein Versuch enden, Steine im Ausland zu sammeln (Gefängnis, hohe Geldstrafen usw... mehrfach schon vorgekommen).

Wer selber sammeln will, sollte sich ausführlich damit beschäftigen und nicht nach dem lesen von 2 Seiten aus dem Internet sammeln gehen..... die zeiten, wo man das konnte sind schon lang lang vorbei.
Gruß
Plagioklas

Labrador

  • Gast
Re: Das kleine 1 x 1 des Mineraliensammlers
« Antwort #2 am: Mai 27, 2008, 19:54:22 Nachmittag »
"Wer selber sammeln will, sollte sich ausführlich damit beschäftigen und nicht nach dem lesen von 2 Seiten aus dem Internet sammeln gehen" - das habe ich mal ganz naiv für jemanden, der ein naturwissenschaftliches Interesse besitzt, vorausgesetzt :laughing:

Gruß
Labrador

P.S. Versteh mich nicht falsch, du hast natürlich recht!

 

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