Autor Thema: Unversehrt oder geschnitten - eine Gewissensfrage?  (Gelesen 5512 mal)

Offline aknoefel

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    • André Knöfel Collection
Unversehrt oder geschnitten - eine Gewissensfrage?
« am: Oktober 06, 2008, 11:02:25 Vormittag »
Um Ingo zu entlasten  :baetsch: fange ich mal mit dem Thema an - zumal es mich auch betrifft...

Schneidet man nun einen Meteoriten oder nicht? Meiner Meinung nach kann man da nicht irgendein grundsätzliches Statement abgeben. Wenn ich mir z.B. 3er Chondrite vornehme, dann gewinnen die durch den Schnitt, denn sonst sieht man ja all die schönen Chondren nicht richtig. Das gilt auch für Eisen, denn ohne Schnitt keine Widmanstättsche Figuren oder Neumannsche Linien... Andererseits kann ein Meteorit im Ganzen auch sehr schön aussehen - z.B. bei intakter Schmelzkruste oder schönen Regmaglypten. Man muss also von Fall zu Fall entscheiden, ob man den Meteoriten schneidet... In meiner kleinen Sammlung gibts inzwischen auch einige Stücke, die nie die Säge sehen werden. Allerdings sind das bis auf eine Ausnahme alles klassifizierte, so dass das einem doch leichter fällt...

Gruß
  André
Sag mir mal meine Meinung...

ironmet

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Re: Unversehrt oder geschnitten - eine Gewissensfrage?
« Antwort #1 am: Oktober 06, 2008, 11:42:12 Vormittag »
Hallo André und Ingo,

gutes Thema!!! :super:

Grundlegend würde ich aber sagen,das dies jeder für sich selbst entscheiden muß!!
Da spielen so viele Faktoren mit rein,das man das absolut nicht verallgemeinern kann!

Fakt ist,mit jedem Schnitt den man macht,und ist er noch so dünn,geht Material von dem
entsprechenden Meteoriten unwiederbringlich verloren!
Davon abgesehen,hätte ich aber auch kein schlechtes Gewissen,wenn man das Stück in mehrere
Stücke zerteilt und aus jedem einzelnen ne gute Probe macht,also auch aufwertet.
Als Beispiel:
Ich habe vor kurzem ne Scheibe Bear Creek bekommen.
Das Teil hätte sich in nächster Zeit sicherlich von selbst zerlegt,so brüchig und
rostig wie das Ding war!
Was sollte man bei sowas denn machen?
Zuschauen,bist sich das Problem von selbst erledigt und anschließend
ein schlechtes Gewissen haben,das man das Eisen so schlecht behandelt oder gelagert hat?
Nein,dann schneide ich lieber direkt an Rissen und Brüchen und mache eben mehrere gute Scheiben daraus!
Ist zwar im gesamten jetzt weniger Material geworden,dafür aber stabile Proben,wovon ich selbst eine behalte
und der Rest noch der Sammlerschaft zugänglich gemacht wird.
Bei manchen Eisen aus alten Sammlungen,hat man oft das Problem,das die Technik zur damaligen Zeit noch nicht soweit
entwickelt war und man eben auf Trennmöglichkeiten zurückgreifen mußte,weil es eben nicht anders mögich war.
Wenn ich mich da an die Trenton-Scheibe erinnere,die ich von Mike bekommen habe.
Die Rückseite zeigt ein Bohrloch neben dem anderen.
Das Eisen haben die damals wirklich mit dem Bohrer in Scheiben geteilt.
Ein 10mm Loch neben dem anderen!
Was das für ein Materialverlust ist !!!! :ehefrau:
10mm weggeschmissen um ne Scheibe von 3mm zu erhalten. :ehefrau:
Da haben wir doch heute schon feinste Technik um sowas Schnittverlustarm zu trennen!!

Bei Steinen,was frische Fälle sind,ist ein komplettes Stück sicherlich schöner als dieses
in Scheiben zu zerlegen.
Meist will aber trotzdem jeder Sammler zu seinem Individual eine Scheibe haben,um auch
das innere des Meteoriten zeigen zu können.
Da muß man sich eben halt ein Individual nehmen,was optisch nicht viel hermacht.
In dem Moment würde ich das wieder als guten Schritt sehen,schlechte Stücke aufzuwerten!

Bei Eisen ist das wieder ganz anders!
Solange es keine frischen Sachen sind,kann ich nicht verstehen,wer da komplette Individuale sammelt?
Legt man sich komplette Stücke von Deport,Morasko,Muonionalusta,Campo zu,am besten noch im Fundzustand,
dann jagt doch da ein Rostklumpen den anderen!
Optisch macht das sicher keinen Unterschied!
Unterscheiden kann man die dann sicher nur,wer am schnellsten weiterrostet!

