Autor Thema: "Riesbelemniten"  (Gelesen 10034 mal)

Offline speul

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"Riesbelemniten"
« am: April 12, 2009, 17:13:58 Nachmittag »
Hallo zusammen,
Die meisten von Euch kennen sicherlich die in Scheiben zerlegten und verschobenen Riesbelemniten. Ich habe sie in unterschiedlichen Größen in meiner Sammlung. Allein, nie erfolgte eine genauere Bestimmung. Kennt sich da jemand aus?  :confused:
Meine bescheidenen Versuche dazu:
Bild 1 und 2: Brachybelus breviformis VOLTZ
Bild 3: Megatheutis cf. ellipticus MILLER

speul
Lächle einfach - denn du kannst sie nicht alle töten

Offline speul

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Re: "Riesbelemniten"
« Antwort #1 am: April 12, 2009, 17:14:48 Nachmittag »
Bild 2:
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Offline speul

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Re: "Riesbelemniten"
« Antwort #2 am: April 12, 2009, 17:16:39 Nachmittag »
Bild 3:
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Offline lithoraptor

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Re: "Riesbelemniten"
« Antwort #3 am: April 12, 2009, 21:07:30 Nachmittag »
Moin Speul!

Belemniten-Bestimmen ist so eine Sache und geht genau auch nur, wenn man die Stücke der Länge nach spaltet oder sägt (Aber WER möchte dat schon?). Die Bestimmung von einzelnen Bruchstücken ist nur selten möglich. Sehr gute Literatur zur Thematik ist hier: Die Belemniten des süddeutschen Jura von Rudolf Schlegelmilch aus dem Gustav Fischer Verlag. Frag einfach mal bei Frank an. Könnte mir aber vorstellen, dass das Buch vergriffen ist...
Wenn man sich mal wieder (absehbar) auf einer Börse/Sammlertreffen sieht kann ich mein Exemplar gerne mal mitbringen. Dann könnte man sich mal gemeinsam an deinen Stücken versuchen.

Gruß

Ingo

Offline speul

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Re: "Riesbelemniten"
« Antwort #4 am: Februar 27, 2011, 17:08:35 Nachmittag »
ich will mal dieses zugegebener maßen sehr alte Thema wieder aufgreifen,
warum?
nun, ich habe endlich jemanden gefunden, der mit bestimmten Exemplaren dienen konnte:
Bei den beiden Bildern handelt es sich um Rostrenfragmente von Hastites sp.
Stbr. Bschor, Ronheim aus Allochthon-Scholle, Mittleres Unterjura   Oberes Pliensbach
http://www.richter-fossilien-reisen.de/home2004.htm
 siehe unter Reisen, dann Nördlinger Ries-Reise 2011 und dann runterscrollen
Grüße
speul
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Suevit

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Re: "Riesbelemniten"
« Antwort #5 am: Februar 27, 2011, 22:23:16 Nachmittag »
Hallo,

Speul bringt es eigentlich auf den Punkt: Mit stratigrafisch zugeordnetem Material geht die Bestimmung - zumindest auf Gattungsebene - recht gut, das sieht man, wenn man die Schichtangaben zu zwei jüngsten Stücken berücksichtigt. Schlicht, weil man viele ähnliche Formen, die aber nur in anderen stratigrafischen Niveaus vorkommen, ausklammern kann. Ansonsten hat man die Qual der Wahl, und wenn man dann nur kurze Segmente vorliegen hat, passen die oft auf zahlreiche Gattungen und noch mehr Arten. Die Bestimmung auf Artebene erfordert meist spezifische Betrachtungen von Features wie Alveolarwinkel (hierzu ist ein Längsschnitt oder Längsbruch nötig!), Spitzenform, Länge und Ausprägung der Rostrumfurchen... Diese Merkmale können Riesbelemniten per se meist nicht hinreichend bieten, weil durch die Zerstückelung genaue Proportions- und Messwerte nicht zu ermitteln sind.

