Autor Thema: Selfpairing bei eigener Nummer  (Gelesen 3264 mal)

Offline MarkV

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Selfpairing bei eigener Nummer
« am: November 10, 2008, 10:48:18 Vormittag »
Hallo,
wenn ein Händler einen Meteoriten zur Klassifikation einreicht und er dann, während die Klassifikation läuft, weitere Meteorite gleicher Art von seiner Bezugsquelle nachkauft, kann der Händler diese Meteorite dann unter der gleichen Nummer verkaufen, wenn er glaubt, dass diese gepairt sind? Müssen die neuen TKW-Angaben übermittelt werden?

Grüsse,
Mark

ironmet

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Re: Selfpairing bei eigener Nummer
« Antwort #1 am: November 10, 2008, 10:50:33 Vormittag »
Hallo Mark,

sehr gute Frage!! :super:
Das würde mich auch mal interessieren.
Vor allem,wenn es sich dann um ungeschnittene Stücke handelt.

Viele Grüße Mirko

Offline MarkV

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Re: Selfpairing bei eigener Nummer
« Antwort #2 am: November 10, 2008, 11:07:45 Vormittag »
Ein Beispiel:
Zu dem Diogeniten, den ich mir in München gekauft habe, sagte der Händler, dass er von seiner Bezugsquelle zunächst einen anderen Stein erhalten habe. Diesen hat er geschnitten und zur Klassifikation eingereicht. Daraufhin hat er bei seiner Bezugsquelle nachgefragt, ob sie noch mehr davon hat und ihm wurde dann der Diogenit geschickt, den ich in München gekauft habe. Der Händler glaubt, dass mein Diogenit mit dem, der gerade klassifiziert wird, gepairt ist. Beide stammen von der gleichen Bezugsquelle und wurden in einem kurzen Zeitabstand gekauft. Von dem Stück, das gerade in Klassifikation ist, hatte der Händler auch noch eine kleine Scheibe im Angebot und ich konnte mich davon überzeugen, dass die Schnittflächen von  beiden Diogeniten sehr ähnlilch aussehen.

Trotzdem hat der Klassifikator ja bisher gar nichts von meinem Stück erfahren. Im Metbull steht später vermutlich drin, dass der Fund nur aus einem Stück von xx Gramm bestand. Der Händler will mir die Nummer von dem Diogeniten nachreichen, sobald die Klassifikation durch ist. Aber gilt diese Nummer dann auch wirklich für mein Stück? Müsste nicht wenigstens die TKW-Angabe im Metbull korrigiert werden und drinstehen, dass zwei Stücke gefunden wurden?

Grüsse,
Mark

Offline MetGold

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Re: Selfpairing bei eigener Nummer
« Antwort #3 am: November 10, 2008, 11:36:48 Vormittag »
Hallo,

was eigentlich müßte und was dann getan wird, aus welchen Gründen auch immer, da wird es immer eine riesige Grauzone geben. Die Bezugsquelle hätte genausogut die Stücke an versch. Händler verteilen können, die sie wiederum jeder einzeln hätte klassifizieren lassen ...  Wenn ich an die vielen gepaarten Marsianer denke, von denen ich ursprünglich mal von jedem was haben wollte ...

Stellt euch mal bloß vor, bei Sikhote würde jeder der dort was findet ein Stück davon klassifizieren lassen - mit neuem Namen versteht sich bzw. die ständigen notwendigen Änderung des TKW's mit jedem weiteren Fund. Ich glaube mit solchen Ungenauigkeiten müssen wir einfach leben, hatten ja in einem ähnlichen Thema schon ausführlich darüber diskutiert und resigniert.

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Offline MarkV

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Re: Selfpairing bei eigener Nummer
« Antwort #4 am: November 10, 2008, 12:19:39 Nachmittag »
Ich glaube mit solchen Ungenauigkeiten müssen wir einfach leben, hatten ja in einem ähnlichen Thema schon ausführlich darüber diskutiert und resigniert.

Wie ist denn die Praxis, wenn man einen Fund aus mehreren Stücken hat? Es wird ja 20g zur Klassifikation versendet. Wird von dem Gesamtfund noch ein Foto mitgeschickt? Wie kommt überhaupt die TKW-Angabe ins Metbull?