Gibeon,Henbury,Mundrabilla z.B. nehmen da schoon wieder,in meinen Augen,eine andere Liga ein!
Die sind nicht so schwer verwittert,weiterhin relativ stabil und somit auch im ganzen recht sammelwürdig!

Und zur Oberliga würde ich dann eben Sikhote Alin,Glorieta Mountain,Taza,Ziz,Sacramento Wash005 sowie
unser "Neues Eisen" und andere unklassifizierte Eisen zählen,die eben im kompletten Zustand wesentlich besser
aussehen,als in Scheiben zerteilt.
Gerade bei Taza weis man nie was man bekommt!
Da kann man sich auch richtig ansch....!!
Schneidet man eben einen relativ hässlichen Taza,wo man meint,in Scheiben hat man mehr von,
und nach dem Schnitt findet man dann vielleicht nur eine Hand voll Kamazit-Nadeln,und sonst nix als
Plessit!
Da war es bei mir schon oft so,wo ich dachte,Mist,hätt ich den bloß komplett gelassen.
Der hätte dann sicherin dem hässlichen Zustand noch mehr hergemacht,als jetzt in Scheiben ohne
Aussagekraft!
Aber sowas passiert,denn man kann ja nicht reinschauen!

Und bei nem Neuen NWA Eisen ist es eben ähnlich.
Die schöne Wüsten-Patina macht das Eisen sehr schön und stabil!
Man weis,was zu erwarten ist,wenn man es schneidet!
Zudem bin ich eh kein Freund von groben Oktaedriten,(geoutet  :baetsch: ) und daher
gefällt mir das Stück im gesamten schon besser!
Bei meinem neuen Eisen (was jetzt hoffentlich bald im Met-Bull gelistet wird) war es genau
andersrum.
Das Eisen hat von aussen nicht viel gezeigt und war auch nicht so sonderlich schick!
Daher habe ich es angeschnitten.
Und siehe da,eine feine oktaedritische Struktur.
Jetzt nach der Klassi hat es sich gezeigt,das es das erste IVA Eisen aus NWA ist.
Das ist ja ne kleine Sensation für mich!
Daher bin ich damit ganz zufrieden,das ich es damals angeschnitten habe.

Das wäre erstmal meine Meinung dazu.
Aber es wäre auch schön,mal andere Ansichten zu hören.

Viele Grüße Mirko :prostbier:


Offline MetGold

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Re: Unversehrt oder geschnitten - eine Gewissensfrage?
« Antwort #2 am: Oktober 06, 2008, 14:30:12 Nachmittag »
Hallo,

in meiner Sammlungsanfangszeit hatte ich beschlossen von allem ein Individual und eine Scheibe haben zu wollen. Damals war noch nix mit Internet und so. Als Anbieter hatte ich nur eine Liste von unserem Walter Z. und von dem Schweizer ...

Der Zahn mit dem Wunsch Individual und Scheibe wurde mir dann schnell gezogen.  :crying:

 :winken:   MetGold   :alter:

P.S.  Diese Strategie würde ich allerdings liebend gern noch immer verfolgen !!!
Ein ereignisreicher Tag ist mehr als namenlose Jahre - (Spruch aus einem chinesischen Kalender)

ironmet

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Re: Unversehrt oder geschnitten - eine Gewissensfrage?
« Antwort #3 am: Oktober 06, 2008, 17:09:37 Nachmittag »
Hallo Peter,


hihihihihihihi......

ich denke es hängt an den Individualen,oder??

Viele Grüße Mirko

Offline MarkV

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Re: Unversehrt oder geschnitten - eine Gewissensfrage?
« Antwort #4 am: Oktober 06, 2008, 17:35:15 Nachmittag »
Hallo,
ich habe mir seit Ensisheim praktisch keine Scheiben mehr gekauft, sondern nur noch Individuals. Es hängt natürlich von der Ausrichtung der Sammlung ab, aber ich sammle in erster Linie Meteoriten im natürlichen Zustand - wenn schon geschnitten, dann meist Endcuts, so dass man noch die Aussenseite erkennen kann. Ich habe eben mal gezählt: In meiner Sammlung sind lediglich 16 Scheiben , der Rest (ca. 70 Stück) sind vollständige Individuals, Fragmente und Endcuts.