Anbei mal zwei Matrixstücke mit Riesbelemniten in situ; die oolithische Tonmatrix zeichnet sie als dem Untercallovium zugehörig aus, die Massenansammlung ist typisch für ein weit verbreitetes "Belemnitenschlachtfeld" in diesem Abschnitt des Calloviums, das andernorts aufgrund von Ammonitenfunden der Subzone des Proplanulites koenigi zugeordnet werden kann. Für die keulenförmigen Rostren aus dieser Zeit verbleiben dann nur noch die Gattungen Hibolithes und evtl. Belemnopsis.
(Größe der Handstücke: 9x10 und 23x15 cm)

Auf dem Einzelbild: Verschiedene Arten von Hibolithes, unbestimmt. (Größtes Exemplar: 4,8 cm).

@Speul: Zu den abgebildeten Fragmenten kann man leider wenig sagen, dazu müssten die Stücke dorsal, ventral, lateral und im Querschnitt abgelichtet sein. Mit dem Megateuthis magst Du aufgrund der Größe richtig liegen. Bilder 1 und 2 sind mit Sicherheit keine Brevibelus (= Brachybelus). Beim mittleren Exemplar in Bild 1 denke ich an Belemnopsis depressa (QUENSTEDT 1848). Falls Du weitere Funde an derselben Stelle gemacht hast, könntest Du weitere Belemnitenbestimmungen unter der Hypothese, dass sie alle in etwa aus dem gleichen Abschnitt des Jura - um das Callovium herum - stammen, durchführen.

Gruß,
Rainer

Offline Buchit

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Re: "Riesbelemniten"
« Antwort #6 am: Februar 27, 2011, 22:37:30 Nachmittag »
Hallo Suevit,

zu diesen Stücken kann ich einfach nur sagen: "WOW!" :nd: Ich war zwar schon öfter mal im Ries unterwegs, aber bisher war mir das Glück mit den Riesbelemniten nicht hold. Und dann gleich ganze Schlachtfelder! :eek:

Gruß, Holger

Offline Thin Section

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Re: "Riesbelemniten"
« Antwort #7 am: Februar 27, 2011, 23:50:54 Nachmittag »
Späten guten Abend Miteinander,

Hier meine bescheidenen Belegstücke: Riesbelemnite, die ich bei einer Ries/Steinheim Exkursion im Rahmen der Projekttage unseres Gymnasiums im Jahre 1990 fand.

Bernd  :hut:
(247553) Berndpauli = 2002 RV234

Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, dass die Dummen todsicher und die Intelligenten voller Zweifel sind. (Bertrand Russell, britischer Philosoph und Mathematiker).

Suevit

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Re: "Riesbelemniten"
« Antwort #8 am: Februar 28, 2011, 00:39:02 Vormittag »
Hallo Holger,

ich hatte einfach Glück. Die Calloviumscholle war auf mehreren hundert Quadratmetern aufgeschlossen und der unzermatschte Kern frisch angerissen, aus dem sich dann Handstücke bergen ließen. Nach außen ging das ganze dann in eine chaotisch verwickelte Masse über. Nachdem das Zeug offensichtlich schon seit Jahren so dalag, konnte man die Riesbelemniten (und Fossilien aus den überlagernden Riesseesedimenten wie die Landschnecke Cepaea und sogar Schildkrötenknochen) an der Oberfläche reichlich finden, denn an vielen Stellen waren die Fossilien in größeren Anhäufungen zusammengespült... Mein Prof an der Uni pflegte bei solchen Gelegenheiten zu sagen: "Das Auge des Geologen ruht mit Wohlgefallen darauf."  :wow:

Als Krönung hätte ich nun gerne noch einen ordentlich zerscheibelten Riesbelemniten auf Weißjurakalk-Matrix... Aber der findet sich hoffentlich auch noch eines Tages  :smile:

Übrigens, fixiert euch nicht nur auf Belemniten, sondern auch auf sonstige Fossilien im Ries: Es gibt auch geschockte Seeigel, Ammoniten, Seelilienstiele, Schwämme, sogar Konkretionen in Scheiben. Vieles davon kommt freilich unter Eurostückgröße daher und will im Schweiße des Angesichts buchstäblich mit den Knien auf dem Boden "erkrochen" werden.

