Autor Thema: Mineralfunde im Basalt des Erbsenackers ...  (Gelesen 6954 mal)

Peter5

  • Gast
Mineralfunde im Basalt des Erbsenackers ...
« am: Dezember 04, 2008, 20:22:47 Nachmittag »
Interessante Mineralfunde im Basalt des Erbsenackers in Wiesbaden-Naurod, Hessen, Taunus (Blatt 5815 Wehen)

Peter5

1. Einleitung
Am Erbsenacker bei Wiesbaden-Naurod treten zwei tertiäre Basaltschlote auf, auf die früher zwei kleine Steinbrüche angelegt waren (z.B. Anderle & Kirnbauer 1996). Im folgenden möchte ich über Mineralfunde berichten, die mir im Zeitraum Juli 1996 bis August 1997 im südlichen der beiden Vorkommen gelangen. Der südliche Steinbruch, der heute "Schwarze Steinkaut" genannt wird, ist noch gut zugänglich. Die Funde stammen von der Westwand des ehemaligen Steinbruchs.


2. Material und Methode
Bei dem Gestein handelt es sich um einen limburgitischen Olivinnephelinit (Anderle & Meisl 1974), der von Sandberger (1883) eingehend petrographisch untersucht worden ist. Charakteristisch für dieses Vorkommen sind Olivinfels-Einschlüsse im Basalt, in denen ich folgende Mineralien nachweisen konnte:
Olivin, Forsterit, Diopsid, Chrom-Diopsid, Augit, Enstatit, Bronzit, Sanidin, Magnetit bzw. Picotit. Der analytische Nachweis erfolgte teils durch RDA bzw. RBA (Röntgendiffraktometrische Analyse bzw. Röntgenbeugungsanalyse, engl.: XRD) und teils durch EDS-Analyse (Energiedispersive Röntgenspektroskopie, engl.: EDX). Die Untersuchungen führte Herr Günter Blaß (Eschweiler) durch.


3. Funde und Diskussion
Olivin ist in frischen Stücken fast farblos und nimmt mit zunehmender Verwitterung eine dunkelgrüne Farbe an. In orangebraunen Einschlüssen in den der Erosion stärker ausgesetzten Partien des Basalts wurde neben amorphen Substanzen und Enstatit auch das reine Mg-Endglied der Olivin-Reihe, Forsterit, nachgewiesen. Häufig wird der Olivin von Enstatit und chrom-haltigem Diopsid   ("Chrom-Diopsid") begleitet.

Der "Chrom-Diopsid" kommt dabei in durchscheinenden bis durchsichtigen Körnern von fast apfelgrüner Farbe vor und bildet nach Sandberger (1883) zuweilen größere Ausscheidungen bis zu mehreren Zentimetern Größe.

Enstatit tritt häufig in derben, Iängsgestreiften Kristallaggregaten von schwarzgrüner, grüner bis gelblichgrüner Farbe auf. Bei einem Bruchstück, das laut Analyse vollständig aus Enstatit besteht, konnten zusätzlich lateral aufsitzende, linsenförmige grüne Kristalle von 1 mm Größe beobachtet werden. Orangebraune, bereits stärker verwitterte Einschlüsse, die Sandberger (1883) als reliktischen Enstatit angesprochen hatte, stellten sich in der Analyse als fast vollständig amorph, nur geringe kristalline Anteile von Forsterit und Enstatit enthaltend, heraus.

Außerdem stellte sich muscheliges bis grobspätiges, grauschwarzes Material in der Analyse als Pyroxen (sehr wahrscheinlich Diopsid) heraus.

Am häufigsten sind bis zu über 2 cm große, braune Einschlüsse. Nach RDA-Untersuchungen bestehen sie aus einem Gemenge von Sanidin mit einem Tonmineral der Smectit-Gruppe (wahrscheinlich Montmorillonit). Aufgrund der verwaschenen Peaks des Röntgenbeugungsdiagramms konnte nicht eindeutig festgestellt werden, ob zusätzlich noch Augit vorhanden ist.

Auf einer der Proben entdeckte ich in einem Olivinfels-Einschluß unter dem Binokular bis zu 0,5 mm große grauschwarze, oktaedrische Kristalle, bei denen es sich um Magnetit oder aber Picotit (Cr- und Fe-haltige Spinell-Varietät) handeln dürfte. Beide Minerale wurden bereits von Sandberger (1883) beschrieben.

Bereits Sandberger (1883) beschrieb Apatit aus dem Basalt des Erbsenackers. Dennoch stellte es für mich eine wirkliche Überraschung dar, auf einer Stufe einen 6 mm langen, braungrauen Apatit-Kristall in der Grundmasse des Basalts zu entdecken. In anderen Proben fanden sich sowohl farblose wie auch nahezu braune, z.T. Iangprismatische Kristalle von 1 bis 3 mm Länge. Alle drei Varietäten konnten durch RDA und EDS als Hydroxyl-Apatit identifiziert werden, so daß die Angabe von Sandberger (1883) nunmehr konkretisiert werden kann.