Wenn es nach mir geht, dann sollte man NWA mit W0 und frische Fälle gar nicht mehr schneiden. Ausnahme: Für die Klassifikation und wissenschaftliche Zwecke oder wenn es sehr grosse Mengen davon gibt. Es ist z.B. angesichts der riesigen Menge nichts dagegen zu sagen, wenn man ein Chergach-Bruchstück, das eh optisch nicht so viel hergibt, in Scheiben zerschneidet. Moss und Neuschwanstein II hätte man dagegen ruhig im Originalzustand lassen können. NWA W1 würde ich auch nicht schneiden, wenn die Kruste noch sehr gut erhalten ist.  Bei W2 und folgende hätte ich dagegen keine Bedenken. Ich würde allerdings immer noch einen grösseren Endcut lassen. Gerade wenn irgenwann nochmal die Pairings von NWA Meteoriten bestimmt werden sollen, ist ein Stück von jeder NWA-Nummer hilfreich, bei dem man den Verwitterungszustand auf der Aussenseite erkennen kann.

Den Händlern kann man da nicht den alleinigen Vorwurf machen, schliesslich sind es ja die Kunden, die nach solchen Scheiben verlangen.  Ich geb zu, meine Ansicht ist etwas sehr puristisch, aber es gibt doch so riesige Mengen NWA W2, W3 und W4 Material, das man zerschneiden kann, da könnte man doch die W0, W1 und frischen Fälle ganz lassen.   

Grüsse,
Mark

ironmet

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Re: Unversehrt oder geschnitten - eine Gewissensfrage?
« Antwort #5 am: Oktober 06, 2008, 17:51:55 Nachmittag »
Hallo Mark,

also Deine Ansichten sind schon so weit nicht schlecht!
Nur kann ich mit folgendem Zitat nix anfangen!!


Den Händlern kann man da nicht den alleinigen Vorwurf machen, schliesslich sind es ja die Kunden, die nach solchen Scheiben verlangen.  Ich geb zu, meine Ansicht ist etwas sehr puristisch, aber es gibt doch so riesige Mengen NWA W2, W3 und W4 Material, das man zerschneiden kann, da könnte man doch die W0, W1 und frischen Fälle ganz lassen.  

Grüsse,
Mark

Gerade die frischen Sachen sind auch als Scheiben interessant!
Wer sollte sich denn die Mühe machen und einen W4 L6 zu Scheiben verarbeiten.
Das würde mehr Arbeit als Sinn machen und kaufen wird es auch keiner,weil es einfach nur
einen ganz kleinen Käuferkreis dafür geben würde.

Viele Grüße Mirko

Offline MarkV

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Re: Unversehrt oder geschnitten - eine Gewissensfrage?
« Antwort #6 am: Oktober 06, 2008, 18:10:22 Nachmittag »
Gerade die frischen Sachen sind auch als Scheiben interessant!

Hallo Mirko,
ja, sicher sind die auch als Scheiben interessant, nur würde ich dem Fall lieber sehen, wenn das Stück komplett bleibt. Es gibt einfach so extrem wenige richtig frische Meteoriten aus der Wüste. Es wäre doch schade, wenn am Ende der NWA Zeit nicht ein einziger NWA-Eukrit mehr komplett erhalten ist. Also solche Sachen hier könnte man meiner Meinung nach auch ganz lassen:

http://www.meteoritica.com/images/nwa4769_cl.jpg
http://www.meteoritica.com/images/nwa4536_360_9l.jpg

Aber gut, ich stehe mit der Meinung wahrscheinlich sehr alleine da. Aber dann bin ich in 10 Jahren vielleicht der einzige, der noch komplette NWA Individuals mit W0 hat  :baetsch:

Grüsse,
Mark

Offline lithoraptor

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Re: Unversehrt oder geschnitten - eine Gewissensfrage?
« Antwort #7 am: Oktober 06, 2008, 18:52:30 Nachmittag »
Hallo Metlinge!

@André:
Danke, dass Du es gewagt hast so ein Thema zu starten. Ich denke, dass es enorm wichtig ist, diese Problematik immer wieder zu diskutieren, denn sie ist extrem facettenreich und wird sicher ein Dauerbrenner.

Ich habe mich in der Vergangenheit ja schon recht häufig sehr kritisch diesem Thema gegenüber geäußert und LEIDER  :nixweiss: ist es nicht immer so rüber gekommen, wie es eigentlich von mir angedacht war. Viele Leute haben immer gedacht, dass es meine Absicht sei, sie direkt an zu greifen oder irgendwie schlecht zu machen bzw. entsprechend gewertet. Ich möchte hier also zu Beginn meiner Ausführungen mal ganz klar und völlig unmissverständlich sagen, dass dies nicht in meiner Absicht liegt.