@Bernd: Sind die nun aus dem Ries oder aus Steinheim? In Steinheim sind sie ja noch schwerer zu finden!

Gruß,
Rainer

fossi47

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Re: "Riesbelemniten"
« Antwort #9 am: Februar 28, 2011, 07:06:54 Vormittag »
Hallo Rainer,
 Belemniten,ganze Exemplare in solch extremer "Salamioptik" hab ich auch noch nicht gesehen. (Bild 3 Mitte)  :wow:
Gruß Günter

Offline Thin Section

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Re: "Riesbelemniten"
« Antwort #10 am: Februar 28, 2011, 11:05:33 Vormittag »
Bernd: Sind die nun aus dem Ries oder aus Steinheim? In Steinheim sind sie ja noch schwerer zu finden!

Ist einfach zu lange her und ich suchte gestern noch verzweifelt nach den Unterlagen. Sollte ich diese finden, gebe ich natürlich Bescheid. Mein Augenmerk als "Meteoritler" galt natürlich primär dem "meteoritischen Aspekt" der Exkursion (Suevite, Strahlenkalke bzw. Shattercones, Bunte Brekzie, Roter Suevit, "Flädle" von den Äckern beim Heerhof, etc.) Anbei ein s-w Bild, das mich dabei zeigt, wie ich damals meinen Schülern die Prozesse erklärte, die zur Bildung des Steinheimer Beckens führten.

Bernd  :hut:
(247553) Berndpauli = 2002 RV234

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Suevit

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Re: "Riesbelemniten"
« Antwort #11 am: Oktober 18, 2013, 16:19:20 Nachmittag »
Hallo,

irgendwie hat dieser Thread schon mächtig Spinnweben angesetzt... An anderer Stelle im Forum wurden ja noch ein paar sehr schöne geschockte Belemniten gezeigt. Sicherlich mögen sich viele denken "immer diese ewigen Ries-Belemniten", aber ich finde die Teile echt spannend, da sie in sehr vielfältigen Formen daherkommen und das Ausmaß der Gefügezerstörung mitunter doch überraschend ist.

In diesem Sinne lade ich hier mal wieder ein paar Exemplare aus den Funden der letzten 18 Monate oder so ab und hoffe, dass sich dabei der Eine oder Andere animiert fühlt, auch etwas zu zeigen.

1: Hibolithes semihastatus rotundus (beim linken Exemplar sicher, beim rechten wahrscheinlich)
2: Megateuthis sp.
4: Hibolithes sp.
3, 5: unbestimmt

Gruß,
Rainer

Offline lithoraptor

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Re: "Riesbelemniten"
« Antwort #12 am: Oktober 18, 2013, 16:46:55 Nachmittag »
Da fällt mir nur eines zu ein: :lechz:

Gruß

Ingo

Offline Andreas Gren

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Re: "Riesbelemniten"
« Antwort #13 am: Oktober 18, 2013, 20:37:20 Nachmittag »
Hallo Rainer,

Super Stücke !!! auch beachtliche Längen für geschockte aus dem Ries.

Fühle mich animirt diese Stufe zu zeigen, seit zwei Tagen in meiner Vitrine.

super präpariert vom Chief impactor.
belemnite im ton, stabilisiert + micro gestrahlt,  donauwörth stadteil berg 2004

Gruß
Andi
"Without deviation from the norm, progress is not possible."
- Frank Zappa -

Suevit

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Re: "Riesbelemniten"
« Antwort #14 am: Oktober 18, 2013, 21:01:49 Nachmittag »
Hallo Andi,

ahhhh, wunderbar! Sowas sieht man selten!
Und Respekt für den Chief Impactor, der Ton sieht ja völlig fragmentiert aus - reife Leistung, den zu festigen und zu präparieren.

Kommt das Stück aus dem Callovium?

Gruß,
Rainer

 

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