Als Verwitterungsbildungen auf Klüften konnten Calcit in Form weißlich-grauer bis beigefarbener, faserig-plattiger Aggregate bis zu 3 mm Größe sowie Aragonit in weißen, faserigen Kluftfüllungen von bis zu 4 mm Länge analytisch nachgewiesen werden. In Begleitung beider Karbonate und als bis zu 1,5 cm weite Kluftfüllungen des Basalts finden sich bräunliche, gelbliche und weiße Massen, die von Sandberger (1883) als "Bol" bezeichnet worden sind. Nach RDA-Analysen handelt es sich dabei um die Tonminerale Montmorillonit, teilweise vermischt mit Saponit.

Einen weiteren Fund stellen beigefarbene, kugelig-traubige Kristallaggregate von bis zu 0,5 mm Durchmesser in kleinsten Hohlräumen des Basalts dar. Sie kommen in Paragenese mit kugelig-schaligen, braun-metallischen sowie blaugrau-metallischen Aggregaten vor. Möglicherweise handelt es sich bei den beigefarbenen chalcedonähnlichen Aggregaten um eine Pseudomorphosenbildung. Möglich wäre auch das Vorliegen von Calcit oder Aragonit. Zu beiden Funden stehen Analysen noch aus.


4. Zusammenfassung
Zusammenfassend läßt sich sagen, daß sich auch heute noch im Basalt des Erbsenackers z.T. recht interessante Mineralfunde machen lassen. Hydroxylapatit besticht, im Vergleich mit anderen vulkanischen Vorkommen, so in der Eifel, sogar durch die außergewöhnliche Größe seiner Kristalle.


5. Literatur
Anderle, H.-J. & Meisl, S. (1974): Geologisch-Mineralogische Exkursion in den Südtaunus – 2.7. Aufgelassener Stbr. NNW Steinkopf in der Gemarkung Naurod (Olivinnephelinit) – Fortschr. Miner., 51, 151-153, Stuttgart, Juni 1974.

Sandberger, F. (1883): Über den Basalt von Naurod bei Wiesbaden und seine Einschlüsse. – Jb. k. k. geol. R.-A., 33, 33-60, Wien 1883.

Anderle, H.-J. & Kirnbauer, T. (1996): Geologie von Naurod im Taunus
Aus: 650 Jahre Naurod 1346 – 1996. Nauroder Chronik bis zur Gegenwart, S. 85-103, 6 Abb.; Wiesbaden-Erbenheim (Marianne Breuer Verlag) 1995.


6. Danksagung
Meinen herzlichen Dank möchte ich Herrn Günter Blaß aus Eschweiler für die aufwendig durchgeführten Analysen aussprechen. Herrn Dr. Thomas Kirnbauer danke ich für die Durchsicht meines Manuskripts.

- veröffentlicht 1998 im Jahrbuch des NVN (Band 119) -
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Der Fototeil zeigt einige meiner Eigenfunde - so von den Mineralien Olivin, Enstatit, Chromdiopsid (z.T. "serpentinisiert"), Hydroxyl-Apatit und Sanidin!
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Gruß Peter5 .. :we:

Peter5

  • Gast
Re: Mineralfunde im Basalt des Erbsenackers
« Antwort #1 am: Dezember 04, 2008, 20:26:19 Nachmittag »
Fototeil - Fortsetzung ..

Peter5

  • Gast
Re: Mineralfunde im Basalt des Erbsenackers
« Antwort #2 am: Dezember 04, 2008, 20:28:46 Nachmittag »
Fototeil - Fortsetzung ..

.. und hier der Höhepunkt: Verschiedene Kristalle von analysiertem Hydroxyl-Apatit!

Gruß Peter5 ... x-10

Schneebergit

  • Gast
Re: Mineralfunde im Basalt des Erbsenackers ...
« Antwort #3 am: Dezember 04, 2008, 20:39:57 Nachmittag »
Glück Auf Peter,
was es nicht Alles so gibt. x-08 Ich bin da mit meiner Sammelei in Schneeberg immer wieder überrascht.Werde wohl doch mal über meinen Tellerrand raus schaun müssen.wenn ich meinen Horizont erweitern will.Finde es immer wieder bewundern`s wert,wie weit Dein Wissen und Sammelaktivität reicht.Mach weiter so,ich lerne dadurch nie aus.DANKE

Glück Auf aus Schneeberg
und gesegnete Weihnachten
Lutz x-02

Peter5

  • Gast
Re: Mineralfunde im Basalt des Erbsenackers ...
« Antwort #4 am: Dezember 04, 2008, 20:50:31 Nachmittag »
Hallo Lutz,

ja, danke sehr .. :smile:.. ist nur auch schon wieder eine ganze Weile her.. momentan beschäftigt mich prioritätenmäßig am meisten immer noch Eisenbach bei Bad Camberg.. aber das sind halt auch alles Orte, wo ich per Zug bzw. Bus und zu Fuß relativ bequem hinkommen kann ohne ein Auto zu benötigen.. :prostbier:

Aber Du hast es doch auch ganz schön vielseitig .. da drüben in Schneeberg!  x-08.. wenn ich da alleine schon an die ganze tolle Historie von Freiberg und Schneeberg denke..auch in Freiberg hatte ich ja damals ein paar schöne Tage bzw. ein paar nette Erinnerungen mit hier her gebracht.  :smile:
und schöne Amethyste hast Du da auch wieder reingestellt..Hut ab!  :smile:

Ebenfalls ein frohes und glückliches Weihnachtsfest und erst mal einen schönen Nikolaus ..

wünscht Dir und auch allen anderen ..  x-02

der Peter5 .. :wa: x-10

Peter5

  • Gast
Re: Mineralfunde im Basalt des Erbsenackers ...
« Antwort #5 am: Oktober 03, 2009, 14:46:46 Nachmittag »
Heute, am 3.10.09 - ca. 10 Jahre danach .. meine Nachschau bei der "Schwarzen Steinkaut" am Erbsenacker von Wiesbaden-Naurod .. :smile:

Viel Gestrüpp und reichlich liegende Baumäste vor der Westwand .. man kommt demnach heute gar nicht mehr an die Wand und somit an weitere Mineralien dran!  :traurig:

Peter5

  • Gast
Re: Mineralfunde im Basalt des Erbsenackers ...
« Antwort #6 am: Oktober 03, 2009, 14:51:21 Nachmittag »
Weitere Fotos ..

Schieferbrocken "zu Füßen" meines Rucksacks und wieder in die andere Richtung geschaut - weg von der Schwarzen Steinkaut ..

Peter5

  • Gast
Re: Mineralfunde im Basalt des Erbsenackers ...
« Antwort #7 am: Oktober 03, 2009, 14:57:16 Nachmittag »
Gleich ein paar wenige Meter weiter in Richtung Osten .. von der "Schwarzen Steinkaut" entfernt .. die Nachschau bei der ehemaligen Grube Krämerstein (hier: vergittertes Stollenmundloch) .. :smile:

.. sowie ein Blick auf den Feldberg-Vulkan (--> "Feldbergblick" - so heißt auch die Straße dort - siehe die Schilder) ..

Labrador

  • Gast
Re: Mineralfunde im Basalt des Erbsenackers ...
« Antwort #8 am: Oktober 04, 2009, 09:54:40 Vormittag »
Hallo,

trotz allem ein sehr schöner Einblick!

Gruß
Labrador

Peter5

  • Gast
Re: Mineralfunde im Basalt des Erbsenackers ...
« Antwort #9 am: Oktober 04, 2009, 16:49:01 Nachmittag »
Ja, danke .. ich hatte auch damals in der Zeit, kurz nach der für die Geologen vom Hess. Landesamt für Bodenforschung sondergenehmigten Grabung, auf der Halde vis a vis schöne Funde von Serizit, Malachit u.a. Mineralien machen können. Einige davon hatte ich, so glaube ich, hier auch schon gezeigt.
Genauer Fundort hierzu lautet: "Ehem. Halde der Grube Krämerstein, Wiesbaden-Naurod, Hessen, Taunus" (siehe das Foto mit dem vergitterten Stollenmundloch).

Einen großen Bericht bzw. die Veröffentlichung im damaligen Jahrbuch des NVN und später dann im www. hatte ich aber nur zu den Basaltfunden am Erbsenacker und zwar zur "Schwarzen Steinkaut" geschrieben (siehe Ausgangsbeitrag)!  :smile:

Gruß Peter5 .. :winke:

Offline schwarzwaldmineraloge

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Re: Mineralfunde im Basalt des Erbsenackers ...
« Antwort #10 am: November 16, 2009, 12:11:02 Nachmittag »
Hallo,

Interessanter Beitrag!

Bei den schwarzen xx im Peridotit dürfte es sich eher um Picotit handeln. Picotit ist ein gewöhnlicher Bestandteil derartiger Gesteine. Habe ähnliche Stücke vom Lützelberg im Kaiserstuhl.

Glück Auf!
Sebastian
Diplom-Mineraloge

Peter5

  • Gast
Re: Mineralfunde im Basalt des Erbsenackers ...
« Antwort #11 am: November 16, 2009, 12:54:21 Nachmittag »
Hallo Sebastian,

danke. :smile:.. ja Picotit hatte ich auch darin vermutet und auch in meinem Manuskript erwähnt; es dann aber wegen Unsicherheiten wieder  herausgenommen. (z.T. schwarz und kein Magnetit); wollte ich aber nochmal zur Sicherheit zur Analye geben.

Gruß Peter5 .. :winke:

Peter5

  • Gast
Re: Mineralfunde im Basalt des Erbsenackers ...
« Antwort #12 am: November 16, 2009, 12:56:24 Nachmittag »
.. doch noch im Beitrag drin gestanden ..

Zitat
..bei denen es sich um Magnetit oder aber Picotit (Cr- und Fe-haltige Spinell-Varietät) handeln dürfte..

Also beides kommt vor. :smile:

 

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