Also: Schneiden oder nicht, dass ist hier die Frage!

Ob man ein Stück schneidet oder nicht ist natürlich von diversen Faktoren abhängig, z.B. will man verkaufen oder sammeln und welchen Kopf man sich nebenbei macht schonend mit dem Material umzugehen oder ob man sich eben jenen nicht macht.
Grundsätzlich ist Schneiden ein wichtiger Bestandteil in der Meteoriterei (keine Frage) nur damit gewinnt man neue Erkenntnisse und kann das Material einem breitem Publikum zugänglich machen. Es sollte aber, und das will ich hier mal ganz deutlich sagen, Grenzen geben. Der Materialerhalt sollte für jeden an erster Stelle stehen. Das bedeutet dann eben auch, dass man nicht jedes Individual zerteilen sollte. Wir können beim NWA-Material ganz deutlich sehen, welche Probleme hier entstehen. Jeder sägt ein wenig und schon verschwinden die schönsten Individuals (oft ohne das es auch nur ein Bild von ihnen gibt). Sehr ärgerlich ist es dann, wenn sich Besonderheiten auf dieses Weise quasi in Luft auflösen, da sie immer kleiner gefitzelt werden. Man denke da zum Beispiel mal an NWA 4883 und gepaartes Material (diese sehr Maskelynit reichen Eukrite): wie viele Individuals mag es von dem Material wohl geben und wie viele sind davon nun noch intakt? Was ist mit den noch selteneren Klassen, wie etwa den Diogeniten, R-Typen oder Monden? Was ist denn da noch komplett??? Wenn man das "Sammeln von Meteoriten" als Sammeln von Seltenheiten versteht, dann ist es nach meinem Verständnis doch besser einen Individual zu haben, denn dat is doch seltener als eine Scheibe usw. Kein Mineraliensammler oder Fossiliensammler würde ein intaktes Stück zerstören... warum sollte man es also als Meteoritensammler tun? Aber das ist sicher nur eine rein persönliche Ansicht.

Bleiben wir mal bei den harten Fakten: Meteorite sind Gesteine, also Aggregate aus verschiedenen Mineralien, die auf spezielle Weise (in bestimmten Gefügen) miteinander verwachsen sind. Wenn man nun so klein schneidet, dass man den Gefügecharakter nicht mehr erkennen kann, dann hat man nicht nur ein für Sammler uninteressantes Stück geschaffen, sondern auch nahezu den wissenschaftlichen Wert vernichtet. Das Stück also völlig ohne Aussage in die Bedeutungslosigkeit verbannt (um es mal überspitzt zu formulieren). Vieles von dem angebotenen Material ist schon in diese Schiene gerutscht. Was hat man denn zum Beispiel von einem 0,005 g DAG 400 ?  :crying: Doch eher nix, das Stück kann gar nicht das Material repräsentieren. Von dem Materialverlust beim Sägen mal ganz zu schweigen. Weiterhin möchte ich zu bedenken geben: Wo bleibt der Anreiz zum Sammeln (und damit auch das Verständnis zur Bedeutung und Seltenheit des Materials), wenn ich mir jeden Tag bei Ebay ein echtes Stück Mond für € 20,-, € 10,- oder € 5,- kaufen kann???  :traurig:
Dazu kommt dann noch ein rein praktisches Problem: Wenn man viele kleine Stücke produziert, gibt es natürlich auch viele Stücke im Angebot. Man schadet mit Winzstücken also nicht nur dem Material sondern auch dem Verkauf.
 Bei einem internationalen Markt, der mit Glück aus 2000 Kunden besteht, schießt man sich als Händler doch damit nur selbst ab. Wer sich regelmäßig bei Ebay umschaut weis, was ich meine...  :user:

Gruß

Ingo

Offline Mettmann

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Re: Unversehrt oder geschnitten - eine Gewissensfrage?
« Antwort #8 am: Oktober 06, 2008, 18:54:58 Nachmittag »
Nun Mark,

bei den raren und rareren Klassen - also im Grunde praktisch alles, was nicht L,LL,H 4,5,6 ist,
kommt man, wenn es nicht mehrere Exemplare gibt, die eindeutig zu einem ehemaligen Fund gehören,
nicht drum herum, sie anzuschneiden.
Zum einen fordert die Klassifiz ihren Zoll (und FRISCHE Achondrite ect. sind ja auch besonders für die Wissenschaft wichtig),
zum andern würden die Sammler den Händlern die ganzen Steine nicht abnehmen, auf deren Zusicherung vom bloßen Draufschauen, ja das würde schon diese oder jene Klasse sein,
zum einen ist es öfters gar nicht möglich, durch bloße Beschau eines ganzen Stückes dessen Klasse zu erraten,
zum andern - zu oft haben sich die Sammler bei den Marocs schon die Finger verbrannt - würden sie nicht unbedingt den Beteurungen des Verkäufers Glauben schenken wollen und dementsprechend risikolos kleine Preise geben wollen.