Ich geb ja auch nicht viel auf TKW-Angaben, aber wenn die Nummer ausschliesslich von einem Händler vertrieben wird, dann bin ich bisher eigentlich davon ausgegangen, dass die TKW-Angabe für diese Nummer einigermassen stimmt. Wenn bei NWA 3118 im Metbull steht, dass das TKW 5.8kg ist, gehe ich eigentlich davon aus, dass der Händler auch nur 5.8kg von dem Material hat und insgesamt nur 5.8kg als offiziell NWA3118 bezeichnetes Material im Umlauf ist. Dass es zahlreiche Pairings zu 3118 gibt, steht auf einem anderen Blatt. Aber ich würde es nicht gut finden, wenn mehr als 5.8kg von dem Händler als 3118 verkauft werden, ohne dass die Angaben im Metbull korrigiert werden.

Grüsse,
Mark

Offline MetGold

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Re: Selfpairing bei eigener Nummer
« Antwort #5 am: November 10, 2008, 12:41:28 Nachmittag »
Hallo Mark,

wenn ein Händler oder du einen neuen Fund hat, dann schnippelst du/er 20g ab und schickst sie inclusive deiner Angaben wie Fundort, GPS-Koordinaten, Funddatum, TKW und aus wieviel Einzelstücken bestehend ggfls. Finder und noch ein paar Bemerkungen zum Institut, das macht die Klassifikation und reicht diese dann mit deinen Angaben bei der metsoc ein, die diese dann im metbull publiziert. Wer sollte die Zeit und die Möglichkeit haben deine Angaben oder die eines anderen zu überprüfen. Dem Institut geht es ja hauptsächlich um den wissenschaftlichen Aspekt des Fundes und nicht darum wie es sich hinterher am besten verkaufen läßt oder so.

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Offline MarkV

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Re: Selfpairing bei eigener Nummer
« Antwort #6 am: November 10, 2008, 13:00:06 Nachmittag »
Wer sollte die Zeit und die Möglichkeit haben deine Angaben oder die eines anderen zu überprüfen. Dem Institut geht es ja hauptsächlich um den wissenschaftlichen Aspekt des Fundes und nicht darum wie es sich hinterher am besten verkaufen läßt oder so.

Ich hätte eigentlich schon gedacht, dass man für die Klassifikation von einem Fund aus mehreren Stücken irgendwie plausibel machen muss, dass diese Stücke wirklich zusammengehören. Sei es durch ein Foto vom Gesamtfund oder sogar durch Inaugenscheinnahme des Klassifikators vom Gesamtfund. Immerhin ist die Klassifikation ja eine Art Gutachten und wenn da drin steht, dass 5 Steine von zusammen 2.4kg vom Typ CV3 sind und die offizielle Nummer X erhalten, dann sollte sich der Gutachter schon überzeugen, dass die restlichen 4 Steine auch wirklich gepairt sind. Schliesslich gilt die Klassifikation ja dann nicht nur für die 20g oder den Stein, von dem die 20g stammen, sondern für die gesamten 4 Steine mit 2.4kg. Das finde ich auch gerade im Sinne der Wissenschaft wichtig. 


Grüsse,
Mark

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Re: Selfpairing bei eigener Nummer
« Antwort #7 am: November 10, 2008, 13:05:59 Nachmittag »
Hallo Mark,

vielleicht sollten wir hier noch ein paar andere Meinungen hören.

Beim Institut gelten die 20g bzw. 20% Hinterlegungsprobe bei Unstimmigkeiten als Beweis, was für Material eingereicht wurde, alles andere ist wohl mehr oder weniger Schnuppe. Das Institut muß sich einfach auf die Angaben des Finders verlassen.

Kleiner Scherz:
Wer sollte denn die ganzen LKW-Ladungen voll Sikhote ins Institut karren (oder z.B. auch NWA869)? :auslachl: :lacher:


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Offline MarkV

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Re: Selfpairing bei eigener Nummer
« Antwort #8 am: November 10, 2008, 13:17:32 Nachmittag »
Hallo Mark,

vielleicht sollten wir hier noch ein paar andere Meinungen hören.
Ja, würde mich auch interessieren. Kann ja sein, dass sich das Gutachten nur auf die 20g bezieht und die Sache mit der NWA Nummer und dem TKW dann eher die MetSoc betrifft und nicht mehr das Institut.

