4. S o n s t i g e E i g e n s c h a f t e n / S o n s t i g e G e g e b e n h e i t e n
Isotropie/AnisotropieIsotropie (
griech. isos = gleich, gleichwertig; tropos = Richtung) bezeichnet die Eigenschaft von Körpern, z.B. amorphen (nicht kristallinen) Stoffen wie Gläser und Opal, in allen Richtungen die gleichen physikalischen und topochemischen Eigenschaften zu zeigen; von den Kristallen verhalten sich
nur die dem kubischen System angehörenden in ihren optischen Eigenschaften
isotrop.
Anisotropie dagegen bezeichnet die Eigenschaften von festen Stoffen sich
in verschiedenen Richtungen physikalisch unterschiedlich zu verhalten, z.B. bei folgenden Kristallen:
-
Glimmer ist nur in einer Richtung spaltbar
-
Kyanit (Disthen) zeigt in zwei verschiedenen Richtungen unterschiedliche Härte
(quer: Härte 6 - 7, längs: Härte 4 - 4,5)- Beim
Calcit wird
ein einfallender Lichtstrahl zu zwei Strahlen polarisiert, deren Schwingungsebenen senkrecht zu einander stehen. Beide Strahlen haben stark unterschiedliche Fortpflanzungsgeschwindigkeit und damit verschieden großen Brechungsindex (= n), es liegt Doppelbrechung vor
(siehe Kapitel Lichtbrechung/Doppelbrechung).Das
anisotrope Verhalten der Kristalle
beruht auf ihrer symmetrischen Struktur. Alle Kristalle sind grundsätzlich anisotrop (Ausnahmen s. o.) und zeigen je nach ihrer Struktur deutlicher oder schwächer Anisotropie bei Härte, Wärmeleitfähigkeit, Wärmeausdehnung, Lichtdurchlässigkeit, Farbe, Reflexion, Lichtbrechung, u.a.
-------------------------------------------------
DiadochieDiadochie bedeutet
Ersetzbarkeit oder Substitution der
chemischen Bestandteile einer Kristallstruktur, unabhängig davon, ob isotype Verbindungen vorliegen oder nicht.
Zinkblende ZnS und
Magnetkies FeS sind Repräsentanten zweier gänzlich verschiedener Strukturtypen, dennoch besteht in der Zinkblende eine Diadochie (Zn, Fe) bis zu ca. 20 % Fe-Anteil, im Magnetkies ist eine Diadochie (Fe, Zn) unmöglich.
Voraussetzung für eine Diadochie sind nämlich
ähnliche Atom- bzw. Ionenradien,
ähnlicher Bindungscharakter innerhalb der speziellen Kristallart und
Wahrung des elektrostatischen Gleichgewichtes.
Diadochie ist naturgemäß von Temperatur- und Druckbedingungen abhängig.
---------------------------------------------
GenerationEin- und dieselbe Mineralart kann in mehreren sog.
Generationen kristallisieren. (Frühkristallisation, Spätkristallisation), wie z.B. der Magnesit vom Kaswassergraben, Österreich.
siehe auch: Lapis Nr. 89/11, S. 11-13---------------------------------------------
ParageneseParagenese, (
griech. para = daneben; genesis = Entstehung) ist
das gesetzmäßige Nebeneinander- und Nacheinanderentstehen der Mineralien, die in einem Gestein oder Erz vergesellschaftet sind.
Die Bildung kann durch einen nahezu einaktig ablaufenden Vorgang (z.B. Auskristallisation aus einer Schmelze oder Diagenese eines Sediments) gekennzeichnet sein oder durch mehrere, in Zeit und Art verschiedene Ereignisse (z.B. Kristallisation und spätere Verdrängung oder Metamorphose und spätere Verwitterung).
Die
Kenntnis der Paragenese ist bei der Mineraliensuche wie auch beim Identifizieren von Mineralien und besonders in der Lagerstättenkunde
eine wichtige Stütze.
So kommen z.B. Baryt, Fluorit und Bleiglanz in bestimmten Gesteinen stets gemeinsam vor. Andererseits können z.B. Feldspäte und Steinsalz niemals auf gleicher Kristallstufe erscheinen.
Auch ist ein Nebeneinandervorkommen von Quarz und Nephelin oder Quarz und Olivin in einem einzigen Gestein aus physikalischen Gründen unmöglich. Man unterscheidet daher zwischen
häufiger Paragenese, z.B.
Bleiglanz, Quarz und
Zinkblendeseltener Paragenese, z.B.
Bergkristall, Anatas und
Wulfenit und
unmöglicher Paragenese, z.B.
Kyanit (Disthen) und
Halit.
------------------------------------------
SonstigesAuf die weiteren möglichen Eigenschaften von Mineralien, wie Magnetismus und Radioaktivität soll hier nicht näher eingegangen werden.
Flammenfärbung und
Verhalten vor dem Lötrohr erlauben Schlüsse auf die chemische Zusammensetzung der entsprechenden Mineralprobe.
-----------------------------------------
Die Fotos zeigen Mineralien, die auch zusammen in einer typischen Paragenese vorkommen können; hier: Bleiglanz, Quarz und Zinkblende.Copyright Fotos: Peter5Gruß Peter ..