Andere Sache ist die, daß es eben bei ganzen Stücken rarer Gesellen eben recht schnell in den oberen 4-stelligen, gar in den 5-stelligen Bereich gehen würde, wobei die meisten Sammler dann doch passen, selbst wenns klassifiziert ist.

Wir z.B. hätten nix dagegen, gänzliche oder große Stücke zu verkaufen - selbstredend um den Faktor Schnittverlust, Arbeits- und Materialaufwand und ggfs. Klassifizkosten im Verhältnis zu polierten Scheiben im Preis reduziert,
nur - Du wirst es ja kennen - wollen die meisten dann nur ein Fonftel bis hinunter zu einem Zehntel des Grammpreises, der Scheiben geben - und das lohnt eben für die Händler nicht,
schließlich ist für sie die Wüste auch kein Wunschkonzert.

Bei äquilibrierten H, L, LLern die W0 oder W1 sind, wird sowieso praktisch nicht geschnitten, da eine Klassifiz, die die Steine zwar preislich aufwerten würde, zu lange dauert und ev. auch zu kostspielig ist, wenns kein größerer Fund ist.
Und weils eben doch noch ein Publikum gibt, das weiß, wie selten solche Steine unter den Wüstlingen sind und sie daher anständiger bewertet als der Gleisschotter.
Den Gleisschotter wiederum, den schneidet kein Mensch - lohnt sich ja schon ungeschnitten derzeit kein Handel damit.

Ei sowas schneiden wir freilich nicht
http://www.chladnis-heirs.com/35.782g-shergottite.jpg

Wärs der einzige, hätten wir wohl wenig Wahl.
Hihi, das ist DER ganze Stein, wo Du Dir in 10 Jahren in den Hintern beißen wirst, ihn nicht gekauft zu haben.... :baetsch:

 :prostbier:
Mettmann

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Offline herbraab

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Re: Unversehrt oder geschnitten - eine Gewissensfrage?
« Antwort #9 am: Oktober 06, 2008, 19:34:13 Nachmittag »
Ich hab' sie am liebsten unversehrt, so wie sie runtergekommen sind. Wenn schon ein Schnitt sein muss, dann ein Individual mit Anschnitt.

Hihi, das ist DER ganze Stein, wo Du Dir in 10 Jahren in den Hintern beißen wirst, ihn nicht gekauft zu haben.... :baetsch:

Schön ist er zweifelsfrei, aber ich hoffe, ich werde mich auch noch in 10 Jahren daran erinnern können, wie groß die Kluft zwischen meinem bescheidenen Taschengeld einerseits, und dem Preisschild an diesem schönen Stück andererseits war...  :smile:

Grüße, Herbert
"Daß das Eisen vom Himmel gefallen sein soll, möge der der Naturgeschichte Unkundige glauben, [...] aber in unseren Zeiten wäre es unverzeihlich, solche Märchen auch nur wahrscheinlich zu finden." (Abbé Andreas Xaverius Stütz, 1794)

Allende

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Re: Unversehrt oder geschnitten - eine Gewissensfrage?
« Antwort #10 am: Oktober 06, 2008, 19:47:36 Nachmittag »
Ich glaube, dass die Hemmschwelle zum Schneiden immer kleiner wird, je mehr Händler, Sammler und sonstige Kuratoren eine eigene Gesteinssäge besitzen. Im Klartext: Wer eine Säge hat oder kaufen will, der scheiblet nahezu alles kurz und klein. Sägen sind heute schon für wenig Geld zu bekommen und da liegt sicher auch ein Teil des Problems drin.

Wenn ich einen neuen NWA-Stein für meinen kleinen Steinhaufen erwerbe, möchte ich auch gerne wissen, wie er Innen aussieht und irgendwie ist das auch (für mich) wichtig zu wissen, ob es nun ein L5 mit W3 oder nur ein L6 mit W3 ist. Ermutigen sollte man aber alle mit einer Säge ausgerüsteten Händler und Sammler, nur soviel abzusäbeln, dass mindestens 51% des ursprünglichen Gewichts kompakt bleibt. Jeder weitere Schnitt richtet mehr Schaden an, als das es sinnvoll ist.

Eure Meinungen dazu?