Zitat
Kleiner Spaß: Wer sollte denn die ganzen LKW-Ladungen voll Sikhote ins Institut karren?  :auslachl: :lacher:
Ja, ich bin auch nicht dafür, jetzt jeden Stein zu zerschneiden, so wie das mit den Antarktis-Meteoriten gemacht wird. Ein gewisses Grundvertrauen auf die Angaben zum TKW und Anzahl der Stücke sollte gerade bei erfahrenen Händlern schon ausreichend sein.

Eine andere Sache ist aber, ob der Händler anschliessend noch beliebig lange jeden neu erworbenen Stein mit dieser Nummer versehen darf, ohne dass etwas neu eingereicht wird.

Grüsse,
Mark

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Re: Selfpairing bei eigener Nummer
« Antwort #9 am: November 10, 2008, 13:33:37 Nachmittag »
Hallo Mark,

ich nochmal:

Eine andere Sache ist aber, ob der Händler anschliessend noch beliebig lange jeden neu erworbenen Stein mit dieser Nummer versehen darf, ohne dass etwas neu eingereicht wird.
Grüsse, Mark

Außer dem Händler und seinen Lieferanten weiß doch keiner, wann er was und wieviel bekommen hat, außerdem werden die Einzelstücke/Scheiben/Brösel doch durch Verkauf hinterher so weit gestreut, daß sie keiner mehr zusammenzählen könnte, ergo grau bleibt grau --> Grauzone(for ever).

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Offline MarkV

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Re: Selfpairing bei eigener Nummer
« Antwort #10 am: November 10, 2008, 13:54:11 Nachmittag »
Außer dem Händler und seinen Lieferanten weiß doch keiner, wann er was und wieviel bekommen hat

Genau diese Angaben stehen doch aber im Metbull. Beispiel NWA 3118:
"Hundreds of fragments (total weight of 5895 g) were purchased in Erfoud, Morocco in December 2003 by A. and G. Hupé. Description and classification (T. Bunch and J. Wittke, NAU):"

Vielleicht sehe ich das zu streng, aber NWA 3118 kann nur dieses dort im Metbull bezeichnete Material sein, das im Dezember 2003 gekauft wurde. Wenn Monate später nochmal ne 20kg Lieferung nachkommt, dann kann das meiner Meinung nach nicht automatisch NWA 3118 sein, ohne dass der damalige Klassifikator das wenigstens mal gesehen hat. Nachprüfen lässt sich das nur schwer, das stimmt.

Grüsse,
Mark

Pittiplatsch

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Re: Selfpairing bei eigener Nummer
« Antwort #11 am: November 10, 2008, 14:00:20 Nachmittag »
Hallo Zusammen,

das mit den Tkw´s ist ein bisschen Gewissenssache des Händlers. Der beschriebene Fall kann durchaus eintreten und der richtige Weg wäre es, der MetSoc die zusätzlichen Massen nachzureichen und die es dann im Bulletin dementsprechend ändern. Wir hatten hier aber auch schon den Fall, das die MetSoc es eben nicht ändert, aus welchen Gründen auch immer. Wenn es sich um grössere gepaarte Steine handelt, muss man dann wohl oder übel neu klassifizieren lassen, und die Käufer dann natürlich über die Umstände informieren. Ein halbwegs aktuelles Beispiel für ein solches Vorgehen ist unser NWA 4483 Mondmeteorit, den es mit einem zusätzlichen Stück auch unter der Nummer NWA 4881 gibt. Wenn es sich um kleinere gepaarte Stücke handelt oder das Material zudem noch sehr bekannt und unverwechselbar ist, wie z.B. NWA 869, Taza o.ä., sollte man es aber nicht extra untersuchen lassen. Denn das spart teure Kapazitäten in den Labors, und das ist ja letztlich auch im Dienste der Wissenschaft. Wichtig ist immer, dass dem klassifizierenden Wissenschaftler die Stücke nach Möglichkeit vorgelegt werden.
Was absolut unseriös ist, wenn ein Händler sich seine NWA-Nummern und Klassifizierungen aus dem Internet holt, anhand von Fotos selbst entscheidet, ob seine Stücke zu diesem oder jenen Fund gehören, oder seine Stücke überhaupt unter "fremden" Nummern anbietet.
Grundsätzlich ist man mehr auf der sicheren Seite, wenn man bei Händlern kauft, die im Besitz der Hauptmassen sind und diese haben klassifizieren lassen. Und am wichtigsten ist es, dass man seinem Händler vertraut.

Gruss,
Stefan

 

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