Autor Thema: Ein aktuelles Wort zum Fundort Sadisdorf im Osterzgebirge  (Gelesen 3624 mal)

Labrador

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Ein aktuelles Wort zum Fundort Sadisdorf im Osterzgebirge
« am: September 17, 2008, 15:20:54 Nachmittag »
Der Ort Sadisdorf im Osterzgebirge teilt ein Schicksal mit Niedersachswerfen im Harz: er wurde zum Opfer der Scherzbolde unter den Mineraliensammlern. Während aus dem einen "Niedersachsschmeißen" wurde, so mutierte der andere zum "Sadistendorf"...

Besonders unter den Mikromountern und Systematiksammlern wurde Sadisdorf bekannt. Ist es doch die Typlokalität für das Scandiumphosphat Kolbeckit und Vorkommen für eine Reihe weiterer seltener Minerale wie Hammarit, Betpakdalit oder Goyazit. Paradoxerweise sind aber eine Reihe von Mineralen, die normalerweise sehr häufig sind, in Sadisdorf unscheinbare Raritäten: Pyrit, Sphalerit, Calcit, Galenit, Baryt (nur aus alten Unteragefunden).

Schaustufen waren im Revier immer sehr selten und beschränken sich fast ausnehmend auf historische Belege. Besonders bekannt und begehrt sind hier die hellblauen, transparenten und großen Fluoritwürfel sowie flache Baryt-Tafeln aus dem Perlschacht bei Niederpöbel. Die "Kupfergrube" lieferte Quarz/Hämatitstufen, ganz ähnlich denen nahegelegener Zinnreviere (Zinnwald). Einige größere Apatite und Hübnerite wurden gefunden, Berühmtheit erlangten auch 4 mm große tiefblaue Kolbeckit xx.

Heute existiert noch die Halde des Kupfergrübner Stollns und - direkt gegenüber - die Pinge am Gerichtsberg. Daneben gibt es noch einige weitere Halden und kleinere Pingen, die zumeist versteckt in den Wäldern zwischen den Ortslagen Sadisdorf, Niederpöbel und Schmiedeberg liegen. Auf dem Plateau der Schachthalde befindet sich ein relativ frischer Berg aus überwiegend quarzhaltigem Material, auch zeugen Grabungslöcher von sammlerischer Aktivität. Auch unten in der Pinge wird hin und wieder rege "geklopft". Das Betreten der Pinge ist aber dennoch verboten und mit Blick auf die teils fragil gelagerten Felsschichten auch nicht uneingeschränkt zu empfehlen. Die nachfolgenden Mineralbeschreibungen sind keineswegs eine vollständige Liste des Bestands von Sadisdorf, sondern sollen zeigen, dass mit etwas Glück und Mühen noch einige Minerale aus dem einförmig anmutenden Haldenmaterial herausgeholt werden können. Für Hintergrundinformationen zum Fundort (inklusive recht aktueller Liste und Bildern typischer Minerale) sei ein Artikel in der LAPIS-Ausgabe vom Februar 1997 empfohlen.

Im Quarz reichlich enthalten sind derbe Erzputzen verschiedener Sulfide: goldglänzender Chalkopyrit, silbriger Chalkosin und Bornit. Als sehr seltener Fund darf ein 6 mm großer, schon ziemlich umgewandelter Tetraeder von Chalkopyrit verwertet werden. Verwitterungsprodukte erscheinen in Form blaugrüner Brochantitkrusten, sehr selten Malachit in grünen Kügelchen, schwarze Covellinanflüge und netzartiger Limonit. In pulverig zersetzten Partien kommt bisweilen auch Jarosit vor, eine Stufe war von außen komplett mit himmelblauen Chalkanthitkrusten überzogen, ein weiteres Einzelstück führte den hier seltenen Azurit. Als weitere Primarminerale konnte ich noch Wolframit und Kassiterit finden, sowie auch Molybdänit in hübschen, hochglänzenden freistehenden Tafeln in Hohlräumen. Zwei Stufen führen unscheinbare eingewachsene Apatite. Ein Sammlerkollege fand auch einen knapp zentimetergroßen schwarzen Einschluss des seltenen Sphalerits. Ein Stück mit Molybdänit enthielt auch grüne quadratische Tafeln von Torbernit (fand sich später auch noch an einer Kleinstufe) und braunrote Körnchen primären Goyazits (?). Fluorit findet sich überwiegend als derbe Kluftfüllungen violetter Farbe, im Bereich der "Quarznase" am Pingenrand lassen sich auch kleine Würfel finden, welche z.T. hübsche Zonarbildungen aufweisen. Hellgrüne fluoritahnliche Würfel könnten auch Barium-Pharmakosiderit sein. Eine Stufe enthielt einen gelblichen Pyknit, weitere Silikate waren pulverige Kaolinitüberzüge, Dickit als Hohlraumfüllungen in Quarz und dicke, silbrige Muskovitpakete.

Gruß
Labrador

Peter5

  • Gast
Re: Ein aktuelles Wort zum Fundort Sadisdorf im Osterzgebirge
« Antwort #1 am: September 17, 2008, 20:43:58 Nachmittag »
Hallo Andy,

es folgt in Kürze noch das von mir versprochene Betpakdalit-Foto zu Deinem umfassenden und wie immer gelungenen Bericht - dieses Mal zu Sadisdorf!   :super:..ich hoffe ab Sonntag ..

Gruß Peter5 .. :winke:

Peter5

  • Gast
Re: Ein aktuelles Wort zum Fundort Sadisdorf im Osterzgebirge
« Antwort #2 am: September 22, 2008, 15:03:56 Nachmittag »
Betpakdalit in hellgelben Krusten von Sadisdorf ..

Bildbreite: 6 mm ..

Gruß Peter5 .. :winke:

 

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