Gruss, Allende   :weissefahne:

Offline Mettmann

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Re: Unversehrt oder geschnitten - eine Gewissensfrage?
« Antwort #11 am: Oktober 06, 2008, 19:55:32 Nachmittag »
Ja Ingo,

das hast Du schon richtig erkannt, daß man so einen ganzen Stein nicht unters Mikroskop oder in Mikrosonde hineinbringt.
 
Zitat
Was ist mit den noch selteneren Klassen, wie etwa den Diogeniten, R-Typen oder Monden?

Wir wüßten nicht, daß es diese Klassen sind, wenn sie nicht geschnitten worden wären, insofern erübrigt sich die Frage.
MetSoc rules, alles andere zählt nicht.
Und leider befeuert die MetSoc noch die Schnitzung, siehe gerade Mond und Mars - bestes Bsp die Frischmärse, die VIERZEHN Nummern bekommen oder etliche Monde, ja selbst solche, die vom gleichen Finder am selben Ort gefunden,
weil eben die Rules garantieren - für jede Nummer ein Hinterlegungsstück und so es eben mehr Mond und Mars umsonst gibt.

Zitat
Kein Mineraliensammler oder Fossiliensammler würde ein intaktes Stück zerstören... warum sollte man es also als Meteoritensammler tun?
Weil die Mineralien und Fossilien kein solch strenges und vereinheitlichtes Anerkennungsverfahren durchlaufen müssen.
Den T-Rex-Schädel darf der Fossilensammler T-Rex heißen, wenn er wie ein T-Rex aussieht.
Bei Mars und Mond darf er es nicht.

Zitat
Was hat man denn zum Beispiel von einem 0,005 g DAG 400 ?

Dar al Gani 400 gibt es nunmehr schon seit über 10 Jahren zu kaufen.
Offenbar teilen die institutionellen und die privaten Sammler Dein Postulat der Materialerhaltung nicht.

In der Standardreferenz, den Bulletins, die jeder Sammler und jeder Wissenschaftler benutzt, sind in der Regel die Hauptmassenhalter angegeben - somit wäre es ein Leichtes, diese Steine gesamthaft zu erwerben und zu sichern,
was aber offensichtlich nicht getan wird.
Man könnte fast zu dem Schluß kommen, daß Mond und Mars, Rumuruti und CK usw. keine wissenschaftl. Bedeutung haben.
Dem steht allerdings entgegen, daß seit 36 Jahren die Amis, Japaner, Europäer, Chinesen in der Antarktis herumrutschen,
jeweils das ganze Sommerhalbjahr - die Amis blechen für 6Wochen uffe Eis 800.000$ + z.B. die McMurdo-Station mit Treibstoff und Würschtln zu versorgen kostet 70 Mio USD jährlich - mit dem erklärten Ziel, Mond und Mars zu finden.
5kg Mond in 36 Jahren...

Desgleichen verbrät die ESA Deine Steuermittel, um in der kanadischen Arktis, nicht Mars, sondern Mars-ähnliche Gesteine zu sammeln und daran zu forschen, anstelle oder zumindest zusätzlich auf die wesentlich kostengünstigeren echten Märse zurückzugreifen.

An den Museen und Forschungseinrichtungen sieht es, was Meteorite und die Geschichte der Meteoriterei angeht, fast schon blamabel aus!
Die Prioritäten sind m.E. falsch gesetzt. Da werden Millionen für Fossilien rausgeballert, 5stellige Summen für Bergkristall und dgl - aber schaust mal die Jahresberichte an, was solche hochberühmte Sammlungen wie Paris ausgeben für Meteorite - mein lieber Herr Gesangsverein, das ist weit weniger, als viele hier im Forum im Jahr für Meteorite ausgeben! Huh Sankt Wien! Da ists schon ein Event, wenn der Förderverein mal einen mittleren Bassikounou spendiert - s'is a Schand!! Mein Gott, dort hat Schreibers einst die moderne Meteoritenkunde erfunden!!!!
Frag mal bei Dir in Hamburg nach, was die Uni für ein Budget vorgesehen hat... und dann gehst an der selben Uni in die Biologen-Fakultät, in die Informatik usw. was die für Summen dagegen zur Verfügung haben.
Nun ist das Deutsche Museum reif zur Sanierung und zur Neugestaltung der Ausstellungen - der Spaß kostet 0,4Mrd Euro.
Aber versuch denen Mal ne handgroße Scheibe Mond zum Preis vonnem Fiat Panda schmackhaft zu machen.
Wieder andere plappern die Propaganda von dunnemals von wegen UNESCO und Meteorite nach, die ja hier im Forum schon aufs trefflichste widerlegt worden ist.

Du kannst es also den kommerziellen Mond- und Marsfindern nicht anlasten, wenn derart eklatante forschungspolitische Fehlentscheidungen getroffen worden sind.
Sie haben da keine Korrekturmöglichkeiten, noch ist es ihre Aufgabe für eine bessere Finanzaustattung der entsprechenden Abteilungen zu sorgen, - im übrigen in der EU ein denkbar leichtes Unterfangen, nur wenn der Apparat zu träge ist, selbst sich um geschenkte Mittel zu kümmern, dann kann man eben nix machen.

Und weil Du so unverholen auf unsere Dosen anspielst.
Die verfolgen einen anderen Zweck als die Meteoritensammelszene zu bedienen.
Sie stellen unseren Beitrag dar, unser großartiges Hobby zu popularisieren und dieser Ansatz, Mond und Mars für jedermann, zum Preis von einem Taschenbuch, ist zwar einzigartig - und steht im Übrigen in guter Tradition, wennde Dich an Nininger erinnern magst - aber er funktioniert, sonst hätten wir nicht schon 5-10x mehr Dosen bauen müssen, als es vermutl. spezialisierte Meteoritensammler auf der Welt gibt.
Er richtet sich an ein anderes Publikum.

Im Grunde ists derselbe Ansatz, den die NASA verfolgt hatte, mit ihren Lehrscheiben, in diese ihren Nationalschatz, nämlich Mond hineingeschnipselt hatte.
Nur konnten wir eben nicht so geizig und so grausam sein, die Leut und die Kinder erst mit Mond- und Marsgestein zu enthusiasmieren, nur um ihnen das Material sodann wieder zu entreißen,
sondern bei uns kann jeder seinen Mond und Mars mit nach Hause nehmen und behalten.
Wenn das nicht großartig ist?
Und vergiß nicht, was das für ein Stimilus sein kann....

Schau, nur ein Bsp. wie begeistert die Leute sind:
http://blackholesandastrostuff.blogspot.com/2008/09/martian-meteorite-nwa-4925.html

Tja und selbstredend bleibts dem Museum, der Universität, dem Sammler und dem Ingo weiterhin unbenommen,
sich substantiellere Stücke von den verwendeten Monden und Märsen zuzulegen (nur tut ers nicht...).

 :prostbier:
Martin
"If any of you cry at my funeral,
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ironmet

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Re: Unversehrt oder geschnitten - eine Gewissensfrage?
« Antwort #12 am: Oktober 06, 2008, 20:03:26 Nachmittag »
Ermutigen sollte man aber alle mit einer Säge ausgerüsteten Händler und Sammler, nur soviel abzusäbeln, dass mindestens 51% des ursprünglichen Gewichts kompakt bleibt. Jeder weitere Schnitt richtet mehr Schaden an, als das es sinnvoll ist.

Eure Meinungen dazu?

Gruss, Allende   :weissefahne:


Hallo Allende,

wofür genau sollte das gut sein?
Also für einen Sammler mag das ja noch zutreffen.
Aber als Händler?
Das Problem ist einfach,das sich die wenigsten ein größeres oder ganzes Stück leisten können!
Angenommen wir nehmen mal einen "nur" frischen L3 her.
Das Teil wiegt 1300g.
Nun lässt man den klassifizieren und fängt an Scheiben zu schneiden.
Diese werden ja nun logischerweise sehr gefragt sein,ein L3 als W0.
Ist von jedem bezahlbar!
Lassen wir meinetwegen noch über die Hälfte übrig,also 700g als Endcut.
Wer kauft denn dann sowas?
Lässt sich nur leicht erahnen,was das kosten würde.
Das ist einfach ein Problem der Händler.
So wie Martin schon schreibt,wäre es kein Problem ganze Individuale zu verkaufen.
Nur der Kundenkreis ist so verdammt winzig!!
So,und das war jetzt "nur" ein L3!!
Was ist mit einem 600g W0 Eucriten??
Was wäre bei einem 300g Mond??
Irgendwo ist es ja den Händlern zu verdanken,das dieses Material,was wir heute alle kennen,
für jeden zugänglich ist!
Und würden alle Händler so denken,möglichst wenig zu schneiden,würde es diese wegen Geschäftsaufgabe
heute nicht mehr geben.
Und ein Stück Mond hätte heute noch keiner von uns in der Sammlung!!

Viele Grüße Mirko
 

Offline Mettmann

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Re: Unversehrt oder geschnitten - eine Gewissensfrage?
« Antwort #13 am: Oktober 06, 2008, 20:23:28 Nachmittag »
Naja, nuju...
mich schmerzt eher, daß der Meteoritenkunde scheinbar nicht der Stellenwert beigemessen wird, die sie eigentlich gerade in der heutigen Zeit haben müßte.
Denn abgesehen von historischen Aspekten (und die fundamentalen Erkenntnisse, die man schon aus den Steinen gewonnen hat), sind Meteorite nix anderes als Space Exploration allererster Kajüte!

Wir haben die Dinger ja hier auf Erden in der Hand und könnense durch die Labormaschinerie nudeln nach Lust und Laune!
Und die Ergebnisse, die man dabei herausbekommt und die Schlüsse,
die kriegt man einfach nicht, wenn man den 0,8 Milliarden-Spiegel auf den kleinen Punkt im Asteroidengürtel richtet, die kriegt man nicht in der Breite mit den Robotern, die für viele Milliarden aufm Mars herumötteln, noch mit der Fernerkundung durch Sonden. Mindestens 135 verschiedene Mutterkörper hammer gesampelt in den Meteoriten.
Nix wüßtmer ohne die Meteorite! Nicht das Alter der Welt, noch die Bildung von Sonne und Planeten, deren Aufbau und wie sich alles zugetragen, die Stellung des Planetensystems - tschulliging, et Lääääbens, im Kosmos usw. usf.

Ist aktueller denn je!

Ja und da werden jedes Jahr Milliarden an Steuergeldern locker gemacht, um die olle Blechbüx in der niedrigen Umlaufbahn am Laufen zu halten, von der niemand noch recht weiß, wozuse eigentlich gut sein soll,
ja selbst die MetSoc verlustiert sich bei ihren Treffen im Yacht-Club unterm Zuckerhut,

aber wenns darum geht, einen Mars, einen Mond, einen R, einen Acap für ein paar hundert müde Mücken für die Forschung zu gewinnen, also zu einem Popelbetrag im Vgl zu den Antarktiscampagnen und zu einem Atomar-Betrag der erdgebundenen und der nationalen Weltraumforschung,
dann rollen die Krokodilstränen wie unerschwinglich das doch sei!

Es ist schlicht unerträglich, angesichts des Brimboriums was das Forschungsministerium ob ESA und anderen Projekten macht,
daß gleichzeitig solche Institutionen wie die MPIs in Mainz für Kosmochemie und Heidelberg dichtgemacht werden.
Daß die größten Universitäten des Landes und die alterwürdigsten Sammlungen sich schwertun auch nur mal Tausend Euro für solche wissenschaftl. Weltsenationen, wiese aus der Wüste die letzten Jahrzehnte gekommen sind, im Jahr locker zu machen,
das ist ehrlichgesagt auch ein Armutszeugnis im übertragenen Sinne.

Irgendwie läuft da etwas ganz verquer.

 :gruebel:
Martin
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ironmet

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Re: Unversehrt oder geschnitten - eine Gewissensfrage?
« Antwort #14 am: Oktober 06, 2008, 20:39:18 Nachmittag »
Hallo Martin,

na ja,das ist die eine Seite der Medaille!
Wie man das umkrempeln sollte,keine Ahnung?? :gruebel:

Aber ich gehe mal ganz schwer davon aus,das auch Du mehr private Sammler bedienst
als Museen oder Institutionen!
Hört man ja auch schon aus Deinem Text,das dies so sein muß.

Daher nimmt der private Sammler doch den höchsten Stellenwert ein.
Ja,und auf die Wünsche des Sammlers geht man doch als Händler ein.
Man macht es den Sammlern eben "mundgerecht" !
Das hat nix mit Abwertung zu tun!
Es werden jedenfalls mehr bezahlbare Stücke verlangt als überaus hochwertige bzw.
komplette Stücke von einem Exoten.

Das ist die Tatsache,die auch mehr als verständlich ist!
Daher kommt man als Händler meist nicht dran vorbei,Stücke zu schneiden!
Aber wie gesagt,man hat ja schließlich auch noch selbst einen Kopf zum denken!
Da kann man sehr wohl einschätzen,was einem Leid tun würde,das eine oder andere Stück zu schneiden.
Da versucht man schon vorweg einen Käufer fürs ganze Stück zu finden,eben jemanden der sich
das ganze Stück leisten kann.
Manch einer kann es sich im Normalfall vielleicht nicht leisten,nimmtes aber trotzdem,weil er es zu
schätzen weis.
Sollte sich da keiner finden,ja dann muß der Händler eben über seinen Schatten springen.

Viele Grüße Mirko

